Leserbriefe zur Rezension

"I can't go on, I'll go on."

Fehlerliste zu Andreas P. Pittlers "Samuel Beckett"

Von Friedhelm Rathjen


dr. frithjof haider schrieb uns am 19.12.2006
Thema: Friedhelm Rathjen: "I can't go on, I'll go on."

Die Liste von Friedhelm Rathjen ist sicher hilfreich, noch hilfreicher wäre ein Hinweis darauf gewesen, dass die Pittler-Biographie zu großen Teilen auf der von Bair basiert, wenn nicht direkt abgeschrieben ist.


Volker Frick schrieb uns am 20.12.2006
Thema: Friedhelm Rathjen: "I can't go on, I'll go on."

Seite 97 unten. Da wird „Antonin Artaud über ‚Warten auf Godot’“ mit dem Satz zitiert (angeblich aus „Das Theater und sein Double“, Frankfurt/M. 1969): „Und hier nun setzt das Theater ein.“ Pittler selbst schreibt „Schon am 29. Januar 1949 (…) hat Beckett das Stück beendet.“ Tatsächlich wurde „En attendant Godot“ zwischen Oktober 1948 und Januar 1949 geschrieben. Antonin Artaud starb bereits am 4. März 1948. Das Zitat ist frei erfunden.


felix philipp ingold schrieb uns am 27.12.2006
Thema: Friedhelm Rathjen: "I can't go on, I'll go on."

durchaus dankenswert, dass jemand sich hinsetzt und diesen - oder jenen - text faktografisch überprüft, nur bitte ohne die häme des besserwisserischen oberstudienrats und nicht als gaudium zur familienweihnacht; abschreiben tun sie ja alle, oberstudienräte nicht anders, nur vielleicht etwas genauer als deren sorglosere eleven; vor allem aber: faktografische richtigkeit bzw. unrichtigkeit ist nur Eines von diversen qualitätskriterien; auch den stärksten essayisten - Benjamin, Benn, Pound, Mandelstam, Brodsky - wären zahlreiche detailfehler nachzuweisen, doch der originalität und produktivität ihres denkens tut das keinerlei abbruch - von daher ist Rathjens angebliches geschenkpaket eine eher ambivalente bescherung


Steffen Woolf schrieb uns am 29.12.2006
Thema: Friedhelm Rathjen: "I can't go on, I'll go on."

Wenn Felix Philipp Ingold in seinem Leserbrief meint, Stilfragen seien im Einzelfall wichtiger als faktische Richtigkeit, so mag man das prinzipiell für diskussionswürdig halten, den hier vorliegenden Fall trifft er damit jedoch nicht. Pittlers Machwerk ist nicht nur sachlich extrem unzuverlässig, wie Rathjen ausführlich (wenn auch etwas ermüdend) darlegt, sondern zudem stilistisch ganz unerträglich, und wenn es in Pittlers Denken so etwas wie "Originalität und Produktivität" gibt, dann beschränkt es sich darauf, Beckett als erfolgshungrigen Champion-Autor darzustellen, der triumphierend von Erfolg zu Erfolg brauste - mag sein, daß Pittler sich so ernsthafte Schriftsteller vorstellt, aber auf Beckett trifft das gewiß nicht zu, wie jeder spürt, der mit dessen Werk vertraut ist. Die "Analysen", in den Pittler uns dieses Werk präsentiert, triefen allerdings von Unkenntnis; Pittlers Zusammenfassungen lesen sich meist so, als kenne er die behandelten Texte und Theaterstücke allenfalls vom Hörensagen oder aus den schlechtesten Arbeiten der Sekundärliteratur. Schade, daß Rathjen sich nicht dazu durchgerungen hat, auch solche Dinge in seine Liste aufzunehmen, und sich auf die "faktischen Fehler" beschränkt. Immerhin dürfte diese Liste auch so schon hinreichen, um zu zeigen, wie viel oder vielmehr wenig Pittler von seinem Gegenstand versteht - nicht einmal die Mühe, sich halbwegs ordentlich in die Materie einzuarbeiten, hat er sich gemacht.