König, Bube, Dame

Suhrkamp - Gesichter eines Verlags im Wandel der Zeit

Von Roman KernRSS-Newsfeed neuer Artikel von Roman Kern

Der Suhrkamp Verlag hat wie kein anderer die Geschichte des Nachkriegsdeutschland begleitet und geprägt. Er gilt immer noch als einer der mächtigsten Verlage in Deutschland, und das gerade wegen seiner anscheinend unerschöpflichen Vielfalt: Werke aus den Bereichen der Literatur, ebenso wie der verschiedensten Wissenschaften, vor allem der Gesellschaftswissenschaften, ergeben hier einen Fundus, der als eine der intellektuellen Säulen bezeichnet werden kann, die die Bundesrepublik tragen.

Nach dem Tod des Verlegers Siegfried Unseld, der von vielen auch nicht ganz unberechtigt ein "Verlagspatriarch" genannt wurde, ist die Nachfolge und damit die Verlagsleitung geklärt und ungewiss zugleich.

Am ersten Juli 1950 wurde die Firma Suhrkamp in das Frankfurter Handelsregister eingetragen. Damals bestand der Verlag nur aus einem kleinen Büro in der Neuen Mainzer Strasse 56 - im Anfangsstadium wurde ein Teil der Räumlichkeiten des Büchergrossisten Fleischer genutzt. Dennoch ließ das Eröffnungsprogramm der ersten beiden Jahre aufhorchen: die beiden ersten Bücher waren ausgewählte Essays von T. S. Eliot und das "Tagebuch 1946-1949" von Max Frisch. Es folgten Adorno, Benjamin sowie Brecht, Hesse und Bernard Shaw.

Ein derart schwergewichtiges Verlagsprogramm war natürlich nicht aus dem luftleeren Raum gekommen. Und dennoch hatte Peter Suhrkamp alles andere als zielstrebig, eher über beträchtliche Umwege das erreicht, was er später "Mein Beruf - dieser schöne Verlegerberuf" nennen sollte.

Der Gründungsvater - Peter Suhrkamp

Peter Suhrkamp wurde am 28. März 1891 als ältester Sohn eines Bauern im oldenburgischen Ort Kirchhatten geboren und sollte traditionsgemäß den Hof des Vaters übernehmen. Doch in ihm hatte sich bereits sehr früh der Wunsch geregt, Lehrer zu werden. Als der Vater sich dagegen aussprach und ihm die Unterschrift verweigerte, die zur Aufnahme in die Präparandenanstalt notwendig war, füllte der junge Suhrkamp den Bogen kurz entschlossen selbst aus und setzte die Unterschrift des Vaters eigenhändig darunter. Er bereitete sich sorgfältig auf die Prüfung vor, und als er nach dreitägiger Abwesenheit aus Oldenburg wiederkam, hatte er bestanden und wurde vom Vater vor die Wahl gestellt, entweder auf dem Hof Bauer zu werden oder das Haus sofort zu verlassen. Die Entscheidung für die Unabhängigkeit trug ihm einen kühlen Abschied ein - ein Goldstück, das ihm die Mutter heimlich zustecken wollte, ließ er demonstrativ zu Boden fallen.

1911 begann Suhrkamp in Oldenburg als Lehrer zu arbeiten und im Herbst 1914 meldete er sich freiwillig zum Wehrdienst. Obwohl er bereits ein Jahr später den Krieg für verloren hielt, blieb er in der Armee und wurde ab 1917 Kompanieführer einer Sturmtruppe; für seine besondere Tapferkeit wurde der Leutnant mit dem Hohenzollern-Hausorden und dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Doch die Erlebnisse an der Front forderten ihren Tribut: als ein Freund an einer schweren Verwundung gestorben war, brach Suhrkamp zusammen. 1918 verbrachte er in mehreren Sanatorien. In jener Zeit begann er zu schreiben: in der Erzählung "Die Zelle" von 1918 literarisierte er seinen damaligen Zustand.

Im Januar 1919 nahm er seine Lehrtätigkeit wieder auf, doch konzentrierte er sich zunehmend auf das Schreiben und dachte nun daran, Schriftsteller zu werden. In jene Zeit fiel vermutlich auch die erste Begegnung mit Bertolt Brecht.

Es folgte eine Phase, in der Suhrkamp als Dramaturg und Regisseur am Landestheater Darmstadt arbeitete, doch nach einigen Jahren wendete er sich wieder der Lehre zu, nur um 1929 diesen Beruf endgültig aufzugeben. Er zog nach Berlin und arbeitete dort als freier Mitarbeiter für das "Berliner Tageblatt" und später für den "Uhu" in der Zeitschriften-Redaktion des Ullstein-Verlages.

Der Eintritt in den S. Fischer Verlag

1932 übernahm er die Redaktion der "Neuen Rundschau" und trat damit in den S. Fischer Verlag ein. Die kurze Zeit, die er unter Samuel Fischer arbeiten konnte, sollte prägend für ihn werden. Später erinnerte er sich: "Wenn man ihm ein eben fertig gewordenes Buch vorlegte, nahm er es in die Hand, schlug es dann auf, blätterte darin, sah es von außen von allen Seiten an und legte es wieder vor sich auf den Tisch, nahm es nochmals auf, und dann konnte es sein, dass ein Lächeln über sein Gesicht ging."

1933 drängte ihn die Familie Fischer, den Verlag zu übernehmen. Angesichts der heraufziehenden finsteren Zeit konnten sie sich keinen besseren Mann für die Verlagsleitung vorstellen als den aufrechten und couragierten Peter Suhrkamp.

Erika Werckmeister erinnerte sich 1967 in einem Brief: "Ich habe es in Berlin '33 auf '34 erlebt, wie Peter Suhrkamp abendliche Verabredungen plötzlich absagte, weil er durch Mittelsleute, die dem Verlag wohlwollten, gerade noch rechtzeitig erfuhr, dass in der bevorstehenden Nacht wieder mal eine Haussuchung (genannt Heimsuchung) der SS in der Grunewald-Villa der Familie Fischer vorgesehen war. Peter Suhrkamp nahm dann seinen Pyjama und Zahnbürste in die Aktentasche, sonst nichts - nicht einmal einen Revolver - und begab sich zum alten Sami Fischer in dessen Villa, wo er dann die Tür öffnete, sobald nach Mitternacht daran gepoltert wurde. Es ist Peter Suhrkamp jedesmal gelungen, kraft der Ausstrahlung seiner absolut furchtlosen Persönlichkeit eine Plünderung der Villa seitens der SS-Männer abzuwenden."

Ab 1936 leitete Peter Suhrkamp den Verlag allein: nach dem Versuch der NSDAP, die S. Fischer Verlag AG über Strohmänner in ihre Gewalt zu bekommen, kaufte er den Verlag gemäß einer Absprache mit der Familie Fischer; die vereinbarte Summe wurde in die Schweiz transferiert.

Anfangs verlief die Verlagsarbeit weitgehend normal, doch in den frühen 40er Jahren wurden die Differenzen zum NS-Regime immer offenkundiger: Suhrkamp weigerte sich beständig, Auftragsarbeiten zu erledigen, er biederte sich in keiner Weise an, sondern veröffentlichte im Gegenzug fortgesetzt Bücher, die der Partei gegen den Strich gingen.

In dunkelster Nacht

1942 kann in gewisser Weise als das Geburtsjahr des Suhrkamp Verlages gelten. In diesem Jahr bestimmte eine Verfügung der Nationalsozialisten, dass alle jüdischen Namen getilgt werden müssten, und so wurde nach Verhandlungen mit dem Propagandaministerium der S. Fischer Verlag in "Suhrkamp Verlag, vorm. S. Fischer" umbenannt.

Und auch Suhrkamps Widerwillen gegen Anpassung verlangte endlich einen hohen Preis. Im Oktober des Jahres 1943 stellte sich ihm ein Mann als ein Freund des in der Schweiz lebenden Hermann Hesse vor und bot sich als Kurier an für den Transport von Briefen. Obwohl Suhrkamp dem Mann nicht traute und nicht auf seine Vorschläge einging, lieferte er der Gestapo den Anlass, den sie so lange schon gesucht hatte: Suhrkamp hätte als guter Staatsbürger den Mann anschwärzen müssen. So wurde er im April 1944 verhaftet und wenig später ins KZ Sachsenhausen deportiert.

Als Folge der Lebensbedingungen im Lager zog sich Suhrkamp eine doppelseitige Lungen- und Rippenfellentzündung zu; darüber hinaus litt er seit einer Rückenmarksverletzung, die ihm durch Folterungen beigebracht worden waren, bis an sein Lebensende unter Lähmungserscheinungen in beiden Beinen.

Als Suhrkamp am 8. Februar 1945 an einem kalten Winterabend entlassen wurde, ging die Gestapo wohl davon aus, dass er die nächsten Nächte nicht überleben würde, doch der todkranke Mann überlebte. Freilich konnte in einem Deutschland, das gerade das Endstadium des Krieges erlitt, von Ausheilung oder Genesung keine Rede sein. Für den Rest des Lebens hatte Peter Suhrkamp folglich regelmäßige Kuraufenthalte nötig, die ihm immer nur leichte und zeitweilige Linderung bescheren konnten.

Als erster Verleger in Berlin bekam Suhrkamp von der Britischen Militärregierung am 17. Oktober 1945 eine Lizenz für die Veröffentlichung von Büchern "unter der Firma Suhrkamp vormals S. Fischer Verlag, Berlin". Die Titel der Neuerscheinungen 1946 waren Programm: Hermann Hesses "Der Europäer", Thomas Manns "Vom kommenden Sieg der Demokratie" und Ernst Penzoldts "Tröstung". Doch vor allem das "Taschenbuch für junge Menschen", das Suhrkamp selbst herausgab, ließ durch die Auswahl der Texte und die Gestaltung aufhorchen. Mit seinem "Brief an einen Heimkehrer" gab Suhrkamp selbst die Richtung der Anthologie vor.

