Österreichische Langsamkeit

Wolf Haas kommt es auf den richtigen Stil an

Von Mark RitzRSS-Newsfeed neuer Artikel von Mark Ritz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Da schau her. Jetzt gibt es schon wieder einen neuen Detektiv bei den Österreichern. Aber der heißt nicht Kottan sondern Brenner und ermittelt auch nicht bei der Mordkommission in Wien. Weil den haben sie bei der Polizei hinausgeworfen, den Brenner natürlich, nicht den Kottan. Aber so richtig hinausgeworfen haben sie ihn nicht, mehr hinausgeekelt. Der Nemec, dem Brenner sein Chef, war das. Weil der Brenner ist eher einer von den ruhigeren Typen, wie der Inspektor Columbo im Fernsehen, und das hat der Nemec nicht leiden können. Und so ist der Brenner halt Privatdetektiv geworden. Wie der Brenner bei der Detektei anfängt, da schicken sie ihn ins Pinzgau nach Zell, wo er schon seinen letzten Fall als Polizist hat lösen sollen. Und es nicht geschafft hat. An dem Fall muss der Brenner jetzt weiterarbeiten. In Zell, musst Du wissen, ist nämlich ein Millionärsehepaar aus Amerika im Skilift tiefgefroren worden. Weil in Zell geht ja alles langsamer. Da erschießt man nicht, da friert man ein. Genauso ist es mit den Ermittlungen vom Brenner. Der kennt jetzt jeden in Zell, weil der wohnt da inzwischen schon ein Dreivierteljahr beim Hirschenwirt. Rauskriegen tut er trotzdem nichts. Aber wie dann eine Deutsche ohne Hände den Sohn vom Hauptverdächtigen aus dem Irrenhaus abholt und eine Tankstelle in die Luft fliegt, dämmert es ihm langsam.

Und der Roman ist auch ein bisschen langsamer. Kein so ein schneller Actionreißer, mehr wie die Dürrenmatt-Krimis. Vom Tempo her gesehen, versteht sich. Weil so gut wie die Kritiker finde ich den Wolf Haas nicht. Die haben ihm jetzt schon öfter den Deutschen Krimi-Preis gegeben. Aber schlecht schreibt der Haas auch nicht. Der schreibt so, als ob Dir einer im Wirtshaus eine Geschichte erzählt, musst Du wissen. Beim Haas ist es halt so wie bei vielen Krimiautoren. Der Stil gibt mehr her als der Inhalt. In der "Auferstehung der Toten" gibt es eine Rachegeschichte und natürlich auch Inzest, was ja für einen Krimi typisch ist, wenn er in der Provinz spielt. Gemordet wird nicht so arg viel. Es ist auch kein "Whodunit", das wäre so ein Krimi, wo man sich ständig fragte: Wer war es? Beim Haas geht es mehr um skurrile Typen als um finstere Gangsterbosse und raffinierte Mörder. Und um seinen Stil. Und jetzt pass auf. Wenn Du die Rezension schon furchtbar findest, dann kaufst Du Dir das Buch lieber nicht. Denn genau so schreibt der Haas. Das ist sein Schreibstil, so gut ich ihn eben hingebracht habe. Die Geschichte an sich lohnt keine 14,90 DM.

Titelbild

Wolf Haas: Auferstehung der Toten.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000.
192 Seiten, 7,60 EUR.
ISBN-10: 3499228319

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