Martin A. Hainz schrieb uns am 09.12.2017
Thema: Monster und Kapitalismus: Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Heft 2/2017
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift für Kulturwissenschaften thematisiert Monster und Kapitalismus. Monster seien, was der Kapitalismus durch Ausschließung dessen, was nicht profitabel ist, entstehen: „Wo hört der Zombie auf und wo beginnt der Mensch?"
Der Zombie, den Ben Fine so als Produkt liest, ein „Abfallprodukt" zumindest, ist aber zugleich Problem des ihn schaffenden Systems: Kapitalismus sei vor allem die „Sorge [...] um die ungehinderte Zirkulation des Kapitals", so Patricia A. Gwordz in ihrem Essay zur Mutterschaft, er sei also um „Normalisierung" bemüht, weswegen noch der Nur-mehr-Konsument, der prima vista kapitalismustauglich scheint, wie der Zombie integriert werden müsse: Oniomanie, also krankhafte Kauflust, behandelt im vorliegenden Heft Uwe Lindemann.
Mütterlichkeit wäre also aufzulösen, Kapitalstauung – und das Alter. Wohl dürfe alles „revolutionssatt" sein, „handlungsmüde" akkumulierend aber nicht, so Solvejg Nitzke.
Ein Loblied auf das Sterben sind folglich Thomas Machos Ausführungen zum Vampir, worin „unauffällige Rentner in Polyesterkleidung" die wahren Monster (oder einfach das Problem) seien. Das ist originell, wie es Macho meist ist; dennoch sei angemerkt, daß große Teile des glänzend formulierten Beitrags im Windschatten Ungenannter argumentieren, zum „sensibel, mitleids- und liebesfähig" gewordenen Vampir sei u.a. auf Clemens Ruthners Aufsatz zu diesen Ambivalenzen aus dem Jahr 2000 bzw. erweitert 2003 verwiesen.
Der Band eröffnet jedenfalls Metaphern und Figuren der Diskurse entlang Möglichkeiten, den Kapitalismus klarer zu sehen. Abgeschlossen wird er mit Diskussionen, etwa jener, was das sei: die Kulturwissenschaft(en). Erfüllen oder verraten kulturwissenschaftliche Diskurse sich, wo sie „gesellschaftsbezogen" agieren?
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