13.-20.12.2017 – Wahloma

13.12.2017

Ich trinke meinen Kaffee am Fenster vor dem schwarzen Wald und schreibe vom Dunklen ins Helle. Aufs Papier. Noch kann ich das, was ich schreibe, nicht lesen, aber bald.
Mondlicht lag noch auf meinem Bett, als eine Sternschnuppe mich in den Tag geholt hat. Sie war nicht weit vom Mond entfernt – ein paar Millionen Jahre nur – und zog einen strahlenden Streifen in die hohe, alte Tanne.
Was ich gerade so vor mir sah, eignet sich gut für einen Wunsch. Unsere Begleiter stehen schützend um uns: das Kind ohne Namen, dessen Wahl­-Oma ich sein soll, seine Eltern und mich. Ich freue mich, mein Wahl-Enkelkind kennenzulernen.
Die „Wahloma“ – von meiner Großnichte dazu gemacht – wird gerufen, weil Hilfe gebraucht wird. Die beiden richtigen Omas haben schon viel geholfen, jetzt komme ich dran. Aber werde ich helfen können? Die Mutter sieht in jedem Tag nur Entscheidungen, die sie überfordern, in der Angst davor bleibt sie stecken. Da ist vor allem der Name, inzwischen stehen noch zwei zur Wahl. Es läuft immer so ab: Wenn für den einen entschieden werden soll, ist sofort vielleicht doch der andere der richtige.
Es kann das Richtige gar nicht geben.

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