Germanistik 1968 in München und andernorts

Materialien zur Diskussion

Von Jörg SchönertRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jörg Schönert

Die Frage nach dem Erfahrungszusammenhang von ‚1968’[1] ließe sich (1) traktieren für gesamtgesellschaftlich relevante politische Prozesse unter dem  Stichwort ‚Kulturrevolution’, (2) für bildungs- und hochschulpolitische Entwicklungen, (3) für fachgeschichtliche Veränderungen u.a. in der Germanistik. Für die beiden ersten Perspektiven wird in aktuellen Forschungsdiskussionen die ‚Chiffre 1968’ aufgelöst zum einen für einen kurzen Zeitraum vom Juni 1967 bis zum Sommer 1969, zum anderen für einen längeren von Mitte der 1960er bis Mitte der 1970er Jahre. Für die Diskussion der fachgeschichtlichen Aspekte[2] erscheint mir nur der Rekurs auf den längeren Zeitraum sinnvoll. Dass in dem hier abzusteckenden Rahmen für das Geschehen in der seinerzeitigen Bundesrepublik auch lokale Differenzierungen zu beachten sind, versteht sich.

Konstellationen und Ereignisse

– Im Laufe der 1960er Jahre verdoppelte sich die Zahl derjenigen, die mit ihrem Schulabschluss zum Studium berechtigt waren. Die bestehenden Universitäten wurden überlaufen; ihr Ausbau und Neugründungen mussten geplant werden.

– Am 1. Juli 1965 formierte sich in Berlin eine Protestdemonstration von mehr als 10.000 Studierenden gegen die defizitäre Bildungspolitik der Bundes- und Landesregierungen.

– Im Mai 1966 veröffentlichte der Wissenschaftsrat eine enttäuschende Stellungnahme zu den Notwendigkeiten einer Studienreform; sie beschränkte sich im wesentlichen auf bürokratische Vorgaben zu Zwischenprüfungen, zur Regelstudienzeit und Zwangsexmatrikulation; u.a. für die Germanistik wurde ein Modellstudiengang konzipiert, der sich in seinen inhaltlichen Festlegungen möglichen Reformen des ‚status quo’ verweigerte.[3]

– Im Oktober 1966 fand in München der Kongreß des Germanistenverbands statt, der nationalistische Ausrichtungen der Germanistik – nicht zuletzt in der NS-Zeit – thematisierte und damit auch die von Hugo Moser, Jost Trier und Benno von Wiese gehaltenen Führungspositionen im Verband erschütterte; es kam zu einem Machtkampf der Professoren zwischen den sog. Konservativen und den zu Reformen bereiten Jungprofessoren.[4] Mit der Forderung, Konstellationen der Universitätsgermanistik in der NS-Zeit aufzuarbeiten, waren keine Konzeptionen zur Reform der aktuellen Studienverhältnisse verbunden. An der Münchener Professorenrevolte war die Statusgruppe der Wissenschaftlichen Assistenten nicht beteiligt.[5] Reaktionen von Studierenden wurden 1966 weder in der fachinternen Diskussion, noch in der publizistischen Öffentlichkeit wahrgenommen.[6].

– Im Dezember 1966 wurde unter Bundeskanzler Kurt Kiesinger eine Große Koalition gebildet. Am 10. Dezember 1966 forderte Rudi Dutschke dazu auf, eine ‚Außerparlamentarische Opposition (APO)’ zu schaffen.

– Am 2. Juni 1967 erschoss der Polizist Kurras bei einer Anti-Schah-Demonstration den Studenten Benno Ohnesorg.

– Am 1. November 1967 fand im Audimax der FU Berlin die Gründungsversammlung zu einer ‚Kritischen Universität’ statt; die Universitäten sollen nicht länger als ‚Untertanenfabriken’ wirken.

– Im März 1968 wurde in Marburg die Bundesassistentenkonferenz als Interessenvertretung des sog. Akademischen Mittelbaus gegründet; die Demokratisierung der Hochschulen gilt als ihr vorrangiges Ziel.

– Im Sommer 1968 wurden die heftig umstrittenen Notstandsgesetze der Bundesregierung im Bundestag verabschiedet.

