Lustprinzip, Affektregulation und Kulturarbeit

Zu Sigmund Freuds Psychoanalyse und Gustav Theodor Fechners naturphilosophisch-experimenteller Psychologie

Von Bernd NitzschkeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Bernd Nitzschke

Gustav Theodor Fechner (1801-1887) gilt als einer der Väter der naturwissenschaftlich-experimentellen Psychologie. Seinen wissenschaftlichen Weg begann er mit der Medizin. Er setzte ihn fort mit der Physik und beendete ihn mit der Philosophie, genauer: mit der Psycho-Physik, die er als Einheit der – aus seiner Sicht scheinbaren – Gegensätze von Seele und Materie konzipierte. Fechner sprach von „kosmorganischen Verhältnissen“, womit er die Alleinheit der Natur meinte, an deren Beseeltheit er glaubte. Fechner war eben nicht nur ein strenger Naturwissenschaftler, sondern auch ein phantasiebegabter Naturphilosoph. Sigmund Freud, der solche Naturbilder als Residuen magischen Denkens auffasste, wusste den „große[n] G. Th. Fechner“, wie er ihn in der Traumdeutung nannte, dennoch zu schätzen. Dessen Elemente der Psychophysik (1860) zitierte er in dem Kapitel, in dem er eine erste Skizze des „seelischen Apparats“ vorstellte.

Dieser Apparat reguliert die seelischen Prozesse im Dienste der „Wunscherfüllung“. An dieser Auffassung hielt Freud über alle Modifikationen der psychoanalytischen Theorie hinweg fest: Wünsche, denen elementare biologische Bedürfnisse („Triebe“) zugrunde liegen, sind der Ausgangspunkt und die Wunscherfüllung ist das Endziel aller seelischer Prozesse. Dieses Axiom gilt noch immer und wird beispielsweise in einem Standardwerk zur Psychoanalyse, dem Lehrbuch der psychoanalytische Therapie von Helmut Thomä und Horst Kächele so formuliert: „[…] am Anfang war der Wunsch. Triebhafte Wünsche bewegen unser Leben. Das Suchen von Lust und das Vermeiden von Unlust sind die stärksten Motive menschlichen Handelns, zumal dann, wenn man diese Prinzipien mit umfassenden Inhalten lustvollen und unlustvollen Erlebens ausstattet. Das Lust-Unlust-Prinzip ist ein regulatives Schema ersten Ranges.“

Der Wunscherfüllungstheorie entsprechend beschreibt Freud die Aufgabe des psychischen Apparats als Regulation (Verarbeitung, Bewältigung) psycho-physischer Erregung. „Wir hatten uns in die Fiktion eines primitiven psychischen Apparats vertieft, dessen Arbeit durch das Bestreben geregelt wird, Anhäufung von Erregung zu vermeiden und sich möglichst erregungslos zu erhalten. […] Eine solche, von Unlust ausgehende, auf die Lust zielende Strömung im Apparat heißen wir einen Wunsch.“ In dieser Formulierung erscheinen die Erlebnis-Qualitäten Unlust und Lust als Äquivalente der Zu- und Abnahme einer Quantität, für die es wiederum Erlebnis-Qualitäten (affektive Erregung – differenzierte Affekte) gibt.

Der Zunahme der Quantität entspricht ein Bedürfniszustand, der unlustvoll erlebt wird und den Wunsch auslöst, das System wieder zur Ruhe kommen zu lassen (Beruhigung). Das ist grundsätzlich dann der Fall, wenn das Bedürfnis befriedigt und der unlustvolle Spannungszustand beseitigt ist. Sofortige Wunscherfüllung (unmittelbare Spannungs-, Erregungs- oder Affektabfuhr) wäre demnach der kürzeste Weg zur Wiederherstellung des Ruhezustands.

Da sich nun aber nicht alle Wünsche sofort – und viele Wünsche gar nicht oder nur teilweise – erfüllen lassen, müssen für die Wiedergewinnung des Ruhezustands bzw. für die Wiederherstellung der Stabilität des psycho-physischen Systems auch noch andere Mittel als das Mittel der unmittelbaren Erregungsabfuhr zur Verfügung stehen. Durch den Erwerb „reiferer“ Bewältigungsmechanismen kann der emotionale Gleichgewichtszustand dann besser aufrechterhalten oder rascher und vollständiger wieder hergestellt werden. Diese neuen Mittel setzen ein entwickeltes psycho-physisches System auf „höherem“ Strukturniveau voraus.

Das zu Beginn des Lebens bereits differenzierte, aber von „äußeren“ Stabilisatoren noch stark abhängige und deshalb leicht erschütterbare („verletzbare“) System entwickelt sich (und erwirbt dabei jene Mittel) im Kontext wunscherfüllender Interaktionen mit einem (später mehreren) anderen Menschen. Das erste Bindungsobjekt ist in der Regel die biologische Mutter. Und der Wunsch nach einem solchen Objekt ist der erste und elementarste Wunsch jedes Menschen. Da die Erfüllung dieses Wunsches das Überleben sichert, bilden – in der Freudschen Diktion gesprochen – Objektbeziehungswunsch und Selbsterhaltungswunsch von Anfang an eine Einheit.

Die Mutter stellt dem Kind die primären Mittel zur Verfügung, die zur Bewältigung der in Bedürfnis-, Belastungs- und Konfliktsituationen ausgelösten Erregungen notwendig sind. Das Kind wird durch die Identifikation mit dieser beruhigenden Mutter „autonom“, das heißt: es „verinnerlicht“ deren Mittel der affektiven Regulation (es macht sich diese Mittel zueigen). Schließlich ist es von der Mutter soweit gelöst, dass es sich in belastenden Situationen selbst vertrauen kann. Dieses Selbstvertrauen beruht auf der Erfahrung, dass es nun über genügend interne Mittel verfügt, um sich Wünsche zu erfüllen, beziehungsweise die Erregungen (Affekte) zu bewältigen, die durch die Nichterfüllung (Enttäuschung) oder Nichtberücksichtigung (Kränkung) eines Wunsches entstehen. Das bedeutet aber nicht, dass man gänzlich „autonom“ werden könnte. Die Abhängigkeit des Menschen (sei es im Hinblick auf die Erfüllung von Triebwünschen, sei es im Hinblick auf die Bestätigung des Selbstwerts durch andere Menschen) bleibt grundsätzlich bestehen. Wenn nun aber genügend Vertrauen vorhanden ist, Kränkungen oder gar den Verlust des Anderen aus eigener Kraft bewältigen zu können, dann erlebt man diese potentielle Abhängigkeit nicht mehr als so bedrohlich, dass man sich in Pseudo-Autonomie (scheinbarer Egoismus) flüchten muss.

