Johann Friedrich Cotta-Potpourri

Ein Tagungsband beschreibt pointilistisch den großen Verleger

Von Günther FetzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Günther Fetzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Vom 9. bis 11. Mai 2013 fand im Deutschen Literaturarchiv in Marbach eine Tagung über Johann Friedrich Cotta (1764–1832) statt; nicht weniger als vier Jahre später sind nun die meisten Vorträge als Sammelband erschienen. Die 17 Aufsätze in Johann Friedrich Cotta. Verleger – Unternehmer – Technikpionier zeigen Cotta „als eine Persönlichkeit mit vielfältigen Begabungen und Tätigkeitsfeldern, die wie kaum eine andere die Epochenschwelle um 1800 repräsentiert“, und decken – so die Herausgeber – die Felder Ökonomie, Publizistik, Technik, Kunst und Politik ab.

Schwerpunkt ist aber eindeutig die (hier nicht erwähnte) Literatur und ihr Umfeld von Verlagswesen und Buchhandel mit sechs Aufsätzen. Stephan Füssel und Christine Haug betten Cotta und seinen Verlag kenntnisreich in den Strukturwandel der Buchbranche um 1800 ein. Füssel resümiert dabei dessen Leistung:

„Insgesamt zeigt es sich, dass der buchhändlerische Seiteneinsteiger Johann Friedrich Cotta mit seinem Geschick für präzise Kalkulation, mit fundierter Rechnungslegung, stringentem kaufmännischem Handeln, überlegten vertraglichen Vereinbarungen mit Autoren (Absatzhonorar!), […], der Ausweitung des Verlagsprogrammes […] und durch die Aufnahme von literarischen Übersetzungen sowie Erstveröffentlichungen den Verlag für erheblich breitere Zielgruppen öffnete.“

Die weiteren Beiträge zu diesem Thema behandeln ihren Gegenstand nach dem Muster „Cotta und …“. Hervorzuheben sind die Ausführungen von Ernst Osterkamp über „Goethe – Cotta – Boisserée“. Ebenso werden Jean Paul, August Wilhelm Schlegel und Ludwig I. von Bayern in ihrer Beziehung zum Verleger dargestellt.

Die übrigen oben genannten Felder werden in der Regel in einem Aufsatz abgehandelt: Erich Pelzer über Cotta als Politiker, Holger Böning über Cotta als Zeitungsverleger, Thomas Schuetz über Cottas Scheitern mit der Unternehmung einer Flachsspinnerei und Bernhard Fischer über Cottas Berliner Zollvereinsverhandlungen.

Etwas randständig wirken die Beiträge von Andreas Beyer („Cotta posiert in bonapartischer Geste“), von Ulrich Raulff über Cottas „Taschenkalender für Pferdeliebhaber“ sowie von Ulrich Gaier über „Cottas Bodensee-Dampfer in der Literatur“. Nicht zu entziffern ist die Grafik zur Zahl der Übersetzungen im Cotta-Verlag zwischen 1787 und 1832 auf Seite 156. Ebenso fehlt jegliche Information zu den Beiträgern.

So macht der Band in Summe den Eindruck einer ‚Buchbindersynthese‘, bei der neben Gewichtigem doch einiges Vernachlässigbares steht, wie es „die Maschinerie von Tagungen“ (Georg Jäger) generiert. Besser greift man zur monumentalen Biografie Johann Friedrich Cotta. Verleger, Entrepreneur, Politiker von Bernhard Fischer (2014), die zudem noch zu einem günstigeren Ladenpreis zu haben ist. Fischers Beitrag in diesem Sammelband ist übrigens „eine gekürzte, pointierte Wiedergabe einiger Abschnitte“ aus dem genannten Buch.

Titelbild

Helmut Mojem / Barbara Potthast (Hg.): Johann Friedrich Cotta. Verleger – Unternehmer – Technikpionier.
Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2017.
322 Seiten, 65,00 EUR.
ISBN-13: 9783825364229

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