Mehrdimensionales Gestalten

Über die adäquate Präsentation journalistischer Arbeit im Internet

Von Catherine BeckRSS-Newsfeed neuer Artikel von Catherine Beck

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das Internet wird nach wie vor hauptsächlich als Informationsquelle begriffen und genutzt.

Zahlreiche Webmagazine präsentieren sich mittlerweile online, selten genug jedoch werden Nachrichten und Informationen mediengerecht aufgearbeitet - vielmehr werden die Printversionen der entsprechenden Magazine unverändert ins Netz gestellt. Das führt zu einer benutzerunfreundlichen Navigation, provoziert Langeweile und Desinteresse beim Leser. Ebenso wie Rundfunk und Fernsehen fordert das Internet eine spezifische Form des Journalismus.

Klaus Meier ist Diplom-Journalist und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Medium Internet und der neuen Stellung von Webmagazinen innerhalb der Medienlandschaft. Sein "Leitfaden für ein neues Medium" zeigt Wege, benutzerorientiert und spannend journalistische Arbeit im Netz zu präsentieren. Das Buch richtet sich in erster Linie an Journalisten, wird aber auch Laien mit Interneterfahrung hilfreiche Dienste erweisen. Besonderes Augenmerk hat der Autor auf die Chancen und Begrenzungen innerhalb des Mediums gerichtet. So wird das Phänomen des nichtlinearen Erzählens eingehend untersucht: Während herkömmliche Zeitungen und Zeitschriften von einer internen, durchgängigen Struktur gekennzeichnet sind, ist es das Prinzip des Hyper-Textes, das Navigieren zwischen verschiedenen Einheiten zu ermöglichen. Der Leser eines Webmagazins kann und soll also selektiv und individuell Inhalte miteinander verbinden und so "seine" Version des Magazins nutzen. Es gibt kein herkömmliches Nacheinander der Informationen - so fallen einerseits unerwünschte weg, andererseits kommen aber unzählige hinzu, da zu jeder einzelnen Themeneinheit schier unendliche Vertiefungen möglich sind.

Klaus Meier verdeutlicht, daß für die journalistische Praxis im Internet nichts verworfen werden muß, was professionellen Journalismus ausmacht - es kommen lediglich neue Elemente hinzu. Der Verfasser eines Textes sollte- dem Internet - gemäß graphisch denken, und zwar in einem weitaus höheren Ausmaß, als das bei Maßstäben des Layout in Printmedien der Fall ist. So sehr die "Bleiwüsten" bei Zeitungen und Zeitschriften verpönt sind- innerhalb eines Webmagazins garantieren sie förmlich den Absprung des Lesers, da es enorm ermüdend ist, endlos lange Bildschirmseiten hinunterzuscrollen. Das Erstellen eines Webmagazins erfordert also eine eng verknüpfte Zusammenarbeit zwischen Graphiker/ Screen - Designer und Journalist. Der Bildschirm sollte als Interface begriffen werden - als Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine, Nutzer und Angebot.

Neben ausführlichen und leicht verständlich aufbereiteten Anregungen zur Gestaltung eines Webmagazins gibt Klaus Meier in seinem Leitfaden auch Hinweise zur journalistischen Recherche im Internet, praxisnahe Tips von Redakteuren und einen umfangreichen Anhang mit Glossar.

Titelbild

Klaus Meier: Internet-Journalismus.
UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 1998.
359 Seiten, 21,50 EUR.
ISBN-10: 3896692631

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