Das erste dem Kind verfügbare interne Mittel zur Bewältigung von Erregung ist, laut Freud, die halluzinatorische Wunscherfüllung. Diese Art der Selbst-Befriedigung steht jedem Menschen zur Verfügung – und manche machen daraus später sogar einen Beruf. Freud hat diese Möglichkeit in der Schrift Der Dichter und das Phantasieren (1908) näher erläutert – und gleichzeitig gezeigt, dass auch in diesem Fall das letzte Ziel des Wunsches jenseits der Phantasie liegt: es ist die Trieb-Befriedigung in einer realen Beziehung. Doch auch dieses „Jenseits der Phantasie“ ist relativ, denn derjenige, der jetzt in der Außenwelt vorhanden ist, sollte dem in der unbewussten Phantasie festgehaltenen frühen Liebesobjekt gleichen. Im glücklichsten Fall war das die Mutter. Und in unglücklichen Fällen war das immer nur eine Phantasiefigur, die erfüllen sollte, was die Mutter (oder andere Bindungsfiguren) nicht geben konnten.

All das stimmt mit Fechners Überzeugung überein, wonach „bewusste Antriebe“ (Motive) einen gemeinsamen Nenner haben: sie sind „immer mit Lust und Unlust“ verbunden. Damit stehen sie „mit Stabilitäts- und Instabilitätsverhältnissen in psychophysischer Beziehung“ (so 1873 in Einige Ideen zur Schöpfungs- und Entwicklungsgeschichte der Organismen). Denn „die innern Bedingungen möglichst langer Erhaltung oder langsamer Aenderung eines stabilen organischen Zustandes [fallen] mit den günstigen innern Bedingungen des daran geknüpften Wohlbefindens zusammen“. Diese Aufrechterhaltung von Stabilität ist ein lohnendes Ziel. Und da durch äußere Reize bislang abgewehrte Wünsche zu neuem Leben erweckt werden können, die dann verarbeitet werden müssen, könnte es auch ein lohnendes Ziel sein, solche Reize zu vermeiden und sich damit einer schwierigen Aufgabe zu entziehen. Das ist denn auch, so Freud 1911 in seinen Formulierungen über die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens, das allgemeine Kennzeichen psychischer Erkrankung: „Der Neurotiker wendet sich von der Wirklichkeit ab, weil er sie – ihr Ganzes oder ein Stück derselben – unerträglich findet. Den extremsten Typus dieser Abwendung von der Realität zeigen uns gewisse Fälle von halluzinatorischer Psychose.“ Der Rückzug von der Außenwelt sichert also zunächst die Stabilität des Systems ab, da, wie Fechner es formulierte, „nach Massgabe als ein Mensch sich dem veränderlichen Einflusse äusserer Umstände mehr entzieht, sein ganzes Vorstellungs-, Empfindungs-, Gemüthsleben sich in immer regelmässigere Kreisläufe ordnet oder kurz gesagt immer stabiler wird“. Diese Art der Absicherung hat jedoch nach Freud – neben dem „unmittelbaren Lustgewinn“, den die infantil-phantastischen Befriedigungsmöglichkeiten bieten, auf die dabei zurückgegriffen wird – einen hohen Preis: „Wir erkennen […] in der Fernhaltung von der Realität die Haupttendenz, aber auch den Hauptschaden des Krankseins“, der darin besteht, dass die Mittel zur Bewältigung der Außenweltrealität immer mehr entgleiten.

In Fechners Schrift, auf die sich Freud ebenfalls und sogar mehrfach berief, als er das Todestriebkonzept in die psychoanalytische Theorie einführte, lesen wir weiter: „Ist einmal die Grenze des Wachsthums eingetreten, so verharrt der Organismus allgemein gesprochen eine Zeit lang ziemlich gleichförmig in einem approximativ stabilen Verhältnisse zugleich in sich und zur Aussenwelt; allmählig aber beginnt die unorganische Stabilität mehr und mehr auf Kosten der organischen Platz zu greifen, indem die Theile fester und starrer werden und die Bewegungen sich verlangsamen, bis endlich der ganze Organismus dem unorganischen Zustande wieder verfällt, und hiermit würde das organische Leben überhaupt beendet sein, wenn er nicht während seines Lebens Theile von sich abzuspalten vermöchte, die seinen Lebensprocess wiederholen.“ Der Gedanke, dass Tod und Lust miteinander zu tun haben könnten, ist auf den ersten Blick befremdlich, er wird aber annehmbarer, sobald man feststellt, dass angesichts einer bedrückenden Realität Todessehnsucht lustvoll erlebt werden kann. Freud stellte jedoch eine andere Verbindung her, als er die Aufgabe des psychischen Apparats, für Lust zu sorgen, mit dem Begehren des Todes verknüpfte. „Tatsächlich sucht Freud“, wie Jean Laplanche und Jean-Bertrand Pontalis in Das Vokabular der Psychoanalyse erläuterten, „unter dem Namen ‚Todestrieb’ ausdrücklich das Fundamentalste am Triebbegriff herauszustellen, die Rückkehr zu einem früheren Zustand und letztlich die Rückkehr zur absoluten Ruhe des Anorganischen.“

Die Brücke zwischen dem in der Traumdeutung erstmals dargestellten Lust-Unlust-Prinzip und dem zwei Jahrzehnte später eingeführten Todestriebkonzept fand Freud in der zitierten Schrift Fechners: „Die Tatsachen, die uns veranlaßt haben, an die Herrschaft des Lustprinzips im Seelenleben zu glauben, finden […] ihren Ausdruck in der Annahme, daß es ein Bestreben des seelischen Apparates sei, die in ihm vorhandene Quantität von Erregung möglichst niedrig oder wenigstens konstant zu erhalten. […] Bei eingehenderer Diskussion werden wir […] finden, daß dies von uns angenommene Bestreben des seelischen Apparates sich als spezieller Fall dem Fechnerschen Prinzip der Tendenz zur Stabilität unterordnet, zu dem er die Lust-Unlustempfindungen in Beziehung gebracht hat.“ Freud spricht deshalb 1920 in Jenseits des Lustprinzips in Anlehnung an Fechner vom „Konstanzprinzip“, dessen Ziel er so bestimmt, dass es mit dem Regulationsprinzip des psychischen Apparats übereinstimmt: „Es ist dasselbe, nur in andere Fassung gebracht, denn wenn die Arbeit des seelischen Apparates dahin geht, die Erregungsquantität niedrig zuhalten, so muß alles, was dieselbe zu steigern geeignet ist, als funktionswidrig, das heißt als unlustvoll empfunden werden.“