Die folgenden Jahre brachten ein stetiges Wechselbad der Gefühle: Suhrkamp erhielt wichtige Lizenzen, veröffentlichte Bücher und hielt Vorträge, wurde bei allem Erfolg jedoch immer wieder von seinem desolaten Gesundheitszustand in die Sanatorien gezwungen.

Eine Geburt unter starken Wehen - Erbe und Neuanfang

Im Herbst 1949 erhob Gottfried Bermann Fischer, der Schwiegersohn und Erbe von Samuel Fischer, Anspruch auf die Firma. Doch man konnte sich nicht einigen - Bermann Fischer verlangte, dass Suhrkamp nun als jederzeit kündbarer Verlagsberater fungieren sollte. Der Streit drohte zu eskalieren, als Bermann Fischer ihm das Betreten der Verlagsräume verbot und eine Klage vor der Wiedergutmachungskammer anstrengte. Peter Suhrkamp litt sehr unter diesem Konflikt, den zwei "Verfolgte des Naziregimes" miteinander auszutragen hatten und wollte keinesfalls, dass die Auseinandersetzung in einem Prozess vor Gericht endete.

So kam es am 26. April 1950 zu einem Vergleich vor dem Landgericht Frankfurt: Mehr als 40 Autoren, die Suhrkamp während seiner Zeit hinzugewonnen hatte, wurden vor die Wahl gestellt, ob sie im S. Fischer Verlag bleiben oder in Zukunft in einem neu gegründeten Suhrkamp Verlag veröffentlicht werden wollten - 30 von ihnen entscheiden sich für Suhrkamp.

Kurioserweise kam die erste Zahlung, die den Suhrkamp Verlag erreichte, vom S. Fischer Verlag. Es handelte sich um die Zahlung von DM 250,- für einen Text von Hermann Hesse. Das Geld war irrtümlich an den S. Fischer Verlag überwiesen worden.

Was die verlegerische Tätigkeit anging, hatte Peter Suhrkam klare Vorstellungen. Es ging ihm um zeitgenössische Literatur, wobei nicht ein einzelnes erfolgreiches Buch wichtig war, sondern vielmehr der Schriftsteller, der auf ein Werk hoffen ließ: "Es geht mir nicht um den Einzeltitel, sondern um den Autor in seiner Gesamtphysiognomie."

Mindestens ebenso wichtig war ihm der handwerkliche Aspekt der Tätigkeit. In einem Gespräch mit Joachim Kaiser gibt es eine Passage, die an jenes Zitat über Samuel Fischer denken lässt und in der Suhrkamp beschreibt, was ihn so sehr begeistert: "... das, was auf Blättern geschrieben da ist, auf einem ganzen Konvolut von Blättern, in eine plastische Gestalt zu übersetzen, in die Buchgestalt."

Was seinen persönlichen Werdegang betraf und auch was die Programmgestaltung des Suhrkamp Verlages anging, dachte er immer als Pädagoge - es ging ihm um die Belehrung und Bildung seiner Leser, und nicht zuletzt auch deswegen entfaltete er einiges Engagement für das Theater: nachhaltig von Brechts Theaterarbeit beeinflusst, war ihm hier immer die Qualität wichtiger als die tatsächliche Anzahl der zu einer Aufführung gelangten Werke.

Im Herbst 1951 wurde die Herausgabe der ersten sechs Bände der 'Bibliothek Suhrkamp' vorbereitet. In der Ankündigung fand sich folgende Passage, die zeigt, welche Position Suhrkamp von Anfang an mit seinem Verlag anstrebte: "Die BIBLIOTHEK SUHRKAMP ist dem wahren Bücher-Freunde zugedacht, jener Leser-Elite, der anzugehören das Bedürfnis aller ist, denen das gute oder erlesene Buch unentbehrliches Lebensgut geworden ist."

Ein neues Gesicht im Verlag - Siegfried Unseld

Im Januar 1952 trat ein damals gerade 28-Jähriger in den Verlag ein. Siegfried Unseld hatte vor kurzem seine Promotion über Hermann Hesse abgeschlossen und wurde als Praktikant eingestellt. Im Laufe der folgenden Jahre sollte seine Position im Verlag beständig stärker werden. Bei seiner ersten Arbeit für den Suhrkamp Verlag, einem Brevier zu Hermann Hesses 75. Geburtstag, wachte Suhrkamp noch mit Argusaugen darüber, dass alles seine Richtigkeit mit dem Text hatte. Im Herbst 1957 verließ er sich bereits in vielen Belangen auf das Urteil des jüngeren Kollegen: auf Unselds Vorschlag hin wurde Walter Boehlich als Lektor berufen.