– Im Oktober 1968 fand in Berlin der Kongress des Germanistenverbandes statt, bei dem – anders als zwei Jahre zuvor – die protestierenden und rebellierenden Studentengruppen die Professoren mit ihrem (inhaltlich nur mäßig reformierten) Vortragsprogramm herausforderten und zur Abschaffung der ‚unzeitgemäßen’ Germanistik aufriefen: „Schlagt die Germanistik tot, macht die blaue Blume rot!“.[7]

– Im Juni 1969 wurde an der FU Berlin (und darauffolgend auch an anderen Universitäten) die „Rote Zelle Germanistik (ROTZEG)“ gegründet; sie will eine ‚revolutionäre Berufspraxis im Klassenkampf’ vorbereiten. Neben Berlin wurden auch andere große Universitäten wie Hamburg, Münster, Frankfurt/M. und Freiburg i. Br. zu Schwerpunkten der Studentenproteste.

– Im Oktober 1969 wurde die erste SPD-FDP-Regierung gebildet: Bundeskanzler Willy Brandt erklärt: „Wir wollen mehr Demokratie wagen“.

– Die geforderten Reformen im Selbstverständnis der Germanistik und ihrem Lehrprogramm kommen in Gang; im Oktober 1969 erscheint die 1. Auflage von „Ansichten einer künftigen Germanistik“ im Münchener Hanser-Verlag; ihr Herausgeber ist Jürgen Kolbe, der seine Promotion bei Walter Müller-Seidel absolvierte. Beiträger sind u.a. die Professoren Herbert Singer, Eberhard Lämmert, Peter Wapnewski und Peter von Polenz, die als ‚fortschrittlich’ gelten; auch der Münchener Sengle- Assistent Hans-Wolf Jäger ist vertreten sowie der Berliner TU-Student Michael Pehlke.

– Im selben Monat erörterte in Rheda eine Philologengruppe (unter Beteiligung von Studierenden) Grundsätze zur Studienreform. Das Konzept der Nationalphilologien soll aufgegeben werden zugunsten eines koordinierten Literaturwissenschaft- und Linguistik-Studiums, wie es dann an den neu gegründeten Reform-Universitäten in Bielefeld und Konstanz umzusetzen versucht wurde. Jürgen Kolbe, der an den Rhedaer Diskussionen teilnahm, nimmt das „Rhedaer Manifest“ in die noch 1969 erschienene 2. Auflage der „Ansichten einer künftigen Germanistik“ auf. An den sog. Traditionsuniversitäten – so auch in München – distanzieren sich meinungsführende Professoren (u.a. Walter Müller-Seidel) von der ‚Reform-Mania’; die Aufhebung der nationalsprachlichen Distinktionen in den Ausbildungsleistungen der Philologien scheitert an den Vorgaben für die Unterrichtsfächer Deutsch, Englisch, Französisch im Lehramtsstudium.

– 1970 wurden zwei ‚Rhedaer’, der Linguist Peter Hartmann und der Literaturwissenschaftler Eberhard Lämmert (dazu der Fachdidaktiker Winfried Pielow von der PH Münster), mit der Ausarbeitung eines zukunftsweisenden fachwissenschaftlichen Modellstudiengangs für Germanistik für die neuen „Empfehlungen“ des Wissenschaftsrats beauftragt.

– Mit dem 1973 einsetzenden Abschwung in der Wirtschaftswelt der BRD verschlechtern sich fortschreitend die Möglichkeiten zum Ausbau der Universitäten und ihres Lehrpersonals; die Überlast der Studierenden muss erneut mit bürokratischen Maßnahmen bewältigt werden – schlechte Zeiten für Reformen.

– Im Mai 1975 beginnt der Prozess gegen die Bader-Meinhof-Gruppe in Stuttgart-Stammheim.

– Im Dezember 1975 wird das lange verhandelte Hochschulrahmengesetz des Bundes erlassen – als Vorgabe für die Anpassung der Landeshochschulgesetze. Die Hoheit der Legislative für – weithin technokratische – Veränderungen in der Hochschulpolitik ist markiert, in diesem Sinne soll Hochschulreform zur Daueraufgabe werden.

