Ein liebenswertes Lügenwerk

Walter Moers erzählt vom Klabautermann

Von Ulrich KargerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ulrich Karger

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Käpt'n Blaubär kennt nahezu jedes Kind - und auch jedes Elternteil, das mit den Kindern als treulich sorgender Begleitschutz vor den Fernseher abgeordnet wird. Seine haarsträubenden Lügengeschichten bilden einen angenehmen Kontrast zum ungewollt haarsträubenden Sandmännchen-Getöse. Aber auch Kinder werden älter und mit ihnen die Eltern. Bei dieser Klientel hat sich über die Jahre hinweg womöglich Frage über Frage angestaut, die verzweifelt einer Antwort harrte: Wer wußte schon bislang, daß Käpt'n Blaubär nicht aus dem Nichts kam, sondern gleich nach seiner Geburt ein Opfer des Zamonins war? Oder daß ein Blaubär 27 Leben hat? Und wieso lügt Käpt'n Blaubär überhaupt? Ist es zwanghaft oder ist es eine Kunstform? Die ersten 13 1/2 abenteuerreichen Leben des Käpt'n Blaubär sind nun in einem wahrhaft schwergewichtigen Opus nachzulesen.

Auf gut 700 Seiten eröffnet sich eine Welt völlig unbekannter Wesen mit ungeahnten Eigenarten: heulsüchtige Klabautergeister, fiese Stollentrolle, ein Professor mit sieben Gehirnen und ein kurzsichtiger Rettungsflugsaurier. Ihre fabulöse Vielfalt hätte selbst einen J. R. R. Tolkien beeindruckt. Zudem wurde auch nicht an signifikanten Illustrationen des Autors Walter Moers und einem blauen Lesebändchen gespart. Ein Lügenwerk, das man nur lieben oder entsetzt von sich weisen kann - dazwischen gibt es nichts.

Titelbild

Walter Moers: Die 13 1/2 Leben des Käpt´n Blaubär.
Eichborn Verlag, Frankfurt 1999.
703 Seiten, 25,50 EUR.
ISBN-10: 3821829699

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