Vorbemerkung

Am 13. Oktober gab die Schwedische Akademie den diesjährigen Literaturnobelpreisträger bekannt: Harold Pinter. Zwei Tage vorher hatte der Nobelpreis-Juror Knut Ahnlund seinen Austritt aus der Akademie bekannt gegeben. Er begründete ihn in einem Artikel, den das "Svenska Dagbladet" veröffentlichte und die "Süddeutsche Zeitung" einen Tag später in deutscher Übersetzung präsentierte. "Der Nobelpreis für Elfriede Jelinek hat den Wert der Auszeichnung auf absehbare Zeit zerstört", befand der 82jährige Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Nur ganz wenige unter den achtzehn Jurymitgliedern hätten überhaupt ein Buch Jelineks gelesen. Der Autorin warf er "monomanes und eingleisiges" Schreiben, "klagende und lustlose Gewaltpornografie" vor. Ihr Werk sei "armselig und dürftig".

Literaturkritik.de veröffentlicht in der November-Ausgabe eine Würdigung des ähnlich umstrittenen und von Ahnlund später ebenfalls attackierten Nobelpreisträgers Pinter. Wie unser Autor Peter Münder, der gerade an einer Biografie über Pinter schreibt, findet Marcel Reich-Ranicki in einem weiteren Artikel die Wahl Pinters richtig, pflichtet jedoch Ahnlunds Auslassungen über Jelinek bei. Dagegen protestiert unsere Mitarbeiterin Alexandra Pontzen, Professorin für Literaturwissenschaft an der Universität Lüttich, und legt dar, was Ahnlund an Jelinek verkennt.