"Bravouröse" Wissenschaft?

Plagiatorisches und andere Peinlichkeiten in Willi Jaspers Buch zur deutsch-jüdischen Literaturgeschichte

Von Hans Otto HorchRSS-Newsfeed neuer Artikel von Hans Otto Horch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Erstaunlicherweise, so der Klappentext des neuen Buchs von Willi Jasper, gebe es "bis heute keine wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung der deutsch-jüdischen Literaturgeschichte" - eine Lücke, die nun "auf bravouröse Weise" geschlossen werde: "Mit Kennerblick und literarischem Gespür führt er uns in dieses vergessene Reich der Dichtkunst, auf den deutsch-jüdischen Parnass, Ort heftiger Debatten, großer Autoren und glanzvoller Werke." Freilich, so der Klappentext weiter, seien "jüdische Hoffnungen auf eine gemeinsame Identität" auf "deutsche Arroganz und Distanz" gestoßen, so dass die "vielzitierte deutsch-jüdische Symbiose" schon "vor Bücherverbrennung und Holocaust ein Mythos" gewesen sei. Der Text endet mit folgendem Passus: "Das in jüngster Zeit wiedererwachende Interesse an dem reichen Schatz deutsch-jüdischer Literatur steht auch im Zusammenhang mit der Suche nach einem neuen deutschen Kulturverständnis. So ist Jaspers verdienstvolles Werk von bleibendem Gewicht und hoher Aktualität zugleich."

Selbstverständlich soll ein Buch nicht nach seinem werbenden Klappentext bewertet werden. Nähme man dessen Sprechblasen ernst, dann wäre die Messlatte nicht nur außerordentlich hoch gelegt, sondern man käme als Wissenschaftler ins Grübeln über die mindestens zwei Jahrzehnte intensiver (auch eigener) Forschungen zur deutsch-jüdischen Literaturgeschichte, die offenbar eine so große ,Lücke' hinterlassen hätten, dass erst jetzt - noch dazu unter dem Aktualisierungsargument neuer deutscher kultureller Identitätssuche - deren verdienstvolle und gewichtige ,Schließung' möglich geworden sein soll. Das Buch von Hans J. Schütz ("Juden in der deutschen Literatur", München 1992; Neuausgabe u. d. T. "Eure Sprache ist auch die meine", Zürich 2000) - ein wenn auch in vieler Hinsicht nicht unproblematischer journalistischer Versuch eines Überblicks über die deutsch-jüdische Literatur - wird gar nicht erst erwähnt, obwohl Jasper sich keineswegs scheut, daraus immer wieder zu zitieren - ebenso wie u. v. a. aus dem von Andreas Kilcher herausgegebenen Metzler-"Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur", das über Einzelautoren einen wichtigen Einblick in das Forschungsfeld bietet. Aus diesem Lexikon werden nicht weniger als dreizehn Artikel herangezogen, obwohl Jasper den Wert des Werkes eher in Frage stellt. Von einem erst "in jüngster Zeit wiedererwachenden Interesse" am Gegenstand kann also keine Rede sein - es ist im Gegenteil geradezu auffällig, wie intensiv man sich des "Schatzes deutsch-jüdischer Literatur" seit Beginn der achtziger Jahre angenommen hat - lange bevor seit 1989 die Frage nach der neu-deutschen Kulturidentität auftauchte.

Was ist der ,rote Faden' dieses Buchs und wie steht es mit der versprochenen ,bravourösen Wissenschaftlichkeit' der Durchführung? Bereits im Titelzitat verrät sich die Position des Autors: Mit Blick auf die äußerst kontroverse Debatte um Moritz Goldsteins Artikel "Deutsch-jüdischer Parnaß", die 1912 in der national-konservativen Kulturzeitschrift "Kunstwart" und weit darüber hinaus die Grundfrage modelliert hatte, wie es denn um den ,Anteil' der Juden an der deutschen Literatur und Kultur und dessen Akzeptanz durch die Mehrheitskultur, mithin um den Stand der Assimilation bestellt sei, wird die deutsch-jüdische Literatur in ihrer geschichtlichen Entwicklung seit der Aufklärung als ,Mythos' entlarvt, als Schimäre integrationswilliger jüdischer Autoren, die von Beginn an auf heftigste Ablehnung der deutschen Seite gestoßen seien, ein Abstoßungsprozess, der schließlich (und offenbar historisch zwangsläufig) im Holocaust habe enden müssen. Die vielzitierte (und inzwischen eher kritisch differenzierte) These Gershom Scholems von der ,Einbahnstraße' der deutsch-jüdischen Beziehungen, die alles andere als ein ,Gespräch' unter Gleichen hätten initiieren können, wird als sozusagen endgültiges Siegel benutzt - als ob es in der Forschung nur die eine Position gegeben hätte, die deutsch-jüdische Literatur unkritisch als ,Symbiose' darzustellen. Scholems These war konsequent aus der Sicht eines überzeugten Zionisten - ihr stehen verschiedene andere Erklärungsmodelle gegenüber, in denen gerade in jüngster Zeit die Produktivität der Diaspora für die jüdische Kulturgeschichte in Vergangenheit wie Gegenwart immer stärker herausgestellt wird. In einem Moment, in dem sich die internationale Forschung von der ,lacrimosen' Darstellung der jüdischen Geschichte und Kultur abzuwenden beginnt, stimmt Jasper den ,lacrimosen' Ton erneut und lautstark an - offensichtlich im sicheren Bewusstsein eines Intellektuellen, der genau Bescheid weiß, wie denn die Geschichte ,richtig' hätte verlaufen müssen. Den diesbezüglich überheblichen Ton kennen Leser von Jaspers Büchern seit langem - nicht nur aus seinem Buch über "Faust und die Deutschen" von 1998, in dem undifferenziert Goethe und Hegel als faustisch-unheilvolle ,Mandarine' der deutschen Geistesgeschichte neben Spengler und Steiner gestellt werden und überhaupt "jeder Professor ein Faust" (Christoph König) ist, sondern auch aus seinen Büchern über Ludwig Börne (1989), Heinrich Mann (1992) und insbesondere Gotthold Ephraim Lessing (2001), in dessen die Mit- und Nachwelt anklagender Biographie, wie Hans-Jürgen Schings zu Recht formuliert hat, "der zornige Blick die ihm genehmen Befunde erzwingt".

Dieser zornige Blick, das wird auch im Fall des Buchs über den "Deutsch-jüdischen Parnass" deutlich, gilt nicht selten zugleich denjenigen, die ihr literaturwissenschaftliches Metier vor allem auch als philologisch-solide Auseinandersetzung mit den Quellen verstehen. Jasper verfährt anders: Er bietet ein Mixtum (de-)compositum aus Forschungsarbeiten unterschiedlichster Provenienz, die so häufig (oft schlecht oder gar nicht nachgewiesen) zitiert oder paraphasiert werden, dass von einer eigenständigen ,wissenschaftlich fundierten' Arbeit nicht die Rede sein kann. Da Jasper sich um eine eigene quellengestützte Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Begriffen der ,jüdischen' bzw. ,deutsch-jüdischen' Literatur weitgehend herumdrückt, entgeht ihm der für jede literaturgeschichtliche Konstruktion nötige rote Faden, stattdessen muß Jasper einen ,Subjektivismus' in der Auswahl der "dokumentierten und analysierten Texte und Biographien" einräumen (S. 24), deren Kriterien sich allein "an den kulturhistorischen Forschungsschwerpunkten und literarischen Vorlieben" des Autors "orientieren". Wir werden sehen, in welcher Weise diese Vorlieben sich im Buch niederschlagen.

