Ein fast nebensächlicher Mord

Über Helmut Pfandlers neuen Roman Das zweite Tor des Labyrinths - ein Monolog

Von Stephanie SchlerfRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stephanie Schlerf

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mit diesem Buch widmet sich Helmut Pfandler erst zum zweiten Mal der literarischen Prosa. Der gebürtige Österreicher, der mittlerweile jedoch in Spanien seine neue Heimat gefunden hat, beschäftigte sich vor seinem Monolog "Das zweite Tor des Labyrinths" und seinem anderen Prosawerk "Mondscheingasse 7" (2001) hauptsächlich mit der Lyrik. Er war allerdings auch schon als Drehbuchautor und Regisseur tätig.

Mit seinem Werk "Das zweite Tor des Labyrinths" führt Helmut Pfandler den Leser in die undurchschaubare Gedankenwelt eines Mörders. Der Leser wird von dem Mann direkt angesprochen, zumindest scheint dies am Anfang so. Oder es ist nicht der Leser, sondern eine nicht näher beschriebene, männliche Person, der seine Ansprache gilt. Sie hört sich, so scheint es, die Lebensgeschichte des Mörders an und lässt sich an verschiedene Schauorte bringen. Schon bald wird allerdings klar, dass der Sprech-Führer ganz in seine Gedankenwelt versunken ist und sich nur an ein imaginäres Gegenüber wendet.

Den Mord an einer Frau, die von ihrem Ehemann täglich geschlagen wurde, wird sehr detailliert, doch fast unspektakulär dargestellt; niemals erscheint diese Tat als besonders ruchlos. Wie ein Leitfaden zieht sich dieser Mord durch den gesamten Monolog, und wirkt dennoch nebensächlich und unwichtig.

In seinem Geisteswahn will der Anwalt den Zwängen der realen Welt entfliehen und sogar absichtlich ins Gefängnis, nur um sein wahres Ich zu finden und ein akzeptables Leben zu erfahren.

Sein Plan aber geht nicht auf, da der Mann der Ermordeten die Tat an seiner Stelle gesteht.

So oft unser Anwalt auch zur Polizei und sogar zum obersten Richter geht - keiner will ihm glauben schenken. Man hält ihn für einen Spinner und lässt ihn laufen.

So erfahren wir auch von seinem Leben an der Seite von Irene, einer reichen Werbe-Ikone, die ihn bei sich aufnimmt. In welcher Art das Verhältnis der beiden wirklich ist, bleibt offen. Zu erfahren ist lediglich, dass der Anwalt eine gewisse Zeit Wohnung und Bett mit Irene teilte. Von Liebe kann aber keine Rede sein, weder von Irenes noch von des Mörders Seite: "Ich beneidete und haßte diese Frau wie die Leibeigenen von Kirchberg ihren Grundherren. Ich umdienerte sie und spuckte hinter ihr aus.", so beschreibt er seine Gefühle zu ihr.

Durch verschiedene Abschnitte, mit jeweils beschreibenden Überschriften, wie etwa "Die Kaschemme", "Der Staatsanwalt" oder "Das Messer", führt Helmut Pfandler den Leser auf eine Reise durch die verwirrenden, komischen und beängstigenden Gedanken eines zufälligen Mörders.

Die Erlösung von seiner verzweifelten Suche nach dem wahren Leben findet der geisteskranke Anwalt jedoch nicht mehr, da der Tod ihm zuvor kommt.

Titelbild

Helmut Pfandler: Das zweite Tor des Labyrinths. Ein Monolog.
Lavori Verlag, Freiburg 2002.
118 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-10: 3935737378

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