Hormosechsuelle und bekehrte Sodomiten

Eine Anthologie zum Werk Raymond Queneaus

Von Melanie OttenbreitRSS-Newsfeed neuer Artikel von Melanie Ottenbreit

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Zeitlebens hat Raymond Queneau seinen Spieltrieb in Sprache ausgelebt. Die gesprochene mit der Schriftsprache zu vermischen und mit ausgesucht derben Sprüchen aus dem Argot, der französischen Gaunersprache, anzureichern - das hat die Werke des Sprachvirtuosen von je her so skurril und ungewöhnlich gemacht. Der Wagenbach Verlag bringt jetzt einige Höhepunkte Queneauscher Dichtkunst neu heraus. Hans Thill hat das umfangreiche Gesamtwerk des 1976 verstorbenen französischen Surrealisten noch einmal durchgesehen und in Auszügen zusammengestellt. Unvergessen sind etwa die "Stilübungen", jene Variationen einer banalen Begebenheit in einem Autobus, die Queneau 99 Mal - als Klappentext, als Komödie oder im Stil eines Behördenbriefs erzählt. Sie dürfen in keinem Queneau-Lesebuch fehlen. Andere, etwa das Gedicht über "Die beiden Nacktsamer", sind ein wirklicher Fund. Hans Thill, Ludwig Harig und Eugen Helmlé haben die verschiedenen Texte ins Deutsche übertragen. Mit "Unwahrscheinliche Flausen bekehrter Sodomiten" ist ein schmaler, vielleicht sogar etwas zu dünn geratener Band erschienen. Für neue Leser ist er eine Entdeckung, für den Kenner eine Erinnerung an kurzweilige Lesestunden, etwa mit Zazie, dem frechen Gör aus der Metro.


Titelbild

Raymond Queneau: Unwahrscheinliche Flausen bekehrter Sodomiten.
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2003.
123 Seiten, 12,90 EUR.
ISBN-10: 3803112125

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