Was darf die Satire?

Kurt Tucholsky, Jan Böhmermann und die Folgen

Von Stefan NeuhausRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefan Neuhaus

Ja, die Bösen und Beschränkten
sind die Meisten und die Stärkern.
Aber spiel nicht den Gekränkten.
Bleib am Leben, sie zu ärgern!
Erich Kästner[1]

1. Was ist Satire?

Wenn sich Texte, wie es bei Satiren der Fall ist, auf zeitgeschichtliche Realitäten beziehen, dann handelt es sich nach Meinung der Kritiker um zweckgerichtete Texte, also um Gebrauchstexte, die in ihrer Zeit verhaftet sind, und demnach nicht um Kunst. Das ist ein populärer Irrtum, denn Satiren gehören zur Literatur und für Literatur gelten eigene Gesetze. Bereits Friedrich Schiller hat erklärt: „In der Satire wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität gegenübergestellt.“[2] Die beobachtbare Realität wird an einem Ideal gemessen und dieses Ideal drückt sich in der Negation, in der ironischen Überzeichnung des Gegenteils aus.

Von 1919 stammt die wohl berühmteste Definition der Satire, ihr Urheber ist Kurt Tucholsky. Was darf die Satire? ist sein Artikel überschrieben. „Satire ist eine durchaus positive Sache“,[3] stellt er fest und erläutert:

Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an. Die Satire eines charaktervollen Künstlers, der um des Guten willen kämpft, verdient also nicht diese bürgerliche Nichtachtung und das empörte Fauchen, mit dem hierzulande diese Kunst abgetan wird. Vor allem macht der Deutsche einen Fehler: er verwechselt das Dargestellte mit dem Darstellenden. Wenn ich die Folgen der Trunksucht aufzeigen will, also dieses Laster bekämpfe, dann kann ich das nicht mit frommen Bibelsprüchen, sondern ich werde es am wirksamsten durch die packende Darstellung eines Mannes tun, der hoffnungslos betrunken ist. […] Der Einfluß Krähwinkels hat die deutsche Satire in ihren so dürftigen Grenzen gehalten. Große Themen scheiden nahezu völlig aus. […] Übertreibt die Satire? Die Satire muß übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird […].[4]

Tucholsky rät den Deutschen, nicht immer gleich beleidigt zu sein. Die Empfindlichkeit gegen Kritik ist für ihn nichts als „Dünkel“, der „zum Größenwahn“ wird:

Der deutsche Satiriker tanzt zwischen Berufsständen, Klassen, Konfessionen und Lokaleinrichtungen einen ständigen Eiertanz. Das ist gewiß recht graziös, aber auf die Dauer etwas ermüdend. Die echte Satire ist blutreinigend: und wer gesundes Blut hat, der hat auch einen reinen Teint. Was darf die Satire? Alles.[5]

Satire hat also keine kathartische, sondern eine psychische und soziale Funktion.

Zur Satire kann auch eine Definition von Satire werden, wie wir bei Tucholsky nachlesen können. 1932 fügt er seiner berühmten Definition einen Nachsatz hinzu:

Satire hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine Grenze nach unten. In Deutschland etwa der herrschenden faschistischen Mächte. Es lohnt nicht – so tief kann man nicht schießen.[6]

Natürlich ist auch dies nicht ernst, sondern ironisch gemeint und als satirische Kritik zu lesen, die den Nationalsozialismus als nicht einmal für Satiren geeignet ansieht und ihn gleichzeitig zum Gegenpol sinnstiftender, friedlicher Religionen erklärt.

Zum Übertreibungsgestus der Satire gehört bereits seit Kurt Tucholsky, dass sie, mit einem juristischen Begriff gesagt, Personen der Zeitgeschichte der Lächerlichkeit preisgibt, lustvoll und ohne Rücksicht auf Tabus. Wichtig ist festzuhalten: Die Herabsetzung bezieht sich nicht auf die Person, sondern auf das, wofür sie steht. Die reale Person wird zur literarischen Figur, zur Repräsentantin des ‚Schlechten‘. Zugleich wird die Herabsetzung mindestens doppelt als Literatur, also als Kunst markiert, denn die Satire wird sichtbar durch den Tabubruch einerseits und die Komik, mit der dieser Tabubruch geschieht, andererseits. Allerdings kann man Satire nur dann verstehen, wenn man in der Lage ist, die Rahmungen, die die Satire als Satire markieren, zu erkennen und die Komik des Tabubruchs wahrzunehmen.

Wer diese beiden basalen Zuordnungsvoraussetzungen nicht kennt, kann Satire nicht ‚lesen‘ und wird gegen sie opponieren – dies ist allerdings eine gewollte Provokation. Denn die Satire wird, insbesondere als politische Satire, immer auch getragen von der aufklärerischen und postaufklärerischen Absicht, zur Freiheit erziehen zu wollen.

2. Satire im politischen Kabarett

Die im Vergleich zu Frankreich stärkere Politisierung des deutschsprachigen Kabaretts ist den damaligen politischen Verhältnissen geschuldet. Das neoabsolutistische zweite deutsche Kaiserreich blockierte im europäischen Vergleich längst überfällige Demokratisierungsprozesse, außerdem nahmen offizielle Stellen nach wie vor großen Einfluss auf Kunst und Literatur, die möglichst systemkonform und politisch affirmativ zu sein hatte, um größere Erfolge zu erzielen. Die Geschichte des deutschen Kabaretts beginnt also nicht zufällig um die Jahrhundertwende. 1901 wurde das erste deutsche Kabarett von Ernst von Wolzogen in Berlin gegründet, das „Überbrettl“, und nur wenige Monate später hatte das Münchner Kabarett „Die elf Scharfrichter“ Premiere,[7] in dem beispielsweise Frank Wedekind auftrat, der zuvor für ein satirisches Gedicht auf Kaiser Wilhelm II., das ihm als Majestätsbeleidigung ausgelegt wurde, ein halbes Jahr Freiheitsstrafe verbüßen musste. „Frank Wedekind stellte als erster ‚Liedermacher‘ des deutschen Kabaretts in seiner Person die Einheit von Dichter und Interpret her.“[8] Für die Zeit der Weimarer Republik ist beispielsweise das von Werner Finck mit begründete Berliner Kabarett „Die Katakombe“ zu nennen, in dem auch Texte von Erich Kästner auf die Bühne kamen.

Friedrich Luft sieht die Qualität von Fincks Kabarett durch dessen widerständige Haltung in der NS-Zeit beglaubigt, denn Finck wurde immer wieder verhörte und interniert: „Nie habe ich einen Menschen so guter Dinge in so mieser Lage gesehen. Seitdem verehre ich ihn.“[9] Luft ergänzt: „Er hat Zeit seines Lebens darunter gelitten, daß im Deutschen die Wörter ‚Humorist‘, ‚Komiker‘ oder gar ‚Kabarettist‘ herabmindernd wirken […].“[10] Und weiter: „In jedem anderen Lande – in einem angelsächsischen gewiß – hätte man Finck längst in den Parnaß eingebracht, hätte ihn in den Schulbüchern gedruckt, ihn mit Adelstiteln oder Orden versehen.“[11] In Deutschland ist der bedeutende Satiriker heute so gut wie vergessen.

