Leserbriefe zur Rezension
"Alles was ich will, ist, nichts mit euch zu tun haben."
Karl-Eckhard Carius plädiert für eine angemessenere Würdigung Rolf Dieter Brinkmanns
Von Jonas Engelmann
Bernd Mattheus schrieb uns am 04.03.2009 Monument für einen Empörer? |
Jörg Kirschke schrieb uns am 10.02.2011 als Antwort auf einen Leserbrief Zeichen für einen Rebellen - ohne Klischee! |
Matthias Attig schrieb uns am 18.08.2012 als Antwort auf einen Leserbrief Ich stimme der kritischen Bemerkung von Bernd Mattheus zu: In der Errichtung eines Standbildes findet die postume Domestizierung eines Dichters, wie die Kulturindustrie sie betreibt, ihren sichtbarsten Ausdruck. Brinkmann, so scheint mir, gebührt ein Denkmal, das der gesellschaftlichen und kulturpolitischen Vereinnahmung seiner Person und seines Werkes, mit dem er so dezidiert gegen alles Konventionelle angeschrieben hat, einen Riegel vorschiebt. Ein solches Denkmal aber müsste auf die Formen der Collage und Montage, deren verborgene gesellschaftliche Sprengkraft bei Brinkmann stellenweise eine ungeheuerliche Wirkung entfaltet, zurückgreifen, ohne ihren kritischen Impetus abzubremsen; das heißt letztlich, es müsste ein Kunstwerk sein, das sich aller Funktionalisierung entzieht – ein ständiger Stachel im Fleisch der Gesellschaft, die es in Auftrag gab. Diesen Anspruch erfüllt etwa Karl Kollmanns Buch »ausge-schrieben«, das, ohne jeden öffentlichen Auftrag entstanden, dem Andenken des zwischenzeitlich verstorbenen Bernd Mattheus gewidmet ist. Mit Nietzsche gesprochen, verleiht seine offene, bisweilen zersplittert anmutende Schreibweise gleichermaßen der geistigen Physiognomie des Menschen, dem es gewidmet ist, wie der Zeit, in der er lebte, Stil. In diesem Sinne kann man in dem Buch ein Kenotaph erblicken, dem etwas von dem Verstorbenen eingeschrieben ist. |
Matthias Attig schrieb uns am 26.11.2012 Ein Gespräch mit Prof. Karl-Eckhard Carius veranlasst mich, die kritischen Bemerkungen, die ich hier vorgetragen habe, zurückzuziehen; ich habe jetzt verstanden, dass er mit seiner Plastik die Montagetechnik Brinkmanns in einem anderen Medium weiterdenkt und durch solche Transfiguration die gesellschaftspolitische Sprengkraft eines formalen Prinzips nutzbar macht, das nichts weniger als ästhetizistische Spielerei oder Idiosynkrasie, sondern vielmehr kongenialer Ausdruck einer zersplitternden Wirklichkeit ist. Die Plastik soll die Beschädigungen der Gesellschaft im öffentlichen Raum selbst zur Anschauung bringen und sie dabei zugleich produktiv zum Organon der künstlerischen Absicht machen; auf diese Weise wird sie nicht bloß dem Brinkmannschen Erbe, sondern dem Postulat der ästhetischen Integrität, wie es etwa Adorno formuliert, gerecht. Einem solchen Vorhaben zolle ich ausdrücklich Respekt. |