Leserbriefe zur Rezension

Mit beschränkter Haftung

Wie "Amazon.de" mit seinen Kundenrezensionen verfährt - und mit seinen Kritikern

Von Stefanie Hoh


Hagen Enke schrieb uns am 30.05.2007
Thema: Stefanie Hoh: Mit beschränkter Haftung

Du liebe Güte,

da halten Sie es tatsächlich für notwendig, die unzureichende Güte und Qualität von Kundenrezensionen beim Großhändler amazon.de anzuprangern?! Wie armselig und borniert! Dort schreiben vor allem einfache Leute, die immerhin lesen und die dort eine Möglichkeit erhalten, sich zu Büchern und Leseeindrücken zu äußern. Ein Großteil der Beiträge kommt sicherlich schülermäßig daher und manche schreien förmlich zum Himmel in ihrer Unkenntnis und schrägen Kritik. Bestseller warten hierbei nicht selten mit über 5 00 Einzelkritiken auf, ganz große Literatur steht zuweilen ohne einen einzigen Eintrag da. Aber welchen Belesenen sollte das verwundern? Und zuletzt: Es gibt eine ganze Menge Laien und Hobbyrezensenten, deren Texte bei amazon.de höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Lustig, gelehrt und sprachlich elegant erhält der klug Wählende Tipps und zahlreiche Anregungen. Da könnte sich mancher Akademiker in dieser Plattform eine Scheibe abschneiden. Und dass die Verlage Arges befürchten und Autoren Rufmord wittern - für den Literaturmarkt und die Konkurrenz kann das nur gut sein.


Marco Thorek schrieb uns am 04.07.2007
Thema: Stefanie Hoh: Mit beschränkter Haftung

Sehr geehrte Frau Hoh,

da mich der Umgang Amazons mit seinen Rezensenten mittlerweile sehr verwundert, recherchierte ich danach im Internet und stieß dabei auf Ihren Artikel.

Den Wert einiger Rezensionen von Amazon-Kunden haben Sie treffend dargestellt, doch gibt es durchaus auch solche, die einem höheren Anspruch gerecht werden. Wenn Sie danach recherchieren, dürften Sie sie finden.

Ich schreibe Ihnen allerdings aus einem anderen Grund: Der wohl bewußten Manipulation der bei Amazon lesbaren Rezensionen.

Hin und wieder verfasse auch ich für die deutsche Amazon-Webseite eine Rezension. In den letzten 12-18 Monaten wurde es allerdings recht augenscheinlich, daß diese Kundenrezensionen von Dritten beeinflußt werden und entweder positive Kommentare von parteilichen Stimmen verfaßt oder, wie mir nun einige Male passiert, negative Kritiken neutraler Rezensenten von Amazon-Mitarbeitern gelöscht werden, da sich wohl jemand über sie beschwert hat.

Im konkreten Fall ist es mir so ergangen, daß eine meiner kritischen Rezensionen, zum Buch "Familie macht Sinn" von Birgit Kohlhase, nach einigen Wochen verschwand. Darüber erhält man keinen Hinweis und schon gar keine Begründung.

Auf Nachfrage wurde sie wiedereingestellt, da sie "durch einen Fehler" gelöscht worden sei, wurde dann aber doch wieder gelöscht - nun wieder nicht den von den Mitarbeitern anscheinend frei interpretierbaren Richtlinien entsprechend - und auf erneute Nachfrage und nach einer Kürzung durch Amazon wieder eingestellt.

Interessant daran ist, daß diese Version auch wieder gelöscht wurde, nach Rückfrage in der gekürzten Fassung wieder eingestellt wurde, um wieder gelöscht zu werden, da selbst diese Version, wohlgemerkt, die von den Amazon-Mitarbeitern höchst selbst redigierte, nicht den Rezensionsrichtlinien entspräche. Auf Nachfrage wurde auch diese, nach nochmaliger Änderung durch einen Mitarbeiter, wiedereingestellt.

Und, Sie werden es ahnen, wieder gelöscht.

Just in den letzten Tagen ist eine andere meiner Rezensionen, diese zu "Die neue F-Klasse" von Thea Dorn, zusammen mit praktisch allen weiteren kritischen Meinungen zu diesem Buch verschwunden. Eine einzige negative Bewertung steht nun noch da und das vorher kumuliert mit 3 1/2 Sternen bewertete Buch steht nun mit soliden 4 1/2 da - kurz bevor es als Taschenbuch veröffentlicht werden soll.

Ein Schelm, wer dabei böses denkt.

Wenn Sie sich also mit den Rezensionen bei Amazon befassen, dann bitte auch damit, daß Sie ein wichtiges Vermarktungsinstrument darstellen und dementsprechend wohl auch behandelt werden.

Mit freundlichem Gruß

Marco Thorek