„Einführungen in die Literaturwissenschaft“ als didaktische Hilfestellung, Lernwerkstatt, Selbstdarstellungsbühne und Karrierevehikel

Die Neugermanistik Bochum 1965 bis 1991 und 2020

Von Sabine KolochRSS-Newsfeed neuer Artikel von Sabine Koloch

In memoriam Karl Otto Conrady, 21.2.1926–1.7.2020

Inhalt

1. Zu den Anfängen: Richard Newald, Wolfgang Kayser, Karl Otto Conrady
2. Grundstudium reformieren bedeutet insbesondere Erstsemester einführen: Das Modell Bochum
Exkurs: Viersemestrige Tutorien am Institut für Neuere Deutsche Literatur der Universität Marburg
3. Den Akzent auf Hochschuldidaktik legen: Die Grundstudium-Reihen im Bertelsmann-Universitätsverlag und im Narr-Verlag
4. Verlage in Bewegung und ein zugkräftiger Jochen Vogt: Weitere Reihen und Kooperationen
5. Forschungsausblick und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Propädeutiken auf der Grundlage von Geschichtsbewusstsein, Faktenwissen, logischen Beweisen und ethischen Grundsätzen

 

Abb. 1

Die von mir angesprochenen Zeitzeug*innen reagierten sämtlich abschlägig, als ich bei ihnen anfragte, ob sie Interesse hätten, im Rahmen des von mir herausgegebenen Projektes „1968 in der deutschen Literaturwissenschaft“ die wissenschaftliche Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft. Hochschuldidaktische Arbeitsmaterialien“ (Bd. 1‒10, 1971‒1978) vorzustellen. Gezwungenermaßen machte ich mich selbst ans Werk, und als das Vorhaben immer konkretere Formen anzunehmen begann, erhielt ich schließlich doch die benötigte Unterstützung. Mein besonderer Dank gilt Bernhard Asmuth, der meine Forschungen über Wochen begleitete und dem ich vielfältige weiterführende Anregungen zu verdanken habe. Von großem Wert waren für mich auch die Gespräche, Hinweise und Korrekturvorschläge von Jürgen Babendreier, Brita Eckert, Heinz Geiger, Daniel Händel, Harro Müller-Michaels, Peter Kleiß, Kai Köhler, Jürgen Link, Jochen Vogt, Renate Werner und Volker Wild.

Anfänglich schwebte mir ein skizzenhafter Kurzbeitrag zur Themengruppe „Exemplarische Innenansichten: Die Germanistik an einzelnen Hochschulinstituten“ vor, doch im Prozess des Recherchierens und Nachdenkens gelangte ich mehr und mehr zu der Einsicht, dass man im Fach Germanistik keine wissenschaftlichen Einführungen schreiben kann, ohne ein kritisches Verständnis der Fachgeschichte zu wecken. Weil ich in diesem und in einigen anderen zentralen Punkten einen zum Teil weitreichenden Klärungsbedarf sehe,[1] belasse ich es im fünften Abschnitt nicht bei einem Forschungsausblick. Meine dort niedergelegten kritischen Einlassungen gaben den Ausschlag für die Entscheidung, den Text der Themengruppe „Nachkriegsgermanistik in der Kritik“ zuzuordnen.

1. Zu den Anfängen: Richard Newald, Wolfgang Kayser, Karl Otto Conrady

Sie treten als Print- und E-Books, Seminarveranstaltungen und Vorlesungen in Erscheinung und sind nicht zuletzt infolge der Wissensexplosion aus dem heutigen akademischen Lehrbetrieb nicht mehr wegzudenken: „Einführungen in die (Neuere deutsche) Literaturwissenschaft“.[2] Seit seinem Erscheinen 1948 im A. Francke Verlag, Bern, nahm Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft von Wolfgang Kayser auf diesem bis heute wenig erforschten Gebiet der Wissensvermittlung praktisch eine Monopolstellung ein.[3] Von eher marginaler Bedeutung blieb ‒ trotz Neuauflage 1949 ‒ die Einführung in die deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft (Lahr: Schauenburg 1947) von Richard Newald. Die „Wissenschaft von der deutschen Sprache und Literatur“ wird in diesem Publikationsformat in der allgemeinen Sprach- und Literaturwissenschaft verortet.[4] Im Gegensatz dazu nimmt das von Newald in Verbindung mit Helmut de Boor begründete und sich an Studierende wendende Handbuch Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart (12 Bde., München: C.H. Beck 1949–1994) einen nationalen Blickwinkel ein.

Abb. 2

Abb. 2‒4: Privatexemplar Jürgen Babendreier, Bremen; Digitalfoto: Jürgen Babendreier. Foto in Form eines runden Bildes auf der Umschlagvorderseite: Ernst Barlach: Der Buchleser, Bronze, Höhe 44,2 cm, 1936

Einen in Hinsicht auf Newald und Kayser wichtigen Kontrapunkt setzte Karl Otto Conrady. Dessen Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (1966, 4. Aufl. 1968)[5] reagierte auf die vielkritisierten Studienbedingungen der 1960er-Jahre mit einem langen Abschnitt zum Thema „Anlage und Durchführung des Studiums“, der sein Lehrbuch in die Nähe eines Studienführers rückt.[6] Optisch präsentiert sich das Werk als erschwingliches Taschenbuch und zugleich als Band einer „damals für das intellektuelle und wissenschaftliche Leben in Deutschland wegweisenden“ Verlagsreihe, deren Profil ein international besetzter wissenschaftlicher Beirat mitgestaltete[7]: „Rowohlts deutsche Enzyklopädie“ (Bd. 1‒426, 1955‒1986).[8] Das zu dieser Zeit bei geisteswissenschaftlichen Einführungen in ein Studienfach, auch Propädeutiken genannt, noch gängige Muster, als Solist aufzutreten, durchkreuzte Conrady, indem er zwei Aufsätze von Kollegen in seiner Teilfach-Einführung erneut veröffentlichte und den Sachverhalt im Untertitel zur Kenntnisnahme brachte.[9]

Abb. 3

 

Abb. 4

Conrady nutzte den neu entstandenen Kontakt zum Rowohlt-Verlag und etablierte in der Reihe „Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft“ die Unterreihe „Texte deutscher Literatur 1500‒1800“ (1968‒1971), herausgegeben „für Studenten der Germanistik, für Schüler sowie für alle Freunde der deutschen Literatur“:

Karl Otto Conrady (Hrsg.): Deutsche Volksbücher, 1968
Karl Otto Conrady (Hrsg.): Johann Gottfried von Herder: Schriften, 1968
Uwe-Karsten Ketelsen (Hrsg.): Friedrich Gottlieb Klopstock: Der Messias, Oden und Elegien, Epigramme, Abhandlungen, 1968
Wilhelm Voßkamp (Hrsg.): Daniel Casper von Lohenstein: Cleopatra, Sophonisbe, 1968
Wilhelm Heinrich Wackenroder: Sämtliche Schriften, 1968
Athenaeum, eine Zeitschrift von August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel. Ausgewählt und bearbeitet von Curt Grützmacher, 2 Bde., 1969
Karl Otto Conrady (Hrsg.): Johann Heinrich Jung-Stilling: Lebensgeschichte, 1969.
Wilhelm Voßkamp (Hrsg.): Johann Gottfried Schnabel: Insel Felsenburg, 1969
Richard Daunicht (Hrsg.): Jakob Michael Reinhold Lenz: Werke und Schriften, 1970
Klaus Kaczerowsky (Hrsg.): Flugschriften des Bauernkrieges, 1970
Klaus Kaczerowsky (Hrsg.): Schäferromane des Barock, 1970
Uwe-Karsten Ketelsen (Hrsg.): Johann Christoph Gottsched: Schriften zu Theorie und Praxis aufklärender Literatur, 1970
Uwe-Karsten Ketelsen (Hrsg.): Komödien des Barock, 1970
Karl Otto Conrady (Hrsg.): Georg Forster: Schriften zu Natur, Kunst, Politik, 1971
Karl Otto Conrady (Hrsg.): Lyrik des 18. Jahrhunderts, 1971
Marian Szyrocki (Hrsg.): Lyrik des Barock, 2 Bde., 1971

Die Titel der Reihe waren für das Grund- und das Hauptstudium geeignet.

2. Grundstudium reformieren bedeutet insbesondere Erstsemester einführen:
Das Modell Bochum

Bochum, die erste Universität im Ruhrgebiet, war im Gegensatz zu Bonn und Münster ein Anziehungspunkt für Arbeiterkinder:

Die zunehmenden Zahlen der Studierenden und die Universitätsneugründungen in den 1960er- und 1970er-Jahren (Regensburg 1962, Bochum und Düsseldorf 1965, Konstanz 1966, Mannheim und Ulm 1967, Dortmund 1968, Bielefeld 1969, Augsburg, Osnabrück und Trier 1970, Bremen 1971, Bamberg und Bayreuth 1972, Passau 1973) zeigten schon an, dass nicht nur der Ausspruch Dahrendorfs auf ein „Grundrecht auf Bildung“ verwirklicht werden sollte, sondern der neue wirtschaftliche Aufschwung nur durch einen massiven Ausbau des Bildungssystems aufrechterhalten werden konnte.[10]

Der Lehrbetrieb der neu eröffneten „Ruhr-Universität Bochum“ (RUB) wurde zum Wintersemester 1965/66 aufgenommen.[11] Seit dem Eröffnungssemester war „Einführungskultur“, wie Bernhard Asmuth den neu aufkommenden Trend ex post bezeichnete, ein fester Bestandteil der Lehre.[12] In ihm äußerte sich der gewachsene Stellenwert der Hochschuldidaktik, die im Westdeutschland der 1960er- und 1970er-Jahre Hochkonjunktur hatte: „Mit einer neuen Reflexion auf die Ausbildungsziele innerhalb der Bildungspolitik und der Artikulation der Unzufriedenheit mit der Praxis des akademischen Unterrichts verstärkte sich […] das Bemühen um eine wissenschaftlich fundierte Hochschuldidaktik.“[13]

Der Anstoß, speziell für Erstsemester „Einführungen in das Studium der Literaturwissenschaft“ (der Titel variierte im Laufe der Jahre) abzuhalten, ging aus von der Professorin Ingrid Strohschneider-Kohrs (1922‒2014, 1948 Promotion bei Hans Pyritz in Hamburg, kam aus München an die RUB) und ihren etwas jüngeren Kollegen Klaus Günther Just (1923‒1977, Promotion 1948 bei Erich Jenisch in Würzburg, kam aus Münster an die RUB) und Hans Joachim Schrimpf (1927‒2003, Promotion bei Benno von Wiese, kam aus Münster an die RUB).[14] Ins Werk zu setzen hatte den Reformimpuls die mittlere Ebene im hierarchischen Aufbau.[15] Von der Führungsebene kam, um es noch einmal mit den Worten von Bernhard Asmuth auszudrücken, der „Marschbefehl“, mehr nicht. In der ersten Zeit trugen neben den Professor*innen auch die Assistent*innen zur inhaltlichen Ausgestaltung des neu in das Lehrprogamm aufgenommenen Veranstaltungstyps nichts bei. Unausgesprochen galt der Leitsatz „Jeder nach seinem Geschmack“. Zu einer Verständigung über relevante Inhalte kam es peu à peu, ohne auf ein einheitliches Programm hinzuwirken. Die Premiere der Bochumer „Einführungen in das Studium der Literaturwissenschaft“ veranschaulicht die nachstehende Seite aus der Ausgabe Wintersemester 1965/66 des Personal- und Vorlesungsverzeichnisses (Bochum: RUB 1965).[16] Bernhard Asmuth war 1965 Studienassessor im Hochschuldienst, Dr. Manfred Schunicht Studienrat im Hochschuldienst:

Abb. 5

Ein Semester später wurde das Lehrangebot in „Grundkurse“, „Proseminare“, „Hauptseminare“ und „Oberseminare“ untergliedert und im Vorlesungsverzeichnis durch Zwischenüberschriften kenntlich gemacht.

Die Bochumer Einführungskultur ging über Lehrveranstaltungen erheblich hinaus. 1971 lief die wissenschaftliche Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft. Hochschuldidaktische Arbeitsmaterialien“ (Bd. 1‒10, 1971‒1978) an. Zwar wurde der Plan für das Pilotprojekt 1970 in Essen und Dortmund entwickelt, an der Ausführung des Reihenwerkes nahmen aber auch maßgeblich Bochumer Lehrkräfte teil. Etwa zur gleichen Zeit wurden in der Bochumer Neugermanistik intensive Theoriedebatten geführt, an denen sich neben fortgeschrittenen Student*innen (z. B. Georg Behse) die wissenschaftlichen Assistent*innen beteiligten, allen voran Jürgen Link (* 1940)[17], wissenschaftlicher Assistent bei Strohschneider-Kohrs, sowie Jochen Schulte-Sasse (1940‒2012)[18] und Renate Werner (* 1941)[19]. Die beiden Letzteren hatten Assistenzstellen bei Schrimpf inne, Schulte-Sasse in den Jahren 1969‒1976, Werner 1971‒1977.

Jürgen Links Lehrbuch Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe. Eine programmierte Einführung auf strukturalistischer Basis (1974, 6. Aufl. 1997)[20] erschien als UTB-Taschenbuch im Wilhelm Fink Verlag, München,[21] wo drei Jahre später auch das Konkurrenzunternehmen Einführung in die Literaturwissenschaft (1977[22], 9. Auflage 2001) von Jochen Schulte-Sasse und Renate Werner erscheinen konnte. Link war 1966‒1968 Lektor in Besançon. In einem Erinnerungstext macht er deutlich, wie sehr sein Trainingsprogramm („programmierte Einführung“) ein Kind dieser politisch sehr bewegten Zeit und ihrer intellektuellen Impulsgeber*innen war:

In Frankreich hatte ich mir angewöhnt, sozusagen auf der Straße zu forschen: Ich las in Cafés, beobachtete dabei die Umwelt, z.B. die Reklame, die Mode (Roland BARTHES), die Chansons (abends Filme), notierte zwischendurch Fragestellungen für Seminare oder Vorlesungen und diskutierte vieles sofort mit Freunden und Kollegen. All das kulminierte in alternativen Veranstaltungen in der besetzten Universität im Mai/Juni 1968. Mit etwas Übertreibung wurden große Teile des UTB-Bandes „Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe“ (LINK 1997) schon in Frankreich konzipiert. In Bochum systematisierte ich dieses Konzept als Einführungskurs in die Literaturwissenschaft (das wurde dann der UTB-Band, von dem sich auch andere Einführungen inspirieren ließen) mit dem Ziel eines „Nürnberger Trichters“. Die Studienanfänger sollten dadurch (auch im Selbststudium, deshalb die programmierte Form, die mir natürlich als technokratisch angekreidet wurde) möglichst schnell ein basales Wissen historisch-strukturalistischen Typs erwerben können, um dann den aktuellen Debatten kompetent folgen und in sie eingreifen zu können. Diese Grundbegriffe waren bereits „diskurstaktisch“ angelegt […].[23]

Nach Bochum zurückgekehrt, erprobte Link im Unterricht ‒ seiner eigenen Aussage nach ‒ neue didaktische Modelle. Als Grundlage für die propädeutische Übung „Einführung in philologische Grundkenntnisse und Hilfsmittel“, angeboten im Wintersemester 1969/70, Sommersemester 1970 und Sommersemester 1974, diente das Skript „Einführung in literaturwissenschaftliche Grundbegriffe“, das laut Studienführer für das Sommersemester 1974 „mehrere propädeutische Einheiten (Semiologie, Semantik, Rhetorik, Typen literarischer Verfremdung, Prosa und Poesie, Narrativik, Gattungstheorie)“ umfasst.[24] Im Studienführer für das Sommersemester 1970 wird die „Einführung in die philologischen Grundkenntnisse und Hilfsmittel“ folgendermaßen angekündet:

Dieser Einführungskurs stellt ein Experiment mit programmiertem Unterricht dar: Es handelt sich um ein Lehrverfahren mit Zweispurtonbändern. Gleichzeitig versucht der Kurs, die herkömmlichen stilistischen, rhetorischen und Gattungs-Begriffe strukturalistisch neu zu definieren[25] und dadurch kohärent zu gestalten, was gleichzeitig als methodischer und didaktischer Fortschritt angesehen wird. Der Kurs wurde (jedenfalls zum größten Teil) bereits ein Semester lang praktiziert und darüber hinaus einer ständigen Diskussion mit Studenten und Universitätslehrern unterworfen; dabei haben sich gewisse Mängel gezeigt, die jedoch berichtigt werden können. Der Kurs setzt keinerlei Vorkenntnisse etwa in strukturalistischer Terminologie voraus. Neben den Sitzungen im Sprachlabor sind herkömmliche Seminarsitzungen vorgesehen, um das Programm kritisch zu ergänzen bzw. um programmierbare Teile des Einführungskurses zu vermitteln.[26]

Die gedruckte Einführung von Link ist interdisziplinär angelegt ‒ Linguistik spielt eine wichtige Rolle[27] ‒ und stellt den Versuch dar, im deutschsprachigen Raum einerseits neuen Theoriekonzepten (Strukturalismus, Diskursanalyse) zur Anerkennung zu verhelfen, andererseits Einblicke zu geben, wie diese in die Lehre eingebunden werden können. Die erste Gliederungsebene des Buches gibt dem Lernziel historische Bildung bewusst keinen Raum. Mehr Systematik stand für mehr Wissenschaftlichkeit[28]:

Vorwort
Lektion 1: (Inhalt: Zeichen, Zeichensystem, Semiotik, Semiologie)
Lektion 2: (Inhalt: Sprachzeichen, Sprachsystem, Linguistik)
Lektion 3: (Inhalt: Der sprachliche Text, die Isotopie)
Lektion 4: (Inhalt: Verfremdung, literarische Verfremdung, literarische Rede; literarische Verfremdungen I)
Lektion 5: (Inhalt: Literarische Verfremdungen II; komplexe Verfremdungen; Ironie, Parodie)
Lektion 6: (Inhalt: Literarische Verfremdungen III; Tropen)
Lektion 7: (Inhalt: Literarische Verfremdungen IV; Symbole)
Lektion 8: (Inhalt: Prosa und Poesie)
Lektion 9: (Inhalt: Prosa und Poesie II; die wichtigsten Metren)
Lektion 10: Gattungs- und Genre-Theorie I; allgemeine Konstituenten)
Lektion 11: (Inhalt: Gattungs- und Genre-Theorie II; Handlung, narrative Texte)
Lektion 12: (Inhalt: Gattungs- und Genre-Theorie III; Diskurs, epische Texte)
Lektion 13: (Inhalt: Gattungs- und Genre-Theorie IV; dramatische Texte)
Lektion 14: (Inhalt: Gattungs- und Genre-Theorie V; lyrische Texte; synchrone Genre-Systeme)
Anhang
Literatur
Schlagwortverzeichnis

