Karsamstag, 11.4.

Ich mache meine Morgengymnastik auf dem Futon. Das Fenster ist weit geöffnet. Eine fette Hummel kreist um die Lamellen der Jalousie. Autistisch brummt sie vor sich hin. Ich liebe Möpse und französische Bulldoggen, weil sie autistisch sind, verschroben, selbstvergessen wie kleine Kinder. Wie sie regungslos ins Weite schauen, die Aufmerksamkeit auf imaginäre Ereignisse gerichtet. Loriots Seelenverwandte.

Nicht selten leide ich unter Gefühlsschwankungen. Himmelhochjauchzend – zu Tode betrübt. Meine Stimmung kann innerhalb einer Sekunde umschlagen. Eine Zumutung für meine Umwelt, eine Zumutung für mich selbst. Mein Opa und mein Onkel knirschten mit den Zähnen, wenn etwas nicht so klappte, wie sie es wollten. Ich knirsche innerlich mit den Zähnen.

Aus Eva Strasser: Splitter aus der Quarantäne. Ein Corona-Tagebuch. Sonderausgabe literaturkritik.de. Verlag LiteraturWissenschaft.de, Marburg 2020