Christa Jansohn gibt einen Sammelband zum Symposium „Shakespeare unter den Deutschen“ der Mainzer Akademie heraus
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseShakespeare, der englische Nationaldichter, galt den gebildeten Deutschen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neben Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller als ein deutscher Klassiker. Die Argumentation nahm dabei teilweise groteske Züge an. Shakespeare sei zwar in England geboren, hieß es damals, in Deutschland sei er aber wiedergeboren worden. Diese Wiedergeburt ermöglichte vor allem die bis heute sprachmächtigste Übersetzung seiner Werke, die von August Wilhelm Schlegel und seinen Mitherausgebern Ludwig Tieck, dessen Tochter Dorothea Tieck und Wolf Heinrich Graf von Baudissin stammt. Die Schlegel-Tiecksche Übertragung, die erste Versübersetzung Shakespeares in deutscher Sprache, verlieh dem englischen Nationaldichter den Status eines Klassikers der deutschen Literatur und machte ihn zum bis heute populärsten Bühnenautor der Deutschen. Diese Entwicklung lässt sich auch daran ablesen, dass 1864, zum 300. Geburtstag des Dichters, in Weimar eine Deutsche Shakespeare-Gesellschaft gegründet wurde, die den Dramatiker aus der Fremde endgültig zum deutschen Klassiker machte und den Kult seiner nationalen Verehrung institutionalisierte.
Zu Shakespeares 450. Geburtstag im Jahr 2014 veranstaltete nun die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur ein Symposium unter dem Titel „Shakespeare unter den Deutschen“ und widmete sich dabei der deutschen Rezeption von Shakespeares Dichtung und Dramatik sowie seiner Wirkung auf Literatur, Sprache und Musik. Die 18 Beiträge des Bandes behandeln Shakespeare als ein deutsches Phänomen und illustrieren zugleich die Intention der Mainzer Akademie, die fächerübergreifende Zusammenarbeit von Akademiemitgliedern und Nachwuchswissenschaftlern/innen aus dem In- und Ausland zu fördern. Als schöne Zugabe ist dem Buch die CD-ROM „Shakespeare by Numbers“ beigefügt, die eine Ausstellung zu Shakespeares Sonetten dokumentiert, welche das Mainzer LyrikLabor anlässlich der Tagung zusammengestellt hatte.
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