Auch nach der Einführung des Todestriebkonzepts in die psychoanalytische Theorie bleibt die Lust „des Sexualaktes“ noch immer die „größte“ für den Menschen im Leben „erreichbare Lust“. Und sie wird von Freud in Übereinstimmung mit den Grundannahmen seiner Theorie auch jetzt noch mit dem „momentanen Erlöschen einer hochgesteigerten Erregung“ gleichgesetzt. Die Selbsterhaltungstriebe, die vormals als Gegensatz der Sexualtriebe erschienen, weil das sexuelle Begehren die Vernunft außer Kraft setzen und damit die Existenz des Individuums gefährden kann, werden jetzt jedoch als Mittel zum Zweck der Fortpflanzung der Gattung hervorgehoben und deshalb auch als ein Anliegen des Eros erkannt, der im Diesseits verheißt, was die Religionen für das Jenseits bereithalten: ewiges Leben. In diesem Sinne spricht Freud von der „potentielle[n] Unsterblichkeit“ der Keimzellen.

In Jenseits des Lustprinzips werden zunächst die Konzepte des Wiederholungszwangs und der Übertragung erläutert. Dann unternimmt Freud den „Versuch zur konsequenten Ausbeutung einer Idee“. Er schreibt: „Was nun folgt, ist Spekulation, oft weitausholende Spekulation“. Freud führt jetzt das Beispiel eines Kindes an, das mit Hilfe eines Bindfadens – der als Symbol der Bindung an die Mutter aufzufassen ist – Herr der Affekte zu werden versucht, die durch die Trennung von der Mutter ausgelöst worden sind. Wo Ärger war, soll Beruhigung werden. Dieses Ziel erreicht das Kind, indem es seine Phantasie spielen lässt: mit Hilfe einer Garnrolle schickt das Kind die Mutter fort (die Garnrolle verschwindet) und holt sie nach Belieben wieder zurück (die Garnrolle erscheint wieder). Auf diese Weise wird die reale Ohnmacht des Kindes, das nicht verhindern konnte, dass die Mutter wegging, zur phantasierten Macht des Kindes über die Mutter in Gestalt der Garnrolle – und zur realen Macht des Kindes über die Erregungen, die als Folge der Trennung von der Mutter ausgelöst worden sind. Das Kinderspiel dient damit der nachträglichen Bewältigung passiv erlittener Affekte, die aktiv herbeigeführt wird – und erfüllt so den Wunsch nach Wiederherstellung der Stabilität.

Im Fall der psychischen Erkrankung eines Erwachsenen ist der Versuch, die Erregungen (Affekte) nachträglich zu bewältigen, die längst vergangene Kränkungen in Gestalt der Symptome (und einer symptomatischen Beziehungsgestaltung) hinterlassen haben, allerdings kein Kinderspiel, sondern mühselige Arbeit. Denn der Zugriff auf diese Erregungen, die erst dann bewältigt werden können, wenn sie hier und jetzt wieder erlebt worden sind, ist durch allerlei Hindernisse (Abwehr und Widerstand) verstellt. Die Wege zu ihnen führen in das Labyrinth des Unbewussten, das Freud mit Hilfe der Methode der freien Assoziation erkunden wollte. Er nutzte dazu bevorzugt „die Traumdeutung“, die für ihn „die Via regia zur Kenntnis des Unbewußten“ blieb.

Mit der Einführung der Strukturtheorie nannte Freud den Ort, an dem sich diese Erregungen und mit ihnen alle unsterblichen Wünsche erhalten haben: „Es“. In der „Neuen Folge“ seiner Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse schrieb er: „Wir nähern uns dem Es mit Vergleichen, nennen es ein Chaos, einen Kessel voll brodelnder Erregungen […]. Im Es findet sich nichts, was der Zeitvorstellung entspricht […]. Wunschregungen, die das Es nie überschritten haben, aber auch Eindrücke, die durch Verdrängung im Es versenkt worden sind, sind virtuell unsterblich, verhalten sich nach Dezennien, als ob sie neu vorgefallen wären. Als Vergangenheit erkannt, entwertet und ihrer Energiebesetzung beraubt können sie erst werden, wenn sie durch die analytische Arbeit bewußt geworden sind, und darauf beruht nicht zum kleinsten Teil die therapeutische Wirkung der analytischen Behandlung.“

Die „analytische Behandlung“ soll also die Mittel bereitstellen, mit deren Hilfe das Vergangene, das störend gegenwärtig ist, endlich zur Ruhe kommen kann. Anders gesagt: die Erinnerung und Bewältigung des Verdrängten soll Vergessen ermöglichen. Und noch einmal anders gesagt (im Nachwort zur Frage der Laienanalyse von 1927): „In der Psychoanalyse bestand von Anfang an ein Junktim zwischen Heilen und Forschen, die Erkenntnis brachte den Erfolg, man konnte nicht behandeln, ohne etwas Neues zu erfahren, man gewann keine Aufklärung, ohne ihre wohltätige Wirkung zu erleben.“

Im Verlauf dieses Prozesses kommt es – wie im Traum – zur Neuauflage infantiler (Beziehungs-)Wünsche, die nachträglich erfüllt werden sollen – ein Wunsch, der zwar verständlich, aber nicht in vollem Umfang zu erfüllen ist. Denn bei allem Bemühen um emotional verwaiste oder konflikthaft verstrickte Patienten kann kein Therapeut zur Mutter oder zum Vater oder zum Geliebten des Patienten werden. Und weder als „Container“ noch als „Hilfs-Ich“ (oder wie die Metaphern sonst noch heißen) kann der Therapeut die Wünsche, die als Folge traumatischer und konflikthafter Erlebnisse entstanden sind – erfüllen. Dazu gehören Rachewünsche, aber auch sexuelle Wünsche. Und deshalb ist in jeder „analytischen Behandlung“ neben aller partiell möglichen Wunscherfüllung „Trauerarbeit“ unumgänglich, mit deren Hilfe der Verlust eines geliebten Menschen oder Ideals überwunden, aber auch die Grenzen der Wunscherfüllung anerkannt werden sollen.