Natürlich kann man schwer sagen, ab wann sich Peter Suhrkamp mit dem Gedanken trug, Siegfried Unseld zu seinem Nachfolger zu machen; sicher jedoch kamen die beiden Männer sich im Zuge zahlreicher gemeinsam wahrgenommener gesellschaftlicher Termine immer näher. Von 1958 an war Unseld persönlich haftender Gesellschafter des Suhrkamp Verlages und hatte in Suhrkamps Abwesenheit Entscheidungskompetenz. Dennoch kam es für manche überraschend, dass Peter Suhrkamp in seinem Testament die Nachfolge an Siegfried Unseld übergab, der diese am 1. April 1958, einen Tag nach Peter Suhrkamps Tod, antrat und damit einzig zur Führung des Geschäfts berechtigter Gesellschafter wurde.

An den letzten Abend erinnert sich Siegfried Unseld: "Dann sagte Suhrkamp leicht spöttisch, überlegen, weise, lächelnd, den Trinkspruch: Versuchen Sie nie, den Verlag so zu machen, wie ich ihn gemacht habe - das können Sie gar nicht! Versuchen Sie den Verlag so zu machen, wie Sie selbst es für richtig halten, und wenn Sie dann Glück haben, wird's gut."

Zum Geburtstag hatte ihm Siegfried Unseld eine Flasche Champagner mitgebracht und Suhrkamp ermahnte ihn, nicht verschwenderisch zu sein, Sekt hätte es doch auch getan. Danach hatte er darauf bestanden, die Flasche zu öffnen, obwohl sie nicht gekühlt war. Als ihn Helene Ritzerfeld, seine Sekretärin und Vertraute, am nächsten Tag besuchen wollte, war der Tod durch Herzversagen bereits eingetreten.

Siegfried Unseld hatte den Werdegang des Verlags durch zwei Umzüge hindurch begleitet und leitete nun einen weiteren ein: das Haus Suhrkamp zog vom Untermainkai in den Grüneburgweg. Ihm war jedoch klar, dass dies nicht die einzigen Veränderung bleiben konnte. Obwohl ihm die Kontinuität des Suhrkamp Verlages in programmatischer Hinsicht sehr wichtig war, hatte er erkannt, dass die einzige Möglichkeit darin bestand, das Verlagsprogramm zugleich behutsam und sorgfältig zu modernisieren.

Den Suhrkamp'schen Impetus, den Leser zu bilden und zu fördern, führte Unseld in deutlich stärkerem Maße fort: der Verlag bekam unter seiner Ägide eine dezidiert kritisch-aufklärerische Ausrichtung. Die Theaterabteilung des Hauses wurde zu einem eigenen Theaterverlag ausgebaut, wodurch eine lukrative Einnahmequelle für Autoren und Verlag entstand. Außerdem bekam die Bibliothek Suhrkamp ein völlig neues Gesicht: im Juni 1959 hatte Unseld das erste Mal Willy Fleckhaus getroffen. In den letzten Monaten vor Suhrkamps Tod war die Umgestaltung der Umschläge ein oft diskutiertes Thema gewesen. Siegfried Unseld selbst erinnerte sich: "Nach vier Wochen traf ein einziger Entwurf von Fleckhaus ein, und ich konnte mich, in Übereinstimmung mit allen Mitarbeitern, ganz spontan für diesen Umschlag entscheiden." Das Ergebnis war der Startschuss für das markante Gesicht des Suhrkamp Verlages, das heute jeder kennt: ein um den ganzen Umschlag laufendes Band, das die Fläche in zwei Bereiche teilt. Oben finden sich Autor und Titel des Buches, unten der Name des Verlags. Von nun an wurde mit dem Slogan "Bücher über der Linie" geworben.

1962 verhandelte Siegfried Unseld mit Gottfried Bermann Fischer. Sein Vorhaben, den Verlag zu übernehmen, hätte Peter Suhrkamp sicherlich gefreut, doch die Verhandlungen scheiterten. Ein Jahr später übernahm Unseld jedoch den traditionseichen Insel Verlag. Etwas später im selben Jahr wurde auch der August Luzeyer Verlag aus Baden-Baden übernommen und fortan als Nomos Verlag weitergeführt. Ebenfalls 1963 wurde mit der "edition suhrkamp" auch die erste Taschenbuch-Reihe ins Verlagsprogramm genommen und stieß zunächst auf heftigen Widerstand einiger Autoren: Max Frisch, Hans Magnus Enzensberger, Uwe Johnson und Martin Walser, doch auch die Lektoren Walter Boehlich und Klaus Markus Michel befürchteten einen Qualitätsverlust - allein die schnelle Abfolge von Erscheinungen, die geplant war, erschien ihnen suspekt. Doch es sollte anders kommen: Willy Fleckhaus war auch hier für die Gestaltung der Bände verantwortlich und vollbrachte ein weiteres Mal eine Meisterleistung: im Laufe des Jahres durchliefen nun die 48 Buchrücken der "edition suhrkamp" die Farben des Regenbogens. Die vollmundige Werbung für die neue Reihe lautete: "Die edition suhrkamp leistet sich Luxus und Leidenschaft einer Linie."

1965 erschien im Suhrkamp Verlag erstmals eine Zeitschrift. Ursprünglich war das Projekt als in Frankreich, Italien und Deutschland mit gleichem Inhalt erscheinendes Periodikum unter dem Namen "Gulliver" geplant. Uwe Johnson sollte als Herausgeber fungieren, bat sich jedoch eine Frist aus, in der er seine fremdsprachlichen Kenntnisse verbessern wollte. Auch wegen erheblicher Koordinationsschwierigkeiten verzögerte sich das Projekt immer mehr und zuletzt herrschte eine solche Uneinigkeit unter den international beteiligten Herausgebern, dass das Vorhaben in dieser Form aufgegeben werden musste.

Siegfried Unseld, der über seine enge Verbindung mit Johnson und Enzensberger regen Anteil an der Planung genommen hatte, schlug vor, eine Zeitung beim Suhrkamp Verlag zu lancieren: das "Kursbuch", das von Hans Magnus Enzensberger herausgegeben wurde. Es war bei einem intellektuellen Publikum sehr beliebt, bis es drei Jahre später nach der Nummer 20 - zumindest im Suhrkamp Verlag - eingestellt wurde. Der Grund waren Differenzen zwischen Unseld und den Redakteuren über die Ausrichtung der Zeitschrift.

Jahre der Einmischung und des Protestes

1967 kam es zu einer medienwirksamen Aktion. Kurz vor dem Beginn der Buchmesse traf sich die Gruppe 47 in der Pension Pulvermühle in der Nähe von Bayreuth zu Lesungen und Vorträgen. Vor dem Veranstaltungsort stießen die Literaten auf eine Gruppe des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) Erlangen, die gegen den Springer-Konzern demonstrierte. Über 70 von den etwa 100 anwesenden Schriftstellern unterzeichneten eine Resolution mit dem folgenden Wortlaut:

"1. Wir werden in keiner Zeitung oder Zeitschrift des Springer-Konzerns mitarbeiten.
2. Wir erwarten von unseren Verlegern, dass sie für unsere Bücher in keiner Zeitung oder Zeitschrift des Springer-Konzerns inserieren."

Unseld war in beiden Punkten einverstanden mit der Forderung und unterzeichnete mit einer ganzen Reihe von Kollegen aus literarischen Verlagen eine entsprechende Erklärung. Ein Jahr später kam es im Rahmen der Buchmesse zu einem Eklat. Studenten, darunter KD Wolff vom SDS, protestierten heftig gegen die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an den sengalesischen Staatspräsidenten Senghor, den sie für einen Diktator hielten. In der folgenden Auseinandersetzung zwischen den Studenten, die in der Halle 6 ein "Teach-in" veranstalten wollten, und der von den Veranstaltern herbeigerufenen Polizei kam es zu Ausschreitungen und Verhaftungen. Unseld vermittelte in dieser schwierigen Situation erfolgreich zwischen beiden Seiten, so dass die "Polizeimesse" zumindest ordentlich beendet werden konnte. Sein Verhalten jedoch bescherte ihm in der Folge nicht nur Anfeindungen aus beiden Lagern, sondern auch Ärger im eigenen Haus.

Eine Woche nach den Ereignissen wurde ihm ein Brief seiner Lektoren vorgelegt, der in klaren Worten sein Verhalten auf der Buchmesse kritisierte und ihm zudem den Vorwurf machte, allein verantwortlich zu sein für zunehmende Kontroversen mit einigen Lektoren. Als Anlage lag eine Lektoratsverfassung bei, die, wie es im Brief heißt, "die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und den Lektoren neu zu definieren" versuche.

Da es in der Hauptsache drei Lektoren waren, die eine "sozialistische" Reorganisation des Hauses anstrebten, bot Unseld ihnen ein Startkapital von insgesamt DM 600.000,- an, um die Neugründung eines derartigen Verlages zu ermöglichen. Eine Umstrukturierung des Suhrkamp Verlages lehnte er nach reiflicher Überlegung ab. Der Grund hierfür war die Einsicht, dass man einen bestehenden Verlag mit einer ganzen Reihe von vertraglichen Bindungen nicht einfach so von Grund auf ändern könne. Das Darlehen wurde von den drei Lektoren abgelehnt, und in der Folge verließen sie alle den Verlag.

