ZURÜCKBLÄTTERN

VORBLÄTTERN

Harry Potter und kein Ende

Sean Smith schreibt J. K. Rowlings Biographie

Von Petra Porto

Es musste wohl sein. Wer nicht genug bekommen kann von den Geschichten über den kleinen Zauberlehrling, der in Hogwarts immer wieder die Welt vor dem bösen Zauberer Voldemort rettet, der möchte vermutlich auch alles über die Frau hinter dem Phänomen wissen: J. K. Rowling. Und so kann man nun auf 256 Seiten alles über die Schriftstellerin erfahren, die heute zu den bestverdienendsten Frauen Englands gehört: alles über ihre Kindheit, ihre Schulzeit, ihre Zeit auf der Universität in Exeter und als alleinerziehende Mutter in Edinburgh. So weit, so gut.

Das meiste von dem, was Sean Smith in seiner Biographie ausbreitet, hat man jedoch schon einmal gehört oder gelesen. Wirklich Neues über die zurückhaltende Frau, die sich nur selten in Interviews äußert, gibt es wenig. Dass sie nicht in reichen Verhältnissen aufgewachsen ist, ist bekannt. Dass sie eine "Leseratte" ist und alles wichtige zuerst in ihren Büchern nachschlagen möchte, ebenfalls. Dass sie mal mehr oder weniger strenge Lehrer hatte, kann man sich denken. Braucht es nun wirklich einen Biographen, der daraus die Schlüsse zieht, in Harry Potters Leben spiegele sich der Traum der kleinen Joanne, irgendwann einmal etwas großartiges zu erreichen, in Hermine finde sich ihre Leselust und Wissbegierde wieder, eigene schlechte Erfahrungen mit Lehrern schlügen sich in der Figur des Professor Snape nieder?

Die wichtigste Figur der Biographie, J. K. Rowling selbst, bleibt darüber hinaus relativ blass. Die meisten Informationen über sie stammen aus zweiter Hand, aus Zeitschriftenartikeln, aus Interviews mit mehr oder weniger engen Freunden, teilweise sind es lediglich Spekulationen über ihre Gefühlszustände in bestimmten Situationen: "Joanne war immer schlechter Laune, wenn sie vierzig Minuten durch die englische Landschaft nach London fuhr." Statt dessen ergießt sich eine Informationsflut aus Nichtigkeiten über den Leser: "Das Kino Odeon zeigte in der Woche, in der Joanne ankam, drei Filme: "Rita will es endlich wissen", "James Bond-Octopussy" und "Porky`s II-Der Tag danach"." Darüber hinaus ist das Buch an einigen Stellen offensichtlich etwas nachlässig lektoriert worden.

Wer unbedingt biographische Parallelen ziehen, jede kleinste Idee einer Autorin in ihre Kindheit zurückverfolgen und schließlich noch jede Einzelheit über die Orte, an denen J. K. Rowling gelebt hat, wissen möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Für jemanden, der tatsächlich etwas über die Schriftstellerin hinter der Figur des Harry Potter erfahren möchte, ist es allerdings kaum zu empfehlen.

Sean Smith: Die Schöpferin von Harry Potter. Das Leben der J. K. Rowling. Übersetzt aus dem Englischen von Ulrich Hoffmann. Europa Verlag, Hamburg 2002. 256 Seiten, 14,90 EUR. ISBN-10: 3203820439 Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch