Emilia Galotti in der Suhrkamp BasisBibliothek

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Gotthold Ephraim Lessings "Emilia Galotti", im Rahmen der "Suhrkamp BasisBibliothek" erschienen, bietet neben der Textedition einen Kommentar, der alle für das Verständnis des Textes erforderlichen Informationen und Materialien enthält und den dialogischen Charakter der Texte Lessings insgesamt unterstreicht. Der Kommentar pointiert den speziellen Kunstgriff von Lessings Trauerspiel, das Drama der fehlverstandenen bürgerlichen Tugend mit der Tragödie der Leidenschaften und der politischen Problematik verbunden zu haben. Der alte Streit der Forschung, ob "Emilia Galotti" als Beitrag zur Kritik des Absolutismus, als Familiendrama, als Drama der Sittlichkeit oder als Tragödie der Sinnlichkeit zu lesen sei, ist, wie die jüngeren Beiträge zur Einordnung des Dramas in den Kontext der literarischen Anthropologie im 18. Jahrhundert verdeutlichen, ohne Frage hinfällig. Erst in der Verknüpfung dieser unterschiedlichen Deutungsaspekte dokumentiert sich die ästhetische Qualität und Aktualität von Lessings Trauerspiel. In der Entwicklungsgeschichte der Tragödie der Aufklärung bildet "Emilia Galotti" gleichzeitig ihren Höhepunkt und Abschluss. Geschult an den Gesetzen der Normpoetik und auf der Grundlage einer streng aristotelischen Dramaturgie zeigt Lessings Drama die beträchtlichen Wirkungsmöglichkeiten einer regelmäßig gebauten Tragödie, die in der Moralität der Leidenschaft kulminiert.

A.S.

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Titelbild

Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Mit einem Kommentar von Axel Schmitt.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2004.
171 Seiten, 5,00 EUR.
ISBN-10: 3518188445

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