Die konsequente Expansion eines intellektuellen Imperiums

Von 1971 an erschienen die "suhrkamp taschenbücher" als eine neue Reihe, die zunächst aus bereits in der "Bibliothek Suhrkamp" oder im Hauptprogramm erschienenen Titeln bestand. Gegen Ende der 60er Jahre wurden in der "edition suhrkamp" nur noch Erstausgaben herausgebracht, und Siegfried Unseld suchte nun nach einem Weg, bei der Lizenzvergabe für Taschenbuchausgaben von anderen Verlagen wie etwa Fischer unabhängig zu werden. 1972 enstand im Insel Verlag eine entsprechende Reihe. Erklärtes Ziel war, sich von anderen Taschenbuch-Produktionen mit besonders schön ausgestatteten Titeln abzusetzen.

Ein Jahr später wurde eine weitere Reihe im Hause Suhrkamp aus der Taufe gehoben: die "suhrkamp taschenbücher wissenschaft" entstanden als Reaktion auf die immer stärkere Zunahme an Wissenschaftlichen Publikationen im Verlag und man wollte in der Lage sein, Studenten diese Titel zu einem günstigen Preis anzubieten. Schließlich wurde im Dezember desselben Jahres in der Schweiz die Suhrkamp Verlag Zürich AG gegründet.

Das Jahr 1975 brachte am 1. Juli das 25-jährige Verlagsjubiläum. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden Buchwochen veranstaltet. Im Mittelpunkt standen Max Frischs neuer Roman "Montauk" und ein von Uwe Johnson zusammengestelltes und eigens zum Jubiläum im Sonderdruck herausgebrachtes Buch: "Max Frisch Stichworte". Die 70er Jahre waren auch die Zeit der konsequenten Öffnung des Verlages in Richtung Lateinamerika.

Während Unseld zunächst einen schweren Stand im Hause Suhrkamp gehabt hatte und von manchen Kollegen zu Beginn seiner Karriere als Beau und Lebemann abgetan wurde, hatte er spätestens zu Beginn der 80er Jahre dem Verlag seinen Stempel aufgedrückt - und das in unverwechselbarer Weise. Isabel Allende hat ihn dafür einmal einen "Donnergott" genannt und von Thomas Bernhard stammt das folgende, etwas gewagte Wort: "Wenn Shakespeare der größte Dichter ist und Minetti der größte Schauspieler, dann ist Unseld der größte Verleger".

1983 war Siegfried Unselds Sohn Joachim in den Verlag eingetreten. Der damals 30-Jährige hatte zunächst eine Lehre als Verlagsbuchhändler absolviert, danach Literaturwissenschaft studiert und zuletzt promoviert. Zum Eintritt seines Sohnes in den Verlag schrieb Siegfried Unseld, mit ihm sei "die Hoffnung auf die Sicherheit der Kontinuität" verbunden.

Eine Stiftung zu Ehren Peter Suhrkamps

1984 errichtete Unseld senior zu seinem 60. Geburtstag eine Stiftung zu Ehren Peter Suhrkamps. Als etwas später im selben Jahr der Schriftsteller Uwe Johnson in Sheerness on Sea im englischen Kent starb, bekam die Stiftung ihre erste große Aufgabe. Verleger und Schriftsteller hatte eine jahrzehntelange, streckenweise von Schwierigkeiten überschattete Freundschaft verbunden. Aufgrund der jahrelangen finanziellen Unterstützung von Seiten Unselds hatte der Schriftsteller bei seinem Tod über 200.000 Mark Schulden beim Verlag. Aus diesem Grund, doch auch, weil sich der Autor bereits vor Jahren mit seiner Ehefrau Elisabeth überworfen hatte, war Unseld von Johnson als Erbe eingesetzt worden: abgesehen von einer Ausgabe der "Encyclopædia Britannica", die seine Frau erben sollte, ging das gesamte Haus und all sein Inventar an den Verlag und wurde im Herbst desselben Jahres der Peter Suhrkamp Stiftung übergeben. Hier wurde mit der Überführung der gesamten Bibliothek Johnsons inklusive des Briefverkehrs und des gesamten Hausrates ein Uwe Johnson Archiv aufgebaut.

Das Jahr 1990 stellte sich für den Suhrkamp Verlag wie auch für Siegfried Unseld privat als ein sehr bewegtes Jahr dar: zunächst wurde die Ehe mit Hilde Unseld geschieden. Die Eheleute hatten schon sein den späten 80er Jahren in zwei getrennten Wohnungen gelebt. Im August desselben Jahres heiratete Siegfried Unseld die bei Suhrkamp verlegte Schriftstellerin Ulla Berkéwicz. Im Oktober des Jahres verließ Joachim Unseld das Haus; im Laufe der Jahre seit seinem Eintritt war er im Verlag immer einflussreicher geworden - zuletzt agierte er als gleichberechtigter Verleger -, doch zugleich hatten sich Vater und Sohn immer weiter voneinander entfernt. Die Hoffnung, die Siegfried Unseld bei dem Eintritt seines Sohnes formuliert hatte, sollte sich nicht erfüllen - soviel war nun klar. So wurde die Frage der Nachfolge in den kommenden Jahren für Unseld immer mehr zum Problem.