Akteure und Aktionsweisen im Szenario 1965-1975

– Als Aufsichts- und Kontrollinstitutionen: die Hochschulabteilungen der Länderkultusministerien für die Hochschulgesetzgebung, für Personalentscheidungen, aber auch mit Möglichkeiten zur Regulierung von fachlichen Inhalten über die Prüfungen für die Lehramtsstudiengänge, dazu (als länderübergreifende Empfehlungsinstanzen) der Wissenschaftsrat, die Westdeutsche Rektorenkonferenz, auch der Philologentag (als Interessenvertretung für Gymnasiallehrer/innen und Hochschullehrer/innen).

– Die Professoren: in den seinerzeitigen Diskussionen markiert als Konservative, Liberale (bereit zu Reform-Diskussionen im Spektrum von Skepsis bis partieller Unterstützung)[8] und Fortschrittliche.

– Die sog. Mittelbauer: Akademische Räte, Konservatoren und Wissenschaftliche Assistenten. Im Zuge des Hochschulausbaus vergrößerte sich insbesondere die Teilgruppe der Wissenschaftlichen Assistenten rapide;[9] wer die Habilitation erreichte, hatte gute Aussichten nach einer kurzen Bewerbungsphase eine Professur zu erhalten – daran änderte sich durch ‚kritische Sympathie‘ mit studentischen Reformbestrebungen nichts. Die Professoren-Markierungen ‚konservativ/liberal/fortschrittlich‘ ließen sich auch auf die Mittelbauer übertragen, wobei die ‚Liberalen‘ die größte, die ‚Konservativen‘ die kleinste Gruppe bildeten.

– Die Studierenden gruppierten sich weitaus vielfältiger: als Akteure mit unterschiedlichem Status waren sie den Fachschaften, Basisgruppen und Arbeitskreisen, den Roten Zellen, der Marxistische Gruppe sowie den ‚Jung-Organisationen‘ der politischen Parteien und der konfessionellen Orientierungen zuzuordnen.

– Als Aktionsformen für Reformbestrebungen und Rebellion galten Aufklärungsleistungen im Sinne prinzipieller Kritik (in der zeitgenössischen Diktion: das Hinterfragen); Orte dafür waren Reformkommissionen und Arbeitskreise in einem breiten Spektrum von Zielsetzungen und Mitgliedschaften (dort war auch Drittelparität möglich); als studentische Aktionen galten hearings, teach-ins oder das ‚Umfunktionieren‘ von Lehrveranstaltungen für politische und hochschulpolitische Diskussionen sowie –  potentiell im Erfahrungszusammenhang von psychischer und physischer Gewalt – das go-in, das sit-in, die Besetzung von Universitätsräumen und das Bestreiken des Lehrbetriebs. ‚Öffentlichkeit‘ wurde im Aktionsraum der Universitäten hergestellt durch Hochschulzeitungen unterschiedlicher Art, Flugschriften, Informationsblätter, Rezensionen zu Lehrveranstaltungen usf. Informationen wurden in großem Umfang und neu gewonnener Schnelligkeit umverteilt; über Kritik und Reformvorschläge hinausgehend wurden von den rebellierenden Gruppen auch Indoktrination und Aggression eingesetzt.

Welche Typen von Konfrontationen und Koalitionen sich für die genannten Akteure ergaben, lässt sich in der hier gebotenen Kürze nicht darstellen.[10]

Hochschulreform als öffentlicher Prozess

Ein wichtiger Faktor für die organisatorischen und inhaltlichen Veränderungen im Zustand der Germanistik war die öffentliche Resonanz in der Tages- und Wochenpresse, in Zeitschriften und Broschüren sowie – verstärkt ab Ende der 1960er Jahre – in der Buchproduktion der Kulturverlage.[11] Bereits im zeitlichen Umfeld des Hamburger Germanistentages von 1958 wurde von Rudolf Walter Leonhard (Jg. 1921), Feuilleton-Redakteur der ZEIT, in einer Artikel-Serie die Reformbedürftigkeit der Hochschulgermanistik herausgestellt, ihm sekundierte bald sein Studienfreund Walter Boehlich, Cheflektor des Suhrkamp-Verlags; das dort begründete „Kursbuch“ und Taschenbücher der „edition suhrkamp“ intensivierten – insbesondere nach dem Münchener Germanistentag – die Diskussionen; dies gilt auch für Zeitschriften wie „Das Argument“ und „alternative“. Das Ausmaß des öffentlichen Interesses am reformbedürftigen Zustand der Germanistik lässt sich exemplarisch an der Berichterstattung zum Berliner Germanistentag von 1968 ermessen.

