Leserbriefe zur Rezension

Mit einem Fuß im Ewigen

Über einige Neuerscheinungen und Wiederauflagen von und zu Emmanuel Lévinas

Von Fabian Kettner


Christoph von Wolzogen schrieb uns am 18.08.2009
Thema: Fabian Kettner: Mit einem Fuß im Ewigen

Fabian Kettner hat recht, Levinas ist ein schwieriger (difficiler) Autor. Und so kommt es, dass jede Generation "ihren" Levinas neu entdecken und er-finden muss. Es stimmt, Bernhard Waldenfels hat auf die Asymmetrie der Beziehung zum Andern hingewiesen; das tut aber schließlich jeder anständige Levinas-Leser, weil es in "Totalität und Unendlichkeit" (dt. Ausgabe, S. 311) unter dem Titel "Die Asymmetrie des Interpersonalen" steht. Levinas' "Sound" hängt übrigens damit zusammen, dass er ein schwieriges Französisch schreibt, das im Deutschen oft so etwas wie Interferenzen erzeugt. Was man also methodisch (!) von seinen Talmud-Studien lernen kann, ist, dass es nie "die richtige", sondern immer nur eine "bessere" bzw. andere Übersetzung seines Denkens gibt. - Deswegen halte ich die Bedenken gegenüber Levinas' "politischer Philosophie" (die es, wie Kettner wohl weiß, eigentlich gar nicht gibt) marginal gegenüber Kettners Bemerkungen zum Talmud, die den Ausgang jeder künftigen Levinas-Interpretation bilden sollten: "Das Judentum ist die Religion, die seinen [Levinas'] philosophischen Ansprüchen genügt und in der Levinas sein Konzept von Philosophie verwirklicht sehen kann. Denn sie kennt kein Dogma; - Dogmen gehen zurück auf Offenbarung und nicht auf Beweise. Die religiöse Gesetzgebung gründet zwar in göttlicher Weisung - bedarf aber ebenso vernünftiger Erklärung. Und so ist die Thora 'nichts anderes als Fragen und Diskussionen. Sie existiert nicht in Gestalt eines mystischen Wortes.' "