Das Erbe des Jüdischen Verlags

Mit Ignatz Bubis und Walter Hesselbach als Partnern wurde der Jüdische Verlag als Suhrkamp-Tochter neu gegründet. Dieser Verlag hatte bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich: 1902 hatte er in Berlin die Arbeit aufgenommen und war zunächst der kulturzionistischen Bewegung nahe gestanden. 1938 wurde er von den Nationalsozialisten zerschlagen und konnte erst 1958 wieder aufgebaut werden. Seit dem Sommer gehörte der Verlag nun zu Suhrkamp; im Frühjahr 1992 erschien das erste Programm. Das Motto des Unternehmens findet sich am besten mit einem Zitat von Gershom Sholem ausgedrückt, dessen Werk vom Jüdischen Verlag betreut wird: "Wir haben uns dem Versuch verschrieben, das Lebendige im Judentum zu ergründen, statt einer antiquarisch-literaturhistorischen eine phänomenologisch durchdringende, sachliche Betrachtung zu unternehmen."

Erst 1998 wurde Siegfried Unseld Mehrheitsgesellschafter im eigenen Unternehmen - er hielt von nun an 51 Prozent der Anteile am Verlag. Unter anderem aus diesem Grund wurden der Berlin Verlag und der Nomos Verlag verkauft, denn nur so konnte er eine Mehrheit der Anteile erwerben, nachdem er seinem Sohn Joachim zur Dissertation 10 Prozent und zu dessen Eintritt in den Verlag weitere 10 Prozent der Anteile geschenkt hatte.

Zur 50. Jubiläumsfeier des Verlagsbestehens am 1. Juli 2000 begrüßte Siegfried Unseld nur zwei Personen unter den rund 800 geladenen Gästen mit Namen: Helene Ritzerfeld, Grande Dame der Verlagswelt, die den Verlag seit seiner Gründung begleitet und zum 25-jährigen Jubiläum mit Unseld zusammen eine Biografie Peter Suhrkamps erstellt hatte, und seine Ehefrau: "Ich habe meiner Frau Ulla Unseld-Berkéwicz zu danken, die in den letzten Jahrzehnten zu einer wichtigen Mitdenkerin wurde."

Zwei Jahre später wurde die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung gegründet, in die auch die von Siegfried Unseld gehaltenen 51 Prozent der Verlagsanteile einflossen. Die Stiftung, soweit das Konzept, sollte die Verlagsleitung beraten und hatte zu diesem Zweck einen Stiftungsrat gebildet.

Am 26. Oktober 2002 starb Siegfried Unseld an Herz-Kreislaufversagen. Nach einer massiven Herzattacke im Mai hatte er zwar nur eine Woche im Krankenhaus verbracht, seine Arbeit im Verlag jedoch nicht mehr aufnehmen können; die Ärzte hatten ihm nur schwer begreiflich machen können, dass er die Rede zur großen Hesse-Matinee nicht halten durfte. Seitdem war sein Gesundheitszustand Anlass für Spekulationen gewesen, auch was die Nachfolge der Verlagsleitung anging.

In ökonomischer Hinsicht darf vielleicht als Unselds größtes Verdienst gelten, dass er in der Lage gewesen war, den Verlag unabhängig zu halten, obwohl er sich nicht auf Bestseller verlegt hatte: bis heute hat sich das Haus keinem Konzern angeschlossen. Durch die Regelung der Besitzverhältnisse über die Familienstiftung scheint dies zunächst auch in Zukunft gesichert zu sein, auch wenn der Verlag natürlich schwarze Zahlen schreiben muss, um sich seine Unabhängigkeit weiterhin zu sichern.

Doch auch kulturell hat sich der 'Patriarch' in höchstem Maße um seinen Verlag verdient gemacht. Im Wesentlichen war es sein Verdienst, wenn bis in den englischsprachigen Raum in literarisch interessierten Kreisen von einer, wie George Steiner sie nannte, "suhrkamp culture" die Rede war. Im Deutschland der 60er und 70er Jahre stellte der Verlag mehr dar als nur ein gutes Programm und einen verdienten Namen: eine ganze Generation bekam hier literarisch, ideologisch und politisch geistige Nahrung.

Mit Ulla Unseld-Berkéwicz auf dem ungewissen Weg in die Zukunft

Gegen Ende des Jahres 2003 kam es zu erheblichen Spannungen innerhalb des Verlags: Günter Berg, seit drei Jahren Verlagsleiter, verließ das Haus. In der offiziellen Begründung hieß es, die Gesellschafter hätten sich nicht einigen können, wie die Aufgabenverteilung innerhalb der Geschäftsführung zu regeln sei. Da Berg bereits einige Wochen zuvor seine Stellung als Verlagsleiter an Ulla Unseld-Berkéwicz hatte abgeben müssen und seitdem als ihr Stellvertreter fungierte, wurde offen über Machtkämpfe im Suhrkamp Haus spekuliert.