Reformziele

Das breite Spektrum der Reformziele in der akademischen Organisation und den Inhalten der Studienfächer kann hier nur eine Auswahl von Stichworten illustrieren: Demokratisierung der Entscheidungsprozesse in den Gremien der Universität im Sinne von Beschränkung der Ordinarienherrschaft durch Mitwirkung von Angehörigen des Mittelbaus und Studierenden – bis hin zur Drittelparität der Gruppen von Professoren, Mittelbau und Studierenden; Beendigung des ‚Institutsfeudalismus‘ (gemeint ist das Verfügen über Finanzmittel und Menschen); Aufheben der Weisungsgebundenheit der Nicht-Habilitierten gegenüber den Ordinarien, insbesondere in der Wahrnehmung von Aufsichtspflicht für Lehr- und Prüfungsleistungen der Wissenschaftlichen Assistenten; Abschaffung von Zwischenprüfungen und Zwangsexmatrikulationen sowie der Benotungen von Seminarscheinen; Suche nach neuen Lehr- und Lernformen in der Abkehr vom Frontalunterricht, Entwicklung einer Hochschuldidaktik; beschleunigte Partizipation am aktuellem Fachwissen – auch im internationalen Zusammenhang – durch rasch herzustellende Druckwerke (sog. Reader).

Die sog. bürgerliche Germanistik sollte nicht länger geistesaristokratische Bildungswissenschaft, sondern Gesellschaftswissenschaft (mit Verbindungen zu Soziologie und Politikwissenschaft) sein. Ihre Verflechtungen mit der NS-Politik waren aufzuklären. Germanistik sollte nicht nur als Textphilologie betrieben werden, sondern auch den Zusammenhang von Produktion, Distribution und Rezeption der Literatur untersuchen (das ‚Literarische Leben‘, die ‚Literaturgesellschaft‘). Dabei sollte sie sich nicht auf den Literaturkanon beschränken, sondern sich auch der ‚realiter gelesenen‘ Literatur zuwenden sowie Zusammenhänge mit der Popularkultur (Filme, Comics etc.) untersuchen; die Teilhabe an internationalen Fachdiskussionen und Wissenschaftskooperationen sollte gesucht werden; von der deutschen Germanistik vernachlässigte Bereiche (wie Exil-Literatur) sollten erschlossen werden. Im Zusammenhang mit der prinzipiell kritischen Aufklärung zur germanistischer Praxis sollte das verfügbare Potential an Methodologie sowie Sprach- und Literaturtheorie erweitert und gestärkt werden: im Sinne einer intensiven ‚Methodendiskussion‘ und einer prinzipiellen Szientifizierung, wofür auch Entwicklungen in der modernen Linguistik als beispielgebend angesehen wurden.

Umsetzung von fachlichen Reformen in den Philologien: eine These

Die neueTerminologie von ‚Grund- und Hauptstudium‘ und die Zuweisung des früheren Proseminarbereichs als de facto selbständige Lehr- und Zwischenprüfungsaufgabe an den akademischen Mittelbau – unter nunmehrigem Verzicht auf Anweisungen und Kontrollen durch die Professorengruppe – ordnete dieser ersten Studienphase nicht länger die Funktion eines Propädeutikums zu,[12] sondern einer ‚fachlichen Grundlegung‘.[13] Ermöglicht wurden dadurch auch Versuche zur wissenschaftstheoretischen Begründung und szientifischen Orientierung sprach- und literaturwissenschaftlicher Praxis sowie Möglichkeiten zum Ausgriff auf neue Sachgebiete und Experimente mit neuen Lehr- und Lernformen (Stichwort Gruppenarbeit, Vorbereitung und Leitung von Seminarsitzungen durch studentische Arbeitsgruppen). Auf diese Weise wurde das Grundstudium vielfach zum Versuchslabor eines reformierten Fachverständnisses in der Verantwortung von Nachwuchswissenschaftlern. Diejenigen, die durch Habilitation oder qualitätsprüfende Überleitungen in die Professorenschaft wechselten, konnten die im Grundstudium gewonnenen Erfahrungen – mit einigen Anpassungsleistungen – auch für das Hauptstudium umsetzen. Vom Grundstudium ausgehend konnten somit ein neues Fachverständnis und ein verändertes Studienprogramm der fachlichen Inhalte in Gang gesetzt werden.