Im wirklichen Leben wird die Zurückweisung durch einen Menschen, auf den sich das ganze Begehren richtet, wohl immer als eine narzisstische Kränkung erlebt. Dieses Begehren findet sich, laut Freud, in der Frühgeschichte jedes Menschen. Es ist das infantile Begehren, das von der Unterscheidung zwischen sinnlicher und zärtlicher Strömung noch nichts weiß. Diese – scheinbar sexualisierte – Auffassung des kindlichen Begehrens hat Freud früh Vorwürfe eingebracht. Dem weitergehenden Vorwurf, er habe zum schrankenlosen Ausleben sexueller Gelüste aufgefordert, widersprach Freud mit den Worten: „Ein böses und nur durch Unkenntnis gerechtfertigtes Mißverständnis ist es, wenn man meint, die Psychoanalyse erwarte die Heilung neurotischer Beschwerden vom ‚freien Ausleben’ der Sexualität.“ Das Gegenteil sei zutreffend, denn das „Bewußtmachen der verdrängten Sexualgelüste in der Analyse ermöglicht […] eine Beherrschung derselben, die durch die vorgängige Verdrängung nicht zu erreichen war. Man kann mit mehr Recht sagen, dass die Analyse den Neurotikern von den Fesseln seiner Sexualität befreit“ (1923 in Libidotheorie – Psychoanalyse).

Aber auch diese Formulierung kann leicht missverstanden werden. Freud war, anders als Schopenhauer, der den Verzicht auf den Willen zum Leben, dessen leibliche Ausdrucksform das sexuelle Begehren ist, als der Weisheit letzten Schluss auffasste, kein Freund der Askese. Er wollte die Fesseln lösen, die das Begehren an inzestuöse Liebesobjekte und damit an infantile Wünsche binden, die sich nur in der Phantasie erfüllen lassen – während sie das Erleben in der Begegnung mit dem real existierenden Anderen behindern. Freud wollte also keine Erlösung vom Begehren; er wollte die Erlösung des Begehrens vom Wiederholungszwang. Aus diesem Grunde wurde er zum Anwalt des Realitätsprinzips, das „auf der Höhe der Verliebtheit“ wieder außer Kraft gesetzt wird. Die psychische Realität und die Außenweltrealität sind dann in Bezug auf den geliebten Anderen nicht mehr klar zu unterscheiden. Ja, die „Grenze zwischen Ich und Objekt [droht] zu verschwimmen“. Und deshalb fühlt sich der Verliebte „allen Zeugnissen der Sinne entgegen“ so, als wären „Ich und Du Eines […] und ist bereit, sich, als ob es so wäre, zu benehmen“ (1930 in Das Unbehagen in der Kultur). Das ist nicht zuletzt deshalb der Fall, weil das Lustprinzip „noch lange Zeit die Arbeitsweise der schwer […] ‚erziehbaren’ Sexualtriebe“ bleibt und sich „zum Schaden des ganzen Organismus“ immer wieder gegen „das Realitätsprinzip“ durchsetzt (1920 in Jenseits des Lustprinzips).

Die Sicherung der Herrschaft des Realitätsprinzips ist deshalb ein zentrales Anliegen der Erziehung. Und da, wie Freud an anderer Stelle ausführte, „alle krankhaften Störungen des Geschlechtslebens […] mit gutem Rechte als Entwicklungshemmungen zu betrachten“ sind, kann die psychoanalytische Therapie nicht nur als „eine Art von Nacherziehung“, sondern auch als eine Hilfe für die Nachentwicklung gelten. Freud fasste beide Aspekte in der Formulierung zusammen, die psychoanalytische Behandlung ziele darauf ab, „jenem das Ich betreffenden Entwicklungsprozeß eine Nachhilfe“ zu bieten, der notwendig ist, um in der Außenwelt zu bestehen. Man kann die psychoanalytische Therapie deshalb auch „ohne weitere Bedenken als Anregung zur Überwindung des Lustprinzips, zur Ersetzung desselben durch das Realitätsprinzip“ charakterisieren. Bei seinem „Erziehungswerk“ bedient sich der Analytiker „irgend einer Komponente der Liebe. Er wiederholt bei solcher Nacherziehung wahrscheinlich nur den Vorgang, der überhaupt die erste Erziehung ermöglicht hat. Neben der Lebensnot ist die Liebe die große Erzieherin, und der unfertige Mensch wird durch die Liebe der ihm Nächsten dazu bewogen, auf die Gebote der Not zu achten und sich die Strafen für deren Übertretung zu ersparen“ (1916 in Einige Charaktertypen aus der psychoanalytischen Arbeit). Die alte Liebe zu den Eltern tritt jetzt in Gestalt der neuen Liebe zum Analytiker auf – und diese Übertragungsliebe wird, wie Freud in anderen Schriften erklärt, zum „stärkste[n] Motiv für die Beteiligung des Analysierten an der gemeinsamen analytischen Arbeit“. Der durch die Behandlung angestrebte „Fortschritt vom Lustprinzip zum Realitätsprinzip […], durch welchen sich der reife Mann vom Kinde scheidet“, soll also mit Hilfe einer neuen Liebe erreicht werden, die ihren Ursprung dort hat, wo alle Liebe herkommt: im grenzenlosen Begehren, dem jetzt Grenzen gesetzt werden sollen.

Ist das nicht paradox? Das ist so paradox wie Freuds gesamtes Projekt: Freud will die Natur befreien, um ihrer Herr zu werden! Er will die Sümpfe trockenlegen, um auf dem neu gewonnenen Boden einen Garten anzulegen. „Wo Es war, soll Ich werden. Es ist Kulturarbeit etwa wie die Trockenlegung der Zuydersee.“ So Freuds viel zitierte Sätze am Ende seiner 31. Vorlesung zur Einführung in die Psychoanalyse.

Mit dieser Kultivierung geht ein Glück zu Ende, das in jener Vorzeit liegt, in der Gut und Böse im Erleben des Menschen noch nicht nach den Regeln der Moral geschieden sind. Das gilt für das Kollektiv; und das gilt für jeden einzelnen, soweit er das Glück hatte einer Mutter zu begegnen, die den Körper des Kindes sinnlich-emotional als Einheit auffassen konnte, anstatt ihn nach den Regeln von Sitte und Anstand in reines und unreines Begehren aufteilen zu müssen. Das ideale Bild einer solchen Begegnung zeichnete Freud 1910 in Eine Kindheitserinnerung des Leonardo da Vinci mit den Worten: „Die Liebe der Mutter zum Säugling, den sie nährt und pflegt, […] ist von der Natur eines vollbefriedigenden Liebesverhältnisses, das nicht nur alle seelischen Wünsche, sondern auch alle körperlichen Bedürfnisse erfüllt, und wenn sie eine der Formen des dem Menschen erreichbaren Glückes darstellt, so rührt dies nicht zum mindesten von der Möglichkeit her, auch längst verdrängte und pervers zu nennenden Wunschregungen ohne Vorwurf zu befriedigen.“

