Die körnige Geduld der Belagerer

Michael Martin fotografiert die Wüsten der Erde

Von Frank MüllerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Frank Müller

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Michael Martin, Abenteurer, Fotograf und Geograf, kennt sie alle: Die Felsgebirge der Sahara, die so unterschiedliche Formen annehmen, als stammten sie aus Ovids "Metamorphosen"; das endlose Sandmeer der arabischen Rub al-Khali; die Chihuahua in Mexiko und den USA mit der weltweit einzigartigen Gipswüste White Sands; die Kalahari mit dem ökologisch einmaligen Binnendelta des Okavango; die Danakil am Horn von Afrika mit ihren spektakulären Vulkanen, die Küstenwüsten Perus und Chiles; die roten Wüsten Australiens.

Als bislang einziger Mensch ist Martin in allen Wüsten der Erde gewesen. Mit dem Motorrad hat er sich über karge Felsengebirge und durch Sandstürme gekämpft, bei bitterer Kälte und bei mörderischer Hitze, auf verminten Pisten in Afghanistan oder in den Rebellengebieten des Tschad. Wenn der Blick des Fotografen auf bizarre Erosionsformen oder Tafelberge fällt, schaltet sich auch der Geograf dazu und lenkt das Augenmerk auf die Geschichte ihrer Entstehung. Ein zweites großes Thema dieser Wüstenbilder sind die Strategien, mit denen die Menschen in der Einöde ihr Überleben sichern.

Martins Fotografie ist teilnehmend, aber nicht anbiedernd. Er romantisiert weder das Land noch seine Bewohner, ganz gleich, ob sie traditionelle Gewänder tragen oder ausgefranste T-Shirts. Über der Schönheit der Wüste, der Pracht ihrer Farben, ihrer Größe und Weite vergisst er nie, wie schnell sich diese einzigartige Landschaft in einen Ort verwandeln kann, über dessen Lebensfeindlichkeit keine Fata Morgana hinwegtäuschen kann.

Titelbild

Michael Martin: Die Wüsten der Erde. Mit einem Vorwort von Michael Asher.
Frederking & Thaler Verlag, München 2004.
372 Seiten, 50,00 EUR.
ISBN-10: 3894054352

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