Bis zu einem gewissen Grade traten Schulte-Sasse/Werner mit ihrer Einführung in die Literaturwissenschaft aus dem Jahr 1977 in die Fußstapfen von Jürgen Link, behandelten aber den „historisch-sozialen Kontext“ von literarischen Texten mit hoher Priorität und wählten zur Veranschaulichung ein Werk der Bestsellerautorin Eugenie Marlitt (1825‒1887).[29] Alle drei Bochumer Hochschullehrende waren, wie eingehende Gespräche mit Renate Werner bestätigen, von der inneren Überzeugung erfüllt, ohne Theorie gehe in der Wissenschaft nichts mehr. Um einen Vergleich zu ermöglichen: Ich selbst verfasse den vorliegenden Aufsatz nicht theorie-, sondern erkenntnisgeleitet. Nach reiflicher Überlegung und trotz meines ausgeprägten Interesses an wissenschaftlicher Theoriebildung gelangte ich 2016 zu dem Schluss, dass Theorie keine notwendige Bedingung für „Wissenschaftlichkeit“ darstellt, wohl aber Logik, Methodik und Stichhaltigkeit.[30]

Ganz sicher untermauerten die mehrfach aufgelegten „Einführungen“ von Jürgen Link und Schulte-Sasse/Werner deren Image, Hochschullehrende mit „pädagogischer Ader“ zu sein, was wiederum ihrem beruflichen Fortkommen dienlich war. Die Umstellung auf modularisierte Studiengänge,[31] das Fortschreiten der Forschung, insbesondere die fast gleichzeitige Herausgabe der Feminist Encyclopedia of German Literature (1997), des Reallexikons der deutschen Literaturwissenschaft (1997‒2003)[32] und des Internationalen Germanistenlexikons 1800‒1950 (2003)[33], sowie die digitale Revolution schlugen sich, da es nicht zur Überarbeitung dieser Lehrwerke kam, in abnehmenden Verkaufszahlen nieder. Dass gedruckte Einführungen der 1970er-Jahre mit handfesten Geschäftsinteressen verschränkt waren, beweisen die seit 1973 kostenlos ausgelegten umfangreichen Verzeichnisse empfohlener Lehrbücher. Wichtige Werke für das Studium. Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft (Karl Heinrich Bock Verlag, Bad Honnef, [1]‒[31], 1973‒2003).[34] Ausgabe 1 umfasste stattliche 112 Seiten. Schon allein dieses Werbemittel zeigt: Germanistik war im Übergang von den 1960er- zu den 1970er-Jahren zum Massenfach geworden,[35] ein Fach mit erheblichem wirtschaftlichem Gewicht im Sinne von „human capital“.

Wolfgang Boettcher[36] (* 1945) lehrte 1987 bis 2010 Germanistische Linguistik, insbesondere Sprachdidaktik, an der RUB. 1991 startete er am Germanistischen Institut parallel zu Tutorieninitiativen an einigen anderen Fakultäten/Instituten der RUB und in Zusammenarbeit mit dem hier befindlichen Studienbüro ein Tutoring-Programm, dessen Leiter er bis 1998 war. Als ausgebildeter Psychotherapeut und Supervisor konnte er den Tutor*innen anfangs Gruppensupervision anbieten. Aus dem Jahr 2007 stammt die Webseite „Orientierungstutorium kompakt zum Studienbeginn ‒ Starthilfe“.[37] Zum aktuellen Zeitpunkt sind die Tutorien nicht teilfachspezifisch, sondern teilfachübergreifend. Auch wenn durch die organisatorische Anbindung an eine Professur (zurzeit: Prof. Dr. Björn Rothstein) der Eindruck entstehen könnte, es handele sich um eine hierarchische Struktur, können, wie Daniel Händel versicherte, die Tutor*innen in ihren Veranstaltungen frei agieren. Wohl gibt es einen inhaltlichen Rahmen, der aber nicht „von oben“ festgelegt wird, sondern sich an den Bedürfnissen der Studierenden orientiert und immer wieder neu ausgehandelt wird. Dazu dient u. a. die in der Vorlesungszeit wöchentlich stattfindende Besprechung aller Tutor*innen mit der für die Koordination der Tutorien am Institut zuständigen Person.

Laut Auskunft von Harro Müller-Michaels scheiterte der Versuch, ein Mentorenprogramm zu etablieren.[38]

Exkurs: Viersemestrige Tutorien am Institut für Neuere Deutsche Literatur der Universität Marburg

Der Musikjournalist Peter Kleiß (* 1949) promovierte 1981 über Georg Herweghs Literaturkritik: Demokratisches Programm und repressiver Gestus. Sein Doktorvater, Gert Mattenkott (1942–2009), lehrte an der Philipps-Universität Marburg 1972 bis 1994 Neuere Deutsche Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft. Als Kleiß mit dem Studium begann, war, wie er selbst sagt, in Marburg das universitäre Denken und Handeln deutlich von Wolfgang Abendroth (1906–1985) geprägt, der hier seit 1950 eine Professur für wissenschaftliche Politik innehatte und entschieden für die Demokratisierung der Hochschulen eintrat. Abendroth sei einer der beiden Gründe gewesen, warum er zum Studium nach Marburg ging: „Im April 1970 hatte ich ihn in der Aula der Realschule meines Geburtsortes Dillenburg bei einem Vortrag zum hundertsten Geburtstag Lenins gehört. Ich war fasziniert von seiner Rhetorik, seinem Charme, seinem unfassbaren Wissen und seinem messerscharfen Verstand, mit dem er kritische Einwände aufnahm und durch kluge, geschickte Argumente entkräftete.“[39]

Ich fasse zusammen, was Kleiß mir zu den Tutorienprogrammen seit 1972 berichtete: Die Tutorienprogramme in Marburg waren eine Errungenschaft der Studentenbewegung. Die Tutor*innen konnten, wenn Professoren dem zustimmten, Lehrveranstaltungen relativ selbstständig durchführen. Die Tutorien für die Erstsemester gingen auf Übergangsprobleme von der Schule zur Universität ein, kurz ÜPSU genannt, und sie versuchten im Wesentlichen deutlich zu machen, dass literarische Kunstwerke mehr als nur eine Deutung zulassen. Um sich nicht auf völlig subjektive, willkürliche Deutungsversuche zu fixieren, waren die Tutor*innen bestrebt, die Einzelwerke und ihre Autor*innen in den jeweiligen historischen Kontext zu rücken, sie auf diesem Hintergrund verstehen zu lernen und ihnen so einen zusätzlichen, objektiveren Bedeutungsgehalt hinzuzufügen.

Im zweiten Semester wurden methodische und theoretische Probleme diskutiert. Als Grundlage dienten Texte von Adorno, Brecht und anderen. Lernziel war die Analyse und Interpretation von Literatur im historischen Prozess. Im dritten und vierten Semester ging es um die Anwendung der erworbenen Kenntnisse auf jeweils eine literaturhistorische Epoche und ihre zentralen Werke. Gert Mattenklott führte in seinen ersten beiden Marburger Semestern in Zusammenarbeit mit Tutor*innen das durch, was er gemeinsam mit Klaus Scherpe in Berlin zur zweibändigen Publikation ausarbeitete.[40]

3. Den Akzent auf Hochschuldidaktik legen: Die Grundstudium-Reihen im Bertelsmann-Universitätsverlag und im Narr-Verlag

Spiritus Rector der Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft. Hochschuldidaktische Arbeitsmaterialien“ war Jochen Vogt (* 1943), ein glänzender Organisator, der über journalistische Praxis und einen „guten Draht“ zu Verlagen verfügte. Vogt war 1968 an der Universität Bochum Über Zeit, Erinnerung und Identität in Hans Henny Jahnns Romantrilogie „Fluss ohne Ufer“ (München: Fink 1970) zum Dr. phil. promoviert worden (Jahnn war vor den Nationalsozialisten nach Kopenhagen geflüchtet). Anschließend war er als freier Kritiker und Zeitungsredakteur in Göttingen und seit 1970 als wissenschaftlicher Assistent an der Pädagogischen Hochschule Ruhr, Abteilung Essen, tätig,[41] bevor er 1972 eine Professur für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Justus-Liebig-Universität Gießen und 1973 eine Professur für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur (Literaturtheorie)[42] an der Universität Essen-Gesamthochschule antrat (Emeritierung 2008 an der Universität Duisburg-Essen).

Vogt holte mit Heinz Geiger und Albert Klein zwei an Jahren ältere Schüler seines Bochumer Doktorvaters Klaus Günther Just mit ins Boot. Just, geboren in Berlin, Sohn des völkischen Rassenhygienikers und Vererbungsforschers Günther Just (1893–1950),[43] gab in den 1950er-Jahren in der Reihe „Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart“ die Trauerspiele Daniel Caspers von Lohenstein heraus. 1973 erschien als Band 4 des Handbuchs der deutschen Literaturgeschichte (Bern, München: Francke 1973) Justs Darstellung der Geschichte der Literatur von 1871 bis zur Gegenwart.

Die von Heinz Geiger (* 1937) 1973 veröffentlichte Dissertation Widerstand und Mitschuld. Zum deutschen Drama von Brecht bis Weiss fand Aufnahme in die von seinem Doktorvater und von Jochen Vogt mitherausgegebene Reihe „Literatur in der Gesellschaft“ (Bd. 1‒23, 1971‒1974, Bertelsmann-Universitätsverlag, Düsseldorf). Geiger arbeitete seit 1970 als wissenschaftlicher Assistent am Seminar für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der PH Ruhr, Abteilung Essen, und später an der Gesamthochschule Essen als Akademischer Rat und Oberrat, auch hier mit dem Schwerpunkt Germanistik/Literaturwissenschaft.[44]

Albert Kleins (1939‒2017) Dissertation Die Krise des Unterhaltungsromans im 19. Jahrhundert. Ein Beitrag zu Theorie und Geschichte der ästhetisch geringwertigen Literatur erschien 1969 in einer Reihe, bei der meines Wissens allein der Verlag die eingereichten Manuskripte befürwortete oder ablehnte: „Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft“ (Bd. 1‒402, 1957‒1999, Bouvier, Bonn). Klein erhielt 1972 einen Ruf an die PH Ruhr, Abteilung Dortmund, die 1980 in die Universität Dortmund integriert wurde. Zu Beginn von Kleins Amtszeit als Rektor (1994‒2002) wurde die Universität Dortmund Mitgesellschafterin der TechnologieZentrumDortmund GmbH.

Die neue Reihe startete 1971 im Bertelsmann-Universitätsverlag, der soeben seinen Sitz von Bielefeld nach Düsseldorf verlegt hatte und bereits wenige Jahre später aufgelöst wurde, so dass das noch unabgeschlossene Projekt 1976 an den Westdeutschen Verlag, Opladen, überging, den der Bertelsmann Verlag 1974 gekauft hatte, woraufhin dessen Ausschluss aus der Verlagskooperation UTB beschlossen wurde.[45] Bereits Band 1 enthält auf der Umschlagrückseite eine Übersicht zu der auf zehn Bände angelegten Reihe. Hier meine Rekonstruktion der Erscheinungsdaten, Auflagen und Verlagswechsel:

Bd. 1: Heinz Geiger, Albert Klein, Jochen Vogt: Literatur und Literaturwissenschaft ‒ Materialien zur Einführung, 1973
Bd. 2: Heinz Geiger, Albert Klein, Jochen Vogt: Hilfsmittel und Arbeitstechniken der Literaturwissenschaft, 1971; 2., neubearb. Aufl. 1972; 3. Aufl. 1978
Bd. 3: Albert Klein, Jochen Vogt: Methoden der Literaturwissenschaft I. Literaturgeschichte und Interpretation, 1971; 2. Aufl. 1972; 3. Aufl. 1974; 4. Aufl. 1977
Bd. 4: Florian Vaßen: Methoden der Literaturwissenschaft II. Marxistische Literaturtheorie und Literatursoziologie, 1972; 2. Aufl. 1974; 3. Aufl. 1978
Bd. 5: Bernhard Asmuth, Luise Berg-Ehlers: Stilistik, 1974; 2. Aufl. 1976; 3. Aufl. 1978
Bd. 6: Bernhard Asmuth: Aspekte der Lyrik. Mit einer Einführung in die Verslehre, 1972; 2. Aufl. 1973; 3. Aufl. 1974; 4. Aufl. 1976; 5. Aufl. 1979; 6. Aufl. 1981; 7. Aufl. 1984
Bd. 7: Heinz Geiger, Hermann Haarmann: Aspekte des Dramas, 1978; 2. Aufl. 1982; 3. Aufl. 1991; 4. Aufl. 1996; 5. Aufl. 2012 VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden[46]
Bd. 8: Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa, 1972; 2. Aufl. 1976; 3. Aufl. 1978; 4. Aufl. 1979; 5. Aufl. 1984; 6. Aufl. 1986; 7. Aufl. 1990 mit dem Untertitel „Eine Einführung in Erzähltechnik und Romantheorie“; 8. Aufl. 1998; ab der 9. Aufl. 2006 Fink Verlag, München; 10. Aufl. 2008; 11. Aufl. 2014
Bd. 9: Horst Belke: Literarische Gebrauchsformen, 1973
Bd.10: Albert Klein, Heinz Hecker: Trivialliteratur, 1977

Die nüchtern gehaltene Ästhetik der vorderen Umschlagseite[47] des „Grundstudiums Literaturwissenschaft“ ‒ schwarze serifenlose Schrift auf hellgrauem Hintergrund, schwarze Rahmenlinien, Betonung des Reihen- und Buchtitels sowie der großformatigen Bandzahl durch Fettdruck ‒ unterstreicht sowohl den industriellen Charakter der Taschenbuchproduktion[48] als auch die Ernsthaftigkeit des Unternehmens. Die Reihenherausgeber Geiger, Klein und Vogt, alle drei nicht habilitiert, verfassten nicht weniger als sechs der zehn Bände ‒ zu dritt, zu zweit, als Alleinverfasser oder unter Hinzuziehung eines Mitverfassers, der nicht dem Herausgebergremium angehörte (Hermann Haarmann, Heinz Hecker). Die Bände 5, 6 und 9 gehen auf das Konto von Bernhard Asmuth (* 1934)[49] und Horst Belke (* 1936)[50] sowie von Luise Berg-Ehlers (* ca. 1945), später Leiterin der Graf-Engelbert-Schule Bochum,[51] Fontane-Forscherin[52] und Verfasserin zahlreicher Bücher mit explizitem Frauenbezug[53]. Bernhard Asmuth und Horst Belke waren wie Geiger, Klein und Vogt Schüler von Klaus Günther Just. Band 4 stammt von Florian Vaßen (* 1943), Promotion 1970, seit diesem Jahr wissenschaftlicher Assistent in Gießen, 1972 Akademischer Rat und 1982 Professor am Seminar für deutsche Literatur und Sprache der Universität Hannover. Die einstigen Schulfreunde Vaßen und Vogt waren Mitglieder des Dringenberger Kreises (1978‒1998).[54] An Band 7 schrieb der bis heute mit Heinz Geiger befreundete Hermann Haarmann (* 1946) mit. Nach seiner Promotion 1972 war Haarmann an der Gesamthochschule Essen tätig und erhielt 1990 einen Ruf auf die Professur „Kommunikationsgeschichte mit dem Schwerpunkt Exil“ an der FU Berlin, wo am Fachbereich Kunstwissenschaften seine Dissertation Theater und Geschichte. Zur Theorie des Theaters als gesellschaftlicher Praxis entstanden war.

Das zahlenmäßige Verhältnis Verfasser zu Verfasserinnen beträgt 8:1. Die männliche Überzahl schürt den Eindruck, an den Universitäten der 1970er-Jahre sei Germanistik über alle Hierarchiestufen hinweg gemeinhin Männersache gewesen, obwohl die Statistiken nach Studienfächern der Studierenden eine andere Sprache sprechen. An den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen studierten im Sommersemester 1973 8055 Frauen und 5279 Männer Germanistik (davon 2946 im ersten Semester),[55] das heißt der Frauenanteil lag bei 60,5 Prozent.[56] Dagegen lag der Frauenanteil in Bochum deutlich niedriger, nämlich bei 40,4 Prozent.[57]

Auf die Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft“ wiesen Kleinschriften von Albert Klein und Jochen Vogt voraus, die der Bochumer Studienverlag produziert hatte und die in Zusammenarbeit mit den Fachschaften Deutsch an den Abteilungen Essen und Dortmund der PH Ruhr entstanden waren:

Albert Klein, Jochen Vogt: Referat und Bibliographie. Zur Technik der literaturwissenschaftlichen Arbeit (Materialien für das Studium des Deutschlehrers; 1), 2. Aufl. Bochum: Studienverlag 1970 (33 Seiten).
Albert Klein: Textkritik und Edition (Materialien für das Studium des Deutschlehrers; 2), Bochum: Studienverlag 1970 (31 Seiten).
Jochen Vogt: Aspekte erzählender Prosa, Bochum: Studienverlag 1970 (54-seitige Masch.-Schr.).
 


Abb. 6: Werbeblatt im Privatbesitz Bernhard Asmuth, Bochum; Digitalfoto: Sabine Koloch.

Das Titelstichwort „Grundstudium“ der Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft“ verweist auf das viersemestrige Grundstudium. Dieser Sprachgebrauch kristallisierte sich in den 1960er-Jahren während der Studienreformdebatten heraus. Die neue Reihe stellte sich zur Aufgabe, die Studierenden im Grundstudium wie auch den seminaristischen Unterricht in diesem Studienabschnitt mit geeigneten Lehrbüchern zu versorgen.

