Die Bedeutungen der Zahl Drei

Almudena Grandes Roman "Luftschlösser" erzählt von einer verhängnisvollen Dreisamkeit

Von Dörte HartungRSS-Newsfeed neuer Artikel von Dörte Hartung

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mit dem eigentlichen Ende beginnt der Roman von Almudena Grandes und erzählt von diesem Ausgangspunkt retrospektiv die Geschichte dreier spanischer Studenten, die in einer leidenschaftlichen Dreiecksbeziehung für kurze Zeit ihr Glück finden.

Die Ich-Erzählerin Maria besucht in den 80er Jahren eine spanische Kunsthochschule. Mit ihren Bildern liegt die angehende Künstlerin eher im Durchschnitt und auch ihr Studentenleben bietet keinerlei Höhepunkte. Bis zu dem Zeitpunkt, als Maria Jaime und Marcos kennen lernt, beide ebenfalls Studenten an der Kunsthochschule. Die etwas eigenbrödlerische Maria ist sofort von dem zarten, schüchternen und sehr talentierten Marcos fasziniert. Doch auch Jaime, der das genaue Gegenteil von Marcos darstellt, kann sie sich nicht entziehen.

Gemeinsam durchleben die Studenten eine Zeit unbeschwerter Dreisamkeit, in der sich viel, aber nicht alles um Sex dreht. Luftschlösser, ein Leben außerhalb der Realität, haben sich die drei dabei in ihrer eigenen Welt aufgebaut. "Ich war damals sehr glücklich, ich glaube, wir alle drei waren es. Ich stellte mir noch keine Fragen, denn ich brauchte keine Antworten; ich hatte keine Zeit zum Nachdenken und wollte es auch nicht", erinnert sich Maria.

Eine dunkle Ahnung, dass dies alles nicht lang andauern kann, bekommt der Leser bereits im ersten Kapitel, denn dort erfährt man vom Tod Marcos'. Auch die weiteren Kapitelanfänge deuten unweigerlich auf den Inhalt der Ménage à trois hin: "Die Drei ist eine ungerade Zahl", "Die Drei ist eine besondere Zahl" und am Ende "Die Drei war nie eine Zahl".

Risse bekommt die ungewöhnliche Beziehung natürlich durch Eifersucht. Maria lässt sich dazu hinreißen, einmal mit Marcos und einmal mit Jaime zu schlafen, ohne dass der andere jeweils anwesend ist. Dies zeigt ihre Zerrissenheit zwischen den beiden Männern, sie kann und will sich nicht für einen allein entscheiden. Und nach einiger Zeit liegt dann eine Entscheidung auch gar nicht mehr in ihrer Macht: Marcos konzentriert sich zunehmend auf seine Kunst, wird dabei sehr berühmt, und auch die innige Beziehung zu Jaime scheint Maria zwischen den Fingern zu zerrinnen.

"Luftschlösser" ist spannend erzählt, obwohl das Ende des Romans sehr schnell klar ist. Almudena Grandes hat in ihrem Roman aber ausdrucksvolle Figuren geschaffen, die den Leser schnell in ihren Bann ziehen. Vor allem die Charaktere von Marcos und Jaime, die unterschiedlicher nicht sein könnten, hat die Autorin gut herausgearbeitet.

Durch die drei Studenten werden neben dem Haupterzählstrang auch kleine Einblicke in die Kunstwelt Spaniens und in das Lebensgefühl der jungen Spanier in den 1980er Jahren gegeben.

Die 46-jährige Autorin, die mit dem Romans "Lulu" bekannt wurde, hat selbst Geschichte und Geografie in Madrid studiert, begann anschließend als Autorin zu arbeiten. Zuletzt erschien 2003 in Deutschland ihr Roman "Die wechselnden Winde".


Titelbild

Almudena Grandes: Luftschlösser. Roman.
Übersetzt aus dem Spanischen von Sabine Giersberg.
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2005.
174 Seiten, 17,90 EUR.
ISBN-10: 3498024981

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