20.3.2017 – Gorom-Gorom

Ich bin wieder da. Wieder unten.
Leicht war es nicht. Und nicht nur, weil mir mein Körper immer schwerer wird und ich von dort eine Grenze auf mich zukommen sehe. Vielleicht noch nicht im nächsten Jahr. Inshallah.
Es war einmal wieder Angst, die es eng gemacht hat. Furchtbar eng. Zum Aus-der-Haut-Fahren.
Denn es ist wieder passiert: Das Schreiben gehört jetzt zu mir, der Text ist eine Liebe geworden, die mein Leben erfüllt und bestimmt. Und ich muss fürchten, er könnte mich in trauriger Verschlossenheit darüber, dass ich mich von ihm entfernt habe, nicht mehr an sich heran lassen, wenn ich wiederkomme. So wie es die Mutter immer getan hat. Weil ich nicht nur sie im Sinn gehabt habe, weil ich doch tatsächlich weg wollte. Dorthin, wo ich immer glücklich bin, fliegend, ganz nah unter dem Himmel. Wieder unten nach dem Absturz bin ich mit sechzehn weinend durch die schmutzigen Straßen der Stadt gelaufen.
Diesmal habe ich versucht, mich damit zu beruhigen, dass ich den Rechner mitgenommen habe. Der hat das nur kurz geschafft. Mit dem Skifahren habe ich das Schreiben zurückgelassen. Da mache ich mir nichts vor.
Am dritten Tag hatte ich verstanden und dann war es gut. Sehr anstrengend, aber gut. Und jetzt kämpfe ich um Vertrauen, damit wir miteinander weitermachen können.

Die Liebe ist der Grund dafür, dass ich mich nach der letzten Beziehung, die vor bald 20 Jahren zu Ende war, entschlossen habe, allein zu leben. Ohne Angst, ohne Spannung, in einem gewissen Gleichgewicht zwischen dem, was ich möchte und was ich kann. Ohne Wünsche und Hoffnungen, mit denen mich der Andere allein lassen kann.
Ich habe nicht lernen können, bei mir zu bleiben, wenn ein anderer da ist. Schon gar nicht, wenn ich ihn liebe.
Mit drei Männern habe ich es versucht:Der erste war mein Mann. Das konnten die beiden anderen nicht mehr werden. Es ging sehr gut, bis meine symbiotisch lustvolle Selbstaufgabe an die Grenze kam, wo die Angst zu groß wurde. Als ich auch einen Fuß in die Welt stellte, vertrug das unser System nicht. Ich blieb mit den beiden Mädchen allein, wir bezogen selbst mit Freunden ein Haus, ich fuhr allein nach Griechenland und dann wurde ich 40. Ein paar Jahre später ein sehr junger Mann, viele Jahre später noch einer zum Abgewöhnen. Da waren so viele Krämpfe, dass ich oft gedacht habe: Wenn man davon nicht krank wird, gibt es keine Psychosomatik. Gut sieben Jahre später wurde mein Krebs gefunden.
Ich will so leben, wie ich jetzt lebe.

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