In jener Vorzeit, von der hier die Rede ist, galten für die psycho-physischen Prozesse noch andere Regeln (nach dem Lustprinzip), als es die Regeln (nach dem Realitätsprinzip) sind, die durch Erziehung erworben werden. Doch was einmal war, bleibt für immer erhalten. Und deshalb bleibt die Vorzeit in jedem Menschen erhalten, auch wenn sich keiner an diese Vorzeit erinnern kann: „Wir haben uns in der auf Psychoanalyse begründeten Psychologie gewöhnt, die unbewußten seelischen Vorgänge zum Ausgangspunkt zu nehmen, deren Eigentümlichkeiten uns durch die Analyse bekannt geworden sind. Wir halten diese für die älteren, primären, für Überreste aus einer Entwicklungsphase, in welcher sie die einzige Art von seelischen Vorgängen waren. Die oberste Tendenz, welcher diese primären Vorgänge gehorchen, ist leicht zu erkennen; sie wird als das Lust-Unlust-Prinzip (oder kürzer als das Lustprinzip) bezeichnet. Diese Vorgänge streben danach, Lust zu gewinnen; von solchen Akten, welche Unlust erregen können, zieht sich die psychische Tätigkeit zurück […]“ (1911 in Formulierungen über die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens).

Im Hinblick auf die primäre Mutter-Kind-Beziehung sprach Freud in Jenseits des Lustprinzips von einem Glück und damit von einer Lust, von der er sich nur einen Begriff machen konnte, indem er den hergebrachten Begriff „Sexualität“ über alle Grenzen hinweg erweiterte, so dass er schließlich vieles von dem „einschloß, was sich nicht der Fortpflanzungsfunktion einordnete, und darüber gab es Lärm genug in der strengen, vornehmen oder bloß heuchlerischen Welt“.

Am Ende ging es bei diesem „Lärm“ doch nur um ein einziges Wort: um das Wort „Sexualität“. Weder in der Bibel noch bei Homer noch bei Shakespeare findet sich eine dem Begriff „Sexualität“ entsprechende Vokabel. Freud bat um Verständnis für die von ihm vorgenommene Bedeutungserweiterung: „Wir gebrauchen das Wort Sexualität in demselben umfassenden Sinne, wie die deutsche Sprache das Wort ‚lieben’“ (1910 in Über „wilde“ Psychoanalyse). Freud kehrte damit zu dem Sprachgebrauch zurück, der in der vorbürgerlichen Welt üblich war. In dieser Welt gab es noch kein Wort, das die „sexuellen“ Komponenten zahlreicher Verhaltensweisen und Erlebnisinhalte isolierte und in einer scheinbaren Einheit komprimierte, sondern unzählige Worte, die sich auf das Spektrum bezogen, das Körperlichkeit, Sensualität, Zärtlichkeit, Affektivität, Liebe, Lust und Leidenschaft umfasst. Der Begriff „Sexualität“ entstand, wie Jos van Ussel in seiner „Geschichte der Sexualfeindschaft“ zeigte, erst „im Laufe des 19. Jahrhunderts in den Industriegesellschaften“, also in einer Zeit, in der die Infantilisierung des Kindes durch die allgemeine Schulpflicht abgeschlossen, die Weiblichkeit im trauten Heim der Mutter eingeschlossen und die Männlichkeit nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht endgültig militarisiert war.

Freuds therapeutische Bemühungen waren in einem ersten Schritt darauf gerichtet, das im Begriff „Sexualität“ eingefangene Erleben von der untergründigen Rebellion gegen Bewachung und Bestrafung wieder zu befreien, um es im zweiten Schritt mit Hilfe von Einsicht und Vernunft der Selbst-Beherrschung zu überantworten. Auf diese Weise wollte er den pathogenen Konflikt zwischen Wunsch und Verbot entschärfen – doch dieses Ziel ließ sich nicht leicht erreichen. Zwar habe „die Analyse […] mit ihrem Anspruch, sie heile Neurosen durch die Sicherung der Triebbeherrschung, in der Theorie immer recht“, doch „in der Praxis“ habe sie damit „nicht immer“ Erfolg. Warum? „[…]weil es ihr nicht immer gelingt, die Grundlagen der Triebbeherrschung in genügendem Ausmaß zu sichern.“ Für dieses Scheitern machte Freud den „quantitativen Faktor“ verantwortlich, also die Natur in Gestalt einer genetisch bedingten „übergroße[n] Triebstärke“.

Dieser Annahme widersprachen zuerst Otto Gross und später Wilhelm Reich. Sie machten nicht die Natur, sondern die Kultur – genauer die Maximen der patriarchalen Kultur – für den Willen der Eltern zur Macht über das Kind und damit für die Gefangenschaft verantwortlich, in die das Begehren des Kindes geraten sei. Als Erwachsener wechsle der Betroffene dann aus der passiven Position des Unterworfenen in die aktive Position des Unterwerfenden, um andere Menschen von sich so abhängig zu machen, wie er es selbst von den Maximen seiner Eltern noch immer ist. Die „übergroße“ Triebhaftigkeit sei also nicht genetisch bedingt, sondern als Antwort auf die emotionale Isolation zu verstehen, in der sich der Betreffende seit seiner Kindheit befinde. „Von der ursprünglichen, artgemäß angelegten Sexualität“, schrieb Otto Gross, „können wir zusammenfassend wohl nur das eine sagen: Die Sexualität als angelegter Trieb und also auch die ursprüngliche Sexualität des Kindes ist Trieb nach Kontakt, im physischen und psychischen Sinne.“

