Elisabeth Alexander enthüllt "Die sieben Häute der Hanna Winter"

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Sie war allein mit ihrem Leben, allein mit ihrem Ich. Und es war ihr weiß Gott nichts Tröstliches zu wissen, dass beinahe alle Menschen im Grunde alleine sind." Bei diesen Gedanken steht Hanna noch ganz am Anfang ihrer Reise.

Erhält man zunächst durch ihre Erinnerungen Einblick in ihre Kindheit, die Zeit während des Krieges, in der sie im Lazarett arbeitet, ihr Eheleben und ihr Mutterdarsein, geht die Reise weiter bis tief in ihre Seele.

Lässt sich der Weg zu Beginn noch gut verfolgen, die Bruchstücke ihrer Vergangenheit aneinander fügen, wird die Reise phantastischer, je tiefer man in Hannas Seele vordringt.

Mit jedem Schritt dieser Reise, jeder weiteren "Häutung", wird dem Leser das tiefe Misstrauen Hannas, das schon durch ihre Mutter geprägt wurde, deutlicher. Auch zeigt er ihre unbändige Neugierde, die ihr so oft als Motivation dient auf ihrem Weg nach Anerkennung und Liebe.

Elisabeth Alexander gibt dem Leser das Gefühl, an Hannas Reise teilnehmen, sich in sie hineinversetzen zu können. Auf fast schon erschreckende und dennoch fesselnde Weise zeichnet sie das Bild einer Frau, die es sich durch ihre ständigen Reflexionen und das permanente Misstrauen, das ihr als Lebenseinstellung dient, unmöglich macht, eine realisierbare Definition von Liebe zu finden; eine Frau gefangen in ihren unerfüllten Wünschen, Träumen und Erwartungen, auf der Suche nach einem erträglichen Ich.

Sonja Vetter

Titelbild

Elisabeth Alexander: Die sieben Häute der Hanna Winter. Roman.
Edition Tréves, Trier 2002.
184 Seiten,
ISBN-10: 388081449X

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch