Banal wie das Leben

Humoresken von Axel Hacke

Von Klaus Cäsar ZehrerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Klaus Cäsar Zehrer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Ich-Erzähler der Texte, so behauptet der Klappentext, sei "ein Verwandter von Woody Allens Stadtneurotiker vielleicht". Oder auch nicht vielleicht. Eher ein Verwandter von Ephraim Kishon vielleicht. Will heißen: Axel Hacke nimmt sich, wie fast alle Humoristen seit dem Neolithikum, die "Tücken des Alltags" vor. Mal findet er den Kaffeefilter nicht, mal muß er Krankengymnastik machen, mal gelingt es ihm nicht, einen Duschvorhang aufzuhängen, mal kommt sein Kleinkind in die Trotzphase. Diese kleinen, langweiligen Themen verarbeitet er mit unbestreitbarem Können, Geschick und Eleganz zu kleinen, langweiligen Geschichten.

Etwas spannender wird's, wenn er seiner Phantasie Auslauf gönnt. Dann diskutiert er mit seinem Kühlschrank oder stellt sich als "erkältetster Mensch der Welt" in eine Ahnenreihe mit noch viel erkälteteren Vorfahren. Aber niemals traut er sich abzuheben zu Expeditionen in unerforschte, riskantere, dafür weniger abgegraste Gefilde des Komischen. Seine Humoresken stehen wie die "Süddeutsche Zeitung", in deren Magazin sie erstveröffentlicht wurden, in der Mitte und repräsentieren mehr oder weniger die Haltung der Bevölkerungsmehrheit. Für die politische Berichterstattung ist das schön und gut. Aber ein Humorist, der sich von seinem gesellschaftlichen Hintergrund kaum unterscheidet, wirkt farblos und ist letztlich uninteressant, auch wenn er sich hoher Auflagen gewiß sein kann.

Zu fast jeder der 48 kurzen Humoresken gibt es gratis eine kleine Zeichnung von Thomas Matthaeus Müller dazu. Sie sehen so aus, als ob Müller früher recht gut zeichnen konnte, bis man ihm an der Grafikhochschule beigebracht hat, daß es gerade ungeheuer modern ist, verbogene Gummimanschkerln zu krakeln. Für Hacke, der bereits zwei Bücher vom wunderbaren Michael Sowa illustriert bekam, ist das ein böser Rückschlag.

Titelbild

Axel Hacke: Ich hab's euch immer schon gesagt. Mein Alltag als Mann. Illustriert von Thomas Matthaeus Müller.
Verlag Antje Kunstmann, München 1998.
156 Seiten, 10,10 EUR.
ISBN-10: 3888972019

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