Literarisches Quartett

Informationen über das Literarische Quartett jetzt auch in unserem umfassenden Internetportal Marcel Reich-Ranicki

Sendungen vom 2. März, 4. Mai und 22. Juni mit Notizen zur Diskussion finden Sie hier!

Sendung am 17. August 2001

Gast: Robert Schindel

Besprochene Bücher:
(Notizen zu dieser Sendung konnten nicht vorgelegt werden.)

Wilhelm Genazino: Ein Regenschirm.
Carl Hanser, München 2001.
DM 34,99/ EUR 17,89
Hier bestellen bei amazon.de
Rezension in literaturkritik.de

Thomas Hürlimann: Fräulein Stark. Novelle.
Ammann Verlag, Zürich 2001
DM 38,00/ EUR 19,43
Hier bestellen bei amazon.de
Rezension in literaturkritik.de

Robert Menasse: Die Vertreibung aus der Hölle. Suhrkamp, Frankfurt 2001. DM 49,80/ EUR 25,46
Hier bestellen bei amazon.de

Sven Regener: Herr Lehmann. Ein Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt 2001.
DM 36,00/ EUR 18,41
Hier bestellen bei amazon.de

Peter Stamm: Ungefähre Landschaft.
Die Arche, Hamburg 2001. DM 36,03/ EUR 18,42
Hier bestellen bei amazon.de

 

   

Sendung am 19. Oktober 2001

Gast: Josef Haslinger

Besprochene Bücher:
(Notizen zu dieser Sendung konnten nicht vorgelegt werden.)

Rainer Merkel: Das Jahr der Wunder.
S. Fischer, Frankfurt 2001.
DM 38,92 / EUR 19,90
Hier bestellen bei amazon.de

Josef Winkler: Natura morta. Eine römische Novelle.
Suhrkamp, Frankfurt 2001.
Hier bestellen bei amazon.de

Ulla Hahn: Das verborgene Wort.
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2001.
DM 49,80/ EUR 25,46
Hier bestellen bei amazon.de
Rezension in literaturkritik.de

Bernhard Schlink: Selbs Mord. Diogenes, Zürich 2001.
DM 39,90 / EUR 20,40
Hier bestellen bei amazon.de
Rezension in literaturkritik.de

Bodo Kirchhoff: Parlando.
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2001.
DM 49,80 / EUR 25,46
Hier bestellen bei amazon.de

 

   

Die letzte Sendung am 14. Dezember 2001

Gast: Jügen Busche


Besprochene Bücher:
(mit Notizen zur Diskussion)

Durs Grünbein: Das erste Jahr. Berliner Aufzeichnungen.
Suhrkamp, Frankfurt 2001.
DM 39,80 EUR 20,35
Hier bestellen bei amazon.de

Tendenz: Zwei gegen zwei.
Busche stellt den Text voller Verehrung vor, möchte ein ganzes Jahr lang immer wieder in dem Buch lesen. Radisch findet die Aufzeichnungen mit ihren penetranten Bildungsreminiszenzen "unfreiwillig komisch", gegenwartsfern und, der kulturellen Sozialisation des Autors in der DDR entsprechend, unberührt von der westlichen Respektlosigkeit gegenüber dem kulturellen Erbe seit 1968. Karasek nennt den Autor des Buches einen "Philister mit Stehkragen", dessen Aufzeichnungen besser erst posthum hätten veröffentlicht werden sollen. R-R findet das Buch "fabelhaft" und bedient die Verlagswerbung u.a. mit der Bemerkung, es "gehört zum Wichtigste, was in diesem Jahr in deutscher Sprache erschienen ist".

