Der Krieg und die Frauen – Aibe-Marlene Gerdes und Michael Fischer haben einen Tagungsband zum Thema „Geschlecht und populäre Literatur im Ersten Weltkrieg“ herausgegeben

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Hundert Jahre nachdem das Völkerschlachten des Ersten Weltkriegs in vollem Gange war, haben Aibe-Marlene Gerdes und Michael Fischer unter dem Titel Der Krieg und die Frauen einen Sammelband über die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Geschlecht und populärer Literatur während des Krieges herausgegeben. Der Band geht auf eine 2013 im damaligen Deutschen Volkslied Archiv (heute: Zentrum für Populäre Kultur und Musik) der Universität Freiburg gehaltene Tagung zurück.

Die HerausgeberInnen haben die fünfzehn Beiträge in drei Gruppen aufgeteilt, deren erste unter der Überschrift „Weibliche Autorschaft und literarische Frauenfiguren“ steht. Dieser Teil umfasst fünf Beiträge und wird von Nicolas Detering eröffnet, der „literarischen Bellizismus“ bei den Autorinnen Thea von Habou, Ina Seidel und Agnes Sapper beleuchtet, während Marcus Eder im anschließenden Beitrag „Krieg und Gender in Claire Golls frühen literarischen und publizistischen Texten“ nachgeht. Sodann vergleicht Rolf Löchel „die Frauenfiguren und Weiblichkeitskonstruktionen in (Anti-)Kriegsromanen von Ida Boy-Ed und Clara Viebig“. Sabine Schu untersucht „literarische Frauenschicksale an der Front im Mädchenkriegsroman des Ersten Weltkriegs“. Beschlossen wird der erste Abschnitt von Mascha Marlene Vollhardt, die sich „Figurationen der ‚Schwester‘“ in Suse von Hoerner-Heintzes 1935 erschienenem autobiographischen Buch Mädels im Kriegsdienst widmet.

Im zweiten Abschnitt – „(Selbst-)Repräsentation von Frauen“ – interpretiert Mitherausgeber Michael Fischer „religiöse Kriegslyrik von Frauen“, Antje Harms’ Beitrag gilt der „Mobilisierung jugendbewegter Frauen und Männer an der ‚Heimatfront‘“ und Bernhard Bachinger geht der Kriegsberichterstattung von Alice Schalek im k.u.k. Kriegspressequartier nach. Monika Szczepaniak interessiert sich für „Gendering und Kriegswahrnehmung in der polnischen populären Literatur zum Ersten Weltkrieg“. Ein Aufsatz über die „Sicht finnischer Lyrikerinnen“ auf den Ersten Weltkrieg beschließt den zweiten Teil. Liisa Laukkanen und Taina Vanharanta haben den Beitrag verfasst.

Die Texte des letzten Abschnitts „Kriegskultur und ihr literarischer Widerhall“ blicken zum Teil über das Zusammenspiel von Geschlecht und populärer Literatur während des Ersten Weltkriegs hinaus. Andreas Schumann analysiert das „parodistische und satirische Sprechen in der Kriegslyrik von Frauen“, Rudolf Jaworski macht einige „Anmerkungen zu Liedkarten aus dem Ersten Weltkrieg“ und Mitherausgeberin Aibe-Marlene Gerdes erläutert „die Figur der Annemarie im Soldatenlied des Ersten Weltkriegs“. Frauke Schmidt-Gropengießer zeigt am Beispiel des im Volksmund als ‚Dicken Bertha‘ apostrophierten Mörser-Geschützes, wie sich „Gender und Kriegshumor in Liedern und Bilddarstellungen des Ersten Weltkriegs“ miteinander verbinden. Ein Text von Hans-Christian Pust, der den „Beitrag von Frauen zu Nagelungsaktionen im Ersten Weltkrieg“ rekonstruiert, vervollständigt den Band.

Titelbild

Michael Fischer / Aibe-Marlene Gerdes (Hg.): Der Krieg und die Frauen. Geschlecht und populäre Literatur im Ersten Weltkrieg.
Populäre Kultur und Musik. Bd. 16.
Waxmann Verlag, Münster 2016.
316 Seiten, 34,90 EUR.
ISBN-13: 9783830933564

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