Achim Geisenhanslüke über Walter Benjamins Trauerspielbuch, das europäische Barockdrama und den literarischen Umgang mit Affekten

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Benjamins Trauerspielbuch ist längst zum Mythos geworden. Dennoch polarisiert es noch heute: Benjamin den Benjaminforschern und das barocke Trauerspiel den Barockforschern, so die Parole. Die vorliegende Studie widerspricht dieser Aufteilung, indem sie auf den komparatistischen Gehalt aufmerksam macht. Die Einbeziehung von Autoren wie Calderón, Lohenstein und Racine zeigt, dass Benjamins Werk einen vergleichenden Zugang zum Barock sucht, in dem das deutsche Trauerspiel nur eins unter anderen europäischen ist. Denn sowohl im Trauerspielbuch selbst als auch in begleitenden Briefen und Skizzen wird deutlich, dass Benjamin eine europäische Dimension des Barockdramas im Blick hat. Was der vergleichende Blick auf das europäische Barockdrama vor diesem Hintergrund zutage fördert, sind die Differenzen zwischen dem spanischen, französischen und dem deutschen Trauerspiel, aus denen heraus sich erst die Besonderheit des barocken Theaters in Deutschland ergibt. Dabei geht es nicht zuletzt um die Geschichte und die Unterschiede des literarischen Umgangs mit Affekten.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht Veröffentlichungen von Mitarbeitern der Zeitschrift. Auf deren Bücher kann hier jedoch gesondert hingewiesen werden. Ein Beitrag von Achim Geisenhanslüke über die Sprache der Liebe bei Platon, Shakespeare, Freud und Lacan, der auf sein ebenfalls neu erschienenes Buch „Die Sprache der Liebe“ zurückgreift, ist in literaturkritik.de 9/2016 erschienen.

Titelbild

Achim Geisenhanslüke: Trauer-Spiele. Walter Benjamin und das europäische Barockdrama.
Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2016.
167 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783770561339

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