Samuel Fischer und Ernst Heimeran, Klaus Gysi und Hans Marquardt

Klaus Walther erzählt von deutschen Verlegern und ihren Verlagen

Von Günther FetzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Günther Fetzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Klaus Walthers Darstellung der Verleger und ihrer Verlage setzt mit dem Traditionsstrang des Individual- oder Kulturverlegers ein, wie er sich am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Anfang des 20. Jahrhunderts herausbildete. Paradigmatische Namen in der Anfangszeit sind die alle im Buch vertretenen Verleger Samuel Fischer, Eugen Diederichs, Albert Langen und Anton Kippenberg für den Insel-Verlag und Kurt Wolff. Es folgen in der Darstellung Ernst Rowohlt, der nach einem ersten Anlauf 1920 den bis heute existierenden Rowohlt Verlag gründete, sowie Reinhard Piper.

Mit Peter Suhrkamp trat ein anderer Verlegertypus auf den Plan. Er war zunächst Geschäftsführer des S. Fischer Verlags und steuerte Teile des Unternehmens unter der Firmierung Suhrkamp Verlag KG durch das „Dritte Reich“. Nach dem Krieg spaltete sich Suhrkamp vom zurückgekehrten S. Fischer Verlag ab. Dabei hatten die Autoren die Wahlfreiheit, in welchem Verlag sie künftig publiziert werden wollten.

Auch Heinz Friedrich, der Mitbegründer des Deutschen Taschenbuch Verlags, gehört hierher; er war zuvor Cheflektor der „Fischer Bücherei“ im S. Fischer Verlag und Programmdirektor von Radio Bremen, bevor er 1961 geschäftsführender Gesellschafter des dtv wurde. Vergleichbares gilt für Siegfried Unseld, der 1951 im Suhrkamp Verlag begann, 1958 Komplementär und nach dem Tod des Verlegers ein Jahr danach alleiniger verlegerischer Geschäftsführer wurde.

Ist die Struktur des Bands Die Büchermacher bis zu dieser Stelle klar, so springt der Autor nun und porträtiert den Aufbau Verlag, den wohl wichtigsten literarischen Verlag der ehemaligen DDR, der 1945 unter anderem von Johannes R. Becher und Klaus Gysi gegründet wurde, den Greifen Verlag unter der Führung von Karl Dietz und die „‚Gentleman‘-Verleger der DDR“ Hans Marquardt (Reclam), Elmar Faber (Edition Leipzig, danach Aufbau) und Konrad Reich (Hinstorff). Diese Kapitel sind auch geprägt vom persönlichen Umgang des Autors mit diesen Verlegern.

Ein weiterer Sprung führt zurück in die alte Spur. In relativ kurzen Kapiteln werden Gottfried Bermann Fischer, der Schwiegersohn Samuel Fischers, Joseph Caspar Witsch, der Altverleger von Kiepenheuer & Witsch, sowie Eugen Claassen, Jakob Hegner und Ernst Heimeran vorgestellt. Das wirkt etwas inhomogen, sind doch Claassen, Hegner und Heimeran Verleger alten Typs, nämlich Gründer und Inhaber ihrer Verlage.

Wer einen Crashkurs in Geschichte deutscher literarischer Verlage des 20. Jahrhunderts machen will, der findet hier eine klassische Verlegergeschichte mit vielen biografischen Details und Anekdoten, stilistisch elegant und unterhaltend geschrieben, sparsam, aber gut ausgewählt mit Schwarz-Weiß-Abbildungen versehen. Wer eine weiterführende Lektüre sucht, wird hier nur teilweise bedient. Zwar gibt es Hinweise auf Literatur über die Verleger und Verlage, aber da die klug ausgewählten Zitate nicht belegt sind, läuft das Interesse an Vertiefung meistens ins Leere. Wichtig auch im Auge zu behalten, dass hier nur ein Strang deutscher Verlagsgeschichte beleuchtet wird und die populären Publikumsverlage ausgeblendet bleiben, zum Beispiel Ullstein (seit 1903), Goldmann (gegründet 1922) oder Heyne (gegründet 1934), den der Sohn des Gründers später zum zeitweise größten deutschen Taschenbuchverlag machte.

Titelbild

Klaus Walther: Die Büchermacher. Von Verlegern und ihren Verlagen.
Quintus-Verlag, Berlin 2017.
176 Seiten, 20,00 EUR.
ISBN-13: 9783945256893

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