Ralf Rothmann: Ein Winter unter Hirschen.
Suhrkamp, Frankfurt 2001.
DM 38,00 EUR 19,43
Hier bestellen bei amazon.de

Tendenz: Allgemeines Lob zwischen Schulterklopfen und Begeisterung.
Radisch findet in diesem "großen Kunstwerk" Bestätigung für ihre alte These, dass sich in der deutschen Gegenwartsliteratur ein Generationenwechsel vollzogen habe. Die subtilen Pointen, die das Erzählte jeweils überraschend neu perspektivieren, wünscht sich R-R deutlicher, stört sich an den "zu vielen Tieren" in den Geschichten, findet sie aber immerhin "beachtlich".

Margit Schreiner: Haus, Frauen, Sex.
Haffmans Verlag, Zürich 2001.
DM 28,99 EUR 14,82
Hier bestellen bei amazon.de

Tendenz: sehr gegensätzliche Einschätzung.
Karasek stellt das Buch lobend in eine vor allem österreichische Erzähltradition, wenn hier ein männlicher Erzähler eine Frau,die ihn verlassen hat, anklagt, doch dabei eigentlich sich permanent selbst beschuldigt. R-R hat sich beim Lesen nicht gelangweilt und findet die Autorin intelligent. Busche könnte das Buch gut finden, wennn es nicht länger als 30 Seiten wäre, Radisch erklärt es für "völlig unerheblich".

Christoph Peters: Kommen und gehen, manchmal bleiben. 14 Geschichten.
Frankfurter Verlags-Anstalt, Frankfurt 2001.
DM 34,00 EUR 17,38.
Hier bestellen bei amazon.de

Tendenz: übereinstimmend in gleichzeitigem Lob und Tadel.

Alle sehen große Qualitätsschwankungen. Ein "enorm unsicherer" Autor (Radisch), doch "hochbegabt". An den Texten hätte das Lektorat mit dem Autor intensiv arbeiten müssen, doch haben, so R-R, Verleger heute kaum noch den Mut, sich mit ihren Autoren anzulegen, weil diese sonst einfach den Verlag wechseln.

Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werther.
Insel, Frankfurt 2001
DM 15,00 EUR 7,67
Hier bestellen bei amazon.de

R-R plädiert für eine Literaturkritik, die in der Lage ist, den Erfolg bestimmter Bücher und Autoren zu erklären. Radisch und Karasek heben die revolutionäre Befreiung aus gesellschaftlichen Zwängen hervor. Radisch ist erstaunt über die Voraussetzungslosigkeit, mit der das Buch noch heute gelesen und verstanden werden kann, und zeigt sich beeindruckt von Werthers unbedingtem Verlangen nach Liebe ohne Aufschub. Busche findet die Tatsache, dass hier ein Mann einem anderen Mann sein Herz ergießt, bahnbrechend. Die provokative Behauptung von Radisch (gleichsam stellvertretend für Sigrid Löffler), dass "junge Leute sich nicht für literarische Liebesgeschichten interessieren", sondern nur ältere, verfehlt ihre Wirkung auf R-R nicht. Doch der erklärt die literarische Wirkung und den Erfolg abschließend nicht aus dem Stoff des Romans, sondern vor allem mit Goethes professionell beherrschten Mitteln literarischer Kunst. Mit seinen Belegen dafür gewinnnt die Werther-Debatte im Quartett, bei der jeder über einen anderen, offensichtlich nicht allzu gründlich gelesenen Text zu sprechen schien, deutlich an Niveau. Gleich zweimal zitiert er am Ende sichtlich bewegt die drei letzten Sätze des letzten Textes, der im letzten Literarischen Quartett besprochen wurde: "Man fürchtete für Lottens Leben. Handwerker trugen ihn. Kein Geistlicher hat ihn begleitet."

Fazit: "Vorhang zu." Begleitet vom Bundespräsidenten, fand eine bedeutende, dreizehn Jahre währende Episode in der Geschichte der deutschen Literaturkritik ihr Ende. Wir werden das Quartett künftig vermissen.

Rezensionen zu den Autoren aus dem Archiv von literaturkritik.de

© literaturkritik.de