Knallharte Kerle butterweich

Richard Hamilton erzählt ein warmherziges, witziges Piratenmärchen

Von Hannelore PiehlerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Hannelore Piehler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Was für eine Enttäuschung für die knallharten Piraten, als sie auf hoher See auf ein einsames Geisterschiff stoßen: Statt des erhofften großen Schatzes finden sie darauf - ein Baby. Da ist guter Rat teuer. Doch weil die Piraten zwar knallhart, aber eben auch lieb und mit einem weichen Herzen ausgestattet sind, beschließen sie, das Waisenkind bei sich aufzunehmen. Und so turnt bald ein kleines Piratenmädchen mit auf dem Deck der "Schnittigen Sally" herum.

Richard Hamiltons Kinderbuch "Lisabeth und die knallharten Piraten" ist ein witziges und warmherziges Piratenmärchen. Denn auf der "Schnittigen Sally" läuft so einiges anders als auf normalen Piratenschiffen. Der Piratenalltag besteht überwiegend aus Fressgelagen und Tee-Trinken, um die kleine Lisabeth kümmern sich alle mit Hingebung, und dem Kapitän treten schon vor Entsetzen Schweißperlen auf die Stirn, wenn er nur das Wort Blut aussprechen soll. Was nicht heißt, dass keine fremden Schiffe geentert werden. Schließlich wollen die Piraten durchaus Schätze erbeuten. Aber bei diesen Angriffen gilt, so der Kapitän: "Wir nehmen die Mannschaft und die Passagiere gefangen. Ihr könnts sie an der Nase ziehen. Ihr könnts ihnen die Arme verdrehen. Ihr könnts ihnen auf den Zehen rumtrampeln. Ihr könnts sie auskitzeln und ihre ganzen Sachen klauen. Ihr könnts ruppig und knallhart und abscheulich sein [...]" - nur Blut darf nicht fließen.

Ein Glücksfall also, dass Lisabeth ausgerechnet von den "knallharten" Piraten gerettet wird. Und bald fühlt sie sich als "fise Lise" auch pudelwohl auf dem Ozean. Doch die Zeiten sind hart, die Vorräte werden immer knapper. Da hat Piratenmädchen Lisabeth plötzlich eine ganz außerordentliche Idee. Bald darauf erhält ein kleines Hafenstädtchen an der Südküste Englands äußerst merkwürdigen Besuch ...

Nicht nur die Pointe des spritzigen Piratenabenteuers gefällt, auch die Illustrationen des Kinderbuches überzeugen. Richard Hamilton hat mit "Lisabeth und die knallharten Piraten" zweifellos eine fast so nette Geschichte wie "Jim Knopf und die Wilde 13" geschaffen: voller Erzähllust, Humor und mit einer freundlichen Botschaft. Absolut lesenswert.

Titelbild

Richard Hamilton: Lisabeth und die knallharten Piraten.
Übersetzt aus dem Englischen von Monika Schmalz.
Berlin Verlag, Berlin 2004.
142 Seiten, 10,90 EUR.
ISBN-10: 3827050138

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