Anmerkungen

[1]  Vgl. auch J. Sch.: Versäumte Lektionen? 1968 und die Germanistik der BRD in ihrer Reformphase 1965-1975. In: literaturkritik.de 8/2008 <https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=12169>. – Dankbar genutzt für die hier vorgelegte Skizze habe ich Bernd  Dammann: Die Studentenrevolte von 68 in der Germanistik. Wissenschaftskritik und Studienreform im Zeichen eines kulturrevolutionären Wandels. Typoskript April 2018.

[2]  Die hier vorgelegten „Materialien“ dienten zur Einführung in eine Diskussionsrunde im Rahmen der Gedenkveranstaltung zu Walter Müller-Seidels 100. Geburtstag „Die gegenwärtige Situation der Germanistik und ihre Vorgeschichte seit 1945“ in der Bayerische Akademie der Wissenschaften in München am 27./28. Juni 2018.

[3]  Hierzu ausführlicher Dammann 2018 (s. Anm. 1).

[4] Dazu u.a. Eberhard Lämmert: München 1966: ein Ort der Selbstprüfung für die Germanistik – und München 2004? In: Konrad Ehlich (Hg.): Germanistik [in und für] Europa. Faszination – Wissen. Texte des Münchener Germanistentages 2004. Bielfeld 2006, S. 161-168, auch: Walter Müller-Seidel: Zur Literaturwissenschaft der sechziger Jahre – ein Erinnerungsbericht, ebd. S. 169-177.

[5]  Erst bei einer Verbandstagung der Hochschulgermanisten 1967 in Bochum wurde dem ‚akademischen Nachwuchs’ Gelegenheit geboten, sich fachwissenschaftlich vorzustellen.

[6]  Als Ausnahme erscheint der WELT-Artikel des Hamburger Studenten Peter Schütt vom 05.11.1966, vgl. Dammann 2018 (s. Anm.1), Anhang: Peter Schütt.

[7]  Vgl. zur öffentlichen Wirkung dieses Germanistentags Dammann 2018 (s. Anm.1), Anhang: Kongressberichte.

[8]  Ein bevorzugtes Ziel der aggressiv vorgehenden rebellierenden Gruppen der Studierenden waren die sog. Scheißliberalen, deren Gesprächsbereitschaft als Strategie zum Erhalt der ‚Ordinarienherrschaft‘ durch Provokationen entlarvt‘ werden sollte (sie galten in der Münchener Germanistik insbesondere Walter Müller-Seidel).

[9]  Beispielsweise waren Walter Müller-Seidel in den Jahren um 1970 fünf Assistenten-Stellen zugeordnet; deren Inhaber in der Regel ein Habilitationsstipendium einwarben, so dass diese Stellen vertreten werden konnten; Müller-Seidel kam somit kontinuierlich auf etwa acht von ihm betreute Nachwuchswissenschaftler/innen.

[10] Siehe zu Konstellationen und Konflikten in der Münchener Germanistik u.a. Dokumente auf <http://www.walter-mueller-seidel.de/materialien.php>.

[11] Vgl. für Konstellationen in der Germanistik nach 1968 u.a. Thomas Anz: Die Germanistik und ihre Öffentlichkeiten. In: Ehlich 2006 (s. Anm. 4), S. 93-113.

[12] So wurden noch in den 1960er Jahren in der Germanistik Lehraufträge für literaturwissenschaftliche Propädeutik und zum Sprachunterricht für die frühen Sprachstufen des Deutschen ausgegeben.

[13] Der Germanistenverband setzte Arbeitsgruppen zur Reform des Grundstudiums ein; viel diskutiert wurden entsprechende Veröffentlichungen wie Horst Sitta (Hg.): Konzeptionen linguistischer Grundkurse. Tübingen 1972; Hermann Müller-Solger (Hg.): Modelle der Praxis. Einführung in das Studium der Literaturwissenschaft. Tübingen 1972. – Vgl. dazu u.a. von J. Sch.: Zur Relevanz des literaturwissenschaftlichen Grundstudiums für disziplinäre Entwicklungen in den Neuphilologien 1970-2010: Impulse, Indikatoren, Imperative (Fachgeschichte in praxeologischer Sicht). In: Geschichte der Germanistik. Mitteilungen, H. 37/38 (2010), S. 90-98.