Einen Tag nach dem Ausscheiden Günter Bergs trat auch der Stiftungsrat zurück, der sich aus langjährigen Autoren und Weggefährten Unselds zusammengesetzt hatte - Hans Magnus Enzensberger, Jürgen Habermas, Alexander Kluge, Adolf Muschg und Wolf Singer. Eine Entscheidung mit starker Symbolwirkung.

Seit jenen Vorkommnissen ist Ulla Unseld- Berkéwicz Vorsitzende der Verlagsleitung GmbH und zugleich Geschäftsführerin und Vorsitzende der Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung. Dass Ulla Unseld-Berkéwicz nun in beiden Bereichen eine derart dominante Position einnimmt, obwohl dies im Testament von Siegfried Unseld eigentlich anders vorgesehen war, stört viele, die dem Verlag lange die Treue gehalten haben: sie sehen die Witwe allenfalls als Vorsitzende der Familienstiftung.

Die Schwierigkeiten innerhalb des Hauses sorgten teilweise für unverhohlene Freude bei der Konkurrenz. Helge Malchow von Kiepenheuer und Witsch hingegen sah in dem Vorgang nichts anderes als eine Entzerrung der Maßstäbe: "Ein Haus, das vorher mehr war als nur ein Verlag, wird zu einem ganz normalen Verlag." Indes dürfte die Zahl derer deutlich überwiegen, die bedauern, was bei Suhrkamp nach Unselds Tod geschah, und die zugleich um die Zukunft des Verlages bangen angesichts der Alleingänge der Frau Ulla Unseld-Berkéwicz.

Im Frühjahr des Jahres 2004 geriet die neue Verlagsleitung ein weiteres Mal durch hässliche Schlagzeilen in das Kreuzfeuer der Medien: In einem offenen Brief, der im "Spiegel" publiziert wurde, verabschiedete sich Martin Walser von den Mitarbeitern des Suhrkamp Verlages. Er klagte über mangelnden Rückhalt für seine Person im Hause Suhrkamp und kritisierte die neue Verlagsleitung in scharfen Worten. Als 2002 im Rahmen der Veröffentlichung seines Buches "Tod eines Kritikers" das "Blitzlichtgewitter" der "Zeitgeistfraktion" über ihn hereingebrochen sei, habe er die Loyalität früherer Zeiten empfindlich vermisst: "Siegfried Unseld wäre nicht in die Knie gegangen". Walser kündigte an, zu Rowohlt wechseln zu wollen.

Aus gegebenem Anlass meldete sich auch Joachim Unseld zu Wort und fasste die Vorgänge im Verlag äußerst kritisch zusammen: "Auf plumpe Art sind die Leute, die die Geschichte der Bundesrepublik intellektuell geprägt haben, vor den Kopf gestoßen worden." Über die neue Verlegerin sagte er: "Diese Frau hat sich meinen Posten angeeignet." Sein Vater habe den Verlag "einer nicht so begnadeten Autorin überlassen, die zudem keine Erfahrung im Geschäft hat."

Es ist schwer, als Außenstehender Einblick in die Vorgänge zu bekommen, als gesichert aber kann gelten, dass der Verlag in höherem Maß ein Problem der Nachfolge hatte als andere Häuser: mehr als üblich war der gesamte Betrieb auf Siegfried Unseld eingeschworen und von ihm abhängig - und in weit höherem Maß, als das normalerweise der Fall ist, hat der Verlag zugleich von seinem Patriarchen profitiert.

Dennoch darf und muss gefragt werden, ob eine Konzentration derartig vieler Kompetenzen in einer Hand eine weise Entscheidung war, auch wenn der Patriarch maßgeblich am Wachstum des kulturellen Giganten Suhrkamp beteiligt oder sogar weitgehend allein dafür verantwortlich gewesen war, denn für ihn war die Last der Verantwortung zusammen mit der eigenen Kompetenz gewachsen.

Ulla Unseld- Berkéwicz übernahm die Führung eines Hauses, das lange Jahre die Kultur der Bundesrepublik geprägt hatte wie kein anderer Verlag - es wird sich erst zeigen müssen, ob sie der Aufgabe gewachsen ist. Es stimmt jedoch bedenklich, dass Siegfried Unseld selbst, der in seinem Verlag zu Hause war wie kein zweiter und der ohne Zweifel auch seine zweite Frau gut kannte, ihr eine andere Rolle zugedacht hatte.

Trotz aller Zweifel und Bedenken kann man dem Haus nur Glück wünschen und hoffen, dass es angesichts der vielen Veränderungen auch im Bereich der Kulturproduktion sein Gesicht wahren kann - und auch seinen Namen, sowie alles, wofür er steht.