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Kommunikationstheoretische Schriften

Von Georg Meggle


Martin A. Hainz schrieb uns am 13.06.2019
Thema: Georg Meggle: Kommunikationstheoretische Schriften

Georg Meggle, Sprachphilosoph, Linguist und als solcher Verfasser von Grundlagenwerken, Herausgeber eines schönen Bandes zum Sinn des Lebens, aber auch als Übersetzer Noam Chomsky verdienstvoll, legt in diesem Band Essays zu Details vor, die aber immer wieder bemerkenswerte Schlaglichter auf die Kommunikationstheorie insgesamt werfen, auf ihre zentralen Begriffe.

Da der Band nicht systematisch ist, sei auf einzelne Erwägungen eingegangen. So wird auf den Widerspruch zwischen der Sprache als System („Sprachen sind Systeme“, wie Wittgenstein notiert) und Sprachen als „durch Sprachhandlungen charakterisiert“, wie ebenfalls bei Wittgenstein nachzulesen ist, hingewiesen. Das System wäre, was sich immer erst realisiert und nie schon ist; oder was, während Sprachhandlungen geschehen, eine Hypothese nahelegen, nämlich, dass es die Sprache gebe.

Gleichfalls lesenswert sind die Überlegungen, dass Kommunikationsintentionen nicht kommunikativ sein müssen. Bei der Lüge gilt das. Allerdings ist das „Verstandenwordensein“ jeder Kommunikation integral.

Auch die Feinheiten einer „monadische(n)“ Kommunikation sind lesenswert: Wieviel Kommunikationversuch steckt in der Kommunikation, geht dem wechselseitigen Ereignis bzw. Eräugnis immer etwas dieser Art – ein Zeichenereignis – voraus? Und auch die Kommunikationsmodelle, wonach ein „Noise“ nicht nur auf den „Receiver“, sondern auch auf die Kanäle und direkt die so durchs Signal womöglich zugleich gestörte „Destination“ einwirkt, seien zur Lektüre empfohlen.

Freilich lässt sich manches auch beeinspruchen. So beschreibt Meggle, wie Black Grice missverstehe, wo er mit dem „Rekurs auf die Sprecherabsicht“ einen vitiösen Zirkel (oder einen infiniten Regress) verbinde. Kommunikation sei effektiv, wenn diese der Intention entspreche, das sei kein Zirkel, weil man ja wissen könne, was die Intention sei, und zwar nicht aus diesem kommunikativen Akt. Das ist logisch, bloß der Blick auf eine Lüge wäre da ausreichend – nur müsste der, der kommuniziert, irgendwann doch erklären, was seine Intention gewesen sei. Evident muss das nicht sein; und kommuniziert derjenige dann ansonsten nicht wieder? Die „Rationalitätsgründe“ werden nicht anders verständlich, als kommunikativ, trotz hermeneutischer Spirale und dergleichen. Stilistisch irritiert hier zudem, dass Blacks Überlegung schließlich als „»Argumentation«“ mit polemischen Apostrophen versehen wird.

Dennoch ist der Gesamteindruck positiv: Das sehr dichte Buch, das gewisse Kenntnisse voraussetzt, lohnt die Mühe der Lektüre in Summe ganz unbedingt.

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