Freud und die Philosophie

Zur Vergänglichkeit der Gegenwart

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Sigmund Freud und die Philosophie der Gegenwart". Schon wieder ein Buch zu Derrida, mögen manche stöhnen oder sich freuen. Doch sie irren. Von Derrida ist in diesem Buch an keiner Stelle die Rede, wohl aber von Philosophen zur Zeit Freuds. Zu ihnen rechnet Alfred Schöpf, Inhaber eines Lehrstuhls für Philosophie in Würzburg, auch schon mal einen Schopenhauer, ungeachtet der Tatsache, daß sein Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" bereits 1819 erschienen ist. Nach einem kurzen Abriß zu Freuds Leben und Werk gelangt der Autor zu seiner Wirkungsgeschichte. Die Psychoanalyse nach Freud wird auf mageren drei Seiten stiefmütterlich abgehandelt, während die philosophische Rezeption ausführlicher dargestellt wird. Der Einfluß des Begründers der Psychoanalyse auf die Philosophie wird in den drei abschließenden, nicht ganz so knappen Kapiteln thematisiert. Der Autor befaßt sich hier zunächst mit Phänomenologie, Hermeneutik, Dialog- und Existenzphilosophie, sodann mit Behaviorismus, Sprachanalyse und Wissenschaftskritik und zuletzt mit Marxismus und Kritischer Theorie. Das heißt für ihn: Husserl und Wittgenstein, Sartre und Merlau-Ponty, Wilhelm Reich und Adorno. Mögen auch einige der genannten Schulen und Autoren verdienstvoll sein, besonders gegenwärtig sind sie alle nicht. Denn bei dem Buch handelt es sich um den erweiterten Neudruck der bereits 1982 erschienen Studie "Sigmund Freud". Nur dem letzten Kapitel sind zehn Seiten angefügt worden, die Lacan erwähnen und ganz am Rande Levinas streifen, was die spaßige Folge hat, daß beide der "Auseinandersetzung im Marxismus und in der 'Frankfurter Schule'" zugeordnet werden. Denn so lautet der Titel eben dieses letzten Kapitels.

Titelbild

Alfred Schöpf: Sigmund Freud und die Philosophie der Gegenwart.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 1998.
258 Seiten, 15,20 EUR.
ISBN-10: 3826014227

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