"Was heißt und zu welchem Ende ..."

Eine Bildbiografie zu Friedrich Schiller

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Vierhundert Seiten über Schiller. Jede Menge Bilder. 37 Kapitel, als Szenen bezeichnet, gliedern den biografischen Abriss. Eine Chronik zum Leben, das Personenregister und ein Nachweis der Zitate schließen den Band ab. Die Herausgeber machen sich an das, was sie als vordringliche Aufgabe des Themenkomplexes 'Schiller' sehen - und grenzen sich dabei eindeutig gegen die emotional-ideologischen Charakterbilder ab: "Redliches Bemühen gehörte in den meisten Fällen nicht zu den hervorragenden Eigenschaften der Schriftsteller, die sich in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts mit Schiller beschäftigten. Vor allem die Biographen machten sich ihre Arbeit leicht; es war ihnen offenbar nicht so sehr daran gelegen, Schillers Leben chronologisch und in allen Einzelheiten zuverlässig zu schildern, als vielmehr ein allgemeines Charakterbild des Dichters zu entwerfen." Von diesen Vorsätzen hat sich die Biografik in Bezug auf Schiller größtenteils entfernt - zum Vorteil des Lesers. Damit haben sich die Herausgeber die Aufgabe einer "Bildbiografie" denn auch nicht einfacher gemacht.

Der hier in der zweiten Auflage vorliegende Band, erstmals 1999 erschienen, ist einer der Vorboten des Schiller-Jubiläumsjahres 2005 - zumindest in dieser Neuauflage. Der eigentliche Plan des Bandes geht dabei auf Überlegungen zurück, die ihren Ursprung schon in den 1980er Jahren gehabt haben: "Die Idee zu einer Bildbiographie hatten die beiden Herausgeber der Schiller-Nationalausgabe, Norbert Oellers und Siegfried Seidel, gemeinsam entwickelt - schon in der Mitte der 80er Jahre." Die Autoren wollen sich nicht der biografischen Darstellungsformen des 19. Jahrhunderts bedienen und ironisieren die Gestaltungsformen einer heilsartig ausgerichteten Biografik: "Im 19. Jahrhundert wurde es üblich, Dichterleben nach heilsgeschichtlichem Muster zu stilisieren. Schillers Bethlehem ist das arme, kleine, über dem Neckar erbaute Städtchen Marbach". Letztlich entsteht auf den über 400 Seiten trotz aller Biografik, trotz oder gerade wegen der langen konzeptionellen Vorplanung eine detaillierte, umfangreiche, sehr gut illustrierte und Leben und Werk Schillers anschaulich präsentierende Monografie, die die vielfältigen Aspekte der Schiller'schen Biografie szenenartig verknüpft, die Dramatik der Darstellung nicht aus den Augen verliert und den Leser auf eine interessante Reise mitnimmt. Man merkt dem Band die Kompetenz des langjährigen Herausgebers der Schiller-Nationalausgabe an und man würde sich freuen, wenn Werkeditionen und Editionswissenschaft im Allgemeinen oft ebenso anschaulich wären wie diese bescheiden bezeichnete Sammlung von "Bildern und Texten zu seinem Leben". Dass das beigegebene Register, die Chronik und das Personenverzeichnis nützliche Hilfsmittel am Ende des Bandes sind, sei noch erwähnt, denn dies ist bei "populären" Publikationen eines Jubiläumsjahres nicht immer selbstverständlich.

Zusammenfassend ist der Band, trotz seines schon etwas zurückliegenden Erstveröffentlichungstermins, eine der lesenswerten Publikationen über Schiller. Eine solide biografische Linie durchzieht den Band, anschauliches Bildmaterial unterstützt den Leser und es ist sogar unterhaltsam, einfach nur zu blättern - eine gelungene Kombination zwischen populärer Vermittlung und wissenschaftlichem Anspruch. Was wünscht man sich mehr?

Titelbild

Axel Gellhaus / Norbert Oellers (Hg.): Schiller. Bilder und Texte zu seinem Leben.
Böhlau Verlag, Köln 2004.
406 Seiten, 29,90 EUR.
ISBN-10: 3412126047

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