Bei der Anlage orientierte man sich offenbar an Wolfgang Kaysers Einführung, genauer gesagt parzellierte man sie.[58] Die konzeptionellen Leitlinien sind ausschließlich in einem Werbeblatt (Abb. 6) niedergelegt. Aufgrund der einheitlichen Konzeption unterschieden sich die Bände der Reihe „Grundstudium“ elementar von den Einführungen in der „Sammlung Metzler“ (337 Bände, 1961‒2007, Metzler Verlag, Stuttgart), die man als gepflegtes Sammelsurium bezeichnen kann.[59]
 

Abb. 7: Werbeblatt im Privatbesitz Bernhard Asmuth, Bochum; Digitalfoto: Sabine Koloch.

Ausweis für den didaktischen Anspruch der Reihe „Grundstudium“ sind die „Diskussions- und Arbeitsvorschläge“, wie sie im unten wiedergegebenen Inhaltsverzeichnis von Band 1 (Literatur und Literaturwissenschaft ‒ Materialien zur Einführung, 1973) sichtbar werden. Band 1 fördert und schult die Fähigkeit, die eigenen Lebens-/Studienbedingungen zu reflektieren und in größeren Zusammenhängen zu denken, soziologische und politische Fragen inbegriffen. Die Textsammlung enthält ‒ am Rande bemerkt ‒ einen Auszug aus Conradys Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft von 1966 und aus der sogenannten Düsseldorfer Einführung (Gertrude Cepl-Kaufmann, Winfried Hartkopf) von 1973. Zudem kommt Wolfgang Kayser zu Wort:

Vorbemerkung

1. Ist die Germanistik noch zu retten?
dpa: germanistentagung: studenten besetzten podium
Herbert Heckmann: Lebenslauf eines Germanisten in aufsteigender Linie. Mit erklärenden Notizen
Jürgen Kolbe: Ist die Germanistik noch zu retten?
Diskussions- und Arbeitsvorschläge
Literaturhinweise

2. Fragen des Hochschulunterrichts
Gertrude Cepl-Kaufmann / Winfried Hartkopf: Fragebogen für Studienanfänger
Max Horkheimer: Fragen des Hochschulunterrichts
Dieter Breuer u. a.: Analyse der bisherigen Seminarstruktur
Planungskommission Lehrerbildung: Zum Projektstudium an der Universität Bremen
Diskussions- und Arbeitsvorschläge
Literaturhinweise

3. Studium, Gesellschaft, Parteilichkeit
Max Horkheimer: Verantwortung und Studium
Ernst Bloch: Parteilichkeit in Wissenschaft und Welt
Albrecht Wellmer: Unpolitische Universität und Politisierung der Wissenschaft
Diskussions- und Arbeitsvorschläge
Literaturhinweise

4. Praxisbezug und Studienreform
Karl Otto Conrady: Das Ziel des Studiums und seine allgemeinen Forderungen
Wissenschaftsrat: Tätigkeitsbereich und Ausbildungsprinzipien im Fach Germanistik
Wolfgang Iser: Überlegungen zu einem literaturwissenschaftlichen Studienmodell
Dieter Richter: Eine anachronistische Wissenschaft auf dem Weg zur technokratischen Neuorientierung
Dieter Richter: Die Zukunft der Altgermanistik
Diskussions- und Arbeitsvorschläge
Literaturhinweise  

5. Verstehen und Geschichte
Hermeneutik (Lexikonartikel)
Wilhelm Dilthey: Die Abgrenzung der Geisteswissenschaften
Wilhelm Dilthey: Das Verstehen anderer Personen und ihrer Lebensäußerungen
Hans-Georg Gadamer: Geschichtlichkeit des Verstehens
Jürgen Habermas: Der praktische Lebensbezug der Hermeneutik
Jürgen Habermas: Sprache, Arbeit und Herrschaft
Karl Marx / Friedrich Engels: Die Gedanken der herrschenden Klasse
Walter Benjamin: Geschichtsphilosophische Thesen
Diskussions- und Arbeitsvorschläge
Literaturhinweise

6.  Was ist Literatur?
Literatur (Lexikonartikel)
Dichtung (Lexikonartikel)
Bertolt Brecht: Notiz aus dem Arbeitsjournal
René Wellek / Austin Warren: Das Wesen der Literatur
Wolfgang Kayser: Dichtung und Wahrheit
Jean-Paul Sartre: Appell an die Freiheit des Lesers
Werner Krauss: Was ist Literatur?
Urs Jaeggi: Triviales
Norbert Hopster: Literatur ‒ Text ‒ Kommunikation
Diskussions- und Arbeitsvorschläge
Literaturhinweise

7. Literaturunterricht wie und wozu?
Guntram Vogt: Literaturunterricht: Idealismus, Formalismus oder Emanzipation
Weg zur Dichtung (Richtlinien, 1955)
Zur Literaturbetrachtung (Richtlinien, 1968)
Umgang mit Texten (Richtlinien, 1972)
Ernst Bloch: Des frommen Kindes heiliger Christ
Klaus Ehlert / Helmut Hoffacker / Heinz Ide: Thesen über Erziehung zu kritischem Lesen
Diskussions- und Arbeitsvorschläge
Literaturhinweise

Die seit 1976 in Verbindung mit dem Gunter Narr Verlag, Tübingen, herausgebrachte wissenschaftliche Reihe „Literaturwissenschaft im Grundstudium“ (Bd. 1‒18) endete 1997, erneute Auflagen nicht eingerechnet:

Bd. 1: Werner Faulstich: Einführung in die Filmanalyse, 1976; 2. Aufl. 1978; 3. Aufl. 1980 4. Aufl. 1994
Sonderband: Werner Faulstich, Hans-Werner Ludwig: Arbeitstechniken für Studenten der Literaturwissenschaft, 1978; 2. Aufl. 1981; 3. Aufl. 1985 ; 4. Aufl. 1993
Bd. 2: Elke Platz-Waury: Drama und Theater. Eine Einführung, 1978; 2. Aufl. 1980; 3. Aufl. 1992; 4. Aufl. 1994; 5. Aufl. 1999
Bd. 3: Hans-Werner Ludwig: Arbeitsbuch Lyrikanalyse, 1979; 2. Aufl. 1981; 1981 auch Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt; 3. Aufl. 1990; 4. Aufl. 1994; 5. Aufl. 2005 UTB-Taschenbuch im Francke-Verlag, Tübingen/Basel
Bd. 4 nicht erschienen [Hans Dieter Kübler: Das Fernsehen: Produktion, Kommunikate, Rezeption]
Bd. 5: Manfred Nagl: Science Fiction. Ein Segment populärer Kultur im Medien- und Produktverbund, 1981
Bd. 6: Joerg O. Fichte: Alt- und mittelenglische Literatur, 1980; 2. Aufl. (zus. mit Fritz Kemmler) 1994; ab der 3. Aufl. 2005 Reihe „Narr Studienbücher“; 4. Aufl. 2008 (Fritz Kemmler, Courtnay Konshuh: Medieval English: Literature and Language)
Bd. 7: Werner Faulstich: Rock, Pop, Beat, Folk. Grundlagen der Textmusik-Analyse, 1978
Bd. 8 nicht erschienen [Reinhold Wolff: Einführung in die Literaturpsychologie]
Bd. 9: Erwin Leibfried: Literarische Hermeneutik. Eine Einführung in ihre Geschichte und Probleme, 1980
Bd. 10: Werner Waldmann, Rose Waldmann: Einführung in die Analyse von Fernsehspielen, 1980
Bd. 11: Dieter Prokop: Medienprodukte. Zugänge, Verfahren, Kritik, 1981
Bd. 12: Hans-Werner Ludwig (Hrsg.): Arbeitsbuch Romananalyse, 1982; 1985 Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt; 2. Aufl. 1989; 3. Aufl. 1991; 4. Aufl. 1993; 5. Aufl. 1995; 6. Aufl. 1998
Bd. 13: Holger Rust: Methoden und Probleme der Inhaltsanalyse. Eine Einführung, 1981
Bd. 14: Peter Bürgel: Literarische Kleinprosa. Eine Einführung, 1983; 1985 Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt
Bd. 15: Lothar Fietz: Strukturalismus. Eine Einführung, 1982; 2. Aufl. 1992; 3. Aufl. 1998
Bd. 16: Hans-Werner Ludwig: EDV für Literaturwissenschaftler. Arbeits- und Programmiertechniken für den PC, 1991
Bd. 17 nicht erschienen
Bd. 18: Peter Paul Schnierer: Modernes englisches Drama und Theater seit 1945. Eine Einführung, 1997

Herausgeber dieser Grundstudium-Reihe, an der zwei Frauen mitwirkten, waren der Medienwissenschaftler Werner Faulstich (1946‒2019) und der Anglist und Literaturwissenschaftler Hans-Werner Ludwig (* 1934). Sie trafen, offenbar um sich von der Konkurrenz abzuheben, die Entscheidung, den didaktischen Aufwand zu erhöhen und den Nachdruck auf Interdisziplinarität und ein medienübergreifendes Themenspektrum zu legen. Um einen Vergleich der zwei „Grundstudium“-Reihen auf der konzeptionellen Ebene zu ermöglichen, soll das in jedem Band der jüngeren Reihe abgedruckte „Vorwort der Herausgeber“ in voller Länge wiedergegeben werden:

Vorwort der Herausgeber

Die Reihe LITERATURWISSENSCHAFT IM GRUNDSTUDIUM macht es sich zur Aufgabe, in zentrale Arbeitsgebiete des literaturwissenschaftlichen Studiums einzuführen. Das Programm der Reihe ebenso wie die Themenbehandlung jedes Einzelbandes sind fächerübergreifend konzipiert.
Die Herausgeber wollen mit dieser Reihe von der Praxis des literaturwissenschaftlichen Unterrichts an der Universität her in der kaum noch überschaubaren Sekundärliteratur problemorientiert Akzente setzen und zum selbständigen Weiterarbeiten anregen. Literaturwissenschaft beschäftigt sich heute nach allgemeinem Verständnis über die klassischen Gegenstände hinaus auch mit Hörspiel, Film, Fernsehen und weiteren Formen moderner Massenkommunikation. Gerade auf diesem Neuland herrscht ein besonderer Bedarf an übersichtlichen Einführungen.
Die Reihe richtet sich in erster Linie an Studierende der neuphilologischen Fächer im Grundstudium (1.—5. Semester), darüber hinaus auch an Lehrende an der Universität und an Lehrer der Sekundarstufen. Die ausdrückliche Lernzielorientiertheit weist die Bände dieser Reihe vor allem als self-study-Bücher, prinzipiell aber auch als Arbeitsbücher für Proseminare aus. Jeder einzelne Band bringt zum jeweiligen Arbeitsgebiet
— zentrale Problemfelder;
— orientiert am aktuellen Forschungsstand, ausgewählte Kernstellen aus Primär- und Sekundärliteratur;
— lernzielorientierte Arbeitsanweisungen;
— weiterführende problemorientierte Fragen;
— Tests zur Selbstkontrolle;
— eine weiterführende Bibliographie.
Ferner enthält jeder Band ein Namens- und ein Sachregister sowie gegebenenfalls die Skizze einer Analyse und Interpretation aus dem jeweiligen Arbeitsgebiet, die exemplarisch die Problemstellung und die Anwendung von Kategorien demonstrieren soll.[60]

Der Begriff „Germanistik“ im heutigen Sinn ist erstmals 1852 nachgewiesen.[60b] Zu den ersten fachspezifischen Reihen gehörten die „Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart“ (Bd. 1‒291, 1842‒1941, bisher Bd. 292‒355, 1953‒2020, Hiersemann, Stuttgart) und die „Germanistischen Abhandlungen“ (Bd. 1‒68, 1882‒1934, M. & H. Marcus, Breslau), begründet von Karl Weinhold (1823‒1901).[61] Die in ihren wesentlichen Punkten durch Jochen Vogt festgelegte zehnbändige Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft. Hochschuldidaktische Arbeitsmaterialien“ stellt aufgrund ihrer einheitlichen Konzeption auf dem Gebiet der literaturwissenschaftlichen Reihen eine neue Variante dar. Vogt hat aber nie in Bochum gelehrt, die Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft“ war in der Umsetzungssphase wesentlich ein Essener Projekt (Geiger, Haarmann, Vogt) mit Mitwirkenden aus Bochum (Asmuth, Belke, Berg-Ehlers), Bochum/Dortmund (Hecker, Klein) und Gießen/Hannover (Vaßen). Gemessen an den Verkaufszahlen, ablesbar an den Folgeauflagen, war die Grundstudium-Reihe von Geiger, Klein und Vogt ein voller Erfolg, aber auch das Nachahmerprodukt „Literaturwissenschaft im Grundstudium“ des Narr-Verlags war insgesamt gesehen erfolgreich.

4. Verlage in Bewegung und ein zugkräftiger Jochen Vogt: Weitere Reihen und Kooperationen

In den Bänden der Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft“ wirbt der Bertelsmann-Universitätsverlag für zwei hauseigene Produkte: „Literatur in der Gesellschaft“ und „Studienbücher Literaturwissenschaft“. Die wissenschaftliche Reihe „Literatur in der Gesellschaft“ (Bd. 1‒23, 1971‒1974; N.F. [Fink Verlag] Bd. 1‒15, 1980‒1989) ist insofern mit Bochum verknüpft, als sie von Klaus Günther Just zusammen mit Leo Kreutzer[62] und Jochen Vogt herausgegeben wurde, wobei auch hier Vogt als treibende Kraft in Erscheinung trat. Letzterer veröffentlichte an diesem Ort 1972 seinen Sammelband Literaturdidaktik: Aussichten und Aufgaben. Darin vertritt er die Ansicht: „Als Theoretiker muß der Hochschullehrer seine Lehrangebote so auswählen und bearbeiten, daß ein Bezug zur künftigen Praxis des Studenten gewährleistet wird.“[63] Es muss an dieser Stelle der Hinweis genügen, dass Praxisnähe auch schon von Hans Gustav von Campe während seiner Bochumer Studienzeit (Studium der Geschichte, Germanistik und Politik) eingefordert worden war.[64]

Die mit Folieneinband ausgestattete Reihe „Studienbücher Literaturwissenschaft“ (3 Bde., 1973‒1975)[65] hat keine Bandzählung und ging im gleichen Jahr an den Start wie die Reihen „Literatur im historischen Prozeß. Ansätze materialistischer Literaturwissenschaft. Analysen, Materialien, Studienmodelle“ (Scriptor Verlag, Kronberg im Taunus), „Reihe Kritische Literaturwissenschaft“ (Athenäum-Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main), „Skripten Literaturwissenschaft“ (Scriptor Verlag, Kronberg im Taunus), „Scriptor-Taschenbücher“ (ebd.) und „Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft“ (Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main). — Ferner sind 1972 bzw. 1973 die Aachener und die Düsseldorfer Einführung in die Germanistik erschienen.[66] Beide Lehrwerke ragten nicht im Entferntesten an den Erfolg von Band 1 („Literaturwissenschaft“) der Grundzüge der Literatur- und Sprachwissenschaft (Deutscher Taschenbuch Verlag, München, herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold und Volker Sinemus) ‒ 1. Auflage 1973, 10. Auflage 1992 ‒ heran. Für die erste Auflage der Grundzüge wurden die Bochumer Literaturwissenschaftler Bernhard Asmuth („Klang, Metrum, Rhythmus“, „Gedichte“), Walter Beimdick[67] („Szenische und theatralische Texte“) und Horst Belke („Einfache Formen“, „Gebrauchsliteratur“) gewonnen, außerdem wirkten Heinz Geiger („Bauelemente szenisch-theatralischer Texte“), Albert Klein („Unterhaltungs- und Trivialliteratur“) und Jochen Vogt („Bauelemente erzählender Texte“, „Erzählende Texte“) mit. — Weiterhin erschien 1973 in der Verlagsreihe „Diesterwegs rote Reihe“ die zweite Auflage der zuerst 1970 veröffentlichten programmatischen Schrift Deutschunterricht – Ideologie oder Aufklärung. Mit drei Unterrichtsmodellen von Christa Bürger (* 1935), in der sie das spannungsvolle Verhältnis von Schule und Gesellschaft in das Gegensatzpaar „Ideologie ‒ Aufklärung“ einordnete und klar zum Ausdruck brachte, wofür sie optierte:

In einer Zeit also, da die Zukunft des Menschen abhängt von der geistigen Beschaffenheit jedes Mitglieds der menschlichen Gesellschaft, muß die Schule – und in ihr in besonderem Maße der Deutschunterricht, neben der Gemeinschaftskunde – sich Aufklärung zum Ziel setzen, um den Einzelnen in den Stand zu setzen, über die Möglichkeiten von Vernunft und Freiheit zu entscheiden“.[68]

In ihrem Diskussionsbeitrag Wygotski und die Grundlegung einer materialistischen Sprachtheorie aus dem Jahr 1970 sprachen die Literaturwissenschaftlerinnen Hildegard Brenner (* 1927) und Helga Gallas (* 1940) von der „Grenze des schulischen Aufklärungsauftrags“.[69] Deutlich später, nämlich 1980, erschien der 1979 entstandene und auf mich wie ein Plagiat wirkende Aufsatz Deutschunterricht als Mittel der Aufklärung von Hermann Helmers (1923‒1987), Professor für Germanistik mit Schwerpunkt Didaktik an der Universität Oldenburg.[70] Ihm widmete Harro Müller-Michaels eine Gedenkschrift mit der mehrdeutigen Aussage „Deutschunterricht als Aufklärung“ im Titel.[71] Die Rolle von Harro Müller-Michaels im Zuge der Reform der Neugermanistik der RUB Anfang der 1990er-Jahre gilt es im nachfolgenden Abschnitt aufzuzeigen und zu problematisieren.

Die von Erhard Schütz und Jochen Vogt herausgegebene Reihe „Lesen“ (Bd. 1‒6, 1975‒1977, Westdeutscher Verlag) knüpft ästhetisch an die Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft“ mit ihrer großformatigen Bandzahl auf dem Umschlag an. Auch hier ist Vogt mit einem Sammelband zum Thema Didaktik vertreten (keiner der Reihenbände wurde neu auflegt):

Bd. 1: Karl W. Bauer, Jochen Vogt (Hrsg.): Kinder, Bücher, Massenmedien, 1975
Bd. 2: Walter Raitz, Erhard Schütz (Hrsg.): Der alte Kanon neu. Zur Revision des literarischen Kanons in Wissenschaft und Unterricht, 1976
Bd. 3: Walter Raitz (Hrsg.): Deutscher Bauernkrieg. Historische Analysen und Studien zur Rezeption, 1976
Bd. 4: Raoul Hübner, Erhard Schütz (Hrsg.): Literatur als Praxis? Aktualität und Tradition operativen Schreibens, 1976
Bd. 5: Hannes Krauss, Jochen Vogt (Hrsg.): Didaktik Deutsch. Probleme, Positionen, Perspektiven, 1976
Bd. 6: Werner Martin Lüdke (Hrsg.): Literatur und Studentenbewegung. Eine Zwischenbilanz, 1977.