Charakteristisch für die Textsammlung Fincks wie für das Kabarett insgesamt ist die Mischung aus verschiedenen Gattungen oder Textsorten, von der kurzen Erlebnisschilderung über das Minidrama bis zum Gedicht. Die sie verbindenden Elemente sind das Experimentieren mit der Form und das gesellschaftskritisch Komische, etwa in folgender Anekdote, die sich in Fincks Auführungen über das Kaberett „Die Katatombe“ findet: „Ein paar Jahre später warf mir ein erwachter Deutscher ein provozierendes ‚Judenjunge!‘ zwischen zwei Pointen. Meine Antwort: ‚Da irren Sie aber sehr, ich sehe nur so intelligent aus!“[12]

Finck sucht die politische Pointe, das können solche verblüffenden, auf scheinbaren Missverständnissen beruhenden Bemerkungen sein, die das Gegenüber als rassistisch entlarven. Häufig finden sich Wortspiele, die ein hohes Sprachbewusstsein voraussetzen. Finck zeigt auch die für Satiriker konstitutive Selbstironie:[13] „Wir Kabarettisten machten in der Weimarer Republik keine Ausnahme: auch wir unterschätzten Hitler: ‚Ein Verrückter!‘ (Als ob das was ausmacht in der Politik!)“[14] Dabei hat Finck mit den Mitteln des Kabaretts versucht, seine Zuschauer über die ‚Verrücktheiten‘ des NS-Regimes aufzuklären, dies zeigt etwa Das Fragment vom Schneider. Die Anprobe eines neuen Anzugs endet wie folgt: „Schneider: Und jetzt bitte den rechten Arm hoch – mit geschlossener Faust… 18/19. Und jetzt mit ausgestreckter Hand… 33… Ja, warum nehmen Sie denn den Arm nicht herunter? Kunde: Aufgehobene Rechte…“[15] Die persönlichen Folgen seiner satirischen Tätigkeit hat er mit dem für ihn typischen lakonischen Humor ebenfalls geschildert:

Wirklich verlegen – und überaus höflich – bedauerten sie, mich verhaften zu müssen. Dann begleiteten sie mich ins gegenüberliegende Gefängnis. Bei meinem Eintritt sprang ein baumlanger SS-Mann auf mich zu und fragte: ‚Haben Sie Waffen?‘ ‚Wieso?‘ fragte ich. ‚Braucht man hier welche?‘[16]

In der Nachkriegszeit wurde, mit der 1956 in München gegründeten „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“, das politische Kabarett zu einer deutlich wahrnehmbaren Stimme in der überregionalen Öffentlichkeit, dazu trug auch die Entwicklung der Massenmedien – Hörfunk und Fernsehen – maßgeblich bei. Sowohl die zahlreichen Tourneen als auch die starke audiovisuelle Präsenz ließ die ‚Münchner Lach und Schieß‘ „zum meistgesehenen und meistgehörten Kabarett im deutschen Sprachraum“ werden.[17] Ihr Mitglied Dieter Hildebrandt, der bereits in der „kleinen Freiheit“ als Platzanweiser gearbeitet hatte, wurde später mit seiner Kabarett-Sendung „Scheibenwischer“ (1980-2003) in der ARD zu einer bundesrepublikanischen Institution. Legendär ist eine Folge – mit ihren Folgen – aus dem Jahr 1986:

Dieter Hildebrandt live am Abend des 22. Mai 1986 im „Scheibenwischer“. Ein paar Stunden zuvor noch hatte Helmut Oeller, der Fernsehdirektor des Bayerischen Rundfunks, die Kollegen der anderen ARD-Sender vergeblich dazu aufgefordert, die Satiresendung ebenfalls abzusetzen. Er kritisierte unter anderem die nach seinen Worten „makabre und degoutante“ Art, die knapp einen Monat alte Tschernobyl-Katastrophe zu thematisieren. […] Mehrfach schon hatte Oeller versucht, Hildebrandt aus dem Programm zu verbannen. Als die Deutsche Presseagentur den bayerischen Ausstieg kurz vor der Sendung meldet, wird eine fast beispiellose Lawine in der deutschen TV-Geschichte losgetreten. Tausende von verhinderten bayerischen „Scheibenwischer“-Fans versuchen, sich telefonisch zu beschweren. Andere fahren sogar beim Münchner Sender vor und bewerfen die Pförtnerloge mit Eiern. Kabarett-Kollegen solidarisieren sich mit Hildebrandt und kündigen ihre Mitarbeit beim Bayerischen Rundfunk auf. Und das Münchner Boulevardblatt „tz“ fragt seine Leser: „Was ist der Unterschied zwischen der DDR und dem Freistaat Bayern? – In der DDR konnte man am Donnerstagabend Dieter Hildebrandts ‚Scheibenwischer‘ sehen!“ An den folgenden Tagen werden Videokopien in den Freistaat geschmuggelt und „Scheibenwischer“-TV-Abende in Kneipen organisiert. Die Münchner „Abendzeitung“ druckt ganze Text-Passagen wie die vom strahlenverseuchten Großvater. Lisa Fitz persifliert darin behördliche Empfehlungen zum Reaktorunfall, bei Regen wegen radioaktiver Niederschläge die Häuser nicht zu verlassen. „Wir befürchten jetzt eben, dass der Großvater schon ordentlich was abgekriegt hat von der Radioaktivität. Und wie gesagt, gestern ist er 91 geworden, da muss man ja auch jeden Tag mit dem Schlimmsten rechnen. Und deswegen, ich meine, den kann man ja nicht so einfach begraben, am Ende verstrahlt der noch den ganzen Friedhof. Und jetzt wollt ich halt wissen: Müssen wir unseren Großvater jetzt endlagern?“[18]

Dieter Hildebrandt hat zeitlebens versucht, durch politisches Kabarett in den gesellschaftlichen Diskurs einzugreifen. Hildebrandt hat dabei auf Werner Finck als sein großes Vorbild verwiesen:

Die Vorstellung, dass Finck im Jahr 1934 – also ein Jahr nach der Machtübernahme Adolf Hitlers – vor einem ängstlichen Publikum, das genau wusste, wie viele SA-Leute im Parkett der „Katakombe“ saßen, frech und unbekümmert erklärte, dass sein erhobener rechter Arm nichts anderes zu bedeuten hätte als: „aufgehobene Rechte“, machte mir deutlich, dass wir kleinen Nachkriegsnarren so viel wie nichts riskierten.[19]

Allerdings hat Hildebrandt immer so viel wie möglich riskiert, um seinem Vorbild nachzueifern. Die von Finck und auch von Hildebrandt vertretenen und gegen alle Widerstände verteidigten Werte sind erkennbar der Aufklärung verpflichtet. Finck etwa hat den für ihn zentralen Wert der ‚Freiheit‘ nicht nur immer wieder angemahnt, sondern ebenso häufig und trotz wechselnder Systeme auch stets darauf hingewiesen, dass er diesen Wert in Deutschland unterrepräsentiert sieht:

Das deutsche Volk hat nie viel mit seiner Freiheit anzufangen gewußt. In diesem Sinne zählen wir zu den unterentwickelten Ländern. Wir sind gelernte Untertanen, seit Jahrhunderten. Es gab natürlich stets auch Obertanen, nicht wahr, aber immer Tanen. Das liegt uns im Blut.[20]

Wie stets verwendet Finck Begriffe, die er umcodiert, so wird ‚Blut‘ nicht zum Merkmal eines auserwählten, sondern eines unterentwickelten ‚Volkes‘.

