Fragen Sie Reich-Ranicki

Über „Das sterbende Tier“ und zur Frage „Ist Roth nobelpreiswürdig?“ (2004)

Von Marcel Reich-RanickiRSS-Newsfeed neuer Artikel von Marcel Reich-Ranicki

Tatsächlich habe ich vor zwölf Jahren über den Roman „Täuschung“ im Fazit einer Kritik geschrieben: „kein großes, aber ein dolles Buch. Dieser Philip Roth – er ist schon ein Witzbold hohen Ranges, also ein seltener Vogel.“ Ja, er ist ein seltener Vogel bis heute geblieben und nicht nur deshalb, weil er glücklicherweise zu den Witzbolden gehört.

Er ist, zunächst einmal, ein glänzender Beobachter des Alltags und ein außerordentlicher Menschenkenner. Er erzählt nachdenklich und temperamentvoll, robust und lustvoll und immer intelligent und geistreich. Oft sagt er das, worauf es ihm ankommt, mit Details und Requisiten, die unauffällig, bisweilen nur in Nebensätzen erwähnt werden. So läßt er uns ungleich mehr fühlen, ahnen und erkennen, als er uns mitteilt.

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