Von Jochen Vogt angestoßen, entstand in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Verlag auch noch die ohne Bandzählung konzipierte Reihe „Grundkurs Literaturgeschichte“ (10 Bde., 1977‒1985), unterteilt in 12.‒16. Jahrhundert, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert. Ihr Layout ist, abgesehen von den farbigen Umschlägen, dem der Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft“ nachgebildet. Für diese Reihe verfassten Erhard Schütz und Jochen Vogt unter Mitarbeit von Karl W. Bauer die Einführung in die Geschichte der Literatur des 20. Jahrhunderts (Bd. 1‒3, 1977‒1980).[72]

5. Forschungsausblick und kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Propädeutiken auf der Grundlage von Geschichtsbewusstsein, Faktenwissen, logischen Beweisen und ethischen Grundsätzen

Einführungskurse im eingangs beschriebenen Sinne gab es in der Neueren Deutschen Literatur der RUB über das einschneidende Jahr 1993 hinaus. In jenem Jahr wurde auf Initiative von Harro Müller-Michaels (* 1936, seit 1975 Professor in Bochum) das Bachelor- und Master-System vorweggenommen, eine Strukturreform, die die Abkehr vom Humboldt’schen Bildungsideal vollzieht, das für eine umfassende Entwicklung der Persönlichkeit steht. Jürgen Link, Marianne Schuller,[73] Jochen Schulte-Sasse u. a. hätten in ihm, so Müller-Michaels, einen möglichen Verbündeten gesehen, der beharrlich nach der praktischen Bedeutung der Forschungen und Lehrformen (zum Beispiel Projekte) für die Lehrerbildung zu fragen hatte und Lehrer zu kritischen Wissenschaftlern ausbilden wollte.[74] Eine gewisse Ähnlichkeit mit den „Einführungen in die (Neuere deutsche) Literaturwissenschaft“ weist das „Grundkursmodul Neuere deutsche Literaturwissenschaft“ auf, welches sich aktuell zusammensetzt aus einer Grundkursübung mit Blocktag Literaturgeschichte, in der grundlegende literaturwissenschaftliche Arbeitstechniken vermittelt und allgemein eingeübt werden, und einer propädeutischen Übung im Folgesemester, in der die nun bekannten literaturwissenschaftlichen Arbeitstechniken an einem konkreten Thema exemplarisch vertieft werden.[75]

Ethisch betrachtet erfüllt moderne Wissenschaft, ob institutionalisiert oder nicht, mehr als nur die Funktion, neues Wissen zu produzieren. Fasst man Wissenschaft ‒ im übertragenen Sinne gesprochen ‒ als „fünfte Gewalt“[76] auf, wie ich das tue, wird ihre Macht und ihre verantwortungsvolle Aufgabe im System der Gewaltenteilung und gegenüber der Gesellschaft augenblicklich offenkundig.

Müller-Michaels’ Willensbekundung, Lehrer zu kritischen Wissenschaftlern nicht etwa bilden, sondern ausbilden zu wollen, wirft die Frage auf, ob die Problemlösung „Studium verschulen“[77], in die Praxis umgesetzt in der Absicht, Studienzeit zu verkürzen und das Studium auf den möglichst raschen Erwerb von ökonomisch verwertbaren Abschlüssen auszurichten, glaubwürdig mit dem Anspruch zusammenzuführen ist, zukünftige Lehrer*innen zu kritischen Wissenschaftler*innen „ausbilden“ zu wollen. Wie wird man zu dem, was Müller-Michaels als Ziel formuliert? Ich stellte Volker Wild (* 1944) diese Frage und erhielt die schlichte Antwort: „Indem man forscht“.[78] Wie also bildet man Studierende zu kritischen Wissenschaftler*innen heran? Wissenschaft setzt Kritikfähigkeit voraus, sie ist daher, im Unterschied zum Erwerb von marktgängigen Kompetenzen und Wissensbeständen, per se kritisch. Nicht ohne Grund firmieren Volksuniversitäten, hierdurch den kritischen Grundcharakter von Wissenschaft als gegenwarts- und zukunftsbestimmend herausstellend, auch unter dem Namen „Kritische Universität“.[79] Nimmt man Wissenschaft als das, was sie ist, wird man in den Studienordnungen Zeit für Forschung ansetzen müssen, da ein beträchtlicher Zeitaufwand erforderlich ist, um vorhandenes Wissen zu überprüfen,[80] zu hinterfragen und neue Befunde und Ergebnisse zu erzielen, die darüber hinaus in den Forschungsstand einzuordnen sind, während sie so schlüssig wie möglich ausformuliert werden. Ergebnisoffene Forschung geht mit Verschulung kaum, mit Wissenschaftslenkung überhaupt nicht zusammen. Spitzenforschung wiederum findet allein schon aus Nachahmungsschutzgründen so gut wie immer außerhalb dessen statt, was an Universitäten gelehrt wird, das heißt sie wird, so es sie denn gibt, im Entstehungsprozess wie ein Arkanum gehütet. Hinsichtlich Pflichtveranstaltungen besteht das Problem, dass diese für gewöhnlich mit einem hohen Maß an Langeweile und Lustlosigkeit einhergehen, was die Neugier, den Forschungsdrang und die fachlichen Interessen der Studierenden lähmt oder gar abtötet.

Müller-Michaels’ Aussage zielt auf die zahlenmäßig größte Gruppe unter den Studienanfänger*innen: die Lehrsamtsstudierenden. Die in der Regel ganz andere Ziele verfolgenden Wissenschaftler*innen aus Leidenschaft, die Literaturenthusiast*innen sowie die Studierenden ohne klaren Kompass bleiben ungenannt. Dass die Grenzen zwischen diesen Gruppen fließend sind, zeigt ein erhellender Kommentar des Literaturwissenschaftlers und Publizisten Kai Köhler (* 1964), der sich auch zu den Themen „Hochschuldidaktik“ und „was gute Hochschullehrende ausmacht“ äußert:

Ich kenne im Wissenschaftsbetrieb Gescheiterte, die sich an die Schule gerettet haben, aber auch Lehramtsstudierende, die ihr Interesse an der Forschung entwickelt haben. Auch ist mein Vertrauen in die pädagogische Wissenschaft nicht groß genug, um von der Didaktik gute Lehrer zu erwarten. Als Schüler habe ich am meisten von denen gelernt, die eine markante Persönlichkeit hatten und glaubhaft verkörperten, dass das, was sie unterrichteten, von Bedeutung sei. Ein gutes Studium vermittelt die Sache und die Probleme, die sich aus ihr ergeben.[81]

Unterzieht man, wie oben ansatzweise geschehen, die Aussage, Lehrer zu kritischen Wissenschaftlern ausbilden zu wollen, einem Praxistest, erscheint sie mehr als das Wunschdenken eines paternalistischen Politikers denn als die von allen Seiten betrachtete Äußerung eines aufgeklärten und mit Durchblick ausgestatteten Wissenschaftlers.[82]

Abb. 8: Modularchitektur als Bestandteil des Germanistik-Studiums im B.A. bzw. M.A. (Quelle: http://staff.germanistik.rub.de/ndl/studium/). Bildschirmkopie, erstellt am 2.9.2020. Bei den Vertiefungsmodulen besteht Wahlfreiheit zwischen beiden Optionen, aus den sechs Schwerpunktmodulen können zwei frei gewählt werden.

Die 1974 und 1977 auf den Markt gebrachten Lehrbücher Literaturwissenschaftliche Grundbegriffe. Eine programmierte Einführung auf strukturalistischer Basis und Einführung in die Literaturwissenschaft erzeugten bei entsprechend spezialisierten Verlagen und bei aufgeschlossenen Fachkolleg*innen und Institutsleitungen schon allein deshalb Aufmerksamkeit, weil sie voller Elan und Neuerungsfreude stecken und zum Zeitpunkt ihrer Entstehung kein Professorenwerk darstellten. Jürgen Link und Schulte-Sasse/Werner wollten mit ihren Handreichungen didaktisch (ganz) neue Wege beschreiten und Literaturwissenschaft praktikabler und dazu noch ambitionierter machen, jedoch allein in theoretischer, begrifflicher und „methodisch“-konzeptioneller Hinsicht und nicht auch auf der Ebene der Förderung von Selbstwahrnehmung, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit. Die Gemeinschaft der Forschenden (seit dem 16. Jahrhundert: res publica literaria = Gemeinschaft der Gelehrten, heute: Scientific Community = Wissenschaftsgemeinde) und die Geschichte des Faches[83] wurden nicht als Inhaltskomponenten von „Literaturwissenschaft“ betrachtet und daher unberücksichtigt gelassen. Sollte angesichts der Rolle der Germanistik während der nationalsozialistischen Diktatur 1933‒1945 nicht aus einem wirklichen Bedürfnis heraus die Verpflichtung bestehen,[84] diesen tiefsten aller moralischen Tiefpunkte der Fachgemeinschaft präsent zu halten und einen respektvollen, fairen Umgang und die Förderung von sozialer und ethischer Kompetenz als curriculare Lernziele zu definieren?

Ich möchte diesem Gedankengang mehr Gewicht und Substanz verleihen, indem ich auf zu wenig bekannte Daten und Fakten hinweise. Melitta Gerhard (1891‒1981) hat insofern Geschichte geschrieben, als sie die erste Frau in Deutschland war, die als Privatdozentin Literaturgeschichte lehrte, genauer seit 1927 an der Universität Kiel. Aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April 1933, einer antisemitischen Maßnahme des NS-Regimes, wurde ihr als Jüdin 1933 die Lehrbefugnis entzogen. Daraufhin emigrierte sie in die USA und nahm nach 1945 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Zuletzt lehrte sie am Wittenberg College in Springfield, Ohio. — Die erste deutsche Inhaberin eines Germanistiklehrstuhls, Hildegard Emmel (1911‒1996), erhielt zu ihrer großen Enttäuschung nie in der BRD ein Ordinariat. Seit 1956 lehrte sie an der Universität Greifswald. 1958 wurde ihr nach einer Sitzung des Kulturbundes, die auf einen Schauprozess hinauslief, die Lehrbefugnis entzogen. Ihren Lebensabend verbrachte sie in der Schweiz.[85] — Luise Berthold (1891‒1983), 1949 Gründungsmitglied des Deutschen Akademikerinnenbundes und 1952 erste Marburger Professorin, war von 1952 bis zu ihrer Emeritierung 1956 beamtete außerordentliche Professorin. 1933 hatte sie zusammen mit ihrem Lehrer Ferdinand Wrede das „Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat“ unterzeichnet.[86] — Ingrid Strohschneider-Kohrs, 1942‒1948 Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie, Geschichte und Geographie in Hamburg und Tübingen, Verfasserin der Monografie Vernunft als Weisheit: Studien zum späten Lessing[87] (Tübingen: Niemeyer 1991), war 1965 die erste und einzige Ordinaria[88] in der BRD.[89] Ihr Doktorvater Hans Pyritz (1905‒1958) wurde 1934 ehrenamtlicher Lektor für das „Amt Schrifttumspflege“ im Amt Rosenberg (Dienststelle für Kulturpolitik und Überwachungspolitik) und übernahm 1942 die vakante Stelle von Julius Petersen in Berlin.[90] Ich will damit in keiner Beziehung behaupten, Strohschneider-Kohrs sei als Professorin „braun“ gewesen, zumal sie ihre Assistenzstelle bei Pyritz aus wissenschaftsethischen Gründen kündigte,[91] gebe aber zu bedenken, dass sie sich mit der NS-Vergangenheit von Pyritz auseinanderzusetzen hatte und als aktive Hochschullehrerin[92] spätestens seit dem Münchener Germanistentag 1966 zum Thema „Nationalismus in Germanistik und Dichtung“ vor der Gewissensentscheidung stand, ihr Wissen über Pyritz für sich zu behalten oder konstruktiv, das heißt: tabufrei und intelligent für die Selbstaufklärung und Weiterentwicklung eines Faches zu nutzen, das sich „in der Region Hitlers“, um Hildegard Emmel zu zitieren, moralisch auf der richtigen Seite wähnte und den unveräußerlichen Menschenrechten kein Gewicht beimaß. Die Forderung nach der Einbeziehung der Fachgeschichte in wissenschaftliche Werke, die in ein Studienfach einführen, begründet sich anthropologisch aus dem „Mängelwesen Mensch“ (Arnold Gehlen), ethisch aus dem von mir ursprünglich mit Blick auf Beratungsgespräche[93] geprägten ethischen Grundsatz: Primum auscultare, secundum non nocere, tertium doceri erroribus.[94]

Das von den Literaturwissenschaftlerinnen Friederike Eigler (* 1960) und ‎Susanne Kord (* 1959) herausgegebene Nachschlagewerk The Feminist Encyclopedia of German Literature (Westport/CT, London: Greenwood Press 1997) ist nicht ohne Grund in den USA und in Großbritannien erschienen und bildet ein Gegengewicht zu einer Literaturwissenschaft, die in der Hauptsache Männerliteratur[95] und/oder schreibende/publizierende Männer zu ihren zentralen Gegenständen macht. Nicht zuletzt weil ihnen der Zugang zu höherer Bildung, insbesondere zu Rhetorik-, Poetik- und altsprachlichem Unterricht in der Regel verwehrt blieb, betraten schreibende/publizierende Frauen der Vor- und Frühmoderne selten oder gar nicht Neuland in einem Bereich, der im Bochumer NDL-Vertiefungsmodul „Systematische Literaturwissenschaft“ als „systematisches, vor allem gattungspoetologisches und mediengeschichtliches Fachwissen“ bezeichnet wird. Literaturwissenschaft, die vorrangig Männerliteratur, Männerliteraturgeschichte, Männerbewusstseinsinhalte, von Männern gewählte oder kreierte Ausdrucks- und Gestaltungsmittel, Männerbiografien, Männerfähigkeiten, Männererfahrungen, Männereinflussbereiche, Männerkulturen usw. ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt, wirkt mit an der Herstellung eines Machtgefälles im Geschlechterverhältnis und dokumentiert einmal mehr auf schwindelerregende Weise, wozu Wissenschaft kognitiv und metakognitiv in der Lage ist und wie das Fach seine eigene Lernfähigkeit verhindert, ausbremst, unterläuft, zu Fall bringt. Wie wir alle wissen, manifestiert sich „Manipulation durch Sprache“ unter anderem durch Schweigen, Verschweigen, Verschleiern, Verzerren und das Verbreiten von Vorurteilen und Falschaussagen.[96] Um diesen Problemzusammenhang an einem typischen Beispiel zu vertiefen: In den Fokus der Habilitationsschrift von Manfred Beetz (* 1941), 1994 bis 2006 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Halle, werden männliche Erwachsene und Kinder gestellt, im Titel der Arbeit wird die Entscheidung für eine männer- und jungenzentrierte Studie aber nicht offengelegt: Frühmoderne Höflichkeit. Komplimentierkunst und Gesellschaftsrituale im altdeutschen Sprachraum (Stuttgart: Metzler 1990). Jede/r frage sich selbst: Kann man das komplexe kulturelle Phänomen „Normen und Formen des Umgangs“, seine Erscheinungsformen, Vermittlungsinstanzen und Funktionen, untersuchen und dabei Mädchen und Frauen pauschal beiseiteschieben?[97] Kann die Studie von Beetz, die in kulturwissenschaftlicher Perspektive Rhetorikgeschichte, Höflichkeitstheorie und Gesellschaftsanalyse zu verbinden sucht, einlösen, was der Titel verspricht? Wo beginnt wissenschaftliche Integrität und wo hört sie auf?

Die Soziologen Manfred Markefka und Bernhard Nauck stellten sich 1972 mit ihrer Studie Zwischen Literatur und Wirklichkeit. Zur Kritik der Literaturdidaktik. Theoretische Probleme eines Fachunterrichts die verdienstvolle Aufgabe, empirische Methoden in fachdidaktische Bereiche zu vermitteln. Sie kritisierten die Kurzschließung von Fachdidaktik und Fachwissenschaft wie auch den extensiven Gebrauch des Begriffes „Didaktik“ und führten als Beispiel für ihr Konzept des „cultural lag“ das patriarchalische Frauenstereotyp an.[98] Mir erscheinen weiterführende Forschungen vielversprechend, die zum einen zu klären haben, ob die hochschuldidaktischen Konzeptionen der in Abschnitt 3 vorgestellten Grundstudium-Reihen auf bereits existierenden wissenschaftlich fundierten Studien beruhen oder ob primär eigene Erfahrungen und Einfälle als Ausgangsbasis und Richtwert dienten. Wird mit Datenvisualisierung (Diagramme, Graphen, Listen, Karten, Zeitleisten) gearbeitet?[99] Gibt es ein Glossar? Findet, an Beispielen veranschaulicht, eine differenzierte und kritische Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand statt, die Betonung liegt auf differenziert und kritisch? Zum anderen wäre in einer breit angelegten Studie zu untersuchen, wie die Studierenden im Hier und Heute mit ihren unterschiedlichen Herkünften, Talentprofilen und Interessen gedruckte Einführungen nach Zeitabständen von zwei, fünf, zehn, zwanzig Jahren beurteilen.

Wie in Abschnitt 3 genauer ausgeführt wurde, wirkten Geiger, Klein und Vogt an der Umsetzung der Reihe „Grundstudium Literaturwissenschaft“ nicht nur auf der herausgeberischen Ebene mit. Die Praxis, eine wissenschaftliche Reihe herauszugeben und obendrein darin zu veröffentlichen, gerät mit der an den herausgeberischen Auftrag geknüpften Norm in Konflikt, so objektiv wie möglich für die Qualitätssicherung der eingereichten wissenschaftlichen Arbeiten Sorge zu tragen. Ähnlich wurde/wird bei den Schriftenreihen „Bochumer Arbeiten zur Sprach- und Literaturwissenschaft“ (Bd. 1‒14, 1967‒1988, Fink, München, ab 1983 Grüner, Amsterdam) und „Bochumer Schriften zur deutschen Literatur“ (Bd. 1‒75, 1987‒2013; N.F. bisher Bd. 1‒8, 2015‒2018, Peter Lang, Berlin, Bern, Wien) verfahren, die von Bochumer Hochschullehrer*innen herausgegeben wurden/werden und allein dem Bochumer wissenschaftlichen Nachwuchs und den Herausgeber*innen offen standen/stehen. Das Bild, das durch die zuletzt genannten wissenschaftlichen Reihen nach außen getragen wird, ist je nach Perspektive das eines Förderinstruments, nach dem Motto „mehr Chancengleichheit für Arbeiterkinder“, das eines geschlossenen Systems mit dem Ziel, Bochumer Germanist*innen Vorteile zu verschaffen und damit Chancengleichheit zu unterlaufen, oder das einer homogenen Schule, für die Werbung gemacht wird, wobei überzeugend zu begründen wäre, worin das einigende Band der „Bochumer Schule“ besteht. Vermutlich wählten Geiger, Klein und Vogt diese ihre Strategie, um schnell publizieren und sich auf doppelte Weise ‒ als Reihenherausgeber und als Buchverfasser ‒ einen Namen machen zu können. Da sie ihr Fortsetzungswerk auf die Verhältnisse in Bochum, Essen und Dortmund abstimmen wollten, forderten Geiger, Klein und Vogt Bochumer und Dortmunder Institutsangehörige (Asmuth, Belke, Berg-Ehlers, Hecker) und ansonsten Freunde (Haarmann ist mit Geiger befreundet, Vaßen mit Vogt) zur Mitarbeit auf. Von all dem ahnt man nichts, wenn man die Reihenbände in den Händen hält.

Das Stichwort „Hochschuldidaktik“ im Untertitel der Reihe von Geiger, Klein und Vogt impliziert, dass man junge Menschen im Übergang von der Schule[100] zur Hochschule wissensmäßig und in ganzheitlicher Perspektive dort abholt, wo sie stehen. Was leicht übersehen werden kann: Hochschuldidaktik ist Ausdruck von sozialer Kompetenz, was in besonderem Maße Empathie, Menschenkenntnis und Hilfsbereitschaft einschließt. Hochschuldidaktik, die diese Werte nicht ernst nimmt und lehrt, nicht vorlebt und fördert, kommt einer Doppelmoral und in letzter Konsequenz einer menschenverachtenden Einstellung nahe.

Die Einladung in die Literaturwissenschaft (1. Aufl. 1999, 7. Aufl. 2016, UTB 2072)[101] von Jochen Vogt stellt den Versuch dar, einen neuen Standard im Bereich der einbändigen Einführungen in die Germanistik/Literaturwissenschaft zu etablieren. Interessanterweise wird in seinem Lehrbuch das zukunftsweisende Thema „Schlüsselqualifikationen“ ‒ soziale und ethische Kompetenz, Genderkompetenz, Kommunikationskompetenz, Medienkompetenz, Handlungs- und Orientierungskompetenz[102] ‒ nicht zum Gegenstand gedanklicher Auseinandersetzung und der Trainingsaufforderung gemacht.[103]

Die in Bochum entstandene vierte Auflage der Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft von Benedikt Jeßing und Ralph Köhnen (2017, Metzler Verlag, 1. Aufl. 2003) ‒ Jeßing ist seit 2009 außerplanmäßiger Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Bochum, Köhnen seit 2012 ‒ folgt weitgehend vorgeprägten Mustern. Jeßing studierte vom ersten Semester an in Essen und legte bei Jochen Vogt das Staatsexamen ab. Er war in der Essener Germanistik und Anglistik wissenschaftlicher Assistent, promovierte aber an der Fernuniversität Hagen.[104] Ralph Köhnen studierte unter anderem in Bochum und wurde hier 1999 Studienrat im Hochschuldienst.[105]

Wo in der Literaturwissenschaft die Fäden der Macht gesponnen werden und zusammenlaufen ‒ hervorzuheben sind die Wissenschaftsministerien und Hochschulbeiräte, der Wissenschaftsrat[106] und die Hochschulrektorenkonferenz,[107] sodann sind neben der Kultusministerkonferenz und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu nennen: die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Deutsche Hochschulverband, der Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, der Deutsche Germanistenverband, die Vereinigten Deutschen Studentenschaften bzw. die Nachfolgeorganisation Freier Zusammenschluss von Student*innenschaften, Fachschaften der Germanistik und studentische Ad-hoc-Gruppierungen, die Marbacher Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik sowie in der Regel männerdominierte informelle Netzwerke wie Seilschaften und „Klüngelrunden“ ‒, geht aus den zuletzt genannten Einführungen nicht hervor. Es stellen sich Fragen wie die, für wen es nützlich und opportun ist, wenn Studierende der Literaturwissenschaft in die Machtstrukturen und Selektionsmechanismen im Fach nicht eingeführt werden. Gibt es logische und vernünftige Argumente, Studierende von diesem Wissen fernzuhalten? Was gehört zur Literaturwissenschaft dazu und wer durchdenkt, entscheidet und kontrolliert das?

Im Rahmen meiner Forschungen zur „Debatte um Beschaffenheit, Wert und Vorrang der Geschlechter“ (Querelle des Sexes)[108] formulierte ich einen Gedanken, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umschließt und mir als Schlusswort angesichts des in diesem Beitrag Aufgezeigten geeignet erscheint: „Das Erkennen des großen Zusammenhangs setzt über den Zeitgeist hinausgehende umfassende Intelligenz wie auch Mut voraus“.[109] Schlussfrage: Was davon ist erlernbar, was in die Wiege gelegt?

Anmerkungen

[1] Vgl. auch die nach der Lektüre der Abschnitte 1‒4 verfasste Stellungnahme des promovierten Soziologen Volker Wild (geboren 1944, zuvor hatten seine Eltern das von Bombardements erschütterte Berlin verlassen, Studium der Germanistik, Philosophie und evangelischen Theologie, 1. Staatsexamen 1970), zugeschickt am 10.9.2020: „Das zweite aber, das mir an Ihrem Überblick klargeworden ist, ist die Tatsache, dass es sich bei der Germanistik um eine unreife Wissenschaft handelte. Anders kann man sich nicht erklären, dass in der damaligen Situation so gut wie alles fehlte, was eine reife Wissenschaft ausmacht: die Klarheit über ihren Gegenstand, ein weitgehender Konsens über ihre theoretischen Grundlagen und eine sichere Handhabung ihrer Methoden. Stattdessen wurde über alles gestritten und geschrieben, als stünde das Fach noch am Anfang. Nicht aus Streitlust, sondern weil es offensichtlich notwendig war. Jeder erfand sein eigenes Bild des Faches, jeder hatte seine eigenen Definitionen und seine eigenen Vorstellungen von dem, was das Fach leisten sollte und wozu es gut sei. — Allgemein habe ich den Eindruck, dass etliche Autoren so getan haben, als finge die Germanistik erst an, dabei war sie doch schon 150 Jahre alt – und aus diesem Fehlen der historischen Perspektive – nach meinem Eindruck bei vielen der von Ihnen genannten Titel – geht viel verloren für die Diskussion um Sinn und Zweck der Germanistik. Diese Perspektivenverengung ist am ausgeprägtesten dort, wo es nur noch um eine mehr oder weniger technokratische Durchstrukturierung des Grundstudiums geht.“

[2] Hansjürgen Blinn: Einführungen in das Studium der deutschen Literaturwissenschaft, in: ders., Informationshandbuch deutsche Literaturwissenschaft. Mit Internet- und CD-ROM-Recherche, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2005, S. 39‒53. Jörg Schönert: „Einführung in die Literaturwissenschaft“. Zur Geschichte eines Publikationstypus der letzten 50 Jahre, URL: https://literaturkritik.de/id/10335 (9.1.2007). Siehe auch im Wikipedia-Artikel „Literaturwissenschaft“ den Unterpunkt „Allgemeine Einführungen“ mit acht Titeln aus dem Zeitraum 1996‒2010 (abgerufen am 28.8.2020).

[3] Wolfgang Kayser (1906‒1960): Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft, Bern: Alexander Francke 1948 (ein mit dunkelblauem Leinen bezogener Ganzband, 438 Seiten, Preis im Jahr 1948 in Schweizer Franken 23,50; Preise im Jahr 1952 in DM: Hardcover 19,80, broschiert 16,00). Der Longseller wurde 1992 (20. Auflage) zum letzten Mal in deutscher Sprache aufgelegt. ‒ Orlando Grossegesse, Erwin Koller (Hrsg.): Literaturtheorie am Ende? 50 Jahre Wolfgang Kaysers Sprachliches Kunstwerk. Internationales Kolloquium 8.‒9. Oktober 1998 Braga, Portugal, Tübingen, Basel: Francke 2001. Jörg Schönert: Zur „ersten Generation“ von „Einführungen in die Literaturwissenschaft“, in: Claudius Sittig, Jan Standke (Hrsg.), Literaturwissenschaftliche Lehrbuchkultur. Zu Geschichte und Gegenwart germanistischer Bildungsmedien, Würzburg: Königshausen & Neumann 2013, S. 123‒145. Vgl. auch Jochen Strobel: Flugblatt-Hermeneutik. Die philologischen Gutachten im Prozess gegen die Kommune I 1967, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1394&ausgabe=51 (18.5.2020): „Die Stilanalyse, in Wolfgang Kaysers bis Ende der 60er Jahre kanonischem Buch Das sprachliche Kunstwerk als eigentliche Königsdisziplin der literaturwissenschaftlichen Interpretation statuiert, verlor nach 1968 bald ihre Anhängerschaft.“

[4] Richard Newald (1894–1954): Einführung in die Wissenschaft von der deutschen Sprache und Literatur, 2. durchges. u. verm. Aufl. Lahr (Baden): Moritz Schauenburg 1949 (227 Seiten, Hardcover, DM 6,00). Der Leitfaden erschien in der nicht durchgezählten Verlagsreihe „Handbibliothek der Wissenschaften“. Der folgende Auszug stammt aus der zweiten Auflage, die mit drei Gliederungsebenen aufwartet: Vorwort; I. ALLGEMEINES (A. Von der Wissenschaft, ihren Jüngern und dem Versuch einer Einteilung ihres Gebietes; B. Die Technik der wissenschaftlichen Arbeit; C. Allgemeine Sprach- und Literaturwissenschaft [darin: b) Die Literaturwissenschaft, 1. Der Gegenstand, 2. Sein Ursprung, 3. Seine Entwicklung, 4. Seine Beurteilung und Betrachtung, 5. Die Aufgaben der Literaturwissenschaft, 6. Die Ordnung des Stoffes]); II. DIE WISSENSCHAFT VON DEUTSCHER SPRACHE; III. DIE DEUTSCHE LITERATURWISSENSCHAFT (A. Der Gegenstand; B. Die Ordnung); IV. SACHWÖRTERBUCH. Das Sachwörterbuch wurde ausgekoppelt: Richard Newald, Brigitte Ristow: Sachwörterbuch der deutschen Philologie, Lahr: Schauenburg 1954.

[5] Karl Otto Conrady: Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. Mit Beiträgen von Horst Rüdiger und Peter Szondi und Textbeispielen zur Geschichte der deutschen Philologie, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 1966 (256 Seiten, DM 6,80). Vgl. auch die zweiteilige Konzeption ‒ „A. Inhalte des Studiums“, „B. Wissenswertes rund ums Studium“ ‒ der Einführung von Birgit Stumpf: Einblick in das Studium der neueren deutschen Literatur. Studenten vermitteln Inhalte ihres Fachs, München: OPS-Verlag 1995.

[6] Wie studiert man neuere Philologie und Germanistik? Von einem älteren Fachgenossen, Leipzig: Roßberg 1884 (Neuausgabe 1892). Weitere Titel bei Claudius Sittig: Wie studiert man deutsche Philologie? Praxisorientierte Einführungen in das Studium der Germanistik um 1900, in: ders., Jan Standke (Hrsg.), Literaturwissenschaftliche Lehrbuchkultur. Zu Geschichte und Gegenwart germanistischer Bildungsmedien, Würzburg: Königshausen & Neumann 2013, S. 99‒121. In „Winters Studienführer, Schriftenreihe zur Einführung in das gesamte wissenschaftliche Studium“ kamen u. a. heraus: Oskar Kutzner: Allgemeine Methodik des Studiums, Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1950. Ernst Schwarz: Deutsche und Germanische Philologie, ebd. 1951. Weitere Studienführer in Auswahl: Rudolf („Rudi“) Schmidt, Volker Wild: Germanistikführer der Freien Universität Berlin. Hrsg. von der Institutsvertretung des Germanischen Seminars, Berlin: Elwert und Meurer 1967 (Elwert und Meurer verlegte von 1960 bis 1989 zusammen mit dem Verlag für Buchwerbung den Semesterkatalog Germanistik. Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft; mit der 34. Ausgabe 1993 stellte das Periodikum sein Erscheinen ein). Maria Halbritter, Joachim Klaus: Fachstudienführer Germanistik, Grafenau: Lexika-Verlag 1974 (bis 1997 fortgesetzt u. d. T. Studienführer Germanistik). Studienführer Germanistik, mit beruflichen Möglichkeiten, studentischem Leben vor Ort, Adressen, Nürnberg: BW, Bildung und Wissen, Verlag und Software 1999. Thomas Rathmann (Hrsg.): Texte, Wissen, Qualifikationen. Ein Wegweiser für Germanisten, Berlin: Schmidt 2000, darin u. a. Nikolaus Wegmann: Im Seminar (S. 120‒127). ‒ Auf Einführungen in das wissenschaftliche Arbeiten („Arbeitstechniken“, „Bücherkunden/Informationsressourcen“), zugeschnitten auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Literaturwissenschaftler*innen, kann hier nicht eingegangen werden.

[7] Bernhard Schäfers: Stadtsoziologie. Stadtentwicklung und Theorien ‒ Grundlagen und Praxisfelder, 2., überarb. u. akt. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010, S. 126.

[8] Jörg Döring, Sonja Lewandowski, David Oels (Hrsg.): Non Fiktion ‒ rowohlts deutsche enzyklopädie. Wissenschaft im Taschenbuch 1955‒68. Arsenal der anderen Gattungen, Hannover: Wehrhahn Verlag 2017. Axel Schildt: Der Humanismus der „zweiten Aufklärung“. Ernesto Grassis „rowohlts deutsche enzyklopädie“, in: Matthias Löwe, Gregor Streim (Hrsg.), „Humanismus“ in der Krise. Debatten und Diskurse zwischen Weimarer Republik und geteiltem Deutschland (Klassik und Moderne; 7), Berlin, Boston: De Gruyter 2017, S. 309‒329.

[9] Die zwei Beiträge bilden den Anhang von Conradys Einführung: Horst Rüdiger (1908–1984): Zwischen Interpretation und Geistesgeschichte. Zur gegenwärtigen Situation der deutschen Literaturwissenschaft S. 137‒154 (zuerst erschienen in: Euphorion. Zeitschrift für Literaturgeschichte 57, 1963, 3, S. 227‒245. Peter Szondi (1929‒1971): Zur Erkenntnisproblematik in der Literaturwissenschaft S. 155‒162 (zuerst erschienen in: Die Neue Rundschau 73, 1962, S. 146–165).

[10] Kristof Niese: Wandlungsprozesse in Literaturzeitschriften: „Kursbuch“ und Kursbögen 1965‒1975 im historischen Kontext, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1396&ausgabe=51 (17.5.2020).

[11] Hans Wenke, ‎Joachim H. Knoll (Hrsg.): Festschrift zur Eröffnung der Universität Bochum, Bochum: Kamp 1965. Für die Abteilung Sprach- und Literaturwissenschaft verfasste Hans Joachim Schrimpf den Beitrag Über Goethes Altersweisheit und Altersstil (S. 161‒175).

[12] Mündliche Mitteilung am 3.8.2020. Holger Dainat: Studienreformen in den 1960er und 1970er Jahren, in: Thomas Anz (Hrsg.), Handbuch Literaturwissenschaft, Bd. 3: Literaturwissenschaft als Institution, Stuttgart, Weimar 2007, S. 202‒204, hier S. 203 (mit der älteren Forschungsliteratur S. 209).

[13] Gisela Herfurth, Jörg Hennig, Lutz Huth: Topographie der Germanistik. Standortbestimmungen 1966‒1971. Eine Bibliographie. Mit einem Vorwort von Wolfgang Bachofer, Berlin: Schmidt 1971, S. 28. Vgl. auch Edgar Guhde: Bibliographie zur Hochschuldidaktik (Hochschuldidaktische Materialien; 17), Hamburg: Arbeitskreis für Hochschuldidaktik 1970. Stellungnahme des Arbeitskreises Hochschuldidaktik im Germanistenverband auf seiner Tagung vom 18.‒20. Februar 1972 in Mannheim, in: Gertrude Cepl-Kaufmann, Winfried Hartkopf, unter Mitwirkung von Hans-Gerd Classen, Günter Jörgenshaus und Detlev F. Neufert, Germanistikstudium. Einführung in das Studium der Literaturwissenschaft, Stuttgart: Metzler 1973, S. 100.

[14] Just, Schrimpf und Strohschneider-Kohrs gehörten zu den Gründungsprofessor*innen der RUB. Vgl. Carsten Zelle (Hrsg.): Literaturwissenschaftliche Aufbaujahre. Beiträge zur Gründung und Formation der Literaturwissenschaft am Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum – ein germanistikgeschichtliches Forschungsprojekt (Bochumer Schriften zur deutschen Literatur N. F.; 5), Frankfurt am Main, Bern, Wien: Peter Lang Edition 2016. — Siehe auch die Festschrift für Paul Gerhard Klussmann (1923‒2019): Jutta Kolkenbrock-Netz, Gerhard Plumpe, Hans Joachim Schrimpf (Hrsg.): Wege der Literaturwissenschaft, Bonn: Bouvier 1985 (mit Beiträgen u. a. von Georg Behse, Klaus-Michael Bogdal, Karl Otto Conrady, Jürgen Link, Harro Müller-Michaels, Hans Joachim Schrimpf, Manfred Schunicht, Marianne Schuller, Renate Werner und Wulf Wülfing). Zu dem Band trugen 27 Personen bei. Das Zahlenverhältnis Männer zu Frauen beträgt 22:5, das heißt der Männeranteil liegt bei 81,48 Prozent.

[15] Mündliche Mitteilung von Bernhard Asmuth am 3.8.2020.

[16] Als Grundlage für meine Bildschirmkopie dienten die im Rahmen des Projekts 50 Jahre germanistische Lehre in Bochum im Spiegel der digitalisierten Vorlesungsverzeichnisse erstellten Digitalisate, URL: https://www.ruhr-uni-bochum.de/50-jahre-germanistik/ (datiert auf den 14.12.2018). Vgl. auch das RUB-Archiv aller Studienführer Germanistik (https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/PYLqgKmNrcvLRCC) sowie das Archiv ausgelaufener Prüfungsordnungen (https://ruhr-uni-bochum.sciebo.de/s/mbzfknIrz2ecFoh).

[17] Seine erste Professur erhielt Link 1980 an der Universität Bochum. 1992 bis 2009 war er Professor für Literaturwissenschaft an der Universität Dortmund. Forschungsschwerpunkte u. a. Literaturtheorie als Interdiskurstheorie sowie Theorie und Geschichte der Kollektivsymbolik und des literarischen Symbols. Vgl. Jürgen Link: Die Struktur des Symbols in der Sprache des Journalismus. Zum Verhältnis literarischer und pragmatischer Symbole, München: Fink 1978 (Habil.-Schrift). Ders., Ursula Link-Heer: Literatursoziologisches Propädeutikum. Mit Ergebnissen einer Bochumer Lehr- und Forschungsgruppe Literatursoziologie 1974‒1976 (Hans Günther, Horst Hayer, Ursula Heer, Burkhardt Lindner, Jürgen Link) (UTB; 799), München: Fink 1980. Die Zeitschrift Kulturrevolution. Zeitschrift für angewandte Diskurstheorie (Klartext Verlag, Essen) wurde 1982 von Jürgen Link und Ursula Link-Heer gegründet, um die Lücke zu schließen, die durch die Nichtweiterführung der Zeitschrift Alternative, 1964‒1982 herausgegeben von Hildegard Brenner, entstanden war.

[18] Schulte-Sasse war 1979 bis 2011 Professor an der der University of Minnesota, Minneapolis. Vgl. Jochen Schulte-Sasse: Die Kritik an der Trivialliteratur seit der Aufklärung. Studien zur Geschichte des modernen Kitschbegriffs (Bochumer Arbeiten zur Sprach- und Literaturwissenschaft; 6). München: Fink 1971. Ders., Christa Bürger, Peter Bürger (Hrsg.): Aufklärung und literarische Öffentlichkeit (Hefte für Kritische Literaturwissenschaft; 2), Frankfurt am Main: Suhrkamp 1980.

[19] Werner war 1978 bis 2006 Akademische Rätin und Oberrätin in Münster. Vgl. Renate Werner: Skeptizismus, Ästhetizismus, Aktivismus. Der frühe Heinrich Mann (Literatur in der Gesellschaft; 11), Düsseldorf: Bertelsmann 1972 (Betreuer: Karlheinz Stierle, 1969‒1988 Professor für Romanische Philologie und Allgemeine Literaturwissenschaft an der RUB). Dies.: Heinrich Mann Eine Freundschaft. Gustave Flaubert und George Sand. Text, Materialien, Kommentar, München: Hanser 1976.

[20] Die Grundbegriffe der Poetik (Zürich: Atlantis Verlag) von Emil Staiger lagen bereits seit 1946 gedruckt vor, gegliedert in „Einleitung“, „Lyrischer Stil: Erinnerung“, „Epischer Stil: Vorstellung“, „Dramatischer Stil: Spannung“ und „Vom Grund der poetischen Gattungsbegriffe“.

[21] Zuvor waren erschienen: Bernhard Fabian (Hrsg.): Ein anglistischer Grundkurs zur Einführung in das Studium der Literaturwissenschaft (Schwerpunkte Anglistik; 5), Frankfurt am Main: Athenäum-Verlag 1971. Jürgen Hauff, Albert Heller, Bernd Hüppauf, Lothar Köhn, Klaus-Peter Philippi: Methodendiskussion. Arbeitsbuch zur Literaturwissenschaft (Schwerpunkte Germanistik; 5‒6), 2 Bde., Frankfurt am Main: Athenäum-Verlag 1971. Leo Pollmann: Literaturwissenschaft und Methode, Bd. 1: Theoretischer Teil und methodengeschichtlicher Überblick, Bd. 2: Gegenwartsbezogener systematisch-kritischer Teil (Schwerpunkte Romanistik; 1‒2), Frankfurt am Main: Athenäum-Verlag 1971. Hermann Müller-Solger (Hrsg.): Modelle der Praxis. Einführung in das Studium der Literaturwissenschaft, Tübingen: Niemeyer 1972.

[22] In diesem Jahr erschien das in zahlreiche Sprachen übersetzte Kultbuch des Sozialwissenschaftlers Wolf Wagner (* 1944): Uni-Angst und Uni-Bluff, Berlin: Rotbuch-Verlag 1977. Vgl. auch Armin Himmelrath: Bluffen hier eigentlich alle? Akademisches Tricksen, Tarnen und Täuschen, in: ders., Handbuch für Unihasser, Köln: Kiepenheuer & Witsch 2009, S. 85‒96.

[23] Operative Anschlüsse: Zur Entstehung der Foucaultschen Diskursanalyse in der Bundesrepublik. Jürgen Link im Gespräch mit Rainer Diaz-Bone, in: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research 7, 2006, 3, URL: https://www.qualitative-research.net/index.php/fqs/rt/printerFriendly/147/323DIAZ-BONE (erschienen im Mai 2006).

[24] Studienführer für das Fach Germanistik SS 1974. Hrsg. vom Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum, o.O. u. J., S. 38.

[25] Anmerkung von Sabine Koloch: Wissenschaft erfordert „wissenschaftliches“ Definieren. Vgl. Christian Wagenknecht (Hrsg.): Zur Terminologie der Literaturwissenschaft. Akten des IX. Germanistischen Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Würzburg (Germanistische Symposien-Berichtsbände; 9), Stuttgart: Metzler 1986.

[26] Studienführer für das Fach Germanistik. Hrsg. vom Germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum, Sommersemester 1970, o.O. u. J., S. 19.

[27] Siegfried Grosse (1924‒2016): Scheidung auf Philologisch [= die Scheidung der Deutschen Philologie in Linguistik und Literaturwissenschaft], in: Mitteilungen des Deutschen Germanisten-Verbandes 17, 1970, 2, S. 2‒3. Grosse zeichnete für den Aufbau der Teilfächer Ältere Germanistik und Germanistische Sprachwissenschaft an der RUB, an der er 1964‒1990 Professor und 1972‒1973 Rektor war, verantwortlich. Vgl. Siegfried Grosse: Die Gründung der Abteilung für Philologie und des Germanistischen Instituts an der Ruhr-Universität Bochum. Ein kritischer Rückblick, in: Klaus-Michael Bogdal, Oliver Müller (Hrsg.), Innovation und Modernisierung. Germanistik von 1965 bis 1980 (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte; 8), Heidelberg: Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren 2005, S. 119‒130.

[28] Vgl. auch Friedrich von Suhtscheck: Literatur und Literatur-Wissenschaft. Abriß eines kritischen Systems in 3 Teilen, Graz: Leuschner & Lubensky 1923.

[29] Die erste Gliederungsebene der Einführung in die Literaturwissenschaft (1977) von Schulte-Sasse/Werner lautet: Vorwort; 1. Erste Einführung in die Zeichenanalyse und Versuch einer vorläufigen Gegenstandsbestimmung der Literaturwissenschaft; 2. Traditionelle Gegenstandsbestimmungen der Literaturwissenschaft; 3. Probleme einer literaturwissenschaftlichen Wissenschaftssprache; 4. Einführung in die Grundbegriffe und Vorstellungsweisen einer Textwissenschaft als Kommunikationswissenschaft; 5. Einführung in die Grundbegriffe und Denkweisen der strukturalen Semantik; 6. Heterogene bzw. komplexe Isotopien in literarischen Texten (Beispieltext: Benns Untergrundbahn); 7. Die Konnotation; 8. Metaphern und Metonymien; 9. Wiederholungsstrukturen poetischer Texte; 10. Grundstrukturen erzählender Texte I; 11. Einführung in die Analyse erzählender Texte II (anhand des Romans Im Hause des Kommerzienrates von E. Marlitt); 12. Literarischer Text und historisch-sozialer Kontext I: Marlitts Roman Im Hause des Kommerzienrates im Kontext seiner Zeit; 13. Literarischer Text und historisch-sozialer Kontext II: Literaturtheoretischer Exkurs zum Verhältnis von Text und Kontext; 14. Literarischer Text und historisch-sozialer Kontext III: Marlitts Im Hause des Kommerzienrates und Fontanes Frau Jenny Treibel. Ein wertender Vergleich; Anhang: Studentische Kommentare zu einem Gedicht J. v. Eichendorffs; Namensregister; Sachregister.

[30] Sabine Koloch: Rollenspektrumerfassung ‒ eine heuristische Methode zur Erschließung des Wirkungspotenzials von Autor/inn/en am Beispiel von Sidonia Hedwig Zäunemann. Mit Randbemerkungen zur Krise der literaturwissenschaftlichen Germanistik und mit Vorschlägen zu einem Literaturlexikon der Zukunft, in: Jahrbuch für internationale Germanistik 48, 2016, 1, S. 73–120, hier S. 110. Vgl. auch den Abschnitt „1.5. Theorie, Politik, Wissenschaft: begriffliche Präzisierungen und Abgrenzungen“ in: Sabine Koloch: Diskussionsplattform der undogmatischen Linken: Die Zeitschrift „Alternative“ und ihre Herausgeberin Hildegard Brenner, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1278&ausgabe=51 (15.3.2020).

[31] In der 1984 aus der Taufe gehobenen Verlagsreihe „Rowohlts Enzyklopädie“ sind u. a. erschienen: Rainer Grübel, Ralf Grüttemeier, Helmut Lethen: BA-Studium Literaturwissenschaft. Ein Lehrbuch, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag 2005. Klaus Michael Bogdal, Kai Kaufmann, Georg Mein: BA-Studium Germanistik. Ein Lehrbuch, ebd. 2008. Klaus Michael Bogdal (* 1948) studierte an der Universität Bochum, wo er 1976 promoviert wurde. Vgl. Klaus-Michael Bogdal: „Schaurige Bilder“. Der Arbeiter im Blick des Bürgers am Beispiel des Naturalismus, Frankfurt am Main: Syndikat 1978. Ders.: Der Bologna-Prozess als Chance für die Fachdidaktik, in: Georg Mein (Hrsg.), Kerncurriculum BA-Germanistik. Chancen und Grenzen des Bologna-Prozesses, Bielefeld: Transcript 2006, S. 65‒72.

[32] Zu den Defiziten und Desiderata dieses wegweisenden Nachschlagewerkes aus der Perspektive der Frauen-, Geschlechter- und Genderforschung vgl. Sabine Koloch: Begriffswörterbücher ‒ das Fallbeispiel Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft (1997‒2003), in: dies., Wissenschaft, Geschlecht, Gender, Terminologiearbeit ‒ Die deutsche Literaturwissenschaft, München: Epodium Verlag 2017, S. 5‒38. Aufgabe der literaturwissenschaftlichen Terminologieforschung ist es, den Fachwortschatz und Quellenbegriffe aus verschiedenen geschichtlichen Zeitabschnitten möglichst vollständig zu erfassen und deskriptiv zu definieren. Terminologiearbeit schärft Sprach- und Geschichtsbewusstsein.

[33] Vgl. zu diesem epochalen Nachschlagewerk meine kontextualisierenden Bemerkungen in dem Projektbeitrag: Germanistik, Politik und das generationsübergreifende Projekt „Vergangenheitsbewältigung“. Peter Schütts Diskussionsbeitrag für „Die Welt“ 1966, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1256&ausgabe=51 (26.2.2020).

[34] Zuvor waren bereits erschienen: Kompendien-Kataloge. Verzeichnisse wissenschaftlicher Handbücher. V, Verzeichnis von Lehr- und Handbüchern aus den Gebieten der Philologie (klassische und neuere), Literaturgeschichte, Sprachwissenschaft, Wörterbücher, Philosophie und Pädagogik, Leipzig: Koehler & Volckmar 1920. Bücherverzeichnisse aus allen Gebieten. XVI, Literaturgeschichte, Leipzig: Koehler & Volckmar 1925. Kompendien-Katalog Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft II: Germanistik einschließlich Nordistik und Anglistik, Köln: Koehler & Volckmar, Stuttgart: Koch, Neff & Oetinger 1957 (246 Seiten); weitere Ausgabe 1969.

[35] Bemd Zymek: Historisch beispiellos einflußreich? Schul- und hochschulstrukturelle Eckdaten einer Wissenschaftsgeschichte der Germanistik in der Bundesrepublik Deutschland während der siebziger Jahre, in: Silvio Vietta, Dirk Kemper (Hrsg.), Germanistik der siebziger Jahre. Zwischen Innovation und Ideologie, München: Fink 2000, S. 101‒128.

[36] 1968 war der Student Boettcher Tutor in der Linguistik der Technischen Hochschule Aachen; ungefähr 1972 wurde er Tutoriumskoordinator der drei Aachener Hochschulen TH, PH und FH. Wolfgang Boettcher in einer Mail an mich vom 27.8.2020.

[37] URL: https://www.ruhr-uni-bochum.de/tutprogramm/tutorien/starthilfe.html (abgerufen am 28.8.2020). Vgl auch das RUB-Tutorienprogramm Germanistik (http://staff.germanistik.rub.de/germanistik-tutorien/).

[38] Wolfgang Boettcher, Klaus Hellermann, Annette Wolff (Hrsg.): Orientierungstutorien. Konzepte und Erfahrungen an der Ruhr-Universität (Hochschulpädagogische Arbeitspapiere; 16), Bochum: RUB, Weiterbildungszentrum, Sektion Hochschulpädagogik 1994. Vgl. auch Tutoring und Mentoring unter besonderer Berücksichtigung der Orientierungseinheit (Universitätskolleg-Schriften; 5), Hamburg: Universitätskolleg 2014.

[39] Peter Kleiß in einer E-Mail an mich vom 6.10.2019.

[40] Gert Mattenklott, Klaus R. Scherpe (Hrsg.): Westberliner Projekt: Grundkurs 18. Jahrhundert. Die Funktion der Literatur bei der Formierung der bürgerlichen Klasse Deutschlands im 18. Jahrhundert, Bd. 1: Analysen, Bd. 2: Materialien (Literatur im historischen Prozeß. Ansätze materialistischer Literaturwissenschaft. Analysen, Materialien, Studienmodelle; 4/1‒2), Kronberg im Taunus: Scriptor Verlag 1974.

[41] Vgl. Jochen Vogt (Hrsg.): Der Kriminalroman. Zur Theorie und Geschichte einer Gattung (UTB; 81/82), 2 Bde., München: Fink 1971.

[42] Fachgebiet Germanistik im Fachbereich Literatur- und Sprachwissenschaften der Gesamthochschule Essen, in: Germanistik an deutschen Hochschulen. Verzeichnis der Hochschullehrer in der Bundesrepublik Deutschland, zusammengestellt von Friedrich Wilhelm Hellmann, Bad Godesberg: DAAD 1978, S. 80‒84, hier S. 82.

[43] 1944 trat Günther Just an der Universität Würzburg ein Ordinariat für Rassenbiologie an. Vgl. Ute Felbor: Rassenbiologie und Vererbungswissenschaft in der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg 1937–1945 (Würzburger medizinhistorische Forschungen. Beiheft; 3), Würzburg: Königshausen & Neumann 1995. Peter Propping: Was müssen Wissenschaft und Gesellschaft aus der Vergangenheit lernen? Die Zukunft der Humangenetik, in: ders., Heinz Schott (Hrsg.): Wissenschaft auf Irrwegen. Biologismus, Rassenhygiene, Eugenik (Studium universale; 17), Bonn, Berlin: Bouvier 1992, S. 114‒135.

[44] Vgl. Heinz Geiger (Hrsg.): Lesebuchdiskussion 1970‒1975 (UTB; 641), München: Fink 1977.

[45] Vgl. den Menüpunkt „Verlagsgeschichte“ auf der Website der utb GmbH.

[46] Der Westdeutsche Verlag und Leske + Budrich gingen 2004 im VS Verlag für Sozialwissenschaften auf, aus dem 2012 Springer VS entstand.

[47] Die Reihe hat die Maße 20,5 x 12,6 cm.

[48] Band 1 der Reihe kostete 1975 10,80 DM.

[49] Asmuth stammt aus einer Arbeiterfamilie. Er war 1982‒1997 Universitätsprofessor an der RUB. Vgl. Bernhard Asmuth: Lohenstein und Tacitus. Eine quellenkritische Interpretation der Nero-Tragödien und des Arminius-Romans (Germanistische Abhandlungen; 36), Stuttgart: Metzler 1971. In der „Sammlung Metzler“ sind von Asmuth erschienen: Daniel Casper von Lohenstein, Stuttgart: Metzler 1971. Einführung in die Dramenanalyse, ebd. 1980 (8. Aufl. 2016). Vgl. auch ders.: Angemessenheit, in: Gert Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 1, Tübingen: Niemeyer 1992, Sp. 579‒604. Weitere von ihm für das HWR verfasste Artikel: Bild/Bildlichkeit, Drama, Gebundene/ungebundene Rede, Imago, Lyrik, Monolog/monologisch, Perspicuitas, Poetik (Renaissance bis Romantik: Deutschland), Sachlichkeit, Schreibunterricht, Reim, Thema, Vers, Verwaltungssprache.

[50] Horst Belke wird im Bochumer Studienführer Germanistik für das Wintersemester 1972/73 als Oberstudienrat im Hochschuldienst geführt, im Studienführer für das Sommersemester 1973 als Akademischer Oberrat. Vgl. Horst Belke: Autobiographie und Zeitkritik. Friedrich Fürst zu Schwarzenberg als Schriftsteller (Literatur in der Gesellschaft, 3), Düsseldorf: Bertelsmann-Universitätsverlag 1971. Ders.: Didaktische Aspekte operativen Schreibens. Reportage bei Tretjakow und Wallraff, in: Vorstand der Vereinigung der deutschen Hochschulgermanisten (Hrsg.), Textsorten und literarische Gattungen. Dokumentation des Germanistentages in Hamburg vom 1. bis 4. April 1979, Berlin: Schmidt 1979, S. 681‒693. Ders.: Didaktische Überlegungen zum Literaturbegriff, in: Hermann Zabel (Hrsg.), Studienbuch: Einführung in die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur (Studienbücher zur Sprach- und Literaturdidaktik; 1), Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh 1981, S. 295‒204.

[51] Luise Berg-Ehlers, Reinhold Frigge, Doris Heymann, Michael König, Claudia Schädel: Zwischen Schiller und Software – Probleme und Perspektiven der Deutschlehrerausbildung, in: Jahrbuch der Deutschdidaktik 8, 1985, S. 125‒140.

[52] Luise Berg-Ehlers promovierte über Fontane und war 1990 Gründungsmitglied der Theodor-Fontane-Gesellschaft Potsdam.

[53] Luise Berg-Ehlers: Das Glück des Schreibens. Englische Schriftstellerinnen und ihre Lebensorte, Berlin: Nicolai 2009. Dies.: Mit Virginia Woolf durch England, ebd. 2012. Dies.: Mit Miss Marple aufs Land. Englische Krimischriftstellerinnen zwischen Tearoom und Tatort, München: Elisabeth Sandmann 2013. Dies.: Berühmte Kinderbuchautorinnen und ihre Heldinnen und Helden, ebd. 2017. Dies.: Klug, rebellisch, emanzipiert. Lehrerinnen mit Weitblick, Berlin: Insel Verlag 2017.

[54] Hans Peter Herrmann: Der Dringenberger Kreis ‒ ein Zusammenschluss undogmatischer linker Literaturwissenschaftler 1978‒1998, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1342&ausgabe=51 (16.4.2020).

[55] Statistisches Jahrbuch Nordrhein-Westfalen 16, 1974, S. 157. Das Gliederungsschema der Tabelle S. 131 lautet: Universitäten, Technische Hochschulen, Sporthochschulen (Aachen, Bielefeld, Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Köln Sporthochschule, Münster); Gesamthochschulen (Duisburg, Essen, Paderborn, Siegen, Wuppertal); Phil.-Theologische Hochschulen; Pädagogische Hochschulen: Rheinland (Abt. Aachen, Abt. Bonn, Abt. Neuss, Abt. Köln, Abt. Heilp. Köln), Ruhr (Abt. Dortmund, Abt. Hagen, Abt. f. Heilp. Dortmund); Kunst- und Musikhochschulen.

[56] Koloch: Wissenschaft, Geschlecht, Gender, Terminologiearbeit, 2017, S. 59, Anm. 140. Vgl. auch: Anne Schlüter, Annette Kuhn (Hrsg.): Lila Schwarzbuch. Zur Diskriminierung von Frauen in der Wissenschaft (Geschichtsdidaktik. Studien, Materialien; 35), Düsseldorf: Schwann 1986. Annelie Rodax, Klaus Rodax: Bildungschancen und Bildungswege von Frauen. Eine bildungssoziologische Untersuchung über den Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungsbeteiligung (Sozialwissenschaftliche Schriften; 33), Berlin: Duncker & Humblot 1996. Beate Krais (Hrsg.): Wissenschaftskultur und Geschlechterordnung. Über die verborgenen Mechanismen männlicher Dominanz in der akademischen Welt, Frankfurt am Main: Campus 2000.

[57] Ruhr-Universität Bochum. Personal- und Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1973, Bochum: RUB 1973, S. 355 (Stand 20.1.1973).

[58] Kaysers Lehrbuch ist folgendergestalt gegliedert: EINFÜHRUNG (1. Begeisterung und Studium, 2. Der Gegenstand der Literaturwissenschaft, 3. Begriff und Geschichte der Literaturwissenschaft); VORBEREITUNG (1. Kritische Ausgabe eines Textes, 2. Ermittlung des Autors, 3. Datierungsfragen, 4. Hilfsmittel); ERSTER TEIL: GRUNDBEGRIFFE DER ANALYSE; ZWISCHENTEIL; ZWEITER TEIL: GRUNDBEGRIFFE DER SYNTHESE. Die nach der Einführung (S. 1‒26) dazwischengeschalteten zehn Kapitel lauten: Kap. I: Philologische Voraussetzungen; Kap. II: Grundbegriffe des Inhalts; Kap. III: Grundbegriffe des Verses; Kap. IV: Die sprachlichen Formen; Kap. V: Der Aufbau; Kap. VI: Formen der Darbietung [Lyrik, Drama, Epik]; Kap. VII: Der Gehalt; Kap. VIII: Der Rhythmus; Kap. IX: Der Stil, Kap. X: Das Gefüge der Gattung.

[59] Siehe den Wikipedia-Artikel „Sammlung Metzler“, URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Sammlung_Metzler (Anlage der Seite am 27.12.2017).

[60] Manfred Nagl: Science-fiction. Ein Segment populärer Kultur im Medien- und Produktverbund, Tübingen: Narr 1981, ungezählte Seite (S. 5) zwischen Impressum und Inhaltsverzeichnis.

[60b] Uwe Meves: „Wann und wo ist das ungeheuerliche wort Germanistik aufgekommen?“, in: Zeitschrift für Germanistik N.F. 30, 2020, S. 639-648 (das titelgebende Zitat stammt von Karl Weinhold).

[61] Zu später einsetzenden Reihen siehe die Endnoten in dem Beitrag: Sabine Koloch: Verbandspolitik Schwarz auf Weiß, aber mit Zwischentönen im Hintergrund. Das Protokoll von Eva D. Becker zum Deutschen Germanistentag 7.–12. Oktober 1968 in Berlin, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1138&ausgabe=51 (11.7.2018). Vgl. auch die Reihen: „Beiträge zur deutschen Literaturwissenschaft“ (Bd. 1‒40, 1907‒1931, Elwert, Marburg), „Beiträge zur neueren Literaturgeschichte“ (Bd. 1‒23, 1909‒1933, Forts. 1967, Winter, Heidelberg), „Neue Beiträge zur Literaturwissenschaft“ (Bd. 1‒42, 1955‒1981, Rütten & Loening, Berlin), „Germanistische Abhandlungen“ (Bd. 1‒78, 1962‒1995, Metzler, Stuttgart), „Ars poetica. Studien: Texte und Studien zur Dichtungslehre und Dichtkunst“ (Bd. 1‒17, 1966‒1973, Athenäum, Frankfurt am Main), „Studien zur deutschen Literatur“ (Bd. 1‒193, 1966‒2010, Niemeyer, Tübingen).

[62] Kreutzer war 1965‒1969 Assistent bei Hans Mayer an der Technischen Universität Hannover. Danach arbeitete er als Literaturredakteur für das WDR-Fernsehen. 1974 wurde er Nachfolger von Hans Mayer auf dem Lehrstuhl Neuere und Neueste deutsche Literatur der Universität Hannover. Vgl. Leo Kreutzer: Goethe in Afrika. Die interkulturelle Literaturwissenschaft der „École de Hanovre“ in der afrikanischen Germanistik, Hannover: Wehrhahn Verlag 2009.

[63] Jochen Vogt: Werkimmanentes und dialektisches Interpretieren. Zur Methode einer didaktischen Literaturwissenschaft, in: ders. (Hrsg.), Literaturdidaktik: Aussichten und Aufgaben (Literatur in der Gesellschaft; 10), Düsseldorf: Bertelsmann-Universitätsverlag 1972, S. 50‒63, hier S. 51.

[64] Hans Gustav von Campe: Des Studenten Recht auf Didaktik, in: Ruhr-Reflexe. Bochumer Studentenzeitschrift 3, 1968, 7 (Dez. 1967/Jan. 1968), S. 17. Ders.: Schwierigkeiten des Brot-Studiums: Hochschuldidaktik und Hochschulexamen unter den Bedingungen eines verdrängten Praxisbezugs der Wissenschaft, in: Didactica. Vierteljahresschrift für Studium und Weiterbildung der Lehrer aller Schulformen 1, 1968, 3, S. 187‒193. — Vgl. auch Johann Paul: Die Studentenbewegung an den neuen Hochschulen am Beispiel der Ruhr-Universität Bochum, in: ders., Peter Dohms: Die Studentenbewegung von 1968 in Nordrhein-Westfalen (Ortstermine; 22), Siegburg: Rheinlandia-Verlag 2008, S. 123‒140. Harry W. Jablonowski: Studentenrevolte ’68 in Bochum und im Ruhrgebiet, in: AMOS. Kritische Blätter aus dem Ruhrgebiet 36, 2003, 1, S. 8‒9. Und siehe auch Dagmar Kift: Aufbau und Anlage einer Literatursammlung zur Frauen-, Männer- und Geschlechtergeschichte des Ruhrgebiets, in: frauen/ruhr/geschichte, 30.12.2010, URL: https://www.frauenruhrgeschichte.de/frg_wiss_texte/aufbau-und-anlage-einer-literatursammlung-zur-frauen-maenner-und-geschlechtergeschichte-des-ruhrgebiets/.

[65] [Bd. 1:] Ingrid Kerkhoff: Angewandte Textwissenschaft. Literatur unter sozialwissenschaftlichem Aspekt, 1973; [Bd. 2:] Leo Kofler: Zur Theorie der modernen Literatur. Der Avantgardismus in soziologischer Sicht, 1974; [Bd. 3:] Malte Dahrendorf: Literaturdidaktik im Umbruch. Aufsätze zur Literaturdidaktik, Trivialliteratur, Jugendliteratur, 1975. Vgl. auch die von Hans Glinz, Horst Sitta, Klaus Brinker und Josef Klein herausgegebene Reihe „Studienbücher zur Linguistik und Literaturwissenschaft“ (Bd. 1‒9, 1970‒1979, Athenäum-Verlag, Frankfurt am Main).

[66] Dieter Breuer, Paul Hocks, Helmut Schanze (Hrsg.): Literaturwissenschaft. Eine Einführung für Germanisten (Ullstein-Buch; 2941), Frankfurt am Main, Berlin, Wien: Ullstein 1972 (2. Aufl. 1973) (Gliederungsebene 1: Statt eines Vorworts; Grundfragen des literaturwissenschaftlichen Studiums [1. Studienmotivation und Studienmodell, 2. Zum Wissenschaftsverständnis und Wissenschaftsbegriff]; Zur Gegenstandsbestimmung von Literaturwissenschaft; Methodische Konsequenzen). — Die Düsseldorfer Einführung wurde nicht neu aufgelegt: Gertrude Cepl-Kaufmann, Winfried Hartkopf, unter Mitwirkung von Hans-Gerd Classen, Günter Jörgenshaus und Detlev F. Neufert: Germanistikstudium. Einführung in das Studium der Literaturwissenschaft (Texte Metzler; 15), Stuttgart: Metzler 1973 (Gliederungsebene 1: Einleitung; A Das Einführungsseminar als Reformansatz. Zur Struktur eines Einführungsseminars, das die Schwierigkeiten der Literaturwissenschaft selbst zum Thema hat; B Das Einführungsseminar; C Gedanken zu einer hermeneutisch-ästhetischen Erziehung; D Die Berufsbezogenheit des Germanistikstudiums; Anmerkungen; Verzeichnis der benutzten Literatur). Zur Reihe „Texte Metzler“ (Bd. 4‒27), 1970‒1973) siehe den gleichnamigen Wikipedia-Artikel, URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Texte_Metzler (die Seite wurde am 25.2.2018 von Sabine Koloch erstellt).

[67] Beimdick promovierte 1965 in Münster bei Klaus Günther Just über Arno Holz. Er war bis zu seiner Pensionierung an einem Dortmunder Gymnasium tätig, hatte aber nebenbei jahrelang einen Lehrauftrag in Bochum inne.

[68] Christa Bürger: Deutschunterricht – Ideologie oder Aufklärung. Mit drei Unterrichtsmodellen, 2., erw. Aufl. Frankfurt am Main, Berlin, München: Diesterweg 1973, S. S. 56f. Bürger war, bevor sie, ohne habilitiert zu sein, 1973 Professorin am Institut für deutsche Sprache und Literatur I der Universität Frankfurt am Main wurde, in Bonn und Erlangen Studienrätin. Christa Bürger verfasste eine Autobiografie: Mein Weg durch die Literaturwissenschaft 1968‒1998, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003. Über die Didaktikerin Bürger vgl. u. a. Manfred Markefka, Bernhard Nauck: Zwischen Literatur und Wirklichkeit. Zur Kritik der Literaturdidaktik. Theoretische Probleme eines Fachunterrichts, Neuwied, Berlin: Luchterhand 1972, S. 34. Michael Kämper-van den Boogaart: Christa Bürgers Wegstrecke in der Literaturdidaktik – retrospektive Lektüren, in: Tanja Angela Kunz (Hrsg.), Lebensform Kritik. Zur Theorie und Praxis von Christa und Peter Bürger (Marbacher Schriften; 16), Göttingen: Wallstein 2018, S. 75‒91.

[69] Alternative. Zeitschrift für Literatur und Diskussion 13, 1970, 74 (Themenheft „Sprachunterricht ‒ Gegenmodelle“), S. 205‒209, Zitat S. 209.

[70] Abgedruckt in: Juliane Eckhardt, Hermann Helmers (Hrsg.): Theorien des Deutschunterrichts, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1980, S. 371‒394.

[71] Harro Müller-Michaels (Hrsg.): Deutschunterricht als Aufklärung. Gedenkschrift für Hermann Helmers. Mit autobiographischen Notizen, Auszügen aus seinem Tagebuch 1942‒ 1948 und der vollständigen Bibliographie, Oldenburg: Holzberg 1989.

[72] Bd. 1: Kaiserreich, 1977; Bd. 2: Weimarer Republik, Faschismus und Exil, 1978; Bd. 3: Bundesrepublik und DDR. Mit einem Personenregister zu Band 1‒3, 1980.

[73] Vgl. Helmut Brackert, Marianne Schuller: Theodor Fontane, „Effi Briest“, in: Literaturwissenschaft Grundkurs 1. Hrsg. von Helmut Brackert und Jörn Stückrath in Verbindung mit Eberhard Lämmert, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1981, S. 153‒172. Grundkurs 2 enthält die Angaben: „Dr. Marianne Schuller, geb. 1942 [laut DNB 1945], wissenschaftliche Assistentin [bei Paul Gerhard Klussmann] an der Universität Bochum; seit mehreren Semestern Gastprofessorin an der Universität Marburg“ (S. 506). Schuller, die offenbar durch Überleitung Professorin wurde, war seit dem Wintersemester 1980/81 Gastprofessorin am Institut für Neuere Deutsche Literatur der Universität Marburg. 1984 wechselte sie an die Universität Hamburg und arbeitete in den 1980er- und 1990erJahren in Hamburg, Bremen und Berlin zugleich als (Gast-)Dramaturgin.Vgl. http://www.marianne-schuller.de. — An den zwei Rowohlt-Grundkurs-Bänden von 1981, die das Funkkolleg Literatur 1976/77 (Hessischer Rundfunk) fortführen, wirkte Jürgen Link mit.

[74] Harro Müller-Michaels in einer Mail an mich vom 25.8.2020.

[75] Modulhandbuch zum B.A.-Studium der Germanistik zum Wintersemester 2020/21 (Zugang über die Webseite „Studienangebot der Ruhr-Universität Bochum“, URL: https://studienangebot.rub.de):

Lernziele: Nach Abschluss des Moduls sind Sie in der Lage, mündlich und schriftlich eigene Deutungsansätze zu entwickeln, und haben das dazu erforderliche methodische Handwerkszeug erlernt: Textbeschreibung und -analyse, Formulieren literaturwissenschaftlicher Fragen und Argumente, poetologische, gattungs- und literaturgeschichtliche Einordnung literarischer Texte, Umgang mit Forschungsliteratur.
Außerdem erwerben Sie durch angeleitete Auseinandersetzung mit exemplarischen fachlichen Gegenständen über grundlegende (auch digitale) methodische Kompetenzen, wobei die Einübung wissenschaftlicher Diskursformen in Wort und Schrift (Produktion und Rezeption) im Zentrum steht.

Inhalt: Der Grundkurs ‚Neuere deutsche Literaturwissenschaft‘ führt ein in zentrale Gegenstandsbereiche des Faches. An exemplarischen Texten von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart werden die vorgestellten Sachverhalte anschaulich gemacht. Die sowohl literarhistorische als auch systematische Ausrichtung des Grundkursmoduls bereitet die Studierenden auf die ‚Modularchitektur‘ der weiterführenden Vertiefungsmodule vor. Das Grundkursmodul stellt zudem das Fach ‚Neuere Deutsche Literaturwissenschaft‘ in seinen unterschiedlichen Facetten vor:

   (1)   die systematischen Anteile des Faches – also die Frage danach, wie sich Literatur als poetologisch, rhetorisch, ästhetisch verfasst beschreiben lässt – stehen im Zentrum der Lehrveranstaltungsart ‚Grundkurs Neuere deutsche Literaturwissenschaft‘;

   (2)   Literaturwissenschaft in ihrer Ausprägung als historisch arbeitende Disziplin, die die deutsch(sprachig)e Literatur vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart als Abfolge literaturgeschichtlicher Epochen fasst, ist Gegenstand einer halbtägigen Blockveranstaltung zum Ende der ersten Semesterhälfte, die in einem Moodle-Kurs vor- und nachbereitet wird;

   (3)   die Arbeitstechniken und wissenschaftlichen Verfahren der Literaturwissenschaft sowie die Einübung wissenschaftlicher Diskursformen in Wort und Schrift stehen im Zentrum der propädeutischen Übung, die im ersten oder zweiten Fachsemester studiert werden kann.“

[76] Das Kursbuch stellte 1977 in Heft 30 die Frage in den Raum: „Bürgerinitiativen, Bürgerprotest ‒ eine neue Vierte Gewalt?“. Analog zu den drei Gewalten gesetzgebende, ausführende und richterliche Staatsgewalt wird heute unter vierter Gewalt üblicherweise die Presse verstanden. Als fünfte Gewalt werden auch Lobbyismus oder soziale Medien bezeichnet (siehe den Wikipedia-Artikel „Vierte Gewalt“).