3. Satire und Zensur als ‚Waffen‘ des kritischen Intellektuellen

Die Geschichte von staatlichen Zensurmaßnahmen gegen Satire und ihre Urheber wäre noch zu schreiben. Auf das Beispiel Frank Wedekind und seine Haftstrafe wurde bereits hingewiesen. Gegen die Zeitschrift Die Weltbühne und ihren Herausgeber, den späteren, an den Folgen einer Haft im Konzentrationslager gestorbenen Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, wurde am 1. Juli 1932 in Berlin ein Prozess eröffnet, weil Kurt Tucholsky in einem Text für die Zeitschrift den Satz geschrieben hatte: „Soldaten sind Mörder“. Der Prozess endete mit einem Freispruch.[21]

Der für Jan Böhmermann nun in Stellung gebrachte § 103 StGB spielt eine unrühmliche Rolle in der deutschen Geschichte, dem wäre allerdings genauer nachzugehen. Ein Beispiel:

Während seines Aufenthaltes in Amsterdam wurde [Heinz] Liepman[n] [1905-1966, ein deutscher Schriftsteller jüdischer Abstammung, dessen Bücher 1933 verbrannt worden waren und der aus KZ-Haft flüchten konnte] am 12. Februar 1934 aufgrund eines auf Paul von Hindenburg und den Osthilfeskandal bezogenen Satzes in seinem Roman Das Vaterland wegen „Beleidigung des Staatsoberhauptes eines befreundeten Staates“ verhaftet und am 21. Februar 1934 zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Internationale Proteste verhinderten die Auslieferung nach Deutschland. Liepman[n] wurde nach Belgien abgeschoben und reiste weiter nach Paris.[22]

Satire-Zeitschriften gibt es seit dem 19. Jahrhundert und schon immer hatten sie Probleme mit der Zensur. Große Beachtung in der Bundesrepublik fanden die von 1962 bis 1982 erscheinende Satirezeitschrift Pardon und die von einigen ihrer Mitarbeiter initiierte Nachfolge-Satirezeitschrift Titanic, die es seit 1979 gibt. Immer wieder kam es zu Skandalen und scharfer Kritik durch jene, die von den Blättern angegriffen und bloßgestellt wurden. Wenn es um die juristische Wirkung geht, muss man Titanic bescheinigen, durchschlagenden Erfolg gehabt zu haben:

Fast 40 juristische Verfahren wurden seit 1979 angestrengt, mehr als 10 Prozent der Auflage ist mittlerweile [2001] mit einem Bann belegt, von rund 260 Ausgaben dürfen 28 nicht mehr ausgeliefert oder verbreitet werden – das macht Titanic, wie es ihr Zensurex­perte Christian Y. Schmidt ausdrückt, zur ‚verbotensten Zeitschrift Deutschlands’.[23]

Die Geschichte der Zensur und der gegen sie arbeitenden Satire (oder umgekehrt) weist auf ein Oppositionsverhältnis, das durch die Unterschiede der Diskurse über Kunst und Politik begründet werden kann. Nicht zufällig entwickelte sich das politische Kabarett in der Zeit nach der sogenannten Dreyfus-Affäre in Frankreich, in die der Schriftsteller Émile Zola 1898 mit einem offenen Brief öffentlichkeitswirksam eingegriffen hatte.

Das politische Kabarett und auch Jan Böhmermann steht in der Nachfolge und Tradition des von Pierre Bourdieu so genannten ‚kritischen Intellektuellen‘,[24] der von der Sphäre der Kunst in die Sphäre der Politik eingreift und dadurch seine Legitimation erhält. Er ist frei von den Beziehungen und Bezügen in der Politik, seine Zugehörigkeit zum Feld der Kunst sichert ihm eine relative Unabhängigkeit, die in der Öffentlichkeit als Legitimation dafür gilt, sich nicht an die geltenden Regeln halten zu müssen, die als problematisch gelten könnten. Es ist seine Aufgabe, diese Regeln und ihre Anwendung kritisch zu durchleuchten. Auf diese Weise testen die kritischen Intellektuellen immer wieder die Grenzen der Meinungsfreiheit und damit auch der Freiheit des Subjekts innerhalb des politischen Diskurses.

Der Erfolg Böhmermanns bei einem Publikum, das politische Satire im Fernsehen und vor Zuschauern goutiert, bedeutet zwar nicht, dass man ihm eine überzeitliche Bedeutung zusprechen und ihn als Nachfolger Fincks oder Hildebrandts kanonisieren sollte; andererseits sollte man ihm die potentielle Kanonisierbarkeit nicht gleich absprechen. Auch alle anderen Kabarettisten, die vergleichbares Aufsehen erregten, waren umstritten. Insofern ist Peter Kümmels Kommentar in der Zeit ebenso bemerkenswert, weil er Böhmermann in die Tradition Fincks stellt, wie anzweifelbar:

Finck starb 1978. Er konnte nicht ahnen, welche große Zukunft seine Kunst einmal haben würde. Als jetzt, nach Merkels Tadel, die türkische Regierung den Medienclown Böhmermann ins Visier nahm und von der deutschen Regierung dessen strafrechtliche Verfolgung forderte, dachte man sich: Einem Finck wäre das nie passiert.[25]

Kümmel übersieht, dass Finck durchaus mehr „passiert“ ist; er war sogar im Konzentrationslager, wenn auch nicht für lange. Und ob Böhmermann überhaupt strafrechtlich belangt werden kann, wird die Zukunft zeigen.

Aber was ist überhaupt „passiert“?

4. Der ‚Fall‘ Jan Böhmermann

Auslöser der seither so genannten ‚Böhmermann-Affäre‘ war ein Beitrag in Jan Böhmermanns Satire-Sendung Neo Magazin Royale am 31. März 2016 im Sender ZDF neo. Böhmermann verlas, im Dialog mit seinem Partner Ralf Kabelka, ein Gedicht mit dem Titel Schmähkritik, das den türkischen Ministerpräsidenten Erdoğan adressierte und ihm verschiedenste gewalttätige und sexuelle Praktiken zuschrieb. In seiner Moderation nahm Böhmermann ausdrücklich Bezug auf den satirischen Song Erdowie, Erdowo, Erdowan aus der NDR-Sendung Extra 3 vom 17. März, der die Einbestellung des deutschen Botschafters in der Türkei zur Folge gehabt hatte. Die Sendung Böhmermanns schlug deutlich höhere Wellen: Die türkische Regierung richtete eine sogenannte Verbalnote an das Auswärtige Amt, in der sie die Strafverfolgung des Satirikers Jan Böhmermann wegen der Beleidigung eines ausländischen Staatsoberhauptes nach § 103 des Strafgesetzbuches forderte, ein solches Verfahren kann nur mit Zustimmung der Bundesregierung eröffnet werden. Außerdem stellte der türkische Präsident persönlich Strafantrag wegen Beleidigung. Das ZDF löschte den Beitrag aus seiner Mediathek und erwirkte zudem die Löschung in anderen Datenbanken wie YouTube, der Sender stellte sich aber grundsätzlich hinter seinen Moderator.

Vor einer kurzen Chronologie der Ereignisse mit ausgewählte Rezeptionsdokumenten sei auf einen Punkt hingewiesen, der auch immer wieder in Kommentaren auftaucht und aus der Sicht eines Literaturwissenschaftlers zentral zu sein scheint. Der Text, um den es geht, ist mehrfach gerahmt und als Satire ausgezeichnet:

Der Text wird in einer Satire-Sendung präsentiert, die auf einem späten Sendeplatz läuft und ein relativ kleines Publikum hat, das sich für Satire interessiert. Die Sendung ist dafür bekannt, dass sie vergleichsweise extreme Satire produziert.Die Präsentation des Texts wird mehrfach satirisch gerahmt, verbal durch die konjunktivische Rede – man führe das vor, was verboten sei, um den Unterschied zwischen dem, was erlaubt und was verboten ist, offen zu legen. Der Dialog Böhmermann-Kabelka macht den satirischen Charakter dieser Rahmung noch einmal besonders deutlich. Visuell und akustisch erfolgt ebenfalls eine Rahmung, durch die türkische Flagge im Hintergrund und die verwendete Musik, eine „türkisch angehauchte Version von ‘nem Nena-Song“ (00:02:00). Außerdem bestätigt das Lachen des Publikums, dass die Satire als Satire im Studio erkannt wird. Der Text wird in der Sendung bereits als Gedicht bezeichnet, also als lyrischer Text, damit als Bestandteil von fiktionaler Literatur, von Dichtung. Auch formal hält sich der Text daran, vor allem durch die Einteilung in Verse, die Verwendung des Paarreims und der in der Literaturgeschichte besonders häufig verwendeten Volksliedstrophe. Der Text selbst folgt einem Überbietungsgestus von Beleidigungen, die sich vor allem auf das Sexualverhalten beziehen, ein Gestus, der gerade deshalb ebenso witzig ist wie er ins Leere läuft, weil er mit Gegensätzen und Paradoxien arbeitet. Niemand wird erstens ernsthaft annehmen können, dass auch nur eine der Verbalattacken etwas mit dem türkischen Ministerpräsidenten persönlich zu tun hat – das wäre dann die eigentliche Beleidigung. So gesehen erfolgt die Beleidigung erst durch das Wörtlichnehmen und die Anzeigen. Zweitens widersprechen sich die Beleidigungen, folgen also einem gegen die Alltagslogik gerichteten Nonsens-Schema.

Eine Chronik der ersten Ereignisse und ein Protokoll der Passage des Neo Magazin Royale findet sich auf Spiegel online, hier sei aus dieser Chronik das Gedicht und der anschließende Dialog zitiert:

Böhmermann: Okay. Das Gedicht heißt „Schmähkritik“.

Sackdoof, feige und verklemmt,
ist Erdoğan, der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
selbst ein Schweinefurz riecht schöner.
Er ist der Mann, der Mädchen schlägt
und dabei Gummimasken trägt.
Am liebsten mag er Ziegen ficken
und Minderheiten unterdrücken,

[…]

Kurden treten, Christen hauen
und dabei Kinderpornos schauen.
Und selbst abends heißts statt schlafen,
Fellatio mit hundert Schafen.
Ja, Erdoğan ist voll und ganz,
ein Präsident mit kleinem Schwanz.

[…]

Jeden Türken hört man flöten,
die dumme Sau hat Schrumpelklöten.
Von Ankara bis Istanbul
weiß jeder, dieser Mann ist schwul,
pervers, verlaust und zoophil -
Recep Fritzl Priklopil.
Sein Kopf so leer wie seine Eier,
der Star auf jeder Gangbang-Feier.
Bis der Schwanz beim Pinkeln brennt,
das ist Recep Erdoğan, der türkische Präsident.
[…]

Publikum applaudiert

Böhmermann: Ganz kurz. Hey! Hey! Hey!

Kabelka (wütend): Nicht klatschen!

Böhmermann: Dankeschön. Also, das ist jetzt ‚ne Geschichte, was könnte da jetzt passieren?

Kabelka: Unter Umständen nimmt man es aus der Mediathek! Das kann jetzt rausgeschnitten werden.

Böhmermann: Also, wenn die Türkei oder ihr Präsident da was dagegen hätte, müsste er sich erst mal ‚nen Anwalt suchen.

Kabelka: Ja, genau.

Böhmermann (blickt in die Kamera): Ich kann Ihnen sehr empfehlen unseren Scherzanwalt, Dr. Christian Witz in Berlin.

Kabelka: Der berät auch den Berliner Bürgermeister.

Böhmermann: Der berät auch den Berliner Bürgermeister, unser Scherzanwalt Dr. Christian Witz?

Kabelka: Der macht einfach alles.

Böhmermann: Darf der das denn eigentlich?

Kabelka: Der macht Atze, Pocher und den Berliner Bürgermeister.

Böhmermann: Unser Scherzanwalt Dr. Christian Witz! Nehmen Sie sich ‚nen Anwalt, sagen Sie, Sie haben da was im Fernsehen gesehen, was Ihnen nicht gefällt – Schmähkritik – und dann geht man erst mal vor ein Amtsgericht. Einstweilige Verfügung, Unterlassungserklärung. Dann wird wahrscheinlich die Sendung, die das gemacht hat oder der Sender wird dann sagen: Nö, das sehen wir anders, und dann geht man die Instanzen hoch, und irgendwann in drei, vier Jahren… Wichtig ist: Sie müssen dafür sorgen, dass es nicht im Internet landet. Ganz wichtig, dass die Ausschnitte nicht…

Kabelka: Aber das macht doch keiner!

Böhmermann: Das macht keiner, kann ich mir auch nicht vorstellen.

Kabelka: Man hats in der Mediathek, normalerweise.

Böhmermann: Warum soll mans dann ins Netz stellen? Ist es jetzt klar?

Kabelka: Ich glaub schon.

Böhmermann: Ich finde es ganz wichtig.[26]

Die Ironie ist mit Händen zu greifen. Weder ist es möglich, die beschriebenen Sexualpraktiken in einer Person zu vereinen, nicht nur Impotenz und extreme Potenz schließen sich gegenseitig aus, auch ist der Dialog erkennbar satirisch, da er das Gegenteil von dem behauptet, was gesagt wird, und zugleich die möglichen Folgen dessen diskutiert, was angeblich nicht gesagt (aber gesagt) wird. Aus späterer Sicht ist der Dialog allerdings auch unglaublich hellsichtig, weil er Folgen vorhersagt, die hier vermutlich eher ironisch gemeint sind, also nicht als reale Möglichkeit, sondern als Überspitzung in den Raum gestellt werden, angefangen mit dem „rausgeschnitten werden“ aus der Mediathek.

Jan Böhmermann sagte erst einmal die nächsten Sendungen und öffentliche Auftritte ab, unter anderem auch seine Teilnahme „[…] bei der Verleihung des Grimme-Preises 2016 […], bei der er für #Varoufake seinen zweiten Grimmepreis überreicht bekommen sollte. […] Zudem steht Böhmermann seit dem 12. April unter Polizeischutz […].“[27]

Es gab zahlreiche Solidaritätsbekundungen, über die sehr schnell auch Wikipedia informierte, unter anderm mit einem Hiweis auf die  am 5. April 2016 online gestellte Satire der Zeitschrift Titanic auf Angela Merkel, die Verse wie diese enthält:

Bewußt verletzend[28] ihr Geschwätz.
Hört man ihr zu, kriegt man die Krätz‘.

