Ich will so bleiben, wie ich bin!

Der Bildband "Klaus Kinski: ,Ich bin so wie ich bin'" stellt den Schauspieler in den Vordergrund

Von Timo KozlowskiRSS-Newsfeed neuer Artikel von Timo Kozlowski

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!" So bewarb der Goldmann-Verlag in den 60er Jahren seine erfolgreiche Reihe von Edgar Wallace-Thrillern, die vom Publikum verschlungen und von der Kritik verachtet wurden. Den in Serie hergestellten Verfilmungen erging es nicht anders. Joachim Kramps Bildband und Lexikon "Hallo - Hier spricht Edgar Wallace!" hingegen ist, pathetisch gesagt, ein Werk der Liebe: 600 Farb-und Schwarzweißfotos hat er zusammengetragen und Besetzungslisten, Inhaltsangaben und ausführliche Hintergrundinformationen zu 40 Filmen recherchiert.

"Im Jahre 1968 sah ich am Residenz-Theater in Völklingen auf der großen Kinoleinwand den Edgar-Wallace-Film ,Der Hund von Blackwood Castle' - und war fasziniert. Seitdem hat mich Wallace nicht mehr losgelassen." So beschreibt Kramp den Beginn seiner Sammelwut. Aber neben der bloßen Chronologie hat der Autor noch ein anderes, missionarisches Ziel, nämlich "einen Querschnitt der filmischen Jahre von Ende der 50er bis Anfang der 70er zu zeigen und nachzuweisen, daß die Filme jener Jahre nicht so schlecht waren, wie es heute mitunter vorurteilsvoll behauptet wird."

Kramp stellt deshalb auch die Vorgeschichte der Wallace-Krimis dar. Sie beginnt am 1. April 1950 mit der Gründung des Constantin-Filmverleihs. Nachdem der Exklusiv-Vertrag mit United Artists (der Verleih vertritt unter anderem Charlie Chaplin) ausgelaufen war, suchte Constantin neue Standbeine. Die Karl-May-Filme gehörten dazu und eben auch die Filme nach Edgar Wallace, die von Rialto produziert wurden. 1959 kam der erste Wallace-Film in die Kinos: "Der Frosch mit der Maske" lockte über drei Millionen Besucher ins Kino und legte damit den Grundstein für die kommenden 31 Wallace-Filme von Rialto und Constantin.

Der Erfolg rief schnell die Konkurrenz auf den Plan, den Produzenten Artur Brauner beispielsweise. Da die Filmrechte für die Romane von Edgar Wallace schnell vergeben waren, machten die zu kurz Gekommenen aus der Not eine Tugend und drehten Filme im Wallace-Stil, deren Drehbücher teilweise von Edgar Wallace' Sohn Bryan geschrieben wurden. Diese manchmal extrem schnell heruntergekurbelten Epigonen verbannt Kramp in ein eigenes Kapitel. Die 40 Filme, die Kramp genauer vorstellt, basieren alle (mehr oder weniger frei) auf Krimis und Abenteuerromanen von Edgar Wallace.

Das hauptsächliche Interesse von Kramp liegt aber auf den 32 Rialto-Krimis. Er teilt die Serie in vier Phasen ein. In Phase eins (von "Der Frosch mit der Maske" bis Film Nr. 11 "Das Gasthaus an der Themse") wurden die Romane für die Drehbuchfassung gestrafft, aber nicht wesentlich verändert, während in der zweiten Phase (von "Der Zinker" bis Film Nr. 18 "Das Verrätertor") manchmal zwischen Roman und Film nur noch die Namen der Hauptfiguren übereinstimmen. Die dritte Phase markiert den Beginn der Farbepoche für Edgar Wallace - ausgenommen die ersten beiden Filme, die noch schwarzweiß sind. Aber weil bei "Neues vom Hexer" und "Der unheimliche Mönch" die Wallace-Romane nur noch Anlass für ganz neue Geschichten sind, zählt Kramp sie in die dritte Phase. Die vierte und letzte (von "Das Gesicht im Dunkeln" bis "Das Rätsel des silbernen Halbmonds") ist geprägt durch internationale Koproduktionen, vor allem mit Italien.

Zu jedem der vierzig vorgestellten Filme gibt es listenartige Produktionsdetails, eine Inhaltsangabe und meist sehr ausführliche und detaillierte Kommentare. In ihnen merkt man, dass Kramp selbst in der Filmwirtschaft arbeitet - er ist Verleihchef der Saarfilm -, denn sie konzentrieren sich auf die Produktionsseite der Filme. Produzenten, Regisseure, Drehbuchautoren und Schauspieler werden ausführlich vorgestellt und Querverbindungen zwischen den Wallace-Filmen und anderen deutschen Filmen gezogen. Dadurch kann Kramp den Blick des Lesers ausweiten, so dass tatsächlich ein Panorama der deutschen Filmwirtschaft in den 60er und 70er Jahren entsteht. Zusammen mit den Fotos ergibt sich so ein Bildband und Lexikon, das man immer wieder gerne kurz zur Hand nimmt und doch erst eine Stunde wieder später aus der Hand legt.

Titelbild

Peter Reichelt / Ina Brockmann (Hg.): Klaus Kinski "Ich bin so wie ich bin". Bildband.
dtv Verlag, München 2001.
288 Seiten, 25,10 EUR.
ISBN-10: 3423308400

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