Leserbriefe zur Rezension

Über das Vortäuschen von Geschichte

In Hartmut Langes Roman „Im Museum“ verschwimmen die Grenzen zwischen gestern und heute

Von Nadine Ihle


Hartmut Lange schrieb uns am 07.04.2011
Thema: Nadine Ihle: Über das Vortäuschen von Geschichte

Liebe Frau Ihle,
Sie haben mein Buch leider nicht verstanden. Hier geht es nicht darum, die Exponate zu kritisieren, sondern: Ein Museum verweist eben über Exponate auf das Phänomen der Vergänglichkeit. Also, Sie können eine Ritterrüstung aufstellen, aber der, der sie getragen hat, bleibt verschwunden. Das Buch addiert also, statt zu kritisieren, einen Erfahrungswert mit hinzu: Den nihilistischen Blick auf die Vergänglichkeit. Dies ist das Erschrecken, daß mich umgetrieben hat. Und: Die Literatur hat ihren eigenen Wahrheitsgrund. Sie müssen also schon erlauben, daß die Poesie etwas anders mit den Dingen verfährt als die Wissenschaft, ein Umstand, der in dem Buch immer und immer wieder erwähnt wird.  Und nochmals: Der Museumsangestellte weiß sehr wohl, was er mit den Kleidungsstücken machen soll. (Seite 33)  Aber das will er gerade verhindern. Sie haben  leider, wie beim Voluntär, die psychische Verfaßtheit der Figuren nie im Blick. Freundliche Grüße, Ihr Hartmut Lange