[…]

Sie ist der Mann, der Mädchen streichelt
und dabei wie ein Rindvieh speichelt.
Am liebsten mag sie Extra Drei
und Diktator‘n mit einem Ei.
Gauck, Ulbricht, Kohl und Erdoğan
sind nur ein paar, die „drinne“ war‘n.
Und dieses ganz besond‘re Ferkel
ist Kanzlerin und heißt: Frau Merkel.[29]

Regierungssprecher Steffen Seibert zeigte in seiner Stellungnahme für die Presse, dass er bzw. die von ihm vertretene Angela Merkel wenig Verständnis für Böhmermanns Gedicht hatten:

Er bestätigte, dass die Türkei eine sogenannte Verbalnote im Auswärtigen Amt eingereicht habe mit der Aufforderung, gegen Böhmermann ein Strafverfahren einzuleiten. Merkel hatte das Gedicht nach der Ausstrahlung am 31. März in einem Telefonat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan als ‚bewusst verletzend‘ bezeichnet. […] Die Türkei hatte vom Auswärtigen Amt verlangt, den Satiriker strafrechtlich zu verfolgen. Dies habe damit zu tun, dass Böhmermann in der Sendung betont habe, so etwas sei in Deutschland nicht erlaubt, sagte Seibert. Böhmermann selbst hatte gesagt, ihm sei es darum gegangen, die Unterschiede zwischen in Deutschland erlaubter und verbotener Satire deutlich zu machen.[30]

Viele Künstler und Prominente, von Thea Dorn bis Yanis Varoufakis, solidarisierten sich in einem offenen Brief mit Böhmermann. „Kunst kann nicht in einem Klima stattfinden, in dem sich Künstlerinnen und Künstler Gedanken darüber machen müssen, ob ihr Schaffen zur Strafanzeige führt, in dem sie beginnen, sich selber zu zensieren, oder zensiert zu werden“, heißt es darin. Der Brief fordert auch die Abschaffung des §en 103 aus dem Strafgesetzbuch.[31]

Der Kabarettist Dieter Hallervorden nahm einen Song auf mit dem Titel: Erdoğan, zeig mich an, in dem zunächst über Facebook verbreiteten Lied heißt es unter anderem: „Ich sing einfach, was du bist. Ein Terrorist, der auf freien Geist scheißt.“ Der Erfolg stellte sich schnell ein: „Hallervordens Lied wurde in den ersten Stunden bereits über 800 Mal auf Facebook geteilt. Mehr als 2000 User gaben an, dass ihnen der Beitrag gefällt.“[32] Der Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit, Giovanni di Lorenzo, gab ein Interview,[33] in dem er erklärte:

Meines Erachtens war das keine besonders glückliche Satire, aber sie war hinreichend als solche gekennzeichnet. Und, man muss auch sagen, Böhmermann ist etwas gelungen, was in vielen Leitartikeln, Interviews und Reportagen nicht gelungen ist – nämlich überall sichtbar zu machen, was für ein Mensch Erdoğan ist.[34]

Kai Diekmann, Herausgeber der Bild-Zeitung, präsentierte auf seiner Facebook-Seite ein vermeintliches Exklusiv-Interview mit Jan Böhmermann, eine Fotocollage zeigt ihn im Gespräch mit dem Satiriker. „Erschreckend viele Medien nehmen es für bare Münze. […] Eine Stunde nach seinem Post bei Facebook löst Diekmann seinen Fake auf: „Ich sage es mal in den Worten des falschen Böhmermann: ‚Das ganze Leben ist Satire. Man muss sie nur erkennen!‘“[35] Selbst EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker äußerte sich und betonte die Bedeutung der Pressefreiheit.[36]

Trotz aller Solidaritätsbekundungen ließ Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Presseerklärung vom 15. April das von der türkischen Regierung beantragte Verfahren zu, und zwar gegen den Willen etwa von Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Justizminister Heiko Maas. Zugleich kündigte die Bundeskanzlerin an, § 103 des Strafgesetzbuches noch in der laufenden Wahlperiode abschaffen zu wollen:

Nach Paragraf 103 des Strafgesetzbuchs macht sich strafbar, wer ein ausländisches Staatsoberhaupt oder ein ausländisches Regierungsmitglied, das sich in amtlicher Funktion in Deutschland aufhält, beleidigt. Darauf stehen bis zu drei Jahre Haft, im Fall einer „verleumderischen Beleidigung“ sogar bis zu fünf Jahre. Böhmermann würde aber, selbst wenn er verurteilt würde, mit Sicherheit nur eine Geldstrafe erhalten. Die Strafvorschrift stammt aus der Kaiserzeit, ursprünglich galt sie nur für Monarchen. Dahinter stand der Gedanke, die gegenseitigen diplomatischen Beziehungen zu schützen. Angewendet wird der Paragraf fast nie, eine Verurteilung deswegen ist dem Bundesjustizministerium nicht bekannt.[37]

Am 17.4.2016 veröffentlichte Dieter Hallervorden ein neues satirisches Lied als Kommentar zu Angela Merkels Entscheidung: „Merkel – zu allem bereit!“[38]

Auch international wurde die Affäre wahrgenommen, und zwar mit deutlichem Kopfschütteln. So fragte in seiner Show Last Week Tonight im Sender HBO der Moderator John Oliver am 17. April sich und seine Zuschauer: „How on earth can an insulting poem be against the law?”[39] Einen Monat später urteilte das Landgericht Hamburg tatsächlich, verschiedene Formulierungen des Gedichts seien persönlich verletztend, und gab einer Unterlassungsklage teilweise statt, ein Urteil, gegen das Böhmermann und sein Anwalt nun vorgehen wollen.[40] Angesichts der bisherigen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts in ähnlichen Fragen ist zu vermuten, dass Böhmernann gute Chancen hat, zumindest in letzter Instanz zu gewinnen.

Jan Böhmermann selbst meldete sich am 4. Mai in der Printausgabe der Zeit zu Wort. Das von Böhmermann schriftlich geführte Interview ist deshalb besonders interessant, weil seine Antworten auf zwei Ebenen angelegt sind. Entweder handelt es sich – wenig verwunderlich – um ironisch-satirische Aussagen oder es sind Meta-Kommentare, mit denen die satirische Absicht kommentierend erläutert wird; wobei es ebenfalls genügend Stellen gibt, die beide Ebenen miteinander verbinden. Schon das im Printformat unübliche Verwenden von Emoticons deutet auf einen humoristischen bis satirischen Charakter, so wird Distanz zum Gesagten geschaffen. Ernst gemeint sind zweifellos der Hinweis auf die Rahmung des Gedichts („Das Gedicht ist nur ein Teil der Nummer und sollte nicht aus dem Zusammenhang gerissen und einzeln betrachtet werden”)[41] und das Bestehen auf der Meinungsfreiheit, gipfelnd in dem Satz: „Es geht um die Grenzen der Freiheit in Deutschland.”[42] Auch seine Intention erklärt Böhmermann deutlich:

Ich habe versucht, meinen Zuschauern anhand einer knapp vierminütigen satirischen Nummer zu erklären, was eine freiheitliche und offene Demokratie von einer autoritären, repressiven De-facto-Autokratie unterscheidet, die sich nicht um Kunst- und Meinungsfreiheit schert.[43]

Der folgende Kommentar klingt immer noch ernst, nutzt aber bereits Ironie:

Wenn eine deutsche Regierungschefin das freie Arbeiten eines deutschen Künstlers nicht verteidigt, sondern denjenigen und seine Arbeit ohne Not gegenüber einem wannabe-Diktator zur Verhandlungsmasse erklärt, hat das dramatische und ganz reale Konsequenzen – in diesem Fall für meine Familie und mich. Das hätte ich nicht gedacht, aber da muss man eben durch, nützt ja nichts.[44]

