Gartenbau als fröhliche Wissenschaft
Aus Vita Sackville-Westa Garten-Kolumne
Von Ulla Biernat
"Wer sich nicht für Blumen interessiert, interessiert sich nicht für Blumen." Und - so sollte man hinzufügen - auch nicht für Vita Sackville-Wests "Mein Herbstgarten", den vierten Band einer nach jahreszeitlichen Themen gesammelten Kolumne, die die britische Schriftstellerin von 1946 bis 1961 in der Tageszeitung "Observer" veröffentlichte. Diese Kolumne vereint die zwei großen Leidenschaften der 1892 geborenen Autorin: Schreiben und Gärtnern. Als Schriftstellerin heute fast vergessen, hat sie die englische Gartenbaukunst dieses Jahrhunderts maßgeblich beeinflußt, als sie das heruntergekommene Anwesen von Sissinghurst Castle in eine vielfältige Gartenlandschaft verwandelte. Die Erfahrungen mit diesem Lebenswerk sind das Thema ihrer Garten-Kolumne: In lakonisch-sachlichem Ton (mit gelegentlichen Begeisterungsausbrüchen) gibt sie Tips zur Pflanzenpflege, empfiehlt unbekannte Blumenarten und versucht, die jeden Hobby-Gärtner bedrängende Frage zu beantworten: Wie rette ich die sommerliche Farbenpracht in den Herbst? Ob es um den Bau mörtelloser Mauern geht, um heimische Hecken und Kletterpflanzen, um exotische Rosen-Arten oder um die chemische Zusammensetzung des Bodens - in einer Symphonie aus Farben, Düften und lateinischen Pflanzen-Namen wird Gartenbau zur fröhlichen Wissenschaft, die nicht nur den Umgang mit Heckenschere und Laubrechen lehrt, sondern letztlich den ästhetisch-pfleglichen Umgang mit Menschen. Aber wer sich nicht für Blumen interessiert ...
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