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"Sehr verehrte Damen und Herren…"

Lob-, Dank- und Festreden plus Opernführer für Loriotliebhaber

Von Heike Henderson

Wenn man wie Deutschlands beliebtester Komiker Bernhard Victor Christoph Carl von Bülow, alias Loriot, eine lange Liste von Ehrungen und Auszeichnungen aufzuweisen hat, muss man viele Reden halten. Dankesreden bei Feiern und Preisverleihungen, Festreden bei diversen Ausstellungseröffnungen, und Lobreden auf andere Künstler und Prominente. Und dann sind da natürlich noch Vorworte zu schreiben für seine zahlreichen Bücher (inklusive Zweit- und Drittveröffentlichungen), die mittlerweile eine Gesamtauflage von circa fünf Millionen erreicht haben. Diese "Bewegenden Worte zu freudigen Ereignissen", alias Reden der letzten 30 Jahre, sind nun in "Sehr verehrte Damen und Herren ..." gesammelt nachzulesen. Eine erste Ausgabe dieses für Loriot eher atypischen Buchs erschien 1993 zum 70. Geburtstag des Autors und wurde für die Neuauflage ergänzt und überarbeitet. Im Gegensatz zu den humorvollen Sketchen und Cartoons, an die man sonst bei dem Namen Loriot sofort denkt, geht es hier um subtilere Formen der Komik und Hommage. Die Reden sind, wie das bei Worten zu feierlichen Anlässen so üblich ist, mal mehr und mal weniger inspiriert. Eine Fundgrube für eingefleischte Loriotliebhaber, die sich an Loriots nuanciertem Humor und seinen trotz aller Treffsicherheit immer höflichen Sticheleien ergötzen, aber zu viel des Guten für den Rest von uns.

Bedeutend interessanter als die Reden sind da schon die letzten 60 Seiten: Loriots "Kleiner Opernführer", der aus spritzig-spitzen Zusammenfassungen und Kommentaren besteht. Diese Einblicke in die Meisterwerke großer Komponisten zeichnen sich durch die Loriot eigene Kombination von liebenswürdiger Anerkennung und frecher Irreverenz aus. Die Kommentare bringen das Wesentliche auf den Punkt, machen sich leise spottend über Ungereimtheiten und menschliche Schwächen lustig, und lassen sich doch nie zu beißender oder vernichtender Kritik herab. Wie in Loriots bekanntesten Sketchen ist es das Lachen des Wiedererkennens, welches die Opern einem breiteren Publikum zugänglich macht und sie von dem Podest des Bildungsbürgertums herunterholt. Das Alltägliche verbindet sich auf diese Art mit dem Besonderen und lädt zur Auseinandersetzung mit solch unterschiedlichen Werken wie Camille Saint-Saëns "Karneval der Tiere" oder Wagners "Ring der Nibelungen" ein. Extrabonus: Im Gegensatz zu den Reden sind diese Texte Originalveröffentlichungen, die sowohl Lust auf die kommentierten Opern wie auf mehr Loriotwerke machen.

Loriot: Sehr verehrte Damen und Herren... Bewegende Worte zu freudigen Ereignissen, Opern, Kindern, Hunden, weißen Mäusen, Vögeln, Freunden, Prominenten und so weiter. Diogenes Verlag, Zürich 2002. 288 Seiten, 18,90 EUR. ISBN-10: 3257063326 Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch