Zwei Samse sind eines zu viel

Paul Maar blickt in einem neuen Sams-Abenteuer 30 Jahre in der Geschichte zurück

Von Hannelore PiehlerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Hannelore Piehler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ein Sams allein kann bekanntlich schon für ziemliche Turbulenzen sorgen – wie soll das dann erst bei zweien aussehen? Zwei Samse sind eines zu viel, oder nicht? So kann jedenfalls bereits der Titel „Ein Sams zu viel“ als programmatisch gedeutet werden für das aktuelle Abenteuer um das rothaarige Wesen im Taucheranzug, das Kinderbuch-Autor Paul Maar nun vorgelegt hat. Ganz neu ist die Sams-Verdoppelung dabei nicht: Ursprünglich zusammen mit Christian Schidlowsky als Theaterstück konzipiert und 2011 unter dessen Regie im Fränkischen Theater Schloss Maßbach uraufgeführt, hat Maar aus der Geschichte nun ein Vorlesebuch extra für jüngere Kinder (ab fünf Jahren) gemacht.

Es ist eine über 40-jährige Erfolgsgeschichte, die das rotzfreche, reimende Sams bereits hinter sich hat. 1973 erschien mit „Eine Woche voller Samstage“ das erste Sams-Abenteuer, in der das kleine vorlaute Wesen mit Rüsselnase und blauen (Wunsch-)Punkten im Gesicht ausgerechnet den schüchternen Herrn Taschenbier zu seinem Papa erklärte und prompt permanent in Schwierigkeiten brachte. Mittlerweile ist Herr Taschenbier nach sieben Sams-Bänden bereits Großvater und das Sams selbst hat längst Theater- und Musicalbühnen sowie Kinoleinwände erobert. Drei Filme haben seit 2001 dafür gesorgt, dass das lustige Sams auch jungen Nichtlesern ein fester Begriff ist.

Nun blickt der mittlerweile 78-jährige Autor Paul Maar in „Ein Sams zu viel“ gleich 30 Jahre zurück in die Zeit, als Herr Taschenbier noch jung war und als Mieter bei Frau Rotkohl wohnte. Erst kürzlich, bei der Feier zu ihrem 60. Geburtstag, hat diese Herrn Taschenbier die offizielle Erlaubnis zur Veröffentlichung der alten Geschichte gegeben, die ihr immer recht peinlich war, erzählt Maar. „Ach, warum soll die Geschichte ewig geheimbleiben!“, meinte Frau Rotkohl. „Muss das sein? Nein, muss es nicht. Der Autor Maar darf sie gern erzählen, wenn er das will“. Und so erfährt die junge Leserschaft also endlich, dass das Sams damals auch nach dem vermeintlich letzten Wunsch von Herrn Taschenbier, der dafür sorgte, dass das Sams bei ihm bleiben konnte, doch noch einen allerallerletzten geheimen Wunschpunkt hinter dem rechten Ohr hatte. Dieses „Geburtstagsgeschenk“ für Papa Taschenbier sorgte dann jedoch für einige Verwicklungen, wünschte sich dieser doch (ohne es gleich zu merken) in einem Streit mit Frau Rotkohl, dass diese auch mal ein Sams haben sollte. Dann würde sie nämlich schon sehen, dass es nicht immer einfach sei mit einem Sams.

Gewünscht – getan. Zu ihrer großen Überraschung findet Frau Rotkohl unter dem Wohnzimmertisch ein zweites Sams, das, wie sich herausstellt, allerdings nur äußerliche Ähnlichkeiten mit dem Taschenbier-Sams hat. Denn während dieses frech und respektlos das perfekte Pendant zum schüchternen Taschenbier darstellt, ist auch das zweite Sams genau das Gegenteil der resoluten, direkten Frau Rotkohl. Sprich, das neue Sams ist ganz furchterregend brav, isst statt Würstchen nur Salat und will auch sonst so gar keinen Unsinn anstellen. Eigentlich also alles halb so schlimm, sollte man meinen – wenn da nicht die wachsende Eifersucht des Taschenbier-Sams wäre, die es zu allerlei Dummheiten anstachelt.

Mit „Ein Sams zu viel“ ist Paul Maar wieder ein ganz wunderbare Sams-Geschichte gelungen, die das ursprüngliche Figurenensemble gekonnt versammelt und ausschmückt. Am Ende erfährt man nicht nur, welch unerwartete Wünsche Frau Rotkohl sich von ihrem Sams erfüllen lässt, oder was Herrn Mon so an seiner zukünftigen Ehefrau besonders gefallen hat, sondern lernt auch die wichtige Sams-Regel 237 kennen, die selbst dem Taschenbier-Sams unbekannt gewesen ist, und ohne welche die Verwicklungen wohl kaum ein Ende gehabt hätten.

Titelbild

Paul Maar: Ein Sams zu viel.
Oetinger Verlag, Hamburg 2015.
144 Seiten, 12,99 EUR.
ISBN-13: 9783789142987

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