Lesen und Schlemmen

Die Erzählung "Kulinarische Liebschhaften" von Andreas Staikos

Von Volker Maria NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Volker Maria Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Dimitirs und Damoklis sind zwei bemitleidenswerte Tropfe. Sie wohnen Tür an Tür in einem Athener Mietshaus und teilen sich die Geliebte: Nana, eine Traumfrau, unerträglich erotisch, bildhübsch - und verheiratet. Da Nana auch noch schlau ist, weiß sie ihre beiden Liebhaber mühelos zu halten und gegeneinander auszuspielen. Sie fordert von den Männern Höchstleistungen am Herd als Entlohnung für die verschwenderischen Liebesspiele. Die Junggesellen wetteifern um die ungeteilte Sinnlichkeit Nanas mit Köstlichkeiten der Ägäis; mit Stifado und gefüllten Weinblättern, mit Makrelenfilets und Moussaka. Und so bewerfen sie sich mit Oliven aus Naxos, aus Amfissa, aus Kalamata. Sie tricksen, täuschen, hintergehen, trinken und klagen und können doch nicht lassen von Nana, dem göttlichen Weib, der Gebieterin ihrer Speisepläne. Und stets ist die besessen Angebetete am längeren Hebel der Weiblichkeit, wo Männerfreundschaften heroisch aber nutzlos sind. Eine herrliche Geschichte, doch möge man keine literarische Offenbarung erwarten: Der Umgang des Autors mit dem Pathos von Liebesschmerz und Lammkeulen zeugt von wenig Meisterschaft. Aber nie war dies dem Rezensenten so herzlich gleichgültig wie hier. Denn ich bin ein bekennender Fresssack und hörig der griechischen Küche. Und so laufe ich gleich nach der erquickenden Lektüre zum nächsten Feinkost-Zipp, Nana im Sinn, Gemüse im Korb und den Passatwind im Haar, um die literarisch verklärten Rezepte des Büchleins ausgiebig zu kosten: Kaufen und kochen für Nana - und dann alles alleine mapfen! Köstlich.

Titelbild

Andreas Staikos: Kulinarische Liebschaften. Roman.
Übersetzt aus dem Griechischen von Michaela Prinzinger.
Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 2001.
152 Seiten, 15,20 EUR.
ISBN-10: 3821808373

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