Die Überschriften der Hauptkapitel des Buchs versuchen einen Wegweiser durch den ,deutsch-jüdischen Parnass' zu bieten. "Aufklärung, Haskala und Emanzipation": Hier wird über Mendelssohn und Lessing sowie die ,Haskala' gehandelt, also die nach Osteuropa ausstrahlende jüdische Aufklärung, aber auch über das ,Dilemma der Akkulturation' bei so unterschiedlichen Autoren wie Isachar Falkensohn Behr, Ephraim Moses Kuh und Salomon Maimon einerseits, bei den Berliner Salons oder jüdischen Religionsphilosophen und Reformern wie Salomon Ludwig Steinheim, Salomon Formstecher und Samuel Hirsch andererseits. Leider wird nicht recht deutlich, was diese recht heterogenen Autoren miteinander verbinden soll. Das Kapitel über "Deutsche Klassik, idealistische Philosophie und jüdische Zeitschriftsteller" ist eine wahre Zornesorgie gegen Goethe und Hegel, denen positiv Börne und Heine gegenübergestellt werden. Während Börne mit dem Begriff des ,Zeitschriftstellers' gut getroffen ist, geht die Behandlung Heines zu Recht weit darüber hinaus - weshalb allerdings dessen Subsumierung unter den Begriff irreführend ist. Im übrigen bleibt das 19. Jahrhundert eher unterbelichtet - jedenfalls fehlt jeglicher Hinweis auf so wichtige Autoren wie Moritz Gottlieb Saphir oder Fanny Lewald, die mit ihrem Roman "Jenny" eine geradezu kanonische Darstellung der weiblich-jüdischen Emanzipationsproblematik geschrieben hat. Im Kapitel "Tradition und Moderne" werden die großen jüdischen Autoren des 20. Jahrhunderts - Franz Kafka und Prag, Arthur Schnitzler und die Wiener Moderne, Jakob Wassermann, Joseph Roth, expressionistische Autoren wie Ernst Toller, Albert Ehrenstein oder (epochal problematisch) Else Lasker-Schüler - behandelt. Dies geschieht allerdings großenteils äußerst klischeehaft und oberflächlich: Jasper erkennt nicht, dass die große Leistung moderner deutsch-jüdischer Autoren gerade in ihrem Beharren auf einer zweifellos nicht konfliktfreien Interkulturalität besteht; stattdessen wird dieses ,Zwischen' meist negativ als existentielle Identitätsproblematik gedeutet und als Unglück, nicht als Chance gewertet - ganz abgesehen davon, dass generell nie von eindeutiger ,Identität' die Rede sein kann, es sei denn, man verkürzt die Argumentation auf pure Ideologie. Der Exkurs über ,Judenbilder' bei Thomas und Heinrich Mann wirkt in seiner Ausführlichkeit in diesem Zusammenhang merkwürdig deplaziert - hier hätte man eher Anmerkungen zum 19. Jahrhundert erwartet, etwa zum hochinteressanten Fall Fontanes (er wird S. 385 mit 7 Zeilen abgefertigt). "Text und Territorium": hier werden offensichtlich Phänomene zusammengestellt, die im weitesten Sinn mit ,Orten' zu tun haben (derzeit gibt es in Potsdam ein Graduiertenkolleg zum Thema ,Makom', an dem Jasper beteiligt ist) - sei es Palästina/Israel, sei es die ,U-topie' messianischen Denkens, sei es die Bukowina oder das Ghetto in einschlägigen Geschichten (ein besonders wichtiges Genre deutsch-jüdischer Literatur, dem ansonsten kaum Aufmerksamkeit geschenkt wird), sei es die Großstadt, sei es schließlich das Exil. In diesem Kapitel zeigt sich die Konzeptionslosigkeit des Buchs in besonders krasser Weise - es wird künstlich zwangsvereinigt, was nicht zusammengehört. Schließlich fällt im letzten Kapitel "Schreiben nach Auschwitz" auf, dass Jasper sich mit der Zeit nach 1945 offenbar kaum beschäftigt hat - anders lässt sich kaum erklären, dass etwa Elias Canetti oder Manès Sperber, zwei der bedeutendsten Autoren dieser Phase, mit keinem Wort erwähnt werden, von Jüngeren wie Doron Rabinovici oder Georges-Arthur Goldschmidt ganz abgesehen (der Schweizer Daniel Ganzfried wird lediglich im Zusammenhang mit der Wilkomirski-Affäre genannt, während sein wichtiger Roman "Der Absender" von 1995 unerwähnt bleibt).

