Li Mollet, Elisabeth Wandeler-Deck und Wolfram Malte Fues haben miteinander ein Buch geschrieben

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Li Mollet, Elisabeth Wandeler-Deck und Wolfram Malte Fues haben miteinander ein Buch geschrieben. Nicht Satz für Satz, wie die Surrealisten es versucht haben. Auch nicht Kapitel um Kapitel einen Roman wie Autoren der deutschen Romantik. Sondern als eine Folge von Texten, die zwischen Essay und Erzählung, Novelle und Kurzgeschichte, Prosa und Lyrik changieren. Die Reihenfolge ist weder zufällig noch mechanisch: „Es passiert etwas, und es wird geantwortet.“ (György Kurtag) Aber nicht einfach so. Dem Erzählen zuhören ist Adorno zufolge nichts anderes als der Versuch, „dem stets erneuten Anschlagen des Meeres auf die Felsenküste nachzuhorchen […], wie das Wasser die Klippen überflutet, um rauschend von ihnen zurückzuströmen und in tieferer Farbe das Feste leuchten zu lassen“. Heute schlägt ein veröltes Meer an Plastik und Luxusjachten: „Es lässt sich nicht mehr erzählen, während die Form des Romans Erzählung verlangt.“ (Adorno) Aber eben das lässt sich erzählen. Erzählen lässt sich, wie die Wellen aneinander schlagen und sich ineinander verquicken, wie sie einander überhöhen und unterlaufen, und erzählen lässt sich, was mit dem scheinbar so Festen in diesem Spiel dann geschieht. Das ist das Spiel, das diese Texte in ihrem Ablauf miteinander spielen. Erzählen macht Sinn. Wie es das macht und was für einen Sinn es macht, erfährt die ins Spiel gezogene LeserIn aus und mit dem Buch. „Die meisten Menschen sind im Grundverhältnis zu sich selbst Erzähler.“ (Robert Musil) Was kann aufregender und aufschlussreicher sein, als zu verfolgen, wie dieser Erzähler selbst erzählt wird, Erzählung wird?

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Titelbild

Wolfram Malte Fues / Li Mollet / Elisabeth Wandeler-Deck: Erzählen macht Sinn.
Nachwort von Florian Neuner. Umschlag und Zeichnungen von Heinz Mollet.
Edition Howeg, Zürich 2017.
240 Seiten, 42,00 EUR.
ISBN-13: 9783857363160

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