Warum Schriftsteller werden?

James N. Freys "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt"

Von Susanne BlümleinRSS-Newsfeed neuer Artikel von Susanne Blümlein

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im festen Vertrauen darauf, dass wir die Geniegläubigkeit hinter uns gelassen haben und den Sinn und Zweck von Schreibkursen und Büchern zum Thema nicht mehr anzweifeln, wollen wir unser Augenmerk auf die aktuelle Situation lenken.

Auf Deutschland lastet der Fluch der Bildungsmisere. So oder so ähnlich titelten am Mittwoch, dem 17. September 2003, die meisten großen Tageszeitungen. Wir haben, laut OECD-Studie, mit die wenigsten und auch noch schlecht ausgebildete Schul- und Hochschulabgänger, was sich dahingehend auswirkt, dass Deutschland als Wirtschaftsstandort unattraktiv wird. Der dadurch verursachte Mangel an Investitionen führt wiederum zu weniger Steuereinnahmen und damit zu Kürzungen im Staats- und Landeshaushalt, sprich zu Kürzungen an den Schulen und Hochschulen. Es scheint ein Teufelskreis zu sein, bei dem der Staat nicht gewillt zu sein scheint einzugreifen, indem er etwa mehr Gelder für Bildung zur Verfügung stellt, um auf lange Sicht den Standort Deutschland wieder attraktiv zu machen. So hilft uns allen nur viel Selbstinitiative: Hilft uns der Staat nicht schlauer zu werden, müssen wir uns selbst schlau machen und für ein gutes Bildungs-Image im In- und Ausland sorgen.

Als ein möglicher Ausgangspunkt stellt sich der Buchhandel dar, ein Gewerbe, das in regem Austausch mit fast jedem bekannten Land der Erde steht.

Mehr Bücher zu schreiben ist allerdings kaum nötig: was wir brauchen, sind bessere Bücher. Nur gut, dass es, mangels fehlender staatlicher und privater Einrichtungen, genügend Literatur zum Thema gibt.

Eines dieser Bücher zum Thema hat James N. Frey, Dozent für Kreatives Schreiben an Berkeleys University of California, verfasst. In den USA ist es 1993 erschienen und mit neun-jähriger Verspätung in der Übersetzung in Deutschland angekommen. Dabei geht es dem Autor vornehmlich um die unterhaltende Literatur und nicht um die Erbauungsliteratur, die gerne mit der Neudefinition des Romans liebäugelt.

"Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" bietet auf unterhaltsame Weise einen Begleittext zur schriftstellerischen Arbeit. Vom Ausgangspunkt des Anlegens eines Handlungsgerüsts über die Verwendung verschiedener Erzähltechniken bis hin zu der Frage, wie gute Dialoge aussehen sollten, und wie man sein eigenes Werk zum Schluss noch einmal richtig überarbeitet. Unterteilt sind diese größeren Blöcke in kleine Einheiten: " Die Gestalt der dramatischen Szene" oder "Wie man aus einer platten und abgedroschenen Szene eine unerhört interessante macht". So vergeht dem Schriftsteller auch als Leser nicht die Lust an der notwendigen Lektüre. Und auch an Schreibkrisen hat Frey gedacht: "Was kann man tun, wenn die Muse Ferien macht" - im Buch steht die Antwort.

Wie man Freys Werk anwendet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Wenig zweckmäßig scheint es allerdings, das Buch von vorne nach hinten durchzulesen und sich dann hinzusetzen und anzufangen, den verdammt guten Roman zu schreiben, den man schon immer schreiben wollte. Es empfiehlt sich eher eine Handhabung, die der Hilfe im Computer gleicht. Wer beim Schreiben auf ein Problem stößt, schlägt das Buch an der betreffenden Stelle auf.

Und damit sind wir auch schon am Ende unserer Empfehlungen angekommen. Wir wünschen viel Glück beim Schreiben und hoffen darauf, bald verdammt gute Erzählungen und Romane zu Gesicht zu bekommen, die sich auf den Bestseller-Listen breit machen und Deutschlands beschädigtes Image in der Welt reparieren - schon damit es dem Wirtschaftsstandort Deutschland bald wieder besser geht. Und vielleicht auch deshalb, um den Glauben an das schriftstellerische Genie endlich auszurotten.

Titelbild

James N. Frey: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Ellen Schlootz und Jochen Stremmel.
Emons Verlag, Köln 2002.
200 Seiten, 16,80 EUR.
ISBN-10: 3924491321

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