Leserbriefe zur Rezension

Besichtigung einer Forschungslücke

Exposé eines ungeschriebenen Buches zum Thema "Arno Schmidt und das 'Dritte Reich'"

Von Gregor Strick


Dr. Wolfgang Bachl schrieb uns am 24.02.2007
Thema: Gregor Strick: Besichtigung einer Forschungslücke

Gleich zu Beginn will ich meiner Verwunderung über die sonderbare Attitüde Ausdruck geben, über ein Werk zu jammern, das man nicht geschrieben hat und zu beweinen, dass es die vielen Umstände waren, die einen daran hinderten. Doch im Artikel kommt es dann faustdick: Ohne viel literaturwissenschaftlichem Aufwand wird das moralische Verdikt in die Welt gesetzt, dass wer seine Verfehlungen im 3. Reich (= der Brief, in dem AS als 19jähriger bedauert nicht von der SS genommen worden zu sein) und seinen fortgesetzten "Eskapismus" (= Juvenilia der 40iger Jahre) in dieser Zeit im späteren offiziellen "Werk" nicht thematisierend bedauert, sich gefallen lassen muss, dass die spätere Kritik im Werk an Staat, Militär/Wiederaufrüstung und Katholizismus als nichts anderes gedeutet wird als "die Befürchtung, die 'deutsche Vergangenheit' könne der eigenen Laufbahn schaden". Nach Herrn Strick hätte es AS besser angestanden, "Scham oder Schuldgefühle" abzuarbeiten. AS als moralische Institution!? Da würde er sich noch heute im Grabe herumdrehen! Er war eben ein ich-besessener, von sich und seinen Fähigkeiten kompromisslos überzeugter Schriftsteller (und andere gibt es nicht, außer diejenigen, die sich zu moralisch Höherem geweiht sehen), der an seinem Erfolg (= die breite Rezeption von Form und Inhalt seines Werks) bastelte, ohne damit hinter dem Berg zu halten. Trotz der Strickschen Leserbeschimpfung oute ich mich zum Schluss als "älterer" "FUN"-Leser, verwahre mich aber striktest dagegen mit AS eine "Ich-Symbiose" eingegangen zu sein.


Frank Müllers schrieb uns am 22.03.2007
Thema: Gregor Strick: Besichtigung einer Forschungslücke

Ich habe an der "Besichtigung einer Forschungslücke" mit großem Interesse teilgenommen, und bedaure, dass diese offenbar auch in der nächsten Zeit nicht geschlossen werden wird. Ich kann aber auch die Resignation von Gregor Strick verstehen, aber bin dennoch der Meinung, dass es möglich und wünschenswert wäre, solche wissenschaftliche Skrupel zu überwinden. Die Dogmen der Wissenschaften implantieren nicht weniger ein bestimmtes Weltbild als die Religionen auch.. Verbleibt man in der reinen Immanenz des Wissenschaftlichen, kann es einem ähnlich ergehen, ist doch das Sakrosankte des Autors darin  schon eine beschlossene Sache. Mit diesem bemerkenswerten Aufsatz hat Gregor Strick vielleicht einen ersten Ansatz gefunden, aus diesem Gefängnis der wissenschaftlichen  Immanenz herauszutreten, und uns dennoch an seine Gedanken, Reflexionen und Einsichten teilhaben zu lassen.  Diese habe ich persönlich nicht zuletzt deswegen gerne gelesen , weil mir, obwohl ich Arno Schmidts frühe Werke wie den "Leviathan" gerne gelesen habe, und ihm die Entdeckung Wielands verdanke, die Inszenierung seines Ichs und die Identifikation der Gemeinde mit diesem Ich immer höchst unliterarisch, und das heißt auch: suspekt - erschienen ist.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Müllers


Oskar Ansull schrieb uns am 11.04.2007
Thema: Gregor Strick: Besichtigung einer Forschungslücke

Wer möchte nicht einem notorisch Besserwissenden (in der Pose/Posse) wie A.S. einen dicken Strick drehen. Dazu gehört aber schärferes Kaliber. Peinlicher, sowas-tut-schon-weh-weh Beitrag. Bitte, auf einer knappen Seite! präzise den Befund einer solchen Lücke mitteilen (wenn es denn wirklich eine weiterführende Lücke ist) und zur Füllung dieser anregen (falls sie wirklich zu etwas anregt). Herumeierei mit ungelegten Eiern. Seitenfüllerei!