Peter-André Alts Biographie über Sigmund Freud porträtiert den Psychoanalytiker auch als psychisch Leidenden

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Kaum jemand hat ein ganzes Zeitalter durch sein Denken so tiefgreifend verändert wie Sigmund Freud. Nach Freud träumen und lieben, denken und phantasieren wir anders. Die umfassende Biographie von Peter-André Alt schildert Freuds Leben und die Entwicklung der Psychoanalyse als großen Roman des Geistes.

Wien im sinkenden 19. Jahrhundert: Eine bessere Kulisse für die Seelenleiden des modernen Menschen, für seine Existenzlügen und zerbrechenden Selbstbilder, als die prachtvoll morbide Hauptstadt des k.u.k.-Reiches ist kaum vorstellbar. Hier arbeitet der Nervenarzt Sigmund Freud an seinen bahnbrechenden Theorien zu Sexualität und Neurose, Traum und Unbewusstem, Familie und Gesellschaft, Märchen und Mythos. Peter-André Alt erzählt, gestützt auf unveröffentlichtes Material, von der Bewegung der Psychoanalyse, ihrem Siegeszug und ihren Niederlagen, und er portraitiert Freud als selbstkritischen Dogmatiker und wissenschaftlichen Eroberer, als jüdischen Atheisten und leidenschaftlichen Familienvater, als eminent gebildeten Leser und großen Schriftsteller, nicht zuletzt als einen Zerrissenen, der die Nöte der Seele, von denen die Psychoanalyse befreien sollte, selbst aus dunkler Erfahrung kannte.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht Veröffentlichungen von Mitarbeitern der Zeitschrift. Auf deren Bücher kann hier jedoch gesondert hingewiesen werden. Ein Kapitel aus der Freud-Biographie von Peter-André Alt haben wir in literaturkritik.de 9/2016 publiziert.

Titelbild

Peter-André Alt: Sigmund Freud. Der Arzt der Moderne. Eine Biographie.
Verlag C.H.Beck, München 2016.
1036 Seiten, 34,95 EUR.
ISBN-13: 9783406696886

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