Otto Gross und Wilhelm Reich vertrauten auf die Selbstregulationskraft der Natur, während Freud jede Naturphilosophie ablehnte und „Gott“ Logos über alles stellte. Warum? Ludwig Binswanger schrieb am 15. Februar 1925 in einem Brief an Freud, der „Gegensatz rational-romantisch“ charakterisiere dessen Persönlichkeit besonders gut. „Nur der wird Ihr Wesen einigermaßen verstehen, der die Wucht dieses Gegensatzes in Ihnen zu spüren vermag […]; wer ferner die menschliche Seele so versteht und ihre Erscheinungen zugleich in ein so umfassendes rationales wissenschaftliches System zu bringen vermag, bei dem müssen ‚Gemüt und Verstand’ nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ höchst erstaunlich angelegt und ausgebildet sein. Das größere Rätsel ist dabei für mich die gewaltige Wucht des Rationalen in Ihnen als verträglich mit soviel ‚Gemüt’, und ich frage mich manchmal, ob Sie dieser ‚Rationalist’ auch dann geworden wären, wenn Sie eine andere Zeitströmung als den materialistischen Rationalismus in der Wissenschaft angetroffen hätten.“ Mit dieser letzten Bemerkung spielte Binswanger auf die Tradition an, in der Freud als Student erzogen worden war. Der spätere „gottlose“ Aufklärer Sigmund Freud stand noch als Abiturient der Naturphilosophie aufgeschlossen gegenüber. Im Alter von zwanzig Jahren trat er dann aber eine Stelle im physiologischen Labor Ernst von Brückes an, der als prominenter Vertreter der Helmholtzschule, die der Wissenschaftsauffassung der 1845 gegründeten Berliner Physikalischen Gesellschaft folgte, den Vitalismus in der Physiologie (und damit die Naturphilosophie) ablehnte. Noch Jahrzehnte später äußerte Freud, Brücke sei die „größte Autorität“ gewesen, „die je auf mich gewirkt hat“.

Vor diesem Hintergrund ist schließlich auch Freuds Plädoyer für die „wissenschaftliche Weltanschauung“ zu verstehen, die dereinst auf der Grundlage „sorgfältig überprüfter Beobachtungen“ die „Einheitlichkeit der Welterklärung“ ermöglichen werde. Damit verbunden ist Freuds Religionskritik, die eine Fortsetzung der Kritik wunscherfüllender Illusionen darstellt. „Die Wissenschaft ist eben die vollkommenste Lossagung vom Lustprinzip, die unserer psychischen Arbeit möglich ist.“ Um die Menschen zum Selbstdenken zu befähigen, sei es notwendig, die (Sexual-)Pädagogik von jeder religiösen Bevormundung zu befreien. „Verzögerung der sexuellen Entwicklung und Verfrühung des religiösen Einflusses, das sind doch die beiden Hauptpunkte […] der heutigen Pädagogik […]. Meinen Sie aber, daß es für die Erstarkung der Denkfunktion sehr förderlich ist, wenn ihr ein so bedeutsames Gebiet [das sexuelle Begehren] durch die Androhung der Höllenstrafen verschossen bleibt? Wer sich einmal dazu gebracht hat, alle die Absurditäten, die die religiösen Lehren ihm zutragen, ohne Kritik hinzunehmen […], dessen Denkschwäche braucht uns nicht arg zu verwundern. Nun haben wir aber kein anderes Mittel zur Beherrschung unserer Triebhaftigkeit als unsere Intelligenz. Wie kann man von Menschen, die unter der Herrschaft von Denkverboten stehen, erwarten, daß sie das psychologische Ideal, den Primat der Intelligenz, erreichen?“ (1927 in Die Zukunft einer Illusion)

Obgleich Freud der Religion so kritisch gegenüberstand wie der Naturphilosophie und der Metaphysik, konnte er den „alten Fechner in seiner erhabenen Einfalt“ doch loben. Anders als Freud hatte sich Fechner nur vorübergehend von Gott abgewandt: „Ueber meinem medicinischen Studium war ich zum völligen Atheisten geworden, religiösen Ideen war ich entfremdet; ich sah in der Welt nur ein mechanisches Getriebe. Da geriet mir Oken’s Naturphilosophie in die Hände […]. Ein neues Licht schien mir auf einmal die ganze Welt und Wissenschaft von der Welt zu erleuchten […]“. Und so fand Fechner in Gott das, was Freud anderweitig suchte: „den Gesichtspunkt einer großen einheitlichen Weltanschauung“. Im bereits erwähnten Brief Binswangers an Freud heißt es: „Besonders interessiert mich auch Ihre Stellung zu Fechner. Er ist […] fast der einzige neuere Psychologe, den Sie zitieren. Kennen Sie seine Schrift vom Höchsten Gut [1846], in der das Lust-Unlustproblem eine große Rolle spielt, oder haben Sie nur die Psychophysik [1860] gelesen?“ Freud gab darauf diese Antwort: „Von Fechner habe ich außer der Psychophysik noch manche andere Schriften gelesen, aber gerade die ‚Über das höchste Gut’, in der das Lust-Unlustproblem eine so große Rolle spielen soll, nicht. Es sollte mich sehr interessieren, wenn ich ihm auch ohne direkte Beeinflussung nahegekommen wäre.“ Und noch etwas allgemeiner heißt es in Freuds Selbstdarstellung: „Ich war immer für die Ideen G. Th. Fechners zugänglich und habe mich auch in wichtigen Punkten an diesen Denker angelehnt.“

Fechners Bedeutung für die Psychoanalyse Freuds ist nicht nur durch Freud, sondern auch von anderen belegt worden. Und die Argumente, die für diese Bedeutung angeführt wurden, lassen sich nicht schon deshalb als „rezeptionsgeschichtlicher Mythos“ (Manfred Riepe 2002) zurückweisen, weil sich Fechners und Freuds Auffassungen in zentralen Punkten widersprechen. Schließlich verliert ein früherer Autor seine Bedeutung nicht dadurch, dass der Nachfolger in Auseinandersetzung mit und in Abgrenzung von ihm eine eigene Position erarbeitet.

Die in Binswangers Brief an Freud erwähnte Schrift Über das höchste Gut (1846) hat Fechner nach der Überwindung einer tiefen Lebenskrise verfasst. Über den Verlauf der Krise gibt eine autobiographische Niederschrift Auskunft. Fechners Neffe, Johannes Emil Kuntze (1892), hat sie fünf Jahre nach Fechners Tod veröffentlicht. Anhand dieser Aufzeichnungen ist die innere Zerrissenheit nachzuvollziehen, die Fechner während der Krise durchlebte. Er schreibt dort: „Es schied sich mein Inneres gewissermaßen in zwei Theile, in mein Ich und meine Gedanken. Beide kämpften miteinander; die Gedanken suchten mein Ich zu überwältigen und einen selbstmächtigen, dessen Freiheit und Gesundheit zerstörenden Gang zu nehmen, und mein Ich strengte die ganze Kraft seines Willens an, hinwiederum der Gedanken Herr zu werden. […] Ich kam mir manchmal vor wie ein Reiter, der ein wildgewordenes Roß, das mit ihm durchgegangen, wieder zu bändigen versucht“. Die Metapher, die Fechner hier benutzt, ist in der abendländischen Geistesgeschichte verwurzelt. Sie findet sich leicht abgewandelt auch bei Platon, dessen Phaidros die Seele dreigeteilt vorgestellt hat: „zwei Teile pferdegestaltig, der dritte Teil aber mit der Gestalt eines Wagenlenkers“. Eines der Pferde kann gut hören, ist also gehorsam, während das andere, „zottig um die Ohren“, „schwerhörig“ und deshalb ungezogen (unerzogen) ist. Es ist „mit Mühe nur durch Peitsche und Stacheln zu regieren“.

