Leserbriefe zur Rezension
Auf überwachsenen Pfaden zu einem großen Autor
Zum 150. Geburtstag von Knut Hamsun
Von Eckart Löhr
Dr. Walter Wehner schrieb uns am 10.08.2009 ausgezeichnet! eine "würdigung", die auch die schattenseiten der biographie nicht ausspart und auf mögliche philosophische wie politische querverbindungen zur ns-ideologie und zur blut-und-boden-literatur hinweist. der autor begründet aber zugleich die ästhetische qualität insbesondere des frühwerks - literarisches können und begrüßung des faschismus schließen sich nicht aus, hamsun ist da nur ein beispiel, man denke an celine in frankreich, an marinetti u.a. in italien und auch an gottfried benn und seine unsäglichen äußerungen und aufsätze. den "fall" hamsun als alters- oder psychatrisches problem abzutun, wäre zu einfach (und falsch), benn freute sich in seinen besten jahren bester gesundheit, was ihn nicht hinderte den neuen staat zu begrüßen, seinen fatalen expressionismusaufsatz zu veröffentlichen und sich über das problem der "züchtung" zu äußern. eine überprüfung auch der eigenen faszination bei der früheren lektüre von hamsun ist nicht nur lohnenswert wegen des werkes, sondern vielleicht auch zur bewußtwerdung, was einen warum begeisterte oder immer noch begeistert. |
Jan Süselbeck schrieb uns am 11.08.2009 als Antwort auf einen Leserbrief Ergänzend sei hier auch noch verwiesen auf Leo Löwenthals berühmte Hamsun-Untersuchung. Hier zeigte der Literatursoziologe, der zu den Nestoren der Kritischen Theorie gehörte, bereits 1934 anhand der Romane des Nobelpreisträgers, warum darin faschistisches Denken propagiert werde: „Wenn in den sentimentalen Anteilen des Naturerlebnisses die Brutalität der Wirklichkeit negiert werden soll, spiegelt sich in der Naturbewunderung auch die gesellschaftliche Brutalität. [...] Die Natur ist nicht nur das Paradigma des Leidens, sondern auch des Großartigen, des Heroischen.“ Das Ende dieser Modell-Analyse Löwenthals gipfelt in dem Befund: „Die Ruhe in der Natur, zu der die bürgerlichen Leserschichten mit Hamsun herüberdämmern möchten, ist bloßer Schein; in der Realität erweist sie sich als Industrie- und Kriegslärm der autoritären Herrschaft.“ |
Eckart Löhr schrieb uns am 13.08.2009 Lieber Herr Dr. Wehner, lieber Herr Dr. Süselbeck, |
Jürgen Neumann schrieb uns am 16.10.2009 Mein Gott, Herr Löhr! |