Die Disparatheit und relative Beliebigkeit der Konzeption dieses Buchs verrät mangelnde methodologische Reflexion in einem bedenklichen Maß. Auch wenn Jasper in der Einleitung behauptet, in Anlehnung an Dieter Lamping ("Von Kafka bis Celan". Göttingen 1998) eine Art Diskursgeschichte schreiben zu wollen (S. 23) - was bedeuten würde, dass nun primär Texte und nicht Autoren in den Mittelpunkt rücken müssten -, bleibt er bei einem hergebrachten biographisch orientierten Verfahren. Bereits diese methodologische Unbedarftheit ist ein Indiz dafür, dass es sich nicht um ein wissenschaftliches Werk handelt, sondern (bestenfalls) um eine populäre journalistische Einführung in das Thema.

Was allerdings ein wirkliches Ärgernis ist, betrifft die geradezu schamlose Selbstbedienung aus bereits veröffentlichten eigenen Arbeiten. Nach meinen Recherchen - und diese wurden irgendwann aus Unlust abgebrochen, bieten also bei weitem nicht alles Material, zumal viele Artikel Jaspers aus Zeitungen und Zeitschriften nicht berücksichtigt wurden - hat der Autor weit über 70 Seiten undeklariert und mit nur minimalen Änderungen aus eigenen Büchern übernommen. Dies betrifft vor allem sein Lessing-Buch (864 Zeilen = 24 Seiten), sein Börne-Buch (812 Zeilen = 22,5 Seiten), sein Buch über Heinrich Mann (587 Zeilen = 16,3 Seiten) und sein Buch "Faust und die Deutschen" (250 Zeilen = 7 Seiten), aus dem der Teil über Heines "Faust"-Ballett stammt. Von hier aus wird deutlich, warum manche thematisch eher marginale Passagen ihren Platz im Buch gefunden haben - einzig und allein deshalb, weil sie bereits zuvor veröffentlicht und insofern ohne neue Gedankenmühe zu integrieren waren. Es sei den Käufern dieses Buchs anheimgestellt, sich vom Propyläen Verlag einen entsprechenden Rabatt zurückerstatten zu lassen. Dies gilt insbesondere für die 24 Seiten des Lessing-Buchs, das im selben Verlag erschienen ist. Gibt es eigentlich in einem so traditionsreichen Verlag noch ein funktionierendes Lektorat, das in der Lage und willens wäre, den Abusus der copy-Funktion des Schreibcomputers zu unterbinden oder zumindest auf einem korrekten diesbezüglichen Hinweis zu bestehen?