Gehorsam setzt Gehör voraus. Und auf wen hört man, wenn man nicht hören kann? Gewiss nicht auf die Stimme des Intellekts. Die „Stimme des Intellekts ist leise, aber sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör geschafft hat. Am Ende, nach unzählig oft wiederholten Abweisungen, findet sie es doch“, heißt es dazu bei Freud, in dessen Metapsychologie das ungezogene Pferd „Es“ genant wird, während das gute Pferd „Über-Ich“ und der Reiter „Ich“ heißen. Das Ich hat unter anderem die Aufgabe, die Rosse (sprich: die Gedanken) in ordentlichen Bahnen zu halten, während sich die Zügel mit Hilfe der Methode der freien Assoziation lockern lassen – was allerdings nur zu dem Zweck geschieht, sie anschließend umso fester zu ziehen und so die Herrschaft der Vernunft umso besser zu sichern.

Da ein seelischer Vorgang nicht gleichzeitig drei einander widersprechenden Regulationsprinzipien unterworfen werden kann, müssen Es, Ich und Über-Ich aufeinander abgestimmt sein, wenn es nicht zu unlösbaren Konflikten kommen soll. Mit Rückgriff auf die zwei Prinzipien des psychischen Geschehens kann man dem Es die Regulation nach dem Lustprinzip zuzuordnen, während dem Ich die Regulation nach dem Realitätsprinzip obliegt. Über das Verhältnis von Ich und Es heißt es bei Freud an anderer Stelle: „Das Pferd gibt die Energie für die Lokomotion her, der Reiter hat das Vorrecht, das Ziel zu bestimmen, die Bewegung des starken Tieres zu leiten. Aber zwischen Ich und Es ereignet sich allzu häufig der nicht ideale Fall, daß der Reiter das Roß dahin führen muß, wohin es selbst gehen will.“

„Der Geist ist willig – doch das Fleisch ist schwach“ (Matthäus 26, 41). Nein, der Geist ist bewegungslos, denn der Körper hat die Beine. Und doch sollte der Geist den Körper beherrschen: „Denn was, für ein unbändiges Roß, Zügel und Gebiß ist“, schrieb Schopenhauer, „das ist für den Willen im Menschen der Intellekt: an diesem Zügel muß er gelenkt werden, mittelst Belehrung, Ermahnung, Bildung u. s. w.; da er an sich selbst ein so wilder, ungestümer Drang ist, wie die Kraft, die im herabstürzenden Wasserfall erscheint.“ Ist das die „Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft“ – sobald sie in Kanäle geleitet worden ist? Der „Infantilismus“ sei „dazu bestimmt, überwunden zu werden“, erklärte Freud. „Der Mensch kann nicht ewig Kind bleiben.“ Das ist das letzte Ziel der „Erziehung zur Realität“: Der Mensch soll endlich einsehen, dass er sein Leben selbst gestaltet und dabei ohne die Hilfe der Götter (Eltern) auskommen muss. Das ist keine erwünschte Botschaft. Wer sie überbringt, stößt auf Widerstand, auf den Freud 1925 mit Humor antworte: „Ich hatte mir frühzeitig das Scherzwort von den drei unmöglichen Berufen – als da sind: Erziehen, Kurieren, Regieren – zu eigen gemacht.“

Scherz beiseite: Hat man erst einmal wie Spinoza in seiner Ethik erkannt, „dass sowohl der Entschluss des Geistes als auch die Triebe und die Bestimmung des Körpers von Natur einander entsprechen oder vielmehr ein und dasselbe Ding sind“, dann weiß man auch, dass jeder Mensch „in allem gemäß seinem Affekt“ handelt. Dann kommt es nur noch darauf an, ob man der Weisheit der Natur vertrauen kann. Das konnte Fechner, der als höchstes Gut der Natur die Lust pries. „Unter höchstem Gut verstehe ich den Endzweck, auf den alles Denken und Handeln, Dichten und Trachten des Menschen hinzielen soll, und zwar nicht nur des Einzelnen, sondern in Bezug auf welchen sich auch das aller Menschen vereinigen soll. Mit der Bestimmung desselben ist zugleich das höchste Sittenprincip bestimmt. Man hat dieses höchste Gut wie das darauf gerichtete Handeln unter verschiedene Ausdrücke zu fassen gesucht, als: Gott zu willen handeln, Gott ähnlich werden, Gott erkennen, Gott lieben, vernünftig handeln, naturgemäß handeln, sich als Glied des (organischen) Ganzen fühlen, dem man angehört; im Sinne und zur Erhaltung desselben handeln; die wahre Bestimmung des Menschen erfüllen, die wahre Bestimmung der Dinge erfüllen, für seine eigene Lust handeln, für Anderer Lust handeln, möglichste sinnliche Lust, möglichste geistliche Lust, ruhige Lust, bewegte Lust suchen, und was dergl. mehr ist.“

Fechner wusste allerdings auch, dass „das Wort Lust […] einen bösen Klang in der Sittenlehre“ hat. Auf die erwartete Kritik reagierte er mit der Schrift Das Lustprincip des Handelns (1848). Darin finden sich Argumente, die denen ähneln, die Freud benutzte, als er sich gegen den Vorwurf zur Wehr setzte, er habe die reine Liebe mit schnöder Lust vermengt. Wie später Freud, so kritisierte Fechner die Wortgläubigkeit seiner Kritiker: „Dieselbe Sache wird eben nur mit anderen Worten bezeichnet. Und warum sollte man um Worte hadern? In der That ist es eigentlich nur im Streit, ob es richtiger ist, Liebe zu etwas ob Lust zu etwas zu sagen.“ Und Fechner setzte noch hinzu: „Um nämlich beide in Beziehung zueinander zu definiren, so wird Liebe ein durch Lustvorstellung oder Lustgefühl bestimmter Antrieb, Lust ein in der Liebe wirksames und durch Befriedigung derselben sich wiedererzeugendes Gefühl seyn. Der Sache nach fällt mein Motiv jedenfalls ganz und gar mit dem der Liebe zusammen; ich thue […] weiter nichts, als das Motiv der Liebe, was bei jeder Handlung freilich ganz wirkt, noch psychologisch weiter zu analysiren, indem ich die Liebe zu etwas als einen durch Lust der Vorstellung von Etwas bestimmten Antrieb dazu erkläre.“