Offensichtlich satirisch sind Feststellungen wie: „Die Zukunft der Satire in Deutschland ist so sicher wie die Riester-Rente.”[45] Lediglich satirisch ist eine Erwiderung auf die mehr als einfache Frage, wer ihn „in den vergangenen Wochen besonders enttäuscht” habe – nachdem so oft von der Enttäuschung durch das Verhalten der Bundeskanzlerin die Rede war: „Der Lieferservice von Rewe.”[46]

Die Zeit veröffentlichte auf ihrer Online-Plattform einen zusammenfassenden Bericht[47] und einen Kommentar der Leiterin der „Ressortgruppe Kultur”, Rabea Weihser, die flankierend zur Print-Publikation Böhmermann und damit auch das Interview verteidigte:

Wie man es von einem Satiriker seines Formats erwartet, macht er das im Interview hintersinnig und gewitzt. Dass aber eine solche Geste der Aufklärung überhaupt notwendig zu sein scheint, stimmt schon reichlich traurig. Ein Künstler sollte sich nie genötigt fühlen, sein Werk zu erklären. Ein Witz mit Beipackzettel des Urhebers ist kein Witz mehr. Dass unsere Mediengesellschaft das Vage und Mehrdeutige kaum noch aushält, ist der eigentliche Skandal, der sich offenbart hat. […] Deutschland hat in hermeneutischer Hinsicht versagt, die Bundeskanzlerin vorneweg. „Proseminar Schmähkritik“, wie Böhmermann die Aktion nennt – nicht bestanden. Werkanalyse: mangelhaft. Wir haben in diesem Fall nicht zum ersten Mal gesehen, wie sich aus vorschneller Zensur, politischen Kurzschlussreaktionen und kontextbefreitem Rumgemeine auf allen Kanälen eine Situation entwickeln kann, die niemand mehr unter Kontrolle hat. Böhmermann und seiner Nummer, deren Teil die Schmähkritik war, ist in diesem Zusammenhang als Einzigem kein Vorwurf zu machen, obwohl er doch im Zentrum der Kritik steht. Vielmehr ist ihm zu verdanken, dass sich dieses Land einmal über seinen Sinn für Humor verständigt hat.[48]

5. Fazit

Schon Kurt Tucholsky hat, neben anderen, die Kunst der satirischen ‚Schmähkritik‘ virtuos beherrscht, ein Beispiel ist folgendes Gedicht:

Altes Lied 1794

Wenn in des Abends letztem Scheine
dir eine lächelnde Gestalt
am Rasensitz im Eichenhaine
mit Wink und Gruß vorüberwallt –:
Das ist des Freundes treuer Geist,
der Freud‘ und Frieden dir verheißt.

 Wenn bei des Vollmonds Dämmerlichte,
das zagend durch die Zweige sieht,
durch dunkeln Hain von Tann‘ und Fichte
ein fauliges Gerüchlein zieht –:
Das ist, was da so grauslich riecht,
Herr Goebbels, der vorüberfliecht.

Wenn bei dem Silberglanz der Sterne,
wenn schwarze Nacht herniederweint,
gleich Aeolsharfen aus der Ferne …
wenn dir dann gar kein Geist erscheint –:
Dies Phänomen, damit dus weißt,
das ist Herrn Adolf Hitlers Geist.

(Theobald Tiger, in: Die Weltbühne, 03.05.1932, Nr. 18, S. 680.)

Auch hier zielt die Satire deutlich unter die Gürtellinie, allerdings in einer zeittypischen Form und Schärfe, und die Zielscheibe sind zwei bereits mehr als einflussreiche Personen, die nur ein Jahr später gewaltsam die politische Macht in Deutschland übernehmen sollten.

Tucholskys Definition von Satire stammt aus dem Jahr 1919. In einem weiteren Artikel aus diesem Jahr, dem ersten der Zensur- und Pressefreiheit in Deutschland seit der kurzen Phase von 1848/49, hat er den Begriff der Satire präzisiert: „Politische Satire steht immer in der Opposition. Es ist das der Grund, weshalb es bis auf den heutigen Tag kein konservatives Witzblatt von Rang gibt und kein regierungstreues.“[49] Insofern müsste man Jan Böhmermann eigentlich bescheinigen, mit seiner Satire nicht weit genug gegangen zu sein, hat er doch zuvor unvorstellbare Allianzen geschmiedet, etwa der Bild-Zeitung mit der FAZ oder der CSU mit den Grünen im Europaparlament. Doch genau dies gibt die Hoffnung, dass die Deutschen – anders als in den Zeiten von Frank Wedekind, Werner Finck und Dieter Hildebrandt – tatsächlich etwas aus ihrer Geschichte gelernt haben.[50]

Beiträge wie jene Jan Böhmermanns sind seit der ‚Erfindung‘ der Zensur in Deutschland im Jahr 1485[51] Bestandteil eines Diskurses über Meinungsfreiheit und damit über die Freiheit des Individuums oder Subjekts in der Gesellschaft oder Gemeinschaft, in die es eingebunden ist. Der ‚Fall Böhmermann‘ zeigt exemplarisch, welche Positionen gegenüberstehen und sich durchkreuzen, wobei es verkürzt wäre, darin einen Fall ‚David gegen Goliath‘ zu sehen, wenn man berücksichtigt, dass innerhalb der Bundesregierung der Außen- und der Justizminister dagegen waren, ein Verfahren nach § 103 StGB zuzulassen. Die innergesellschaftlichen Protagonisten dieses Streits sind Jan Böhmermann und Angela Merkel, die beide aus bestimmten Machtpositionen und Feldern heraus agieren, dem künstlerischen und den politischen Feld. Angela Merkel ist zweifellos mit ungleich mehr Macht ausgestattet, allerdings hat in einer plural verfassten und medial ausdifferenzierten Gesellschaft jemand wie Jan Böhmermann eine symbolische Macht in der Öffentlichkeit, der durch seinen Status als Satiriker, also als Künstler, noch einmal eine Sonderstellung zukommt. Pierre Bourdieu hat diese Sonderstellung am Beispiel Zolas als Rolle des kritischen Intellektuellen beschrieben. Dass Böhmermann gerade an dieses Konzept anknüpft, zeigt auch sein in der Printversion der Wochenzeitung Die Zeit platziertes Interview. Die Veröffentlichung in einer Qualitätszeitung im immer noch als besonders seriös geltenden Printformat und der satirische Duktus rahmen auch diesen Text als in den Bereich der Intellektuellen gehörenden Beitrag zur Kunst.