Was wohl als (allerdings unseriöse) Praxis im Buchgeschäft gerade noch hingenommen werden könnte, nämlich die Zweit- und Drittverwertung eigener Produkte (auch im akademischen Raum ist diese Praxis leider sehr verbreitet, wie jeder weiß, der schon einmal Berufungskommissionen zu leiten hatte), wird illegal, wenn es um das geistige Eigentum anderer Autoren geht. Man sehe es mir nach, wenn ich diese Praxis vorwiegend an Beispielen exemplifiziere, die ich besonders gut kenne und auf Anhieb identifizieren konnte - ich fürchte, dass Recherchen bezüglich weiterer Autoren zu ähnlich fatalen Ergebnissen kämen. So werden in der Einleitung (S. 18-20) ganze 53 Zeilen wörtlich und ohne Anführungszeichen oder bibliographischen Hinweis aus meinem mit Itta Shedletzky verfassten Artikel "Die deutsch-jüdische Literatur und ihre Geschichte" abgeschrieben, der im "Neuen Lexikon des Judentums" 1992 erschienen ist - ein besonders peinliches Plagiat auch deshalb, weil Jasper redaktionell für dieses Lexikon verantwortlich war und ihm (das spart das Abschreiben oder Einscannen) die entsprechende Datei vorlag. Eines unter vielen Beispielen für einen bibliographischen Pseudonachweis bietet Jaspers Darstellung der jüdischen Goethe-Rezeption in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" (S. 114-116). Hier wird zu Beginn zwar auf mein Buch von 1985 über diese Zeitschrift hingewiesen, aber ohne Nennung einer Seitenzahl, der weitere Text ist eine weitgehend wörtliche Übernahme meiner entsprechenden Passagen (S. 44 f), wobei die übernommenen Nachweise aus den Originalquellen allerdings suggerieren, der Autor habe sich selbst um deren Analyse bemüht. Ähnlich verfährt Jasper z. B. im Fall Jakob Wassermanns (S. 252-255), wo er dem Duktus meiner Darstellung in Metzlers "Lexikon der deutsch-jüdischen Kultur" (S. 594-599) folgt, aber lediglich eine keineswegs zentrale Stelle meines Beitrags über das Vorbild Dostojewskis in Wassermanns Roman "Christian Wahnschaffe" zitiert. Im Fall Alfred Döblins sind die ersten 16 Zeilen (S. 407) eine wörtliche Übernahme aus meinem Artikel in Kilchers Lexikon, als Zitat ausgewiesen wird aber nur knapp die Hälfte. Im Fall des immer wieder positiv zitierten Buchs von Dieter Lamping begegnet Ähnliches: So mischen sich in (nicht mit Seitenzahl nachgewiesene) Zitate immer wieder Paraphrasen, die ebenfalls fast wörtliche Zitate sind, aber wie eigene Zusammenfassungen Jaspers aussehen (so S. 23, 195, 399 f., 408 f., 420 u. ö.). Im übrigen beschränkt sich Jasper keineswegs auf solche Zitate: Das gesamte Kapitel über das Exil (S.399-422) mit den Autoren Döblin, Wolfskehl und Robert Neumann ist eine einzige Paraphrase des entsprechenden Kapitels bei Lamping (S. 79-98), ohne dass darauf auch nur andeutungsweise hingewiesen würde. Ein letzter Beleg: Die Darstellung von Moritz Goldsteins Position (S. 11 f.) folgt ziemlich genau Andreas Kilchers entsprechendem Artikel im Metzler Lexikon (S. 163 f.). Dass Jasper auch die Zitate aus Primärquellen der Sekundärliteratur entnimmt, lässt sich leicht an den entsprechenden Nachweisen erkennen - dies passt zur Eigenart einer ,Wissenschaft', die sich um die Beschäftigung mit den Quellen selbst weitestgehend herumdrückt und stattdessen ebenso flotte wie schiefe Generallinien in einem Gebiet zu ziehen versucht, dessen Komplexität eine heute vielleicht als altmodisch geltende philologische Vertiefung ins Detail erfordert.

Die exemplarischen Befunde belegen aus meiner Sicht eindeutig die grundsätzlich unwissenschaftliche, zum großen Teil kompilatorische und gelegentlich manifest plagiatorische Arbeitsweise des Autors - ein Fall eigentlich nicht für seriöse Kritik, sondern eher für die investigative Sammeltätigkeit der Berliner Kollegin Debora Weber-Wulff, die bei Studierenden wie Forschern eine deutliche Zunahme plagiatorischer Fingerfertigkeit dokumentiert (http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,296403,00.html) Es scheint mir äußerst dringlich zu sein, derlei Praktiken in den Geisteswissenschaften aufzudecken - wie sonst können deren Fächer vor der Öffentlichkeit noch als ,Wissenschaft' gelten und eine entsprechende Alimentierung durch den Staat erwarten? Eine wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung, die die interkulturelle Dimension der deutsch-jüdischen Literatur als diskursiven Prozess herausarbeitet und im ,Zwischen' der beiden Kulturen den Ort dieses in der Tat faszinierenden Teilbereichs der deutschsprachigen Literatur bestimmt, bleibt weiter ein Desiderat.

Eine vollständige Fassung mit Fußnoten finden Sie zum Download hier


Titelbild

Willi Jasper: Deutsch-Jüdischer Parnass. Literaturgeschichte eines Mythos.
Propyläen Verlag, München 2004.
526 Seiten, 28,00 EUR.
ISBN-10: 3549072104

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