[77] Die oft abwertend verwendete Bezeichnung „verschulen“ wird manchmal durch „strukturieren“ ersetzt.

[78] Mündliche Mitteilung am 2.9.2020. Weiter führt Wild aus: „Und an der Kritik erst können sich Studierende zu Wissenschaftler/innen bilden. Nicht umsonst verstand Kant seine Hauptwerke als Kritik. Kritik aber kann nicht im luftleeren Raum stattfinden. Sie muss sich ihrer Vorannahmen bezüglich des Gegenstandes genauso bewusst sein wie ihrer Methoden. Aber gerade das fehlt in der Germanistik. Man schreibt in den Sand.“ Vgl. zu Volker Wild den Projektbeitrag: Sabine Koloch: Das Gedächtnis der Bilder. Der legendäre Berliner Germanistentag in Filmsequenzen, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1425&ausgabe=51 (21.9.2020).

[79] Siehe zum Beispiel die „Offene Akademie. Perspektiven kritischer und fortschrittlicher Wissenschaft“ (http://www.offene-akademie.org). Vgl. auch die von Peter Schütt unter dem Titel „Kritische Universität und Universitätskritik [1967]“ thematisierte Gegenuniversität, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1254&ausgabe=51 (8.12.2019).

[80] Forschendes Lernen ‒ wissenschaftliches Prüfen. Ergebnisse der Arbeit des Ausschusses für Hochschuldidaktik (Schriften der Bundesassistentenkonferenz; 5), Bonn: Bundesassistentenkonferenz 1970.

[81] Kai Köhler in einer Mail an mich vom 4.9.2020.

[82] Zum Unterschied von Politik und Wissenschaft vgl. Neue juristische Wochenschrift 25, 1972, 46, S. 2199–2102. In Auszügen wiedergegeben in: Sabine Koloch: Die Assistenten-Flugblatt-Gruppe ‒ Aktionsfelder, Orte, Kommunikationskanäle (27-seitiges PDF-Dokument), URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1134&ausgabe=51 (7.7.2018), S. 7f.

[83] Die allgemeine Einführung von Allkemper/Eke enthält im ersten Kapitel („Basismodul 1: Einführung in die Literaturwissenschaft“) einen Abschnitt „Kurzgefasste Geschichte des Fachs“ (S. 16‒21). Alo Allkemper, Norbert Otto Eke: Literaturwissenschaft (UTB; 2590), 6., überarb. Aufl. Stuttgart: Fink 2018. Die erste Auflage erschien 2004.

[84] Vgl. Klaus Ziegler: Deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft im Dritten Reich, in: Andreas Flitner (Hrsg.), Deutsches Geistesleben und Nationalsozialismus. Eine Vortragsreihe der Universität Tübingen, Tübingen: Wunderlich 1965, S. 144‒159. Siehe auch: Jochen Vogt in Verbindung mit der Alten Synagoge Essen (Hrsg.): „Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen“. Nationalsozialismus im Spiegel der Nachkriegsliteratur. Redaktionelle Mitarbeit: Benedikt Jeßing, Essen: Rigodon-Verlag 1984.

[85] Hildegard Emmel: Die Freiheit hat noch nicht begonnen. Zeitgeschichtliche Erfahrungen seit 1933. Bilder eines Lebens in Frankfurt/Main, Rostock und Greifswald, Holland, Norwegen, USA, Ankara, Jerusalem und anderswo, Rostock: Reich 1991. Das 304 Seiten zählende Buch ist wie folgt gegliedert (Seitenzahlen in Klammern): Zuvor dies (7), I. Einstieg in mein Zeitalter: Lehrjahre in der Region Hitlers (17), II. Erfahrungen, die ich nicht missen möchte: Zehn Jahre in der DDR (93), III. Stationen ‒ Auswege? Von Oslo nach Ankara und Jerusalem (149), IV. Auf der Suche nach Amerika (243), Schöne Schweiz ‒ Kein Ende (303). Vgl. den Nachruf von Petra Boden: Hildegard Emmel (1911‒1996) ‒ „… sie ging als Germanistin in die Welt“, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1393&ausgabe=51 (16.5.2020).

[86] Luise Berthold: Erlebtes und Erkämpftes. Ein Rückblick, Marburg: Selbstverlag 1969. Die Neuausgabe besorgte Marita Metz-Becker: Erlebtes und Erkämpftes. Rückblick einer Pionierin der Alma-Mater, Königstein im Taunus: Helmer Verlag 2008.

[87] Vgl. auch: Helmut Thielicke: Vernunft und Offenbarung. Eine Studie über die Religionsphilosophie Lessings, Gütersloh: Bertelsmann 1936. Gotthold Ephraim Lessing: Heldentum der Vernunft. Das Welt- und Kunstbild des Dichters. Aus seinen Schriften ausgewählt von Rudolf K. Goldschmit-Jentner, Stuttgart: A. Kröner 1941.

[88] Ordinaria bzw. Ordinarius ist man nach üblichem Verständnis nur mit Lehrstuhl; gleichbedeutend mit ordentlicher Professorin/ordentlichem Professor.

[89] Klaus-Michael Bogdal: IA-5-88 – Basisgruppe Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum um 1968. Beitrag zu einem wissenschaftsgeschichtlichen Forschungsprojekt, URL: https://literaturkritik.de/public /artikel.php?art_id=1149&ausgabe=51 (25.10.2018).

[90] Vgl. zu Pyritz auch Roger Paulin: Antizipierend, aber ZEITgemäß: Rudolf Walter Leonhardts „Sündenfall der deutschen Germanistik“ (1959). Eine Relektüre, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1144&ausgabe=51 (11.8.2018): „Die Vorgeschichte der Artikelserie wird in der Einleitung zur Buchfassung in Umrissen skizziert. Erstens: Die offene Nachfolge des Lehrstuhls Hans Pyritz ließ die (Hamburger) Germanistik nach dem 3. März 1958 zum Tagesgespräch werden. Der Name des Ordinarius wird nicht mitgeteilt. Pyritz starb völlig unerwartet im Alter von 52 Jahren. Der 1905 in Berlin geborene Sohn eines Oberpostsekretärs promovierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität bei Julius Petersen (1878–1941). Petersen, exponierter und im In- wie im Ausland hoch angesehener Repräsentant der deutschen Universitätsgermanistik, folgte zumal in seinen zielgruppenübergreifend die Öffentlichkeit ansprechenden Beiträgen, also seinen Reden, Vorworten und Ansprachen, einer in Denkstil und Sprachduktus nationalistisch der NS-Ideologie angepassten Diskurspraxis. Er war sich sicher: Goethe würde 1933 ‚den braunen Kameraden […] seinen Gruß nicht versagt haben‘. 1942 folgte Pyritz seinem Doktorvater auf dessen Lehrstuhl nach. 1950 nahm er den Ruf an die Universität Hamburg an.“

[91] Ingrid Strohschneider-Kohrs: Studium in der Zeit vor und nach 1945, in: Wilfried Barner, Christoph König (Hrsg.), Zeitenwechsel. Germanistische Literaturwissenschaft vor und nach 1945, Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag 1996, S. 431‒433. Auf S. 431 spricht sie von „zwei Jahren wissenschaftlicher Assistenz, die ich wegen eines schwerwiegenden Zerwürfnisses mit Hans Pyritz (über wissenschaftsethische Fragen zur Publikation eines Forschungsberichts) aufgab“. Danach habe sie „1951 das Staatsexamen fürs gymnasiale Lehramt in Münster/Westfalen abgelegt.“

[92] Im Bochumer Studienführer ist Strohschneider-Kohrs zuletzt in der Ausgabe WS 1984/85 verzeichnet.

[93] Michael Niehaus, Wim Peeters (Hrsg.): Rat geben. Zu Theorie und Analyse des Beratungshandelns, Bielefeld: Transcript 2014.

[94] „Erstens ganz genau zuhören, zweitens nicht schaden, drittens aus Fehlern klüger werden.“ Unveröffentlichtes Manuskript Sabine Koloch.

[95] Wissenschaftliche Verständigung fußt auf präziser Begrifflichkeit. In Auseinandersetzung mit dem oft hoffnungslos überdehnten Fachterminus „Frauenliteratur“ schlage ich eine zweigliedrige Definition von „Männerliteratur“ vor: „Männerliteratur — von Männern verfasste (für den Gebrauch eines anonymen Publikums bestimmte oder geeignete) Literatur; Gesamtheit der von Männern verfassten Literatur“. Zudem grenze ich „Männerliteratur“ von „Männertexten“ ab. Koloch: Wissenschaft, Geschlecht, Gender, Terminologiearbeit, 2017, S. 30, Anm. 87, S. 37. Der bestehende Fundus an Argumenten für eine geschlechterdifferenzierende Terminologieforschung wird in dieser Abhandlung um den Aspekt der Speicherfunktion von Sprache erweitert.

[96] Vgl. Christian Gudehus, Michaela Christ (Hrsg.): Gewalt. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart, Weimar: Metzler 2013, darin vor allem die Beiträge „Mobbing“ und „Verschwindenlassen“. Siehe auch: Manfred Markefka: Vorurteile, Minderheiten, Diskriminierung. Ein Beitrag zum Verständnis sozialer Gegensätze, Neuwied, Berlin: Luchterhand 1974. Helmut Willems, Dieter Ferring (Hrsg.): Macht und Missbrauch in Institutionen. Interdisziplinäre Perspektiven auf institutionelle Kontexte und Strategien der Prävention, Wiesbaden: Springer VS 2014.

[97] Vgl. beispielhaft das Kapitel „Frauen lehren die Normen und Formen des Umgangs: Die Vorgeschichte der Anstandsbuchautorin ‒ eine Befreiungsgeschichte“, in: Sabine Koloch: Kommunikation, Macht, Bildung. Frauen im Kulturprozess der Frühen Neuzeit, Berlin: Akademie Verlag 2011, S. 133‒212.

[98] Manfred Markefka, Bernhard Nauck: Zwischen Literatur und Wirklichkeit. Zur Kritik der Literaturdidaktik. Theoretische Probleme eines Fachunterrichts, Neuwied, Berlin: Luchterhand 1972, Vorwort und S. 1‒4, 87, 116.

[99] Claus O. Wilke: Datenvisualisierung – Grundlagen und Praxis. Wie Sie aussagekräftige Diagramme und Grafiken gestalten, Heidelberg: O’Reilly 2020. Vgl. auch Franco Moretti: Kurven, Karten, Stammbäume. Abstrakte Modelle für die Literaturgeschichte. Mit einem Nachwort von Florian Kessler, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2009.

[100] Martin Berg (* 1938) falsifizierte als Studienrat im Hochschuldienst an der TH Darmstadt, Lehrstuhl für Pädagogik, im „Offenbach Projekt“ 1970/71 die Sprachbarrierenhypothese von Bernstein und Oevermann und führte für die Grundschule den Begriff „Sozialbarrieren“ ein. Er verfasste 2005 seine Vision von der Schule der Zukunft. „Wer Lehrer sein will, freut sich am Wissen und am Unwissen seiner Schülerinnen und Schüler jedes Alters: zeigt Wege des Lernens, des Übens, ermöglicht Erfahrung, Konzentration und Ausdauer ebenso wie Entspannung, Spiel, Lebensfreude und herrschaftsfreie Kommunikation als Grundlage selbstbewussten Erwerbs von Wissen.“ Unveröffentlichtes Manuskript, Privatbesitz Martin Berg, Berlin. Vgl. zu Martin Berg den Projektbeitrag: Sabine Koloch: Germanistik im Krisenmodus. Der Berliner Germanistentag 1968 in der Tages- und Wochenpresse. Eine bibliografische Expedition, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1137&ausgabe=51 (11.7.2018).

[101] Vgl. Einladung zur Literaturwissenschaft ‒ Ein Vertiefungsprogramm zum Selbststudium, URL: http://www.einladung-zur-literaturwissenschaft.de/ (freigeschaltet 2016). Ermittelt über den Menüpunkt „Terminologiebestände im Internet“ der Website „TIPPS ‒ Terminology Information Policy, Portal and Service“ (http://term-portal.de/de/) des Instituts für Informationsmanagement, Köln.

[102] Ich orientiere mich an dem Textabschnitt „Spektrum Schlüsselqualifikationen“ des Sammelbandes: Caroline Y. Robertson-von Trotha (Hrsg.), Schlüsselqualifikationen für Studium, Beruf und Gesellschaft. Technische Universitäten im Kontext der Kompetenzdiskussion (Problemkreise der angewandten Kulturwissenschaft; 14), Karlsruhe: Universitäts-Verlag 2009, S. 255‒560. Vgl. auch Otto Kruse, Eva-Maria Jakobs, Gabriela Ruhmann: Schlüsselkompetenz Schreiben. Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik, Neuwied, Kriftel, Berlin: Luchterhand 1999.

[103] Vgl. Sabine Koloch: Braucht die Germanistik einen Ethikkodex? An den Deutschen Germanistenverband, URL: https://literaturkritik.de/public/artikel.php?art_id=1408&ausgabe=51 (25.6.2020).

[104] Die Verlagsmeldung der vierten Auflage lautet: „Diese Einführung präsentiert alle Teilbereiche der Neueren deutschen Literaturwissenschaft in einem Band. Sie erklärt grundlegende literaturwissenschaftliche Begriffe und stellt die Epochen von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart vor sowie die drei literarischen Hauptgattungen. Weiterhin liefert sie einen Überblick über Rhetorik und Poetik sowie über literarische Stilistik. Ein weiteres Kapitel vermittelt Einblicke in literaturtheoretische Fragestellungen, Ansätze und Methoden. Schließlich stellt sie auch editionsphilologische Verfahren sowie Arbeitstechniken des literaturwissenschaftlichen Studiums vor. In zweifarbiger Gestaltung mit Definitionen, Zeittafeln und Beispielinterpretationen sowie mit Aufgaben. – Für die vierte Auflage wurde der Band vollständig überarbeitet und aktualisiert; das Kapitel zur Gegenwartsliteratur wurde erweitert. Das Theoriekapitel wurde vollständig neu organisiert, weitere Kapitel gestrafft. – Mit umfangreichem Download-Angebot: ‚Literatur und andere Künste und Medien‘, ‚Literaturtheorie‘ sowie Lösungen der Aufgaben.“

[105] Bezüge zu Bochum bestehen auch bei den folgenden drei Einführungen: — Jürgen H. Petersen, Martina Wagner-Egelhaaf, unter Mitarbeit von Dieter Gutzen: Einführung in die neuere deutsche Literaturwissenschaft. Ein Arbeitsbuch. Begründet [1976] von und fortgeführt bis zur 6. Auflage von Dieter Gutzen [Fernuniversität Hagen], Norbert Oellers [Bonn] und Jürgen H. Petersen [Osnabrück], 7., vollst. überarb. Aufl. Berlin: Schmidt 2006 (8. Aufl. 2009). Martina Wagner-Egelhaaf, Jahrgang 1957, Studium der Germanistik und Geschichte in Tübingen sowie der Anglistik in London, war 1995‒1998 Professorin für Neugermanistik, insbesondere Literaturtheorie und Rhetorik, an der RUB. — Thomas Eicher, Volker Wiemann: Arbeitsbuch: Literaturwissenschaft (UTB; 8124), Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh 1996 (3. Aufl. 2001). Thomas Eicher, Jahrgang 1963, Studium der Germanistik und Anglistik an der RUB, war 1996–2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Universität Dortmund. Vgl. auch Thomas Eicher: Erzählte Visualität. Studien zum Verhältnis von Text und Bild in Hermann Brochs Romantrilogie Die Schlafwandler (Bochumer Schriften zur deutschen Literatur; 37), Frankfurt am Main u.a.: Lang 1993. — Jost Schneider: Einführung in die moderne Literaturwissenschaft, Bielefeld: Aisthesis 1998 (5. Aufl. 2008). Jost Schneider, Jahrgang 1962, Studium der Germanistik und Philosophie an den Universitäten Düsseldorf, Essen und Bochum, lehrt seit 1996 an der RUB. Vgl. auch Jost Schneider: Alte und neue Sprechweisen. Untersuchungen zur Sprachthematik in den Gedichten Hugo von Hofmannsthals (Bochumer Schriften zur deutschen Literatur; 18), Frankfurt am Main u.a.: Lang 1990.

[106] Vorsitzende des Wissenschaftsrats ist seit 2020 die Informatikerin Dorothea Wagner.

[107] Seit 2018 ist der Literaturwissenschaftler Peter-André Alt Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (die Vereinigung ist wie der Wissenschaftsrat Mitglied der Allianz der Wissenschaftsorganisationen). Alt war 1995‒2002 Professor für Neugermanistik in Bochum. Dies war seine erste Professur.

[108] Koloch: Wissenschaft, Geschlecht, Gender, Terminologiearbeit, 2017, S. 34. Vgl. Rosina Dorothea Schilling-Ruckteschel (1670–1744), vorgestellt anhand ihres Werkes Das Weib auch ein wahrer Mensch gegen die unmenschlichen Lästerer Weibl. Geschlechts (1697). Einführung zum Text von Sabine Koloch, Kommentar (mit einem Blick auf das 7. Sendschreiben) von Elisabeth Gössmann (mit Reproduktionen aus den Werken), in: Elisabeth Gössmann (Hrsg.), Weisheit – eine schöne Rose auf dem Dornenstrauche (Archiv für philosophie- und theologiegeschichtliche Frauenforschung; 8), München: Iudicium 2004, S. 291–456.

[109] Sabine Koloch: Frauen im Bildungsdiskurs: Lerninhalte, Lehrautorität, literarische Öffentlichkeit, in: dies., Kommunikation, Macht, Bildung. Frauen im Kulturprozess der Frühen Neuzeit, Berlin: Akademie Verlag 2011, S. 77‒131, hier S. 125. Vgl. auch Klaus-Dieter Rossade: „Dem Zeitgeist erlegen“. Benno von Wiese und der Nationalsozialismus (Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte; 9), Heidelberg: Synchron, Wissenschaftsverlag der Autoren 2007.