Die brennenden Fragen der Realität, auf die sich diese Kunst bezieht, können hier nur angedeutet werden. Aufschlussreich ist, dass in der selben Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit, in der sich zahlreiche Künstler mit Böhmermann solidarisch erklären und Peter Kümmel die Kritik Angela Merkels an Böhmermann als „töricht“ klassifiziert, ein türkischer Journalist schildert, wie die Regierung unter Ministerpräsident Erdoğan mit seinesgleichen umgeht:

Die Zeit: Sind Journalisten und Regierung in einem Kampf?
Bülent Mumay: Das hier ist kein Kampf, es ist ein Massaker. Sie nutzen jedes Werkzeug, um dich aus dem Journalismus auszuschließen und sogar aus Deinem Leben.[52]

Jan Böhmermann jedenfalls arbeitet als Künstler und Satiriker weiter, im Unterschied zu Frank Wedekind damals im Kaisereich oder vielen Journalisten, Künstlern und Wissenschaftlern heute in der Türkei, die wegen Kritik am türkischen Ministerpräsidenten inhaftiert und drangsaliert wurden und werden. Das zeigt auch sein neuester Coup, das „Verafake“. In der Sendung vom 12. Mai, der ersten nach der selbst auferlegten Pause, deckt das Neo Magazin Royale dubiose Praktiken der RTL-Sendung Schwiegertochter gesucht und ihrer Moderatorin Vera Int-Veen auf.[53]

Auf die mehr als naive Frage am Ende so vieler Antworten, ob er Tucholskys Diktum, dass die Satire alles dürfe, noch zustimme, antwortet Böhmermann passend in dem Interview mit der Zeit:

Wer ist dieser Tucholsky eigentlich, von dem immer alle reden? Lukas Tucholsky? Was erlaubt der sich eigentlich, sagen zu dürfen, was Satire darf und was nicht? Was Satire darf, entscheidet nicht irgendein dahergelaufener magenkranker Osteuropäer![54] Was Satire darf und was nicht – das ist nach der ganzen Nummer hier wohl klar –, entscheidet immer noch die Bundeskanzlerin persönlich.[55]

Anmerkungen

[1] Erich Kästner: Zeitgenossen, haufenweise. Gedichte. Hg. v. Harald Hartung, in Zusammenarb. m. Nicola Brinkmann. München u. Wien: Hanser 1998 (Werke 1), S. 84.

[2] Friedrich Schiller: Erzählungen. Theoretische Schriften. Auf Grund der Originaldrucke hg. v. Gerhard Fricke u. Herbert G. Göpfert. 9., durchges. Aufl. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1993 (Sämtliche Werke 5), S. 722.

[3] Kurt Tucholsky: Werke 1919-1920. Hg. v. Mary Gerold-Tucholsky u. Fritz J. Raddatz. Reinbek: Rowohlt 1993 (Gesammelte Werke 2), S. 42.

[4] Ebd., S. 43.

[5] Ebd., S. 44.

[6] Kurt Tucholsky: Werke 1932. Hg. v. Mary Gerold-Tucholsky u. Fritz J. Raddatz. Reinbek: Rowohlt 1993 (Gesammel-te Werke 10), S. 49.

[7] Vgl. Klaus Budzinski u. Reinhard Hippen, in Verbindung mit dem Deutschen Kabarettarchiv: Metzler Kabarett Lexikon. Stuttgart u. Weimar: Metzler 1996, S. 83.

[8] Vgl. ebd., S. 423.

[9] Ebd., S. XII.

[10] Ebd.

[11] Ebd., S. XIV.

[12] Werner Finck: Alter Narr – was nun? Die Geschichte meiner Zeit. München u. Berlin: Herbig 1972, S. 53.

[13] Vgl. z.B. Stefan Neuhaus: Das lachende und das weinende Auge – Komik als Kippspiel bei Erich Kästner. In: Sebastian Schmideler (Hg.): Erich Kästner – so noch nicht gesehen. Impulse und Perspektiven. Internationales Kolloquium aus Anlass des Erscheinens der Bibliographie Erich Kästner von Johan Zonneveld. Tagungsband. Marburg: Tectum 2012 (Erich-Kästner-Studien 1), S. 101-118.

[14] Finck: Alter Narr – was nun?, S. 53.

[15] Ebd., S. 67.

[16] Ebd., S. 69.

[17] Budzinski / Hippen: Metzler Kabarett Lexikon, S. 269.

[18] Hartmut Goege: Maulkorb für Hildebrandt. Vor 20 Jahren blendete sich der Bayerische Rundfunk aus dem „Scheibenwischer“ aus. In: Deutschlandfunk. Kalenderblatt, Archiv. Beitrag vom 22.05.2006. URL: http://www.deutschlandfunk.de/maulkorb-fuer-hildebrandt.871.de.html?dram:article_id=125518 (22.5.2014). Die Folge findet sich auf YouTube: http://www.youtube.com/watch?v=zcghq8yz83U (22.5.2014).

[19] Dieter Hildebrandt: Die Zukunft von Gestern: Brettl am Stock? In: Daniel Kosthorst (Red.): Spaß beiseite. Humor und Politik in Deutschland. Begleitbuch zur Ausstellung. Hg. v. der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Leipzig 2010 (Edition Leipzig), S. 25-27, hier S. 25f.

[20] Finck: Alter Narr – was nun?, S. 403.

[21] Vgl. Michael Hepp u. Viktor Otto (Hg.): „Soldaten sind Mörder“. Dokumentation einer Debatte 1931-1996. Berlin: Christoph Links 1996, bes. S. 17f.

[22] URL https://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Liepman (5.5.2016). Vgl. auch Volker Weidermann: Das Buch der verbrannten Bücher. 3. Aufl. München: btb 2009, S. 134ff.

[23] Oliver Maria Schmitt: Die schärfsten Kritiker der Elche. Die Neue Frankfurter Schule in Wort und Strich und Bild. 2. Aufl. Berlin: Alexander Fest 2001, S. 230.

[24] Vgl. das Kapitel „Die Erfindung des Intellektuellen“ in: Pierre Bourdieu: Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Übersetzt von Bernd Schwibs und Achim Russer. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2001 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1539), S. 209-214.

[25] Peter Kümmel: Der Hofnarr. Kanzlerin Merkel kritisiert den Mediensatiriker Jan Böhmermann. Diese Maßregelung ist töricht, denn sie öffnet die Tür für Schlimmeres. In: Die Zeit Nr. 17 v. 14.4.2016, S. 46.

[26] (feb/dpa/AFP) Schmähgedicht auf Erdoğan. Staatsaffäre Böhmermann – die Fakten. Aus Satire wird ein internationaler Skandal: Die Türkei verlangt die Strafverfolgung von Jan Böhmermann. Um was geht es? Was hat Böhmermann genau gesagt? Und was passiert nun? Der Überblick. In: Der Spiegel (online), Freitag, 15.04.2016 – 13:35 Uhr. URL: http://www.spiegel.de/kultur/tv/jan-boehmermann-das-sind-die-fakten-der-staatsaffaere-a-1086571.html (13.4.2016).

[27] Wikipedia: Jan Böhmermann. URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Jan_Böhmermann (13.4.2016).

[28] Es handelt sich bei den zwei Wörtern um ein Zitat aus einer Erklärung von Angela Merkel, zitiert von Die Zeit online. Deshalb ist hier ein Link gesetzt auf die URL http://www.zeit.de/politik/2016-04/jan-boehmermann-gedicht-angela-merkel-recep-tayyip-Erdoğan (18.4.2016).

[29] Achtung, „keine“ „Satire“– Das Schmährkelgedicht. Ein Kollektivgedicht des Kommandos „Böhmermann“. URL https://www.titanic-magazin.de/news/achtung-keine-satire-das-schmaehrkelgedicht-7997 (18.4.2016).

[30] (dpa, Reuters) Jan Böhmermann: Bundesregierung prüft Strafbegehren der Türkei. Muss Böhmermann sich für sein Erdoğan-Gedicht vor Gericht verantworten? Die Regierung will in den kommenden Tagen über eine entsprechende türkische Forderung entscheiden. In: Die Zeit (online) v. 11. April 2016, 13:44 Uhr. URL http://www.zeit.de/kultur/film/2016-04/jan-boehmermann-strafverfolgung-bundesregierung-pruefung (13.4.2016).

[31] Liebe Regierung, jetzt mal ruhig bleiben! Ein Solidaritätsaufruf für Jan Böhmermann. In: Die Zeit Nr. 17 v. 14.4.2016, S. 46. Vgl. außerdem: (Zeit online / vvö) Jan Böhmermann: Künstler solidarisieren sich mit Böhmermann. Deutsche Künstler fordern in der ZEIT, das Ermittlungsverfahren gegen Jan Böhmermann einzustellen. Die Debatte gehöre ins Feuilleton, nicht in den Gerichtssaal. In: Die Zeit (online) v. 13. April 2016. URL: http://www.zeit.de/kultur/film/2016-04/jan-boehmermann-satire-solidaritaet-prominente-offener-brief.

[32] (dpa) Satire-Streit: Hallervorden besingt Erdoğan. Dieter Hallervorden schaltet sich in die Debatte über Satirefreiheit ein – mit einem eigenen Song: „Erdoğan, zeig mich an“ ist unwesentlich freundlicher als das umstrittene Gedicht von Satiriker Jan Böhmermann. In: Der Spiegel (online). URL http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/boehmermann-debatte-dieter-hallervorden-besingt-Erdoğan-a-1086461.html (13.4.2016). – URL Video: https://www.youtube.com/watch?v=YOwxDY37ZxE (13.4.2016).

[33] Vgl. Giovanni di Lorenzo über Schmähgedicht-Debatte. „Böhmermann hat sichtbar gemacht, was für ein Mensch Erdoğan ist“. Giovanni di Lorenzo im Gespräch mit Liane von Billerbeck und Hans-Joachim-Wiese. In: Deutschlandradio Kultur vom 12.04.2016 (14.4.2016).

[34] Ebd.

[35] Björn Czieslik: Kai Diekmann denkt sich Böhmermann-Interview aus. In: turi2 v. 13. Apr. 2016. URL: http://www.turi2.de/aktuell/kai-diekmann-denkt-sich-boehmermann-interview-aus (13.4.2016).

[36] (afp / dpa) Böhmermann-Affäre erreicht EU. Juncker kritisiert Erdoğans Umgang mit Satire. In: Handelsblatt (online) v. 13.04.2016. URL http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/boehmermann-affaere-erreicht-eu-juncker-kritisiert-Erdoğans-umgang-mit-satire/13441650.html (13.4.2016).

[37] (Zeit online, dpa, AFP, ft) Erdoğan-Satire: Merkel erlaubt Strafverfolgung von Jan Böhmermann. Nach tagelanger Beratung: In der Affäre um den Moderator Jan Böhmermann hat die Bundesregierung auf Antrag des türkischen Präsidenten die Strafverfolgung zugelassen. In: Die Zeit (online) v. 15.4.2016. URL http://www.zeit.de/politik/2016-04/erdo-an-satire-merkel-erlaubt-strafverfolgung-von-jan-boehmermann (18.4.2016).

[38] URL https://www.youtube.com/watch?v=UvfbBQ4ghcE (20.4.2016).

[39] URL https://www.youtube.com/watch?v=CXJtrCcuv6o&feature=youtu.be, https://www.youtube.com/user/LastWeekTonight (18.4.2016).

[40] Vgl. (ZEIT ONLINE, dpa, kg): Böhmermann: Böhmermann geht gegen einstweilige Verfügung vor. Der Moderator und sein Anwalt akzeptieren das Hamburger Urteil nicht und werfen den Richtern „schwere handwerkliche Fehler“ vor. Notfalls gingen sie bis nach Karlsruhe. In: Zeit online v. 18.5.2016. URL http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-05/jan-boehmermann-schmaehgedicht-recep-tayyip-erdogan-landgericht-hamburg (abgerufen am 25.5.2016).

[41] Jan Böhmermann im Gespräch mit Matthias Kalle u. Moritz von Utzlar: „Ich bin gespannt, wer zuletzt lacht.“ Der türkische Präsident Erdoğan hat ihn wegen seines Schmähgedichts verklagt. Die Bundeskanzlerin hat sich für sein Gedicht entschuldigt. In: Die Zeit Nr. 20 v. 4.5.2016, S. 41f., hier S. 42.

[42] Ebd., S. 41.

[43] Ebd.

[44] Ebd.

[45] Ebd., S. 42.

[46] Ebd.

[47] Vgl. Jan Böhmermann: „Präsident Erdoğan zu beleidigen, ist mir zu doof“. In seinem ersten Interview nach der Affäre spricht Jan Böhmermann mit der ZEIT über sein Schmähgedicht. Er habe sich „sehr über die Kanzlerin beömmelt“. In: Zeit online v. 3.5.2016. URL http://www.zeit.de/kultur/2016-05/jan-boehmermann-interview (5.5.2016).

[48] Rabea Weihser: Jan Böhmermann: Proseminar Schmähkritik – nicht bestanden. Jan Böhmermann antwortet seinen Kritikern im ZEIT-Interview. Es spricht nicht für unsere aufgeheizte Mediengesellschaft, dass ein Künstler sich offenbar erklären muss. Die Zeit online v. 3.5.2016. URL http://www.zeit.de/kultur/film/2016-05/jan-boehmermann-interview-hermeneutik (5.5.2016).

[49] Tucholsky: Werke 1919-1920, S. 171f.

[50] URL http://www.zeit.de/politik/2016-04/erdo-an-satire-merkel-erlaubt-strafverfolgung-von-jan-boehmermann (16.4.2016).

[51] Vgl. Reinhard Wittmann: Geschichte des deutschen Buchhandels. Durchges. u. erw. Aufl. Mit 25 Abb. München: C.H. Beck 1999, S. 29.

[52] Sonja Hartwig: Der Feind. Bülent Mumay war einer der kritischen Journalisten in der Türkei, nun ist er tatenlos. Eine Begegnung. In: Die Zeit Nr. 17 v. 14.4.2016, S. 47.

[53] Vgl. z.B.: (FAZ.NET mit epd) RTL und Böhmermann: Verliebt in einen Eisenbahnfreund. Schon wieder eine Sendung mit Nachspiel: Jan Böhmermanns „Verafake“ bringt RTL in die Bredouille. Und beschäftigt womöglich die Landesmedienanstalt. FAZ-Net vom 13.5.2016. URL http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/rtl-in-erklaerungsnot-boehmermanns-verafake-14232414.html (16.5.2016); (ZEIT ONLINE, dpa, sah) „Neo Magazin Royale“: „Wir sind ihm komplett auf den Leim gegangen“. RTL reagiert auf den „Verafake“-Coup von Böhmermann: Das Team von „Schwiegertochter gesucht“ wird ausgetauscht. Die Produzenten räumen ein, Pflichten verletzt zu haben. In: Zeit-online v. 13.5.2016. URL http://www.zeit.de/kultur/film/2016-05/neo-magazin-royale-jan-boehmermann-schwiegertochter-gesucht-konsequenzen (16.5.2016).

[54] Böhmermann weiß natürlich: Tucholsky war Berliner ☺.

[55] Jan Böhmermann im Gespräch mit Matthias Kalle u. Moritz von Utzlar: „Ich bin gespannt, wer zuletzt lacht“, S. 42.