Leserbriefe zur Rezension

Papa Ratzis Pflichtlektüre

Karl Gutzkows Riesenroman "Der Zauberer von Rom" handelt von den Irrwegen des religiösen Fundamentalismus. Gerade deshalb kommt seine Neuedition zur rechten Zeit

Von Jan Süselbeck


Josef Bordat schrieb uns am 16.04.2008
Thema: Jan Süselbeck: Papa Ratzis Pflichtlektüre

Lieber Jan,
scheint ein interessantes Buch zu sein, für das Du mit der schönen Rezension wirbst.

Allein der letzte Absatz macht stutzig. Dass bei „uns“ einiges nicht rund läuft: meinetwegen. Nur: Der Zölibat hat nichts mit Fanatismus oder Intoleranz zu tun, sondern (im Verständnis der Katholischen Kirche) mit der Radikalität eines christlichen Lebensstils, bei dem sich sakramentale Kompromisse (hier: Ehe und Priesterweihe) ausschließen – und das ist ein großer Unterschied. Um es mit „Papa Ratzi“ zu sagen. „Es ist notwendig, den tiefen Sinn des priesterlichen Zölibats zu bekräftigen, der zu Recht als ein unschätzbarer Reichtum betrachtet wird. [...] In dieser Wahl des Priesters kommen nämlich in ganz eigener Weise seine Hingabe, die ihn Christus gleichgestaltet, und seine Selbstaufopferung ausschließlich für das Reich Gottes zum Ausdruck. [...] Deshalb reicht es nicht aus, den priesterlichen Zölibat unter rein funktionalen Gesichtspunkten zu verstehen. In Wirklichkeit stellt er eine besondere Angleichung an den Lebensstil Christi selbst dar.“ (Sacramentum Caritatis vom 22.2.2007, Nr. 24). Wenn man das Thema „Generalüberholung des Katholizismus“ also angeht, sollte man nicht darüber sprechen, dass man katholischen Fanatismus beseitigen muss, sondern wie man die christliche Radikalität sichern kann.

Herzliche Grüße, Josef