Unzertrennlich bis 16 Uhr

Boris Guschlbauer verlegt "Tretminen am Ende des Regenbogens"

Von André SchwarzRSS-Newsfeed neuer Artikel von André Schwarz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mit "Tretminen am Ende des Regenbogens" legt der 1973 geborene und somit wunderbar noch in die Schublade "Jungautor" passende Boris Guschlbauer seinen zweiten Roman nach "Crashkurs Paris" (2000) vor. Die Story ist schnell erzählt: Oleg Desücka, schon in Guschlbauers Debüt der Protagonist, verliebt sich auf einer Party in die junge Türkin Dilara. Die beiden sind unzertrennlich - zumindest bis 16 Uhr, denn dann muss Dilara zuhause sein - ihre strenggläubige, konservative Familie hat ihre Augen überall. Ein Freund vor der Ehe, abends ausgehen - dies alles würde die Ehre der Familie verletzen. So führen die beiden über Jahre hinweg eine heimliche Beziehung, bis die Situation unerträglich wird und Dilara das Verhältnis ihren Eltern offenbart. Es kommt, wie es kommen muss: Der Vater verbietet es Oleg, sie wiederzusehen, und Dilara begeht Selbstmord.

Man hätte was aus dem Thema machen können, die Problematik der Integration und die Nöte der Immigrantenkinder sind mit die drängendsten Fragen des Zusammenlebens von Deutschen und Ausländern. Schwierig ist es aber, nicht in bloße Betroffenheit abzurutschen und den vor lauter Toleranz kaum noch fassbaren Gutmenschen abzugeben. Doch Guschlbauer schlittert ziellos zwischen Betroffenheitskitsch, erhobenem Zeigefinger und markigem Stammtischgerede umher. Einmal bejammert Oleg das schlimme Los der armen Dilara, einmal ist die Einstellung des Vaters schlicht und ergreifend "scheiße". Das Weltbild ist schlicht und eindimensional, was zählt ist "fun". Die "da oben" quatschen doch nur unverständliches Zeug. Überhaupt wirkt die Sprache des Autors eher nervig, betont jugendlich kommt sie daher, wimmelt von flachen Nichtigkeiten und oberflächlichen Dialogen. Klischee reiht sich an Klischee. Nichts wird ausgelassen: dumpfe Skinheads, intrigante Exfreundinnen und picklige Mathegenies. Die Moral von der Geschichte: Wenn coole, aber etwas beschränkte Jugendliche, wie sie auch in Romanwelten auftreten, die Zielgruppe eines Buches sind, dann Gratulation, Ziel erreicht. Ansonsten: setzen, sechs.

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Boris Guschlbauer: Tretminen am Ende des Regenbogens. Roman.
Lautsprecher Verlag, Stuttgart 2003.
166 Seiten, 13,90 EUR.
ISBN-10: 3932902300

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