Schon Fechner beruft sich auf eine psychologische Analyse (Psycho-Analyse), wenn er „Lust“ und „Unlust“ als Oberbegriffe einführt, denen er Gefühle und Erlebnisinhalte zuordnet. So spricht er im Hinblick auf Lust über Befriedigungserlebnisse, die von der Selbstwahrnehmung („innere Befriedigung“) über die orale Bedürfniserfüllung („gutes Gericht“) bis zum bestätigten Beziehungswunsch („Jawort der Geliebten“) reichen. Lust stehe in einem Zusammenhang mit „Freude“, „Vergnügen“ oder „innerer Befriedigung“. Entsprechend verhalte es sich mit Unlust. Sie trete im Zusammenhang mit „Traurigkeit“, „Gram“, „Schmerz“ oder „innerer Unbefriedigtheit“ auf; sie könne aber auch mit „bösem Gewissen“ (Über-Ich-Reaktion) oder mit „Unglück in der Liebe“ (Objektverlust) verbunden sein.

Das eigentliche Kunststück, das Fechner zustande bringt, besteht aber darin, dass er Lust und Moral auf einen gemeinsamen Nenner bringt. In seinem 1848 erschienenen Aufsatz Über das Lustprinzip des Handelns erklärt er: „Betrachten wir die anerkannten Grundregeln der Moral als: sey mäßig, keusch, gerecht, wahr, wohlthätig, achte anderer Leben und Eigenthum, sey der Obrigkeit und den Gesetzen gehorsam, trage Glaube, Hoffnung und Liebe zu etwas Göttlichem u. s. w., wir werden keine finden, die nicht befolgt die Wirkung hätte, den Lustzustand, das Glück der Menschheit im Ganzen, ja tief ins Einzelne herab, zu sichern, zu wahren, zu fördern. Es sind gerade die Regeln, durch deren allgemeine Befolgung der Lustzustand der Menschheit […] gesichert wird […]. Wie nun würde es um den Lustzustand der Welt stehen, wenn jene Regeln aufhörten gültig zu seyn […]?“ Ja, wie sähe denn die Welt aus, wenn es kein „kein Gesetz der Mäßigung“ gäbe? „Geht alle moralischen Grundregeln einzeln durch, bei keiner wird sich ein andres Princip der Lustverkürzung finden, als diese Absicht auf den Lustgewinn im Ganzen. […] Alles, was beiträgt, Lust im Ganzen zu erhalten und zu fördern, Unlust im Ganzen zu mindern, ist ihnen heilig, und wird uns heilig zu halten von ihnen geboten. Die schwerste Bürde und härteste Pein, die sie uns auferlegen, verhütet oder heilt doch nur noch schwerere Bürde, noch härtere Pein.“

Ausgehend von der Überzeugung, dass sich die Natur selbst zerstören würde, gäbe es nur das „Principe des Kampfes um das Dasein“, nahm Fechner an, es müsse auch noch ein der Erhaltung der Natur und damit dem Wohl aller dienendes „Princip einer Abhängigkeit der Existenzbedingungen der organischen Geschöpfe von einander und demgemäßen Ergänzung durch einander“ geben. Dieses Glücksversprechen, das die Natur für Fechner bereithielt, konnte wiederum Freud nicht glauben: „Homo homini lupus, wer hat nach allen Erfahrungen des Lebens und der Geschichte den Mut, diesen Satz zu bestreiten?“

Freud stellte hier (in Das Unbehagen in der Kultur) nicht die Frage nach dem Sinn des Lebens. Er stellte die „anspruchslosere Frage“, was die Menschen in ihrem Leben erreichen wollten? „Die Antwort darauf ist kaum zu verfehlen; sie streben nach dem Glück, sie wollen glücklich werden und so bleiben. […] Es ist, wie man merkt das Programm des Lustprinzips, das den Lebenszweck setzt. Dieses Prinzip beherrscht die Leistung des seelischen Apparates vom Anfang an; an seiner Zweckdienlichkeit kann kein Zweifel sein, und doch ist sein Programm im Hader mit der ganzen Welt […]. Was man im strengsten Sinne Glück heißt, entspringt eher der plötzlichen Befriedigung hoch aufgestauter Bedürfnisse […]. Uneingeschränkte Befriedigung aller Bedürfnisse drängt sich als die verlockendste Art der Lebensführung vor, aber das heißt den Genuß vor die Vorsicht setzen und straft sich nach kurzem Betrieb.“

Ohne die Bereitschaft zum Verzicht ist (Über-)Leben unmöglich. In diesem Punkt waren Fechner und Freud einer Meinung. Doch während Fechner die Bereitschaft zum Verzicht als ein gleichsam der Natur innewohnendes sittliches Gesetz auffasste, von dem alle Moralgesetze des Menschen abgeleitet sind, war Freud der Auffassung, die Bereitschaft zum Verzicht sei eine Folge der Kultur und müsse dem Menschen erst anerzogen werden. An dieser „Kulturarbeit“ beteiligte sich Freud als „Wagenlenker“, der in seinen Schriften als Erzieher, Analytikers und Kulturtheoretiker Stellung nahm. In dieser letzten Gestalt wurde er nicht müde zu „wiederholen“, was er bereits in der Traumdeutung gesagt hatte: dass die Wünsche unsterblich sind – und „das Wort ‚Kultur’ die ganze Summe der Leistungen und Einrichtungen bezeichnet, […] die zwei Zwecken dienen: dem Schutz des Menschen gegen die Natur und der Regelung der Beziehungen der Menschen untereinander“. Und weil er bei allem Pessimismus in Bezug auf die Zukunft der Menschheit seinen Glauben an den Menschen nicht verlieren wollte, blieb Freud nichts anderes übrig, als an die Zukunft einer Illusion (1927) zu glauben. Diese Illusion lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Die Menschen werden aufgrund von Einsicht und Vernunft ihren Wünschen eines Tages doch noch Grenzen setzen.

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Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag ist eine gekürzte und modifizierte Fassung von Bernd Nitzschke: Affektregulation und Begrenzung der Wünsche: „Kulturarbeit etwa wie die Trockenlegung der Zuydersee“. Anmerkungen zu Freud und Fechner. In: B. Boothe, A. Cremonini, G. Kohler (Hg.): Psychische Regulierung, kollektive Praxis und der Raum der Gründe. Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, S. 245-265. Diese Originalfassung enthält genaue Belege der